Die Chroniken der Verbliebenen 1-3: Der Kuss der Lüge / Das Herz des Verräters / Der Glanz der Dunkelheit (eBook)
1697 Seiten
ONE (Verlag)
978-3-7517-7568-7 (ISBN)
Die Chroniken der Verbliebenen von Bestsellerautorin Mary E. Pearson nun auch als bundle
Epische, gefühlvolle Romantasy, mit einer starken Protagonistin im Mittelpunkt
Der Kuss der Lüge:
Lia ist die älteste Tochter im Königshaus von Morrighan. Als sie mit einem fremden Prinzen verheiratet werden soll, flüchtet sie kurzerhand und fängt weit weg vom Palast an, als einfache Arbeitskraft in einer Taverne zu arbeiten. Dort lernt sie zwei Männer kennen, die sie sofort faszinieren. Was sie nicht ahnt: Beide sind auf der Suche nach ihr. Der eine wurde ausgesandt, die Königstöchter zu töten. Der andere ist ausgerechnet jener Prinz, den Lia heiraten soll. Sie fühlt sich zu beiden hingezogen. Und ahnt dabei nicht, in welch großer Gefahr sie schwebt ...
Das Herz des Verräters:
Lia wurde in den Palast von Venda verschleppt, wo sie um ihr Leben fürchten muss. Eine Flucht wäre der einzige Ausweg, scheint jedoch unmöglich. Während Lia im Palast nach neuen Verbündeten sucht, wird sie immer häufiger von der Gabe der Vorsehung heimgesucht. Der Blick in die Zukunft offenbart verstörende Dinge, die nicht nur Lias weiteren Weg, sondern auch das Schicksal des ganzen Volkes von Morrighan beeinflussen könnten. Die Zeit drängt, und Lia muss nicht nur wichtige Entscheidungen treffen, sondern zudem einen Weg finden, um endlich ihrem Gefängnis zu entfliehen.
Der Glanz der Dunkelheit:
Im Abschlussband der Trilogie kann Lia auf ein Leben als Königin an der Seite desjenigen hoffen, den sie liebt. Doch das Schicksal ihres Volkes wiegt schwerer - und so kehrt Lia schweren Herzens nach Morrighan zurück. Auch wenn sie weiß, dass die Entscheidung richtig ist, ihrem Volk zur Seite zu stehen und für ihr Land zu kämpfen, quälen sie doch viele Fragen. Wird sie den verfeindeten Königreichen Frieden bringen? Wie soll sie in den Schlachten bestehen? Und kann es für sie ein Happy-end in der Liebe geben?
<p><strong>Mary E. Pearson</strong>ist Autorin von YA- und Belletristikromanen. Mit den<strong>CHRONIKEN DER VERBLIEBENEN</strong>hat sie sich weltweit in die Herzen der Fans geschrieben. Auch die Bücher<i><b>DANCE OF THIEVES/VOW OF THIEVES</b></i>sind auf Deutsch bei ONE erschienen.</p>
Kapitel 1
H EUTE WAR DER T AG , an dem tausend Träume sterben mussten und ein einziger geboren wurde.
Der Wind wusste es. Es war der erste Juni, aber kalte Böen verbissen sich so heftig wie im tiefsten Winter in die Festung oben auf dem Hügel. Sie rüttelten fluchend an den Fenstern und fuhren mit warnendem Raunen durch zugige Hallen. Es gab kein Entrinnen vor dem, was kommen sollte.
Unaufhaltsam rückte die Stunde näher. Ich verschloss die Augen vor diesem Gedanken, doch ich wusste genau, dass der Tag bald in zwei Teile zerfallen würde. Für immer würde er mein Leben in ein Davor und ein Danach aufspalten, und zwar mit einem raschen Handstreich, an dem ich ebenso wenig etwas würde ändern können wie an der Farbe meiner Augen.
Ich stieß mich vom Fenster ab, in meine eigene Atemwolke gehüllt, und überließ die endlosen Hügel von Morrighan ihren eigenen Sorgen. Es wurde Zeit, mich meinem großen Tag zu stellen.
Die Zeremonien liefen ab, wie es bestimmt war, und die rituellen Handlungen waren haargenau so vorbereitet, wie es geschrieben stand – als Vermächtnis der Größe Morrighans und der Verbliebenen, der das Königreich entsprungen war. Ich wehrte mich nicht. Zu diesem Zeitpunkt war ich längst wie betäubt, aber dann kam der Mittag, und mein Herz raste wieder, als ich dem letzten jener Schritte ins Auge blickte, der das Hier vom Dort trennte.
Ich lag nackt mit dem Gesicht nach unten auf einem steinharten Tisch, den Blick auf den Boden unter mir gerichtet, während Fremde mit stumpfen Messern über meinen Rücken schabten. Ich verharrte absolut reglos, obwohl ich wusste, dass die Messer, die über meinen Rücken strichen, von umsichtigen Händen geführt wurden. Jenen, welchen sie gehörten, war sehr wohl bewusst, dass ihr Leben von ihrer Geschicklichkeit abhing. Absolute Bewegungslosigkeit half mir, die Scham über meine Blöße zu verbergen, während mich diese fremden Hände berührten.
Pauline war immer in der Nähe geblieben und beobachtete uns wahrscheinlich mit besorgtem Blick. Ich konnte sie nicht sehen, sondern nur den Schieferboden unter mir. Mein langes dunkles Haar hing in einem wirbelnden schwarzen Tunnel rund um mein Gesicht herab und blendete die ganze Welt aus – abgesehen von dem rhythmischen Kratzen der Messer.
Das letzte Messer fuhr tiefer an meinem Rücken hinab und schabte über die zarte Kuhle genau über meinem Gesäß. Ich kämpfte gegen den Impuls an zurückzuschrecken, doch schließlich zuckte ich doch. Ein kollektives Stöhnen lief durch den Raum.
»Lieg still!«, mahnte meine Tante Cloris.
Ich spürte die Hände meiner Mutter an meinem Kopf; sie liebkosten mich sanft. »Nur noch ein paar Linien, Arabella. Das ist alles.«
Obwohl ihre Worte als Trost gemeint waren, sträubte sich alles in mir gegen meinen offiziellen Namen, auf dessen Verwendung meine Mutter pochte – jenen ererbten Namen, den schon so viele vor mir getragen hatten. Ich wünschte, dass sie wenigstens an meinem letzten Tag in Morrighan alle Förmlichkeit fahren lassen und den Namen benutzen würde, den ich bevorzugte. Den Kosenamen, den meine Brüder gebrauchten und der einen meiner vielen Namen auf seine letzten drei Buchstaben abkürzte. Lia. Ein einfacher Name, der wirklich zu mir passte.
Das Schaben endete. »Es ist vollbracht«, erklärte der Erste Künstler. Die anderen murmelten zustimmend.
Ich hörte das Klappern eines Tabletts, das auf dem Tisch neben mir abgestellt wurde und den überwältigenden Duft von Rosenöl verströmte. Füße schlurften umher und fanden sich in einem Kreis zusammen – meine Tanten, Mutter, Pauline, andere, die bestellt worden waren, um dem Ritus beizuwohnen. Murmelnd wurden Gebete gesungen. Ich beobachtete, wie die schwarze Robe des Priesters an mir vorüberzog, dann erhob sich seine Stimme über die anderen, während er warmes Öl auf meinen Rücken träufelte. Die Künstler rieben es ein, wodurch ihre geübten Finger die zahllosen Traditionen des Hauses Morrighan versiegelten. Sie fixierten jene Versprechen, welche auf meinen Rücken geschrieben worden waren. Diese wiederum kündeten von den Verbindlichkeiten des heutigen Tages und versicherten, dass sie auch an jedem kommenden Tag gelten würden.
Sie sind voller Hoffnung, dachte ich bitter, während mein Verstand die geordneten Bahnen verließ und die anstehenden Aufgaben zu ordnen versuchte – jene Aufgaben, die nur in mein Herz und nicht auf ein Stück Papier geschrieben waren. Ich hörte kaum, was der Priester von sich gab. In einem monotonen Singsang sprach er von ihrer aller Bedürfnissen, aber nicht von meinen.
Ich war erst siebzehn. Hatte ich denn kein Recht auf meine eigenen Träume für die Zukunft?
»Und für Arabella Celestine Idris Jezelia, Erste Tochter des Hauses Morrighan, die Früchte ihres Opfers und die Segnungen des …«
Er schwadronierte weiter und weiter, und bei den endlosen vorgeschriebenen Segnungen und Sakramenten schwoll seine Stimme immer mehr an, bis sie den ganzen Raum beherrschte. Als ich schon dachte, ich könnte es nicht mehr ertragen, weil seine Worte mir die Luft abschnürten, hielt er inne. Einen gnädigen, süßen Augenblick lang erfüllte nichts als Stille meine Ohren. Ich holte wieder Luft, und dann wurde der Schlusssegen erteilt.
»Denn die Königreiche erstanden aus der Asche der Menschen und wurden aus den Knochen der Verlorenen errichtet, und dorthin werden wir zurückkehren, wenn der Himmel es will.« Er hob mein Kinn mit einer Hand, und mit dem Daumen der anderen bestrich er meine Stirn mit Asche.
»So geschehe es dieser Ersten Tochter des Hauses Morrighan«, vollendete meine Mutter, wie es die Tradition verlangt, und wischte die Asche mit einem ölgetränkten Lappen ab.
Ich schloss die Augen und senkte den Kopf. Erste Tochter. Segen und Fluch zugleich. Und wenn die Wahrheit ans Licht kam, war ich auch eine Betrügerin.
Meine Mutter legte mir eine Hand auf die Schulter. Meine Haut brannte unter ihrer Berührung. Ihr Trost kam zu spät. Der Priester sprach ein letztes Gebet in ihrer Muttersprache, ein Schutzgebet, das seltsamerweise nicht Tradition war. Als er zum Ende gekommen war, zog sie die Hand wieder weg.
Es wurde noch mehr Öl vergossen, und ein leiser, spukhafter Gebetssingsang hallte durch die kalte Steinkammer, während der Rosenduft schwer in der Luft und in meinen Lungen lastete. Ich atmete tief durch. Trotz meiner Lage genoss ich diesen Teil – das heiße Öl und die warmen Hände, die Knoten weich massierten, welche sich seit Wochen in meinem Rücken verhärtet hatten. Die samtige Wärme nahm der mit Zitrone angemischten Farbe die saure Schärfe, und der blumige Duft entführte mich für einen Augenblick in einen verborgenen Sommergarten, in dem mich niemand finden würde. Wenn es nur so einfach wäre.
Aber auch dieser Schritt wurde für vollbracht erklärt, und die Künstler traten von ihrem Werk zurück. Geräuschvolles Luftholen erklang, als das Ergebnis auf meinem Rücken zur Begutachtung freigegeben wurde.
Ich hörte jemanden näher rücken. »Ich könnte mir vorstellen, dass er ihrem Rücken gar nicht besonders lange Beachtung schenken wird, wenn er den ganzen Rest sehen kann.« Ein Kichern lief durch die Kammer. Tante Bernette hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen, nicht einmal wenn ein Priester im Raum und ein Protokoll einzuhalten war. Mein Vater behauptete, ich hätte meine vorlaute Zunge von ihr, obwohl ich heute ermahnt worden war, sie zu zügeln.
Pauline nahm meinen Arm und half mir beim Aufstehen. »Eure Hoheit«, sagte sie, als sie mich in ein weiches Laken hüllte, um das letzte bisschen Würde, das mir noch blieb, zu bewahren. Wir wechselten einen raschen, wissenden Blick, der mir Kraft gab, dann führte sie mich zu dem großen Spiegel und reichte mir einen kleinen Handspiegel, damit auch ich das Ergebnis betrachten konnte. Ich strich mein Haar zur Seite und ließ das Laken so weit fallen, dass ich bis auf meinen unteren Rücken sah.
Die anderen erwarteten schweigend meine Reaktion. Ich unterdrückte den Drang, nach Luft zu schnappen. Diese Genugtuung wollte ich meiner Mutter nicht gönnen, aber ich konnte nicht leugnen, dass mein Hochzeitskavah vorzüglich gelungen war. Es versetzte mich tatsächlich in Ehrfurcht.
Sogar das hässliche Wappen des Königreichs Dalbreck war erstaunlich schön geworden: Der knurrende Löwe auf meinem Rücken war gezähmt, und komplizierte Muster fassten anmutig seine Klauen ein; die verschlungenen Reben Morrighans umrankten ihn elegant und ergossen sich in einem V meinen Rücken herab, bis die letzten zarten Verästelungen sich wirbelnd an die sanfte Ausbuchtung meines unteren Rückens schmiegten. Dem Löwen war Ehre zuteilgeworden, und doch hatte man ihn auf kluge Weise gebändigt.
Es schnürte mir die Kehle zu, und meine Augen begannen zu brennen. Es war ein Kavah, das mir hätte gefallen können … Ich hätte stolz sein müssen, es tragen zu dürfen, doch nun schluckte ich und stellte mir vor, wie der Prinz ehrfürchtig glotzen würde, wenn die Gelübde gesprochen waren und der Hochzeitsumhang fiel. Die lüsterne Kröte. Aber ich zollte den Künstlern den verdienten Respekt.
»Es ist vollkommen. Ich danke euch, und ich habe keinen Zweifel daran, dass im...
Erscheint lt. Verlag | 1.12.2024 |
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Übersetzer | Barbara Imgrund |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | All Age • arranged marriage • Booktok • Bücher ab 14 Jahre • Bundle • chosen one • Chroniken der Verbliebenen • enemies to lovers • Fantasy • female empowerment • Große Gefühle • Jugendbuch • Junge Erwachsene • Lia • Morrighan • Prinzessin • Sammelband • Slow Burn • YA |
ISBN-10 | 3-7517-7568-4 / 3751775684 |
ISBN-13 | 978-3-7517-7568-7 / 9783751775687 |
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Größe: 6,6 MB
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