Legacy of Stars 1: Gezeichnetes Schicksal (eBook)
400 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61093-2 (ISBN)
Dana Müller-Braun wurde Silvester '89 in Bad Soden im Taunus geboren. Geschichten erfunden hat sie schon immer - mit 14 Jahren fing sie schließlich an ihre Fantasie in Worte zu fassen. Als das Schreiben immer mehr zur Leidenschaft wurde, begann sie Germanistik, Geschichte und Philosophie zu studieren. Wenn sie mal nicht schreibt, baut sie Möbel aus alten Bohlen, spielt Gitarre oder verbringt Zeit mit Freunden und ihrem Hund.
Dana Müller-Braun wurde Silvester '89 in Bad Soden im Taunus geboren. Geschichten erfunden hat sie schon immer – mit 14 Jahren fing sie schließlich an ihre Fantasie in Worte zu fassen. Als das Schreiben immer mehr zur Leidenschaft wurde, begann sie Germanistik, Geschichte und Philosophie zu studieren. Wenn sie mal nicht schreibt, baut sie Möbel aus alten Bohlen, spielt Gitarre oder verbringt Zeit mit Freunden und ihrem Hund.
KAPITEL 1
Mit leisen Schritten schleiche ich durch die Gassen von Asher. Ich habe keine Ahnung, warum ich mich wie eine Diebin oder ein Kind benehme, das hier zu später Stunde nicht draußen sein darf. Aber das Gefühl, beobachtet zu werden, lässt mich nicht los, also sehe ich mich nervös um. Normalerweise ist es bereits Mitternacht, wenn ich nach Ende meines Arbeitstages das übrig gebliebene Essen ins Waisenhaus gebracht habe. Heute war im Burgfried allerdings so wenig los, dass ich noch Zeit bis zur Nachtruhe habe. Und die werde ich in einer Schenke verbringen – in einer, in der nicht ich die Bedienung bin. Einfach nur, um mal etwas anderes zu sehen als das, was ich täglich zu Gesicht bekomme. Als ich allerdings nach einem weiteren prüfenden Blick die Straße hinunter in die Schenke eintrete, wird mir relativ schnell klar, dass das hier nichts anderes ist. Wie auch im Burgfried wird der niedrige Raum von Rauch und lauten Stimmen erfüllt. Die Luft ist stickig und der drückende Gestank nach Alkohol und Tabak beinahe vertraut.
In der Ecke sitzt ein Mann und spielt Lieder auf der Klampfe. Etwas, das es im Burgfried nicht gibt, weil Murra Musik nicht mag. Ansonsten ist auch die Einrichtung ziemlich ähnlich. Die Wände bestehen aus Lehm und Ziegelsteinen, so wie auch die Decke, von der metallene Kronleuchter herunterhängen, an denen Kerzen flackern. Immer wieder tropft etwas von dem Wachs auf die alten Holztische darunter, an denen Männer und Frauen sitzen und Krüge mit Soetbeer trinken. Sie sind nicht ganz so edel angezogen wie die Adeligen, die auf dem Weg in die Hauptstadt Nastras bei Murra einen Trunk nehmen wollen, und benehmen sich ausgelassener. Einige der Frauen sitzen auf dem Schoß der Männer. Ich steuere den Schanktisch an und warte, bis eine junge Frau zu mir tritt. Nachdem ich mir einen Met bestellt habe, steuere ich einen Tisch in der hintersten Ecke an. Als ich mich hingesetzt habe, prüfe ich noch einmal meine innere Barriere.
Viel hat mir Mutter nicht über mein Erbe und meine Mächte beigebracht. Nur das eine: Ich musste lernen, wie ich mein Licht vor anderen verberge. Es ist zwar nicht so, dass jeder das Licht von Asteria sehen kann, aber die Gefahr, auf einen Fengari zu treffen, ist allgegenwärtig. Innerlich fahre ich die Barriere entlang, prüfe, dass es keine Risse oder Schwachstellen gibt.
Als ein Mann an meinen Tisch tritt, werde ich so heftig aus meinen Gedanken gerissen, dass ich erschrocken mein Glas zurückziehe und etwas von dem dunkelroten Met auf mein altes, braunes Kleid tropft.
»Ich wollte Euch nicht erschrecken«, sagt er und hält mir eine Stoffserviette entgegen. Ohne ihn anzusehen, lehne ich ab, damit er nicht auf die Idee kommt, mir Gesellschaft zu leisten. »Ich habe lediglich bemerkt, dass Ihr allein hier seid.«
Genervt ziehe ich die ranzige Luft durch meine Nase ein und hebe dann doch den Blick. Er ist recht stattlich, seine Augen sind allerdings bereits rot unterlaufen. Auch seine Haltung deutet darauf hin, dass er längst einige Mets zu viel hatte.
»Ich warte hier auf jemanden«, lüge ich.
»Ich könnte Euch Gesellschaft leisten, bis Eure angebliche Begleitung erscheint.« Demonstrativ suchend sieht er sich um. »Allerdings sehe ich niemanden.«
Kurz schließe ich die Lider und balle meine Hand unter dem Tisch zur Faust. Ruhig bleiben, Shedir. »Danke, nein.«
Es ist nicht so, als wäre ich hergekommen, um allein zu sein. Im Gegenteil. Vermutlich habe ich gehofft, jemanden zu treffen, mit dem ich Spaß haben kann. Jemanden, der mich diese Welt und all die Bilder, die ich tagein, tagaus zu sehen bekomme, vergessen lässt. Auch wenn das damit verbunden ist, dass ich mich konzentrieren muss, um meine Kraft zu unterdrücken. Aber ich weiß relativ schnell, wem ich nah kommen will und wem nicht. Und dieser Kerl hier passt nicht in mein Schema. Mila würde sagen, dass ich ihn nicht riechen kann. Vielleicht liegt es daran. Auch wenn er viel zu weit weg steht, als dass ich wirklich an ihm schnuppern könnte.
Trotz meiner Ablehnung zieht er den Stuhl nach hinten und will sich gerade setzen, als ich mich vorbeuge und ihn fest ansehe. »Ich sagte Nein.«
»Das hier ist ein freier Platz in einer freien Schenke.«
Wütend verdrehe ich die Augen und will mich erheben, um mich an den Tresen zu setzen, da erscheint ein anderer junger Mann hinter dem betrunkenen Kerl.
»Entschuldige, dass ich so spät bin«, sagt er und greift nach der Stuhllehne. Sofort lässt der andere Mann los und sieht seinen Gegenspieler mit erhobenen Brauen an.
»Man sollte eine Dirne nicht allein in einer Schenke warten lassen.«
»Nenn sie noch einmal Dirne und du wirst nie wieder auch nur irgendeine Schenke aufsuchen können«, knurrt er und funkelt ihn böse an. Seine Augen sind fast silbrig glänzend.
Zum Glück sieht der Kerl seine Niederlage ein und zieht sich zurück. Der junge Mann setzt sich mir gegenüber und ich mustere ihn, während er das Gleiche zu tun scheint. Seine schmalen Lippen, die gerade Nase und diese silbrigen Augen, die von dichten schwarzen Wimpern und dunklen Haaren umrahmt werden. Seine Statur ist groß und drahtig. Er passt in mein Schema.
Und wenn ich seinen Blick richtig deute, tue ich das ebenfalls.
»Danke«, sage ich und trinke von meinem Met.
»Willst du heute Abend Gesellschaft?«, fragt er geradeheraus.
Ich nicke.
»Gut, dann hole ich noch Getränke.« Er erhebt sich und geht zum Schanktisch, wo die Schankdame umgehend zwei andere Gäste stehen lässt, um ihn zu bedienen. Als er wiederkommt, stellt er mir einen weiteren Met hin, setzt sich und nippt an dem Whiskey, den er sich bestellt hat. »Wo kommst du her?«, fragt er und sieht sich kurz um, bevor mich sein silbriger Blick wieder trifft.
Ich kann es nicht abstreiten. Er sieht verdammt gut aus und besitzt diese mächtige, fast düstere Aura, die ich schlichtweg ansprechend finde. Mila sagt immer, dass man sich für das, was man anziehend findet, nicht schämen muss. Und vor allem nicht rechtfertigen. Also versuche ich das gar nicht erst.
»Hier aus Asher«, antworte ich, auch wenn ich jetzt nicht mehr hier lebe. Genau genommen gibt es für das, wo ich lebe, keine Bezeichnung außer Burgfried. Und das klingt ziemlich erbärmlich. »Woher stammst du?«
»Aus Nastras. Aber da bin ich nicht oft. Nastras ist langweilig.«
Ich verziehe den Mund. Vielleicht mag es für diejenigen, die dort leben, langweilig sein. Ich hingegen wünsche mir bereits mein ganzes Leben, auch nur ein einziges Mal durch die Gassen unserer Hauptstadt gehen zu dürfen.
»Spielst du gerne?«, wechselt er das Thema und beugt sich ein wenig vor. Sein Mundwinkel zuckt anzüglich. Mein Puls beschleunigt sich.
»Das tue ich, ja«, sage ich langsam und verenge meinen Blick auf diese anrüchige Art. Ich kenne meinen Körper und ich weiß genau, was ich tun muss, um Männern zu zeigen, was ich will.
»Dann spielen wir ein Spiel«, raunt er und leckt sich über seine Lippen. »Ich weiß, warum du hier bist. Du hast es bereits ausgestrahlt, als du diesen Raum betreten hast. Fast als würdest du etwas Verbotenes tun.« Es ist wirklich etwas Verbotenes oder eher etwas Gefährliches, denn immerhin besteht jederzeit die Möglichkeit, dass ich meine Barriere nicht aufrecht halte und enttarnt werde. Aber das kann er nicht wissen.
»Und warum bin ich hier?«, will ich herausfordernd wissen und frage mich, ob das bereits das Spiel ist.
»Du bist hier, um mit jemandem zu schlafen. Und du hast mich auserwählt.«
»Ach, habe ich das?« Ich setze ein liebliches Lächeln auf und funkle ihn herausfordernd an. Seine Augen leuchten.
»Hast du. Ich weiß, wie mich Frauen ansehen, wenn sie mich vögeln wollen. Abgesehen davon sieht mich fast jede Frau so an.«
»Ist das noch Selbstbewusstsein oder pure Arroganz?«, hake ich lächelnd nach.
»Eine Mischung aus beidem und Erfahrung, würde ich sagen.«
Ich zucke mit den Schultern. »Was für ein Spiel spielen wir also?«
»Meine Wenigkeit schläft nur mit Frauen, die ich auch kenne. Also lernen wir uns kennen. Wir stellen uns Fragen und müssen ehrlich antworten. Aber die Fragen müssen besonderer Art sein.«
»Nenn mir ein Beispiel«, entgegne ich, lehne mich nach hinten und lasse das Glas in meiner Hand kreisen, nachdem ich einen großen Schluck genommen habe. Die Wahrheit kann für jemanden wie mich den Tod bedeuten.
»Warum ich und nicht er?«, fragt er und deutet auf den Kerl, der es zuvor bei mir versucht hat.
»Ich konnte ihn nicht riechen«, antworte ich mit einem Grinsen.
»Die Antworten müssen ein wenig ausführlicher sein«, tadelt er mich mit einem schelmischen Lächeln.
»Er ist nicht die Art Mann, die ich anziehend finde. Sein Bart ist zu lang und seine Augen sahen nicht ehrlich aus. Vielleicht, weil er betrunken war, aber sie sind nicht ansatzweise so besonders wie deine. Außerdem hat er nicht diese anziehende Arroganz ausgestrahlt, die du an den Tag legst. Und das gefällt mir.«
»Das nenne ich mal ehrlich.« Anerkennend verzieht er den Mund.
»Ich bin an der Reihe. Warum hast du dich eingemischt?«
»Weil ich bereits, als du die Schenke betreten hast, entschieden habe, dass ich es sein werde, den du dir krallst. Leider hast du nicht einmal einen Seitenblick auf mich geworfen.« Er deutet auf den Tisch schräg hinter mir. »Dort habe ich gesessen.«
»Und warum …«
»Ich bin dran«, unterbricht er mich und hebt einen Mundwinkel....
Erscheint lt. Verlag | 24.10.2024 |
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Reihe/Serie | Legacy of Stars |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Booktok • enemies to lovers fantasy • fallende-Sterne • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • High Fantasy Liebesroman • impress ebooks • impressfantasy • Intrigen am Königshof • Königsfamilie • Magie Sterne • New Adult Romantasy • Romantasy Bücher • Royale Fantasy Jugendliche • Sternenbilder • TikTok |
ISBN-10 | 3-646-61093-X / 364661093X |
ISBN-13 | 978-3-646-61093-2 / 9783646610932 |
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