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Zeig uns, wer du bist -  Elle McNicoll

Zeig uns, wer du bist (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
300 Seiten
Atrium Verlag AG Zürich
978-3-03792-238-5 (ISBN)
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Cora fällt es schwer, neue Freundschaften zu schließen. Bis sie Adrien kennenlernt. Adrien hat ADHS und ist anders als andere, doch ihm scheint das nichts auszumachen. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt Cora, was es bedeutet, richtig Spaß zu haben. Dabei erhält sie Einblicke in die Firma von Adriens Vater, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mithilfe von künstlicher Intelligenz verstorbene Menschen als Hologramme nachzubilden. Als Adrien nach einem tragischen Unfall vorübergehend ins Koma fällt, bekommt Cora die Chance, ihren besten Freund als Hologramm wiederzusehen. Doch das ist nicht der Adrien, den sie kennt! Cora merkt, was wirklich hinter den Plänen des Unternehmens steckt, und muss all ihren Mut zusammennehmen, um das Richtige zu tun.

Elle McNicoll kommt ursprünglich aus Schottland und lebt inzwischen in London. Sie arbeitete als Lektorin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Ihr Debüt Wie unsichtbare Funken, der den Waterstones Book Prize of the Year gewann, wurde auf Anhieb zum Bestseller.

Elle McNicoll kommt ursprünglich aus Schottland und lebt inzwischen in London. Sie arbeitete als Lektorin, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Ihr Debüt Wie unsichtbare Funken, der den Waterstones Book Prize of the Year gewann, wurde auf Anhieb zum Bestseller.

Kapitel eins


Die gefürchtete Party in Knightsbridge


Ein paar Monate zuvor


»Ich verstehe nicht, warum ich mit euch beiden dahin muss«, sage ich und werfe meinem großen Bruder Gregor und meinem Dad böse Blicke zu, als sie mich aus dem Haus und in unser klappriges altes Auto scheuchen.

»Da gibt es so etwas, das nennt sich das Gesetz, Cora«, sagt Dad heiter und schiebt mich auf den Rücksitz, während Gregor hektisch sein Spiegelbild im Rückspiegel checkt. »Mir ist es nicht gestattet, dich allein zu Hause zu lassen. Besonders nicht nach der Geschichte mit dem Toaster.«

»Der Typ von der Feuerwehr hat gesagt, so was passiert dauernd. Und abgesehen davon lässt du mich doch sowieso den ganzen Sommer lang allein durch London herumlaufen«, wende ich ein.

Der Motor springt an, wir setzen zurück auf die Straße und machen uns auf den Weg in den noblen Teil der Stadt. »Das ist viel gefährlicher als bei uns zu Hause, die Leute fahren heutzutage alle wie die Irren.«

»Was du nicht sagst«, murmelt Gregor, als Dad über eine Bodenschwelle heizt, sodass mein Bruder und ich uns verzweifelt an unsere Sitze klammern.

Die abendlichen Lichter der Stadt sind mir viel zu grell, besonders nach einem so grauenhaften Schultag wie heute. Ich schließe die Augen, schnipse mir die Anspannung aus den Fingern. Ich bin nicht in der Stimmung, für die anderen eine Maske aufzusetzen und so zu tun, als würden mich all die langweiligen Dinge interessieren, die die Erwachsenen von sich geben.

Bald dreizehn. Meine Güte, schon ein richtig großes Mädchen. Tut mir so leid mit deiner Mutter, wir haben davon gehört.

Nein danke.

Schon bald streiten Dad und Gregor darüber, wo wir parken sollen, und mir wird klar, dass wir fast da sind. Als wir die Eingangstreppe eines unglaublich hohen, aber sehr schmalen Hauses erreichen, legt Gregor mir ein hastig verpacktes Geschenk in die Hände. An den Türknauf sind ein paar Luftballons gebunden.

»Wer hat denn Geburtstag?«, zische ich, als Gregor auf die Klingel drückt.

»Der Sohn meines Chefs. Er ist in deinem Alter. Gib das Geschenk einfach dem Dienstmädchen.«

»Dem Dienstmädchen

Mit einem Ruck geht die schwarze Eingangstür auf, und vor uns steht … ein Dienstmädchen wie aus dem Bilderbuch. Aber sie sieht erschöpft und alles andere als begeistert aus. Hinter ihr sind Musik und Gespräche zu hören, überall sind Menschen. Ich halte ihr das Geburtstagsgeschenk hin. Mit einem Seufzer nimmt sie es entgegen und fügt es einer riesigen Pyramide von aufwendig verpackten Kartons hinzu.

Wir folgen ihr nach drinnen, und sie nimmt uns die Mäntel ab. Dad und Gregor tragen beide Anzüge. Sie sehen darin aus wie zwei sehr nervöse Pinguine.

»Gregory!«

Dass dies nicht sein Name ist, scheint meinen Bruder nicht zu stören, er hetzt davon und lässt mich und Dad in der Eingangshalle zurück. Unruhig fährt sich Dad mit den Händen über die Jackenaufschläge, während ich das unfassbar vornehme Haus in Augenschein nehme.

Ich habe Angst, irgendetwas zu berühren; es ist wie in einem Museum.

»Und wer magst du sein?«

Ich sehe zu einer großen, gertenschlanken Frau auf, mit langen eisblonden Haaren, die anmutig die Treppe hinunterschreitet. Mit einem breiten Lächeln streckt sie mir die Hand entgegen.

Das sind so Augenblicke, in denen ich keine Ahnung habe, was die Leute von mir erwarten: Will sie, dass ich ihre Hand halte? Oder soll ich sie schütteln?

Vorsichtig strecke ich ihr meine Hand entgegen, und ihre Armbänder klimpern, als sie danach greift, sie drückt.

»Bist du eine Freundin von Adrien?«, fragt sie gespannt.

»Nein. Ich bin Cora Byers. Mein Bruder arbeitet für Mr Hawkins.«

»Und Mr Hawkins war äußerst unhöflich dir und deinem Vater gegenüber, wenn er deinen Bruder einfach so entführt hat. Schließlich kennt ihr hier ja keine Menschenseele«, sagt sie und schenkt Dad ein strahlendes Lächeln.

Sie hält immer noch meine Hand.

»Ja«, bestätige ich unverblümt.

Sie lacht.

»Dann komm mal mit mir mit, Liebes«, sagt sie und führt mich durch das Gewimmel von Menschen, die uns gar nicht beachten. »Leider ist unter den Gästen kaum jemand in deinem Alter.«

»Oh.« Ich sage ihr nicht, dass es mir in Wahrheit gar nichts ausmacht, für mich zu sein.

Wir erreichen, was wohl die Hintertür sein muss, und sie lässt endlich meine Hand los.

»Dann guck mal, ob du das Geburtstagskind findest«, sagt sie und nimmt einen großen, golden glänzenden Schlüssel von einem Haken an der Wand, den sie mir reicht. Verwirrt blicke ich darauf runter und schaue dann wieder zu ihr hoch, aber sie ist schon verschwunden.

Die Hintertür steht offen, also weiß ich nicht, wozu ich den Schlüssel brauche, bis ich nach draußen trete.

Als ich die Steinstufen hinuntergehe, taucht er vor mir auf: Hinter einem hohen schmiedeeisernen Tor, über das die Baumwipfel ragen, liegt ein riesiger verborgener Garten. Langsam bewege ich mich darauf zu, sehne mich nach dem Alleinsein und der Stille dort. Ich kann diese Menschenmassen nicht ausstehen, den Lärm, die vielen Reize.

Was für ein Luxus so ein Garten ist! Ich wünschte, wir hätten auch einen.

Mit dem Schlüssel habe ich das Tor schnell aufgeschlossen und bin drin, behütet von den Bäumen um mich herum.

Gerade fange ich an, mich zu entspannen, als ich ein Kribbeln spüre.

Jemand verfolgt mich.

Weil ich regelmäßig Stress kriege, wenn ich in den Schulfluren unterwegs bin, habe ich einen sechsten Sinn entwickelt. Wenn mich jemand beobachtet oder über mich spricht, weiß ich das. Ich kann die ungewollte Aufmerksamkeit im Nacken spüren.

Ich gehe weiter, umklammere den Schlüssel, presse ihn gegen meinen Bauch. Vielleicht liegt es an dem schrecklichen Schultag, aber Wut schießt in mir hoch.

Ich habe es satt, ständig als Sensation betrachtet zu werden.

Hinter mir höre ich ein leises Knirschen. Ich wirbele herum, stoße mit dem Arm gegen eine verschwommene Gestalt und schubse sie.

Die Gestalt fällt zu Boden, zieht mich mit sich. Der Schlüssel landet neben dem Kiesweg im Gras.

»Hey!«

Mein Arm drückt gegen das Schlüsselbein eines Jungen. Er ist in meinem Alter oder vielleicht ein bisschen älter. Erst prustet er und fängt dann lauthals an zu lachen.

»Warum schleichst du mir nach?«, schnauze ich ihn an.

»Warum bist du so stark?«, entgegnet er und kann nicht aufhören zu lachen.

»Du spionierst mir nach!«

»Ja, genau«, schnaubt er, als ich ihn loslasse. Er setzt sich auf, lacht immer noch. »Du bist vom Tor den Weg entlanggegangen, echt aufregend.«

»Wer bist du?«

»Du bist in meinem Garten, also solltest du mir sagen, wer du bist.«

Ich sehe ihn mir gründlich an: groß, aber nicht schlaksig und eindeutig in meinem Alter. Dunkle Locken und eine Nase, die etwas zu groß für sein Gesicht ist. Seine Augen strahlen geradezu vor Lachen, und das ist verdächtig. Die Jungs in der Schule haben angefangen, richtig gemein zu gucken. Sein Blick ist ganz anders.

Ich funkle ihn an. »Du bist Adrien Hawkins.«

Er zeigt mit dem Finger direkt auf mich. »Messerscharf kombiniert.«

Ich schiebe seinen Finger weg. »Na gut. Herzlichen Glückwunsch. Dein Geschenk ist im Haus.«

»Du hast mir ein Geschenk mitgebracht?«

»Na klar.«

»Ausgesprochen nett von dir, einem völlig Fremden etwas zu schenken.«

Er redet nicht wie die anderen Jugendlichen in unserem Alter. Und auch nicht wie die Erwachsenen, die ich kenne. All meine eingeübten und vorbereiteten Floskeln passen nicht zu dem, was er sagt, also hebe ich einfach den Schlüssel auf und gehe ans andere Ende des geheimen Gartens, auf etwas zu, das aussieht wie Tennisplätze.

Er hält mit mir Schritt. »Gehst du zur Schule?«, will er wissen.

»Natürlich gehe ich zur Schule«, murmele ich.

»Ich nicht.«

»Ja, das passt«, antworte ich und mustere ihn von oben bis unten.

»Warum?«

»Ich weiß auch nicht.« Ich puste mir die Haare aus den Augen. »Du bist jedenfalls nicht … kaputt.«

Er lacht in sich hinein. »Ja. Mum hat...

Erscheint lt. Verlag 11.9.2024
Übersetzer Barbara König
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ADHS • AI • Außenseiter • Autismus • Ferien • Freundschaft • John Green • KI • Künstliche Intelligenz • Neue Technologien • Neurodiversität • Schule • Selbstakzeptanz • Verlust
ISBN-10 3-03792-238-9 / 3037922389
ISBN-13 978-3-03792-238-5 / 9783037922385
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