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Everything we left unsaid (eBook)

Ein gefühlvoller Jugendroman über die Frage: Wie viele Geheimnisse hält eine Familie aus?
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Arena Verlag
978-3-401-81092-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Everything we left unsaid -  Kathrin Lange
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Nicht zu wissen, ist manchmal schwerer zu ertragen als zu wissen Familie bedeutet für Isa: sie, ihr Vater, ihr jüngerer Bruder Ben und ihre Pflegegeschwister Alexander und Sera. Mehr braucht sie nicht. Doch dann verschwindet Ben auf der Suche nach ihrer Mutter in der Provence, und für Isa steht fest, dass sie verhindern muss, dass ihre Mutter die Familie noch einmal zerstört. So, wie Adéle es schon einmal getan hat, als sie vor vielen Jahren einfach abgehauen ist. Um Ben zu finden, muss Isa sich jedoch den Geheimnissen ihrer Familie stellen. Geheimnisse, die nicht nur die verwirrenden Gefühle zwischen Alexander und ihr bedrohen, sondern auch dazu führen, dass Isa alles infrage stellen muss, was sie über sich selbst und ihr Leben zu wissen glaubte ... Hochemotional zeigt Kathrin Lange, dass Familie das ist, was man gemeinsam daraus macht und wie wir selbst bestimmen können, wer wir sind.

Kathrin Lange, geboren 1969, arbeitete als Verlagsbuchhändlerin und Mediendesignerin, bevor sie 2005 das Schreiben zu ihrem Beruf machte. Seither ist sie für ihre Thriller und fantastischen Jugendbücher bekannt. Kathrin Lange lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hildesheim.

Kathrin Lange, geboren 1969, arbeitete als Verlagsbuchhändlerin und Mediendesignerin, bevor sie 2005 das Schreiben zu ihrem Beruf machte. Seither ist sie für ihre Thriller und fantastischen Jugendbücher bekannt. Kathrin Lange lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hildesheim.

KAPITEL 2


Einige Wochen später

Isa umrundete die Ecke des Schulgebäudes und wäre beinahe mit Alexander zusammengerempelt, der bei den Fahrradständern stand und knutschte.

Mist!, dachte sie. Das hatte ihr ja gerade noch gefehlt. Der Tag war von Anfang an verkorkst gewesen. Gleich früh am Morgen hatte sie saure Milch auf ihr Müsli gegossen und es erst gemerkt, als sie einen Löffel voll davon schon im Mund hatte. Dann hatte sie die Matheklausur zurückbekommen, die sie bei Madame Lefebre geschrieben hatte. Sie hatte sie natürlich verhauen, was sie mit ihrem üblichen Achselzucken kommentiert hatte. Und jetzt zu allem Überfluss musste sie auch noch mit ansehen, wie ihr großer Bruder an den Lippen eines Mädchens hing.

Das Mädchen hatte Isa den Rücken zugewandt, aber trotzdem erkannte sie sofort, dass es nicht Jeannine war, mit der Alexander zurzeit eigentlich ging. Jeannine hatte schulterlange dunkelblonde Haare, das Mädchen hier allerdings war weizenblond. Ihr Pferdeschwanz fiel ihr bis fast zu den Hüften hinab.

In der ganzen Schule gab es nur ein einziges Mädchen mit solchen Haaren.

Chloe!

Wann hatte Alexander mit Jeannine Schluss gemacht? Und was noch viel wichtiger war: Warum hatte er ihr nichts davon erzählt? Besonders die zweite Frage nervte Isa, denn eigentlich besprachen Alexander und sie alles. Wirklich alles. Auch wenn sie nicht verwandt waren: Alexander war ihr großer Bruder. Sie liebte und bewunderte ihn, wie man nur einen großen Bruder lieben und bewundern konnte, und umso mehr ärgerten sie seine neuerdings ständig wechselnden Freundinnen. Unbemerkt versuchte sie, sich an den beiden Turteltäubchen vorbeizuschieben. Es gelang nicht. Alexander öffnete genau im falschen Moment die Augen und entdeckte sie.

Mist!

»Lasst euch nicht stören!«, murmelte sie, ging mit gesenktem Kopf zu ihrem Fahrrad und schloss es auf. Seit es in Paris Frühsommer geworden war, verzichtete sie nur allzu gern auf den meist überfüllten Bus.

Alexander löste sich von Chloe. Über ihre Schulter hinweg grinste er Isa an, und wie immer, wenn er das tat, erschienen zwei tiefe Grübchen rechts und links seiner Mundwinkel. Der Anblick war Isa so vertraut, dass sie schlucken musste.

Zu allem Überfluss drehte sich jetzt auch noch Chloe zu ihr um. »Oh. Isa! Hey

»Hey, ChloeIsa zog ihr Rad aus dem Fahrradständer und wendete es. »Bis nachher, Al.« Sie wusste, dass er es hasste, wenn sie ihn so nannte. Er bestand mit großem Eifer darauf, dass er Alexander hieß, und zwar deutsch ausgesprochen, weil seine Mutter eine Bewunderin von Alexander von Humboldt gewesen war.

»Bei aller Knutscherei das Abendessen nicht vergessen!« Isa wartete Alexanders Erwiderung nicht ab, sondern schwang sich in den Sattel und machte, dass sie wegkam. Erst als sie um eine Hausecke gefahren war und Alexander sie ganz sicher nicht mehr sehen konnte, atmete sie tief durch.

Dieser Blödmann wechselte seine Freundinnen neuerdings wirklich wie andere Leute ihre Hemden. Es tat verblüffend weh, das zu denken, und wie an einer Schnur gezogen, wanderten Isas Gedanken zu dem Tag zurück, als sie neun Jahre alt gewesen war und ihr Vater Alexander bei sich aufgenommen hatte …

»Isa, Ben, ihr kennt Alexander ja. Er wird ab heute bei uns wohnen, und ich erwarte, dass ihr nett zu ihm seid.« Das hatte ihr Vater zu ihnen gesagt, als er mit Alexander den Hausflur betreten hatte. Vor Isa stand ein schmaler dunkelhaariger, gerade mal elfjähriger Junge mit großen, verblüffend blauen Augen, in denen es verdächtig glitzerte. Kein Wunder, dachte sie, denn sie wusste ja bereits, dass Alexanders Mutter bei einem Autounfall gestorben war. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn ihr Vater sterben würde. Oder Ben. Es ging nicht. Die beiden waren einfach immer da und es durfte – nein, es würde niemals, niemals anders sein! Alexanders Maman aber war tot. Sie war in ihr Auto gestiegen und nicht mehr zurückgekommen, aber nicht, weil sie abgehauen war, wie Isas Mutter. Sondern weil ein unaufmerksamer Lastwagenfahrer ihr Auto gerammt hatte. Einfach so. Isa hätte zu gern gewusst, was in Alexander vorging, aber auch wenn sich ihre Blicke sehr lange und sehr intensiv ineinander verhakten, konnte sie seine Gedanken nicht erraten. Sie sah ihm nach, als er schweigend an ihr vorbeiging und ihrem Vater in das Zimmer folgte, das extra für ihn eingerichtet worden war. Erst später am Tag – beim allerersten gemeinsamen Abendessen – machte Alexander den Mund auf. Isas Vater hatte gerade versucht, ein Gespräch in Gang zu bringen und irgendwas sehr Dummes gesagt wie: »Ist doch eigentlich schön, dass ihr jetzt noch einen großen Bruder habt, oder?« Isa erinnerte sich noch sehr genau, was Alexander daraufhin erwidert hatte.

»Ich kann nicht Isas Bruder sein.«

»Ach?«, rutschte es Ben raus. »Und warum nicht?«

»Weil ich sie später mal heiraten werde.«

Vor lauter Lachen prustete Ben seinen Orangensaft quer über den Tisch. Ihr Vater sah ihn tadelnd an und fasste dann Alexander ins Auge. »Das ist ein sehr nettes Kompliment«, sagte er und Isa hatte nicht so recht gewusst, was sie denken sollte. Sie fand den Spruch irgendwie sonderbar, gleichzeitig aber auch ziemlich süß.

Alexander jedoch hatte nur mit den Schultern gezuckt. Danach hatte er viele Tage lang gar nicht mehr gesprochen und es hatte lange gedauert, bis er seine Trauer um seine tote Mutter überwunden hatte und zu ihrem großen Bruder geworden war. Seitdem jedoch war er ein fantastischer großer Bruder. Einer, um den Isa viele beneideten. Er war zur Stelle, wenn sie etwas von einem hohen Regal nicht selbst herunterholen konnte oder wenn sie einen Schraubverschluss nicht aufbekam. Früher hatte er ihr Mut zugesprochen, wenn sie sich im Freibad nicht vom Dreier getraut hatte. Er hatte mit ihr aus Decken und Stühlen Höhlen gebaut und darin die halbe Nacht im Schein von Taschenlampen Comics gelesen … Sie presste die Lippen aufeinander.

Die Erinnerung fühlte sich an wie etwas, das wütend in ihrem Kopf herumpolterte. Gleichzeitig war es, als würde jemand sie gegen den Strich streicheln. Das nervte total und nicht mal der Anblick der langsam dahinfließenden Seine und die Pont de Grenelle, die sie sonst sehr mochte, gefielen ihr heute. Das Haus ihrer Familie lag in einem Viertel links von dem großen Fluss. Isa und ihre Geschwister gingen allerdings auf eine Privatschule im 16. Arrondissement, und das war am anderen Ufer. Darum musste sie auf dem Schulweg eben diese Pont de Grenelle überqueren. Es war eine breite Brücke, auf der sie sich manchmal vorkam wie zwischen zwei Welten hindurchgefallen. Linker Hand konnte man von hier aus nämlich den Eiffelturm sehen, und rechter Hand, auf einer kleinen Landzunge mitten in der Seine, stand eine Kopie der Freiheitsstatue. Manchmal, wenn Isa über diese Brücke fuhr, kniff sie spaßeshalber die Augen zusammen und stellte sich vor, dass sie nicht durch Paris radelte, sondern durch Manhattan.

Heute allerdings war sie mit ihren Gedanken zu sehr bei Alexander für solche Spielchen.

Mit einem Kopfschütteln blieb sie an einer roten Ampel stehen. Das war genau der Moment, als ihr Handy klingelte. Seufzend schob sie das Rad ein Stück zur Seite und nahm das Telefon aus der Tasche. Ben, verkündete das Display.

Ihr jüngerer Bruder war mit seinem Geschichtskurs für eine Woche auf Studienfahrt in der Provence. Die Reise war ziemlich wichtig für ihn, denn er musste anschließend darüber einen Essay schreiben. Und von diesem Essay hing ab, ob er in die nächste Klasse versetzt werden würde. Ben nahm die Sache sehr ernst und aus genau diesem Grund hatte Isa nicht damit gerechnet, etwas von ihm zu hören. Dass er so unvermittelt anrief, machte sie ein bisschen nervös.

War ihm etwa was passiert? Eilig nahm sie ab. »Hey

»Hey, Isa! Ich bin’s!«

»Ist was passiert?«, rutschte es ihr tatsächlich raus, und sie biss sich auf die Lippe. Ben hasste es, wenn sie ihn bemutterte.

»Nö? Wieso soll was passiert sein?« Er klang überrascht, aber nicht so, als habe er ihre Reaktion nicht erwartet, sondern eher, als wundere er sich gerade über die...

Erscheint lt. Verlag 12.7.2024
Verlagsort Würzburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Adoption • Ava Reed • Avignon • Coming of Age • Familie • Familiengeheimnisse • Familiengeschichte • Familienroman • forbidden lovers • Frankreich • Geheimnisse • Geschwister • Lügen • Mental Health • Patchwork Familie • Pflegefamilie • Pflegegeschwister • Provence • Schnitzeljagd • Selbstfindung • Stiefbruder • Suche nach Mutter • Suche nach sich Selbst • Zusammenhalt
ISBN-10 3-401-81092-8 / 3401810928
ISBN-13 978-3-401-81092-8 / 9783401810928
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