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If you could see the sun (eBook)

Eine hinreißende Enemies-to-Lovers-Romance im faszinierenden Peking

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
400 Seiten
cbj Kinder- & Jugendbücher (Verlag)
978-3-641-31197-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

If you could see the sun -  Ann Liang
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Was würdest du tun, wenn du unsichtbar wärst?
An ihrer internationalen Privatschule hat Alice Sun sich immer schon unsichtbar gefühlt als einzige Stipendiatin zwischen all den Sprösslingen der Reichen und Schönen von Peking. Doch dann bemerkt sie, dass sie tatsächlich unsichtbar werden kann.
Als ihre Eltern sich trotz Stipendium die Schulgebühren nicht länger leisten können, entwickelt Alice einen Plan, ihr neues Talent zu Geld zu machen. Leider braucht sie dafür ausgerechnet die Hilfe von Henry Li, dem Musterschüler schlechthin und damit ihrem größten Rivalen. Er entwickelt für sie eine App, über die ihre Mitschülerinnen und Mitschüler Alice anonym für Aufträge buchen können, bei denen es ziemlich hilfreich ist, unsichtbar zu sein. Während Alice so manches skandalöse Geheimnis aufdeckt und Henry immer weniger nervt, werden die Aufträge immer fragwürdiger und sie muss entscheiden, wie weit sie wirklich gehen will.

Eine bezaubernde Rivals-to-Lovers-Romance mit einem Hauch Magie

Ann Liang machte ihren Abschluss an der University of Melbourne. Sie wurde in Peking geboren und pendelte in ihrer Jugend immer wieder zwischen China und Australien, hat aus irgendeinem Grund aber trotzdem einen amerikanischen Akzent. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie ihre Zeit mit überambitionierten To-do-Listen, Binge-Watching von Dramen und tiefschürfenden Gesprächen mit ihrem Labradoodle darüber, wer ein braver Hund ist.

Kapitel 1


Meine Eltern führen mich stets nur aus einem von drei Gründen zum Essen aus. Erstens: Jemand ist tot – was angesichts unserer über neunzig Mitglieder starken WeChat-Familiengruppe öfter passiert, als man meinen würde. Zweitens: Jemand hat Geburtstag. Oder drittens: Sie haben mir etwas Lebensveränderndes zu verkünden.

Manchmal ist es auch eine Kombination aus Gründen, zum Beispiel, als meine Urgroßtante am Morgen meines zwölften Geburtstags verstarb und meine Eltern beschlossen, mir bei einer Schüssel gebratener Nudeln zu eröffnen, sie wollten mich aufs Internat schicken, oder genauer gesagt: auf die Airington International Boarding School.

Jetzt ist allerdings August, die erdrückende Sommerhitze selbst in dem klimatisierten Restaurant greifbar, und niemand im engeren Familienkreis hat in diesem Monat Geburtstag. Womit, natürlich, nur noch zwei weitere Möglichkeiten bleiben …

Der bange Knoten in meinem Magen zieht sich noch enger zusammen. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht direkt wieder durch die Glastür nach draußen zu rennen. Bezeichnet mich von mir aus als Schwächling, aber ich bin wirklich nicht in der Lage, mit schlechten Nachrichten klarzukommen, wie auch immer sie ausfallen mögen.

Vor allem nicht heute.

»Alice, warum siehst du denn so nervös aus?«, fragt Mama, während uns eine nicht lächelnde, in ein Qipao gekleidete Kellnerin zu unseren Plätzen ganz hinten in der Ecke führt.

Wir quetschen uns zuerst an einem überfüllten Tisch voller älterer Leute vorbei, die sich einen rosa Kuchen in Form eines Pfirsichs teilen, dann an einem zweiten, an dem offenbar ein Firmenessen stattfindet, mit in steifen Hemden heftig schwitzenden Männern und sich weißen Puder auf die Wangen tupfenden Frauen. Ein paar von ihnen drehen sich um und starren mich an, als sie meine Uniform bemerken. Ich kann nicht sagen, ob es daran liegt, dass sie das auf der Brusttasche meines Blazers prangende Tigerwappen erkennen, oder daran, dass das Design im Vergleich zu den Trainingsanzügen der örtlichen Schulen unglaublich protzig wirkt.

»Ich bin nicht nervös«, erwidere ich und setze mich zwischen sie und Baba. »Mein Gesicht sieht immer so aus.« Das ist nicht direkt gelogen. Meine Tante scherzt gerne, falls ich mich jemals an einem Tatort wiederfände, wäre ich die Erste, die verhaftet werden würde, allein aufgrund meines Gesichtsausdrucks und meiner Körpersprache. Ich hab noch nie jemanden gesehen, der so schreckhaft ist wie du, meinte sie. Du musst in deinem früheren Leben eine Maus gewesen sein.

Damals habe ich ihr den Vergleich übel genommen, aber jetzt komme ich mir doch wie eine Maus vor – eine Maus, die gleich geradewegs in eine Falle tappen wird.

Mama streckt sich und reicht mir die laminierte Speisekarte. Das durch das nahe Fenster hereinströmende Licht fällt dabei auf ihre knochigen Hände. Es lässt die seilartige weiße Narbe, die über ihre Handfläche verläuft, noch stärker hervortreten. Das Brennen allzu vertrauter Schuldgefühle steigt in mir auf, flackert wie eine Flamme.

»Haizi«, holt Mama mich wieder zurück. »Was willst du essen?«

»Oh. Ähm, mir ist alles recht«, antworte ich und wende schnell den Blick ab.

Baba bricht seine hölzernen Einmal-Essstäbchen mit einem lauten Knacken auseinander. »Kinder heutzutage wissen gar nicht, was für Glück sie haben«, sagt er und reibt die Essstäbchen aneinander, um sämtliche Splitter zu entfernen, bevor er mir hilft, dasselbe zu tun. »Wachsen alle in Honigtopf auf. Weißt du, was ich in deinem Alter esse? Süßkartoffel. Jeden Tag Süßkartoffel.«

Während er zu einer detaillierteren Beschreibung des täg­lichen Lebens in den ländlichen Dörfern in Henan ansetzt, winkt Mama die Kellnerin herbei und rattert eine Bestellliste herunter, die klingt, als würde das komplette Restaurant davon satt werden.

»Ma«, protestiere ich und ziehe das Wort auf Mandarin in die Länge. »Wir brauchen nicht …«

»Doch, du schon«, unterbricht sie mich bestimmt. »Du wirst immer ganz dünn, wenn Schule wieder anfängt. Ganz schlecht für deinen Körper.«

Widerwillig unterdrücke ich den Drang, mit den Augen zu rollen. Vor noch nicht mal zehn Minuten hat sie eine Bemerkung dazu fallen lassen, meine Wangen wären in den Sommerferien deutlich runder geworden. Nur bei ihrer Logik ist es möglich, gleichzeitig zu moppelig und gefährlich unterernährt zu sein.

Als Mama endlich mit Bestellen fertig ist, wechseln sie und Baba einen Blick und wenden sich dann mit so ernsten Mienen wieder mir zu, dass ich mit dem Ersten rausplatze, was mir in den Sinn kommt: »Geht’s … geht’s Grandpa gut?«

Mama kneift ihre dünnen Augenbrauen zusammen, was ihre strengen Gesichtszüge noch stärker unterstreicht. »Natürlich. Warum fragst du das?«

»N…nur so. Vergiss es.« Ich erlaube mir ein leises, erleichtertes Seufzen, aber meine Muskeln bleiben angespannt, als wollte ich mich gegen einen Schlag wappnen. »Okay, was auch immer ihr für schlechte Neuigkeiten habt, können wir es bitte schnell hinter uns bringen? Die Preisverleihung beginnt in einer Stunde, und falls ich einen Nervenzusammenbruch erleide, brauche ich mindestens zwanzig Minuten, um mich wieder zu erholen, bevor ich diese Bühne betrete.«

Baba blinzelt irritiert. »Preisverleihung? Welche Preisverleihung?«

Meine Besorgnis weicht für einen Moment Frustration. »Die Preisverleihung, für die Jahrgangsbesten.«

Er starrt mich nur weiter mit leerer Miene an.

»Komm schon, Ba. Ich hab sie diesen Sommer mindestens fünfzigmal erwähnt.«

Das ist nur minimal übertrieben. So traurig es klingt, diese flüchtigen Momente im Glanz des hell leuchtenden Lichts der Aula sind das Einzige, worauf ich mich in den vergangenen paar Monaten wirklich gefreut habe.

Selbst wenn ich sie mit Henry Li teilen muss.

Wie immer habe ich, wenn ich seinen Namen nur denke, diesen scharfen, bitteren Geschmack im Mund, wie Gift. Gott, ich hasse ihn. Ich hasse ihn und seine Porzellanhaut, seine makellose Uniform und seine demonstrative Gelassenheit, die ebenso unerreichbar und grenzenlos ist wie die stetig wachsende Liste seiner Errungenschaften. Ich hasse es, wie die Leute ihn anschauen und sehen, selbst wenn er vollkommen still ist und mit gesenktem Kopf an seinem Pult arbeitet.

Ich hasse ihn schon, seit er vor vier Jahren in die Schule stolziert kam, brandneu und alles überstrahlend. Am Ende des ersten Tages hatte er mich mit sage und schreibe zweieinhalb Punkten in unserem Geschichtstest geschlagen und alle kannten seinen Namen.

Allein bei dem Gedanken daran juckt es mich in den Fingern.

Baba runzelt die Stirn, sieht Mama nach Bestätigung suchend an. »Sollen wir da hingehen, zu dieser – dieser Verleihung?«

»Sie ist nur für Schülerinnen und Schüler«, erinnere ich ihn, obwohl es nicht immer so war. Die Schule beschloss, die Sache in eine privatere Veranstaltung zu verwandeln, nachdem Krystal Lam, die sehr berühmte Mutter einer Klassenkameradin, bei der Verleihung auftauchte und aus Versehen die Paparazzi gleich mit reinbrachte. Noch Tage später kursierten auf Weibo unzählige Fotos aus unserer Aula.

»Wie dem auch sei, das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass sie Preise verleihen und …«

»Ja, ja, du redest von nichts anderem als von Preisen«, unterbricht Mama mich ungeduldig. »Und was ist dir wichtig, hm? Bringt deine Schule dir nicht richtige Werte bei? Familie sollte zuerst kommen, dann Gesundheit, dann für den Ruhestand sparen, dann – hörst du zu?«

Es bleibt mir erspart, sie anlügen zu müssen, weil unser Essen serviert wird.

In den schickeren Pekingente-Restaurants – Quanjude, zum Beispiel –, in denen die anderen aus meiner Klasse regelmäßig speisen, ohne dass vorher jemand sterben muss, bringen die Köche die gebratene Ente immer auf einem Tablett herein und tranchieren sie direkt am Tisch. Es grenzt schon fast an eine Show: Die knusprige, glasierte Haut wird von der glänzenden Klinge durchtrennt und enthüllt das zarte Fleisch und das brutzelnde Öl darunter.

Hier serviert uns die Kellnerin jedoch nur eine ganze, in große Stücke zerlegte Ente, mit Kopf und allem Drum und Dran.

Mama muss den Ausdruck auf meinem Gesicht sehen, denn sie seufzt und dreht die Ente von mir weg, während sie irgendwas von wegen meiner westlichen Empfindlichkeiten murmelt.

Weitere Gerichte treffen ein, eins nach dem anderen: mit Essig beträufelte und gehacktem Knoblauch verfeinerte Gurken, knusprig ausgebackene, dünnschichtige Frühlingszwiebelpfannkuchen, weicher, in goldbrauner Soße schwimmender Tofu und klebrige, dünn mit Zucker bestäubte Reiskuchen. Ich kann sehen, wie Mama das Essen bereits mit ihren scharfsichtigen braunen Augen abschätzt und höchstwahrscheinlich kalkuliert, wie viele weitere Mahlzeiten sie und Baba aus den Resten zubereiten können.

Ich zwinge mich zu warten, bis Mama und Baba ein paar Happen von ihrem Essen probiert haben, bevor ich nachhake: »Ähm, ich bin mir ziemlich sicher, ihr zwei wolltet mir irgendwas Wichtiges sagen …«

Zur Antwort trinkt Baba einen ausgedehnten Schluck von seinem noch immer dampfenden Jasmintee und spült die Flüssigkeit in seinem Mund hin und her, als hätte er alle Zeit der Welt. Mama scherzt manchmal, ich käme in jeglicher Hinsicht nach Baba – von seinem eckigen Kiefer, den geraden Augenbrauen und der dunkleren Haut bis hin zu seiner starrköpfigen, perfektionistischen...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2024
Übersetzer Doris Attwood
Sprache deutsch
Original-Titel If you could see the sun
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2024 • ab 14 • Andrea Cremer • Asien • Beijing • China • Crazy Rich Asians • David Levithan • Diversity • eBooks • Eliteschule • enemies to lovers • Erste Liebe • Familie • Freundschaft • Highschool Romance • if you could see the sun deutsch • Jenny Han • Jugendbuch • Jugendbücher • let’s wait awhile romance • Liebe • Magischer Realismus • Neuerscheinung • Own Voice • Peking • poc • Rivals to Lovers • Slow Burn • Teenager Mädchen Bücher • this time it's real • unsichtbar • xo, kitty • Young Adult • Young Adult Romance
ISBN-10 3-641-31197-7 / 3641311977
ISBN-13 978-3-641-31197-1 / 9783641311971
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