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Today, Tonight, Tomorrow -  Rachel Lynn Solomon

Today, Tonight, Tomorrow (eBook)

Band 1 des Rivals-to-Lovers-Bestsellers endlich auch auf Deutsch!
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Arctis Verlag
978-3-03880-178-8 (ISBN)
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Für Rowan Roth gibt es an ihrem letzten Highschool-Tag nur noch eine Chance, ihren Rivalen Neil McNair zu schlagen: der »Howl«, eine spielerische Schnitzeljagd durch ganz Seattle. Als Rowan erfährt, dass die anderen Schüler:innen planen, sie und Neil aus dem Rennen zu werfen, tut sie das Undenkbare: Sie verbündet sich mit Neil. Während dieser 24 Stunden kommen alte Wunden, geheime Wünsche und Gefühle ans Licht, die Rowan nicht für möglich gehalten hätte. Ist er mehr als der Typ, den sie all die Jahre so verachtet hatte?  Haters-to-Lovers, Slow-Burn-Romance und Forced Proximity! 

Rachel Lynn Solomon stammt wie viele ihrer Figuren ursprünglich aus Seattle und hat einen Abschluss in Journalismus an der University of Washington. Neben »See You Yesterday« und »Today, Tonight, Tomorrow« hat sie bereits weitere Jugend- und auch Erwachsenenbücher veröffentlicht, die in über fünfzehn Sprachen übersetzt wurden. Aktuell lebt sie mit ihrem Mann in Amsterdam und teilt ihre Eindrücke mit über Zwanzigtausend Follower:innen auf Instagram (@rlynn_solomon).

Rachel Lynn Solomon stammt wie viele ihrer Figuren ursprünglich aus Seattle und hat einen Abschluss in Journalismus an der University of Washington. Neben »See You Yesterday« und »Today, Tonight, Tomorrow« hat sie bereits weitere Jugend- und auch Erwachsenenbücher veröffentlicht, die in über fünfzehn Sprachen übersetzt wurden. Aktuell lebt sie mit ihrem Mann in Amsterdam und teilt ihre Eindrücke mit über Zwanzigtausend Follower:innen auf Instagram (@rlynn_solomon).

5:54 Uhr


McNIGHTMARE

Guten Morgen!

Hiermit möchte ich freundlich darauf hinweisen, dass du nur noch etwas mehr als drei (3) Stunden hast, bis du eine demütigende Niederlage durch den zukünftigen Abschlussbesten einstecken musst.

Denk an Taschentücher. Du bist doch so nah am Wasser gebaut.

Dreimaliges Vibrieren reißt mich eine Minute vor meinem 5:55-Wecker aus dem Schlaf. Das heißt, mein Hassmensch ist schon wach. Neil McNair – im Handy als »McNightmare« gespeichert – ist ätzend pünktlich. Eine seiner wenigen guten Eigenschaften.

Seit der Zehnten schreiben wir uns lieber fiese Nachrichten, weil wir wegen unserer morgendlichen Auseinandersetzungen auf dem Schulflur ein paarmal zu spät im Klassenraum erschienen sind. Letztes Jahr gab es eine Phase, in der ich die Klügere sein wollte und mir geschworen habe, wenigstens mein Zimmer zu einer McNair-freien-Zone zu machen. Also habe ich mein Handy auf stumm geschaltet, bevor ich ins Bett gegangen bin. Aber es hat mir in den unterm Kissen vergrabenen Fingern gejuckt, die nächste schlagfertige Antwort zu tippen. Ich konnte nicht einschlafen bei dem Gedanken daran, dass er mir vielleicht gerade schrieb. Mich provozierte. Lauerte.

Neil McNair ist mein Wecker. Einer mit Sommersprossen, der immer einen wunden Punkt trifft.

Ich schlage die Decke zurück, bereit für die Schlacht.

oh, mir war nicht klar dass weinen noch als zeichen der schwäche gilt

und nur um das klarzustellen: du hast mich erst einmal weinen sehen, da kann man ja wohl nicht von »nah am wasser gebaut« sprechen

Wegen eines Buchs!

Und du hast dich gar nicht mehr eingekriegt.

das nennt man »gefühle zeigen«

solltest du auch mal ausprobieren

Seiner Meinung nach sind Bücher einzig und allein dafür da, damit man sich belesen fühlen kann. Er ist einer von denen, die glauben, echte Literatur käme nur von toten weißen Männern. Und wenn er könnte, würde er Hemingway für einen letzten gemeinsamen Cocktail wiederauferstehen lassen, mit Fitzgerald eine Zigarre rauchen oder mit Steinbeck die menschliche Existenz erörtern.

Unser Konkurrenzkampf hat nach einem Schulwettbewerb in der Neunten begonnen, als eine (kleine) Jury ihn mit seinem Essay über das Buch, das uns am meisten beeinflusst hat, zum Gewinner gekürt hat. Ich bin damals Zweite geworden. McNair, originell wie er ist, hat sich für Der große Gatsby entschieden. Ich für Frühlingsträume, meinen Lieblingsroman von Nora Roberts, über den er sogar nach seinem Sieg noch die Nase gerümpft hat. Offenbar war es für ihn absolut unverständlich, wie ich mit einem Liebesroman den zweiten Platz belegen konnte. Ist ja auch ein total berechtigter Einwand, wenn man selbst nie einen gelesen hat.

Seitdem kann ich ihn nicht ausstehen. Allerdings muss ich zugeben, dass er ein würdiger Gegner ist. Nach dem Essay-Wettbewerb war ich fest entschlossen, ihn bei der nächstbesten Gelegenheit zu schlagen – und so habe ich kurz darauf die Wahl zur Klassensprecherin gewonnen. Er hat direkt gekontert und mich in einer Debattierrunde in Geschichte knapp übertrumpft. Um mich mit ihm zu messen, habe ich daraufhin mehr Dosen als er für den Umweltschutzclub gesammelt. Seither vergleichen wir sämtliche Prüfungsergebnisse und unseren Notendurchschnitt und treten bei jedem Schulprojekt und jeder Klimmzug-Challenge im Sportunterricht gegeneinander an. Wir können es einfach nicht lassen, uns gegenseitig den Rang abzulaufen. Bis heute.

Nach der Abschlussfeier am Wochenende muss ich ihn nie wiedersehen. Endlich keine morgendlichen Nachrichten und keine schlaflosen Nächte mehr.

Dann bin ich frei.

Ich lege das Handy auf den Nachttisch neben mein aufgeschlagenes Notizbuch. Darin steht ein Satz, den ich um zwei Uhr hineingekritzelt habe. Mal gucken, ob mein nächtlicher geistiger Erguss auch bei Tag was taugt. Ich knipse das Licht an, doch es bleibt dunkel.

Verdutzt drücke ich noch ein paarmal auf den Schalter, ehe ich aus dem Bett steige und es mit der Deckenlampe versuche. Nichts. Seit gestern Abend regnet es durchgehend, und ein Junisturm fegt Zweige und Kiefernnadeln gegen unser Haus. Bei dem Wind muss eine Stromleitung beschädigt worden sein.

Schnell schnappe ich mir wieder mein Handy. Zwölf Prozent Akku.

(Und keine Antwort von McNair.)

»Mom?«, rufe ich, renne aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Vor Anspannung ist meine Stimme eine Oktave höher als sonst. »Dad?«

Mom steckt den Kopf aus dem Büro. Die Brille mit den orangefarbenen Gläsern sitzt ihr schief auf der Nase, und ihre langen, dunklen Locken – die ich geerbt habe – sind noch wirrer als üblich. Bändigen lassen sie sich eh nie. Meine Endgegner? Neil McNair und meine Haare.

»Rowan? Warum bist du auf?«

»Weil es Morgen ist?«

Sie rückt die Brille gerade und wirft einen Blick auf die Uhr. »Oh, dann sind wir wohl schon länger hier drin.«

In ihrem fensterlosen Büro ist es duster, nur das Licht von ein paar Kerzen auf dem riesigen Schreibtisch flackert über die Papierstapel mit den rot gekürzten Sätzen.

»Arbeiten bei Kerzenschein?«, frage ich.

»Uns blieb nichts anderes übrig. Die ganze Straße ist ohne Strom, und wir stehen kurz vor der Deadline.«

Meine Eltern, das Autorin-Illustrator-Duo Ilana García und Jared Roth, haben bisher mehr als dreißig Bücher herausgebracht, angefangen bei Bilderbüchern über skurrile Tierfreundschaften bis hin zu einer Kinderbuchserie mit einem jungen Mädchen, das Paläontologin ist und Riley Rodriguez heißt. Mom ist in Mexiko-Stadt geboren und ist die Tochter einer russisch-jüdischen Mutter und eines mexikanischen Vaters. Als sie dreizehn war, heiratete ihre Mutter einen Texaner und zog mit der Familie Richtung Norden. Bevor Mom meinen ebenfalls jüdischen Dad am College kennenlernte, hat sie die Sommer ihrer Kindheit und Jugend in Mexiko bei ihrem Vater verbracht. Mit den Büchern wollen Mom (mit Worten) und Dad (mit Bildern) zeigen, dass ein Kind sich in zwei Kulturen zu Hause fühlen kann.

Jetzt taucht Dad hinter Mom auf. Er gähnt. Die beiden arbeiten gerade an einem Spin-off zu Rileys jüngerer Schwester, einer aufstrebenden Konditorin. Auf den Seiten springen einem überall pastellfarbene Torten und Kuchen und französische Macarons entgegen.

»Hey, Ro-Ro«, begrüßt er mich mit seinem speziellen Spitznamen für mich. Als ich noch klein war, hat er immer »row, row, Rowan your boat« gesungen. Ich war am Boden zerstört, als ich herausfand, dass das nicht der richtige Liedtext war. »Fröhlichen letzten Schultag.«

»Wahnsinn, dass es schon so weit ist.« In einem Anflug von Nervosität starre ich auf den Teppich. Dabei habe ich das Ausräumen meines Spinds und die Abschlussprüfungen ganz ohne Nervenzusammenbruch überstanden. Und heute habe ich definitiv zu viel zu tun, um mich meinen Gefühlen hinzugeben. Als Co-Schulsprecherin leite ich nämlich die Abschiedsversammlung für die Zwölfte.

»Oh!«, ruft Mom auf einmal hellwach. »Wir brauchen noch ein Foto mit dem Einhorn.«

Ich stöhne. Ich hatte gehofft, sie würden es vergessen. »Kann das nicht warten? Ich will nicht zu spät kommen.«

»Dauert doch nur zehn Sekunden. Schreibt ihr heute nicht sowieso nur in eure Jahrbücher und spielt Spiele?« Mom schüttelt mich sanft. »Du hast es fast geschafft. Stress dich nicht so.«

Sie meint immer, ich wäre so verkrampft, dass meine Schultern mir mit dreißig wahrscheinlich an den Ohrläppchen kleben.

Mom kramt im Flurschrank und kehrt mit dem Einhornrucksack zurück, den ich am ersten Tag im Kindergarten getragen habe. Auf dem Heute-ist-der-erste-Tag-im-Kindergarten-Foto strahle ich vor Begeisterung. Aber auf dem Bild, das meine Eltern am letzten Kindergartentag von mir geschossen haben, sehe ich aus, als wollte ich den Rucksack abfackeln. Das fanden sie so lustig, dass sie seitdem jedes Jahr am ersten und letzten Schultag ein Foto von mir machen. Genau das hat sie zu ihrem Bilderbuchbestseller Einhorn geht zur Schule inspiriert. Ist manchmal ein seltsamer Gedanke, wie viele Kinder mit mir aufgewachsen sind, ohne mich tatsächlich zu kennen.

Obwohl ich mich sträube, muss ich beim Anblick des Rucksacks lächeln. Das armselige Horn des Einhorns hängt nur noch an einem Faden, und ein Huf fehlt komplett. Ich ziehe die Riemen so weit wie möglich nach vorn und posiere mit Leidensblick vor meinen Eltern.

»Perfekt.« Mom lacht. »Du wirkst richtig gequält.«

Dieser Moment führt mir vor Augen, wie viele letzte Male ich heute wahrscheinlich erleben werde. Das letzte Mal, dass ich zur Schule gehe, das letzte Mal, dass McNair mir morgens eine Nachricht schreibt, das letzte Mal, dass wir ein Foto mit dem guten alten Rucksack schießen.

Ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, von alldem Abschied zu nehmen.

Dad tippt auf seine Uhr. »Wir müssen uns ranhalten.« Er wirft mir eine Taschenlampe zu. »Damit du nicht im Dunkeln duschen musst.«

Das letzte Mal, dass ich vor der Schule dusche.

Vielleicht geht es bei Nostalgie genau darum: unbedeutenden Dingen nachzutrauern.

 

 

Nach dem Duschen zwinge ich meine Haare in einen feuchten Knoten, weil das Ergebnis nach dem Lufttrocknen sowieso nie schön ist. Mit dem flüssigen Eyeliner gelingt mir rechts direkt beim ersten Versuch ein perfektes Cat-Eye, links muss ich mich mit einem bescheideneren Schwung zufriedengeben. Was würde ich darum geben, mich auf beiden Seiten gleichmäßig schminken zu können.

Das letzte Mal, dass ich...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2024
Reihe/Serie Rowan & Neil
Übersetzer Jennifer Michalski
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte academic rivals • enemies to lovers • Judentum • Jüdisch • Nerd • opposites attract • Rivals to Lovers • Romance • Romantische Komödie • rom-com • Schnitzeljagd • Schulabschluss • Seattle • Slow Burn • Wettbewerb
ISBN-10 3-03880-178-X / 303880178X
ISBN-13 978-3-03880-178-8 / 9783038801788
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