Smoke of Blade. Das Reich der silbernen Nacht (Scepter of Blood 3) (eBook)
368 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60942-4 (ISBN)
Lexy v. Golden lebt als freie Autorin in der Nähe von Dresden. Seit ihrem Studium schreibt sie Fantasyromane für junge Erwachsene mit neuen, einzigartigen Wesen und einem Hauch an Romantik, Liebe und Spannung.
Lexy v. Golden lebt als freie Autorin in der Nähe von Dresden. Seit ihrem Studium schreibt sie Fantasyromane für junge Erwachsene mit neuen, einzigartigen Wesen und einem Hauch an Romantik, Liebe und Spannung.
KAPITEL 1
SÓLEY
Aicyards Augen nahmen einen gierigen, ja tödlichen Farbton an, ein sattes Gelbgold, bevor er seinen mächtigen seidenen Umhang zur Seite schwingen ließ. Er offenbarte mir mit dem Beiseitetreten die Öffnung des Verlieses.
»Nach dir, Monddämonin.«
Zwei hässliche Gargoyles, die schwere Steinkeulen in den klauenbesetzten Pranken hielten und etwas kleiner als Aicyard waren, flankierten den Ausgang. Ihren Nüstern entkamen heiße Rauchschwaden.
Ist das ein Hinterhalt? Er lässt mich gehen?
»Warum schaust du so skeptisch?«, fragte mich Aicyard mit einem charismatischen Lächeln. Ein Lächeln, das verboten vertrauenswürdig erschien. Es gab einen Haken. Ganz sicher.
Um nicht als schüchternes Mädchen dazustehen, griff ich nach dem funkelnden Rock meines Kleides und lief in aufrechter Haltung an Aicyard vorbei. Er gab sich keine Mühe, seine Blicke, die an meinem Körper hinauf- und hinabwanderten, zu verbergen.
Unweigerlich musste ich schmunzeln.
Mit geducktem Kopf, den ich mir ungern in Aicyards Anwesenheit am Felsen anstoßen wollte, betrat ich den Gang vor dem Verlies. Violett flackernde Fledermäuse – zumindest erinnerten mich diese Wesen an die geflügelten Tierchen – hingen von den Decken und erhellten den grob in Stein gehauenen Gang. Kreaturen, die Licht spendeten. Wie ungewöhnlich.
Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich kleine Fußfesseln, die die Tiere an ihren Beinchen trugen.
Fasziniert blieb ich vor einem stehen und schaute zu ihm hinauf. Es gab glucksende Geräusche von sich und rieb sich mit dem Mäulchen den Flügel.
»Was weckt dein Interesse an Môrpholăgien?«
So hießen sie also. »Ich frage mich, warum sie gefesselt sind?«
»Damit sie dich nicht blenden. Die Ringe dienen dazu, dass das Licht, das sie aussenden, den Gang erhellt, uns aber nicht schadet.«
Mir drängte sich unweigerlich der Gedanke auf, dass die Wesen, die kopfüber an der Decke hingen und an den Felsen angekettet waren, schändlich ausgenutzt wurden. »Wieso wird keine Magie angewendet?«, wollte ich wissen und konnte den Blick von dem dunklen Wesen, dessen Bauchseite violett strahlend pulsierte, als hätte es einen leuchtenden Kristall verschluckt, kaum abwenden.
Unvermittelt spürte ich Aicyards Anwesenheit dicht hinter mir. Sehr dicht hinter mir, sodass sein kühler Atem mein linkes Ohr streifte, als er antwortete: »Magie wird in diesem Trakt des Palastes gebannt.«
»Das bedeutet demnach … auch … Eure?« Mutig wandte ich das Gesicht über die Schulter. Mit Sicherheit war seine plötzliche Nähe ein Einschüchterungsversuch.
»Auch meine«, bestätigte er mir. Etwas begann sich in seinen eisblauen Augen zu bewegen. Als würde eine Schlange das Eis der Iriden durchbrechen wollen. »Du besitzt einen scharfen Verstand. Du musst nicht auf Förmlichkeiten achten, bleiben wir beim Du.«
Er machte mir ein Kompliment und wollte auf jegliche Förmlichkeiten verzichten? Schnell tat ich einen Schritt nach vorn, um Abstand zu gewinnen.
Um ehrlich zu sein, hatte ich eine andere Begrüßung an diesem Ort erwartet. Ich war davon ausgegangen, im Verlies gefangen gehalten und auf ebenso brutale Weise gefoltert zu werden wie Layla.
Nachdem mich Aicyard angewiesen hatte, ihm den Gang entlang bis zum Ende zu folgen, wo ich keine Türen, weitere Abzweigungen oder Höhlen ausmachen konnte, erreichten wir ein seltsam anmutendes Tor. Es war kreisrund, bestand aus Gold und besaß die Form eines riesigen Drachenkopfes. Einen Moment erinnerten mich die wie ein Opal funkelnden Augen an Ȯsidion.
Aicyard sprach zischende Worte auf Dämonisch, bevor er sich nach vorn beugte und mit der Zunge über das Maul des Drachen leckte.
Kurz versteifte ich mich. Nicht, weil ich so etwas Absurdes noch nie gesehen hatte, sondern weil Aicyards Zunge keiner menschlichen Zunge ähnelte. Sie war gespalten. Gespalten wie die einer Schlange.
Der Drachenkopf begann sich zu regen, kaum dass Aicyard sein absonderliches Ritual vollzogen hatte.
Als ich einen flüchtigen Blick über die Schulter warf, entdeckte ich erneut zwei hässliche Gargoyles. Das goldene Tor sprang auf, nachdem der Drachenkopf sich nach vorn bewegt hatte. Auf diese Weise musste eine Mechanik wie bei einem Uhrwerk in Gang gesetzt worden sein.
Ich zählte mit. Mindestens dreizehn Mal drang ein Klacken an meine Ohren, bevor Aicyard den goldenen Griff umfasste und das Tor öffnete.
Galant deutete er mir an vorauszugehen.
Auch wenn mir bewusst war, dass dies eine Falle sein könnte, trat ich durch die runde Öffnung in die Dunkelheit.
Mein Dämon gab ein leises Seufzen von sich. Ganz so, als würde er aufatmen. Dabei konnte er gar nicht atmen. Es schien, als hätten wir den Bann, der meine Magie geschwächt hatte, verlassen.
Inmitten der Dunkelheit schärfte ich meinen Sehsinn. Vor mir lag eine Höhle, die mehrere Tunnel besaß. An einer Wand rauschte Wasser hinab. An der von mir rechts gelegenen Seite zogen sich Treppenstufen in die Höhe. Ich zählte unendlich viele.
Als ich den Kopf in den Nacken fallen ließ, um dem Nichts über mir entgegenzublicken, zuckte ich, von einem lauten Knall erschreckt, zusammen. Das goldene Tor hatte sich hinter mir verschlossen. Wie es aussah, blieben die Gargoyles im Verlies.
»Wo sind wir hier?«
»Weit unter dem Fluss, Sóley.«
Er verwendete meinen Namen.
Unvermittelt ging er an mir vorüber auf die Steinstufen zu. »Folge mir.«
»Warte. Ich möchte zuerst Layla sehen.«
Abrupt stoppte Aicyard seine Schritte. Er war an der Treppe angekommen. Die undurchdringliche, tödliche Schwärze waberte um ihn herum. Einen flüchtigen Moment ließ er seine eisblauen Iriden goldgelb aufblitzen. Es war kein zorniger oder finsterer Blick, sondern ein amüsierter. »Sie befindet sich nicht in diesem Gefängnistrakt.«
»Wo dann?« Mir fiel erst jetzt auf, dass in dem Verlies, wo ich aufgewacht war, keine weiteren Insassen zu sehen oder zu hören gewesen waren.
»Zuerst verhandeln wir. Eins nach dem anderen.«
Layla litt, während er sich gelangweilt einen Fussel vom silbern bestickten Ärmelaufschlag zupfte.
Ohne meine Antwort abzuwarten, stieg er die Stufen empor. Plötzlich löste er sich auf und von seiner Gestalt war nichts mehr zu sehen.
»Beeil dich«, echoten seine Worte an den Felswänden wider.
Ich schaute auf, bevor ich den Rock anhob und die Stufen hochging. Zuerst langsam wie ein Mensch, dann wurden meine Schritte schneller. Ich rannte regelrecht und dennoch nahm die Treppe kein Ende. Wieso nicht?
Ein Lachen erklang. »Wo bleibst du, Sóley?« Seine Stimme drang unerwartet von überallher. Sie erklang hinter mir, rechts direkt neben meinem Ohr, dann weiter entfernt. Er spielte mit mir.
Ich hastete in den gläsernen Schuhen höher und höher, bis ich anhielt. Jedes Mal tauchten neue Stufen in meinem Sichtfeld auf, als würde ich auf der Stelle laufen und keinen Meter vorankommen. War das möglich?
Wenn ich eines in den vergangenen Monaten gelernt hatte, dann, dass so ziemlich alles möglich war, wenn es um Dämonen ging.
»Komm schon. Lass mich nicht warten.«
Ich musste verflucht, in einem Bann gefangen sein, in etwas, das mich an Ort und Stelle hielt.
Schließlich stoppte ich, sah mich in alle Richtungen um und sendete die Sinne meines Dämons aus. Er lokalisierte Aicyard sehr weit über mir.
»Gibst du schon auf?«
»Ich weiß, dass es die Lieblingsbeschäftigung von Dämonen ist, andere zu quälen und ihnen das Leben zu erschweren, aber ich habe dich nicht gerufen, damit du mit mir spielst.«
Die Worte verließen selbstbewusst meine Lippen. Wäre ich noch ein Mensch, hätte ich sie bloß keuchend und abgehackt hervorgebracht.
»Ich möchte dich nur testen.«
»Wieso?«
»Weil ich wissen will, inwieweit der Saċar der Nachtschatten dich ausgebildet hat. Ich muss sagen …«
Die Dunkelheit teilte sich vor mir. Eine eiskalte Hand packte meinen Hals und drückte mich blitzschnell gegen die Felswand.
»… ich bin wirklich enttäuscht.«
Mit zusammengekniffenen Augen funkelte ich ihn an, machte mir aber nicht die Mühe für eine Gegenwehr. »Soll mich das kränken?«, konterte ich. Er hatte keine Ahnung, wozu ich fähig war. Außerdem hielt ich es für klüger, mein volles Potenzial nicht zu zeigen. Chester und Sheriad waren hervorragende Lehrer. Ich hatte in kurzer Zeit in Ṩewal sehr viel über mich, meinen Dämon und meine Fähigkeiten gelernt. Schneller als die meisten Jungdämonen Nŏsferas.
Aicyards Gesicht schälte sich aus der Finsternis. Er senkte den Kopf. »Du versteckst dich vor mir. Ich weiß, dass sehr viel mehr Macht in dir schlummert, als du preisgeben willst.«
Absolut richtig.
Ich hielt seinem grausamen Blick stand. Seine Finger schlossen sich enger um meine Kehle. Da ich keinen Sauerstoff mehr benötigte, konnte er mir nicht die Luft abschnüren, trotzdem schmerzte sein Griff. Es kostete mich verdammt viel Mühe, meinen Dämon zurückzuhalten und ihn nicht auf ihn loszulassen.
In mir tobte er wie ein aufgestacheltes Monster, bereit, Aicyard die Augen aus dem Kopf zu kratzen und sie zu verspeisen. »Das wirst du nicht … herausfinden, indem du … mich provozierst.« Meine Stimme wurde dünner.
»Sehr bedauerlich. Die meisten unserer Spezies haben nicht diese …«, er schien nach dem passenden Wort zu suchen,...
Erscheint lt. Verlag | 26.2.2024 |
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Reihe/Serie | Scepter of Blood | Scepter of Blood |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • Fantasy Liebesromane • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • impress ebooks • new adult bücher • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Young Adult Bücher • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-60942-7 / 3646609427 |
ISBN-13 | 978-3-646-60942-4 / 9783646609424 |
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