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Die Tage der Bluegrass-Liebe (eBook)

Wunderbar romantische Boys'-Love-Coming-Out-Geschichte!
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93876-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tage der Bluegrass-Liebe -  Edward van de Vendel
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Eine wunderbare schwule Liebesgeschichte! Perfekt zum Pride Month!  Ein Feriencamp in den USA. Tycho und Oliver, die dort den Sommer über jobben, verstehen sich von Anfang an besonders gut. Sie können wunderbar miteinander reden und lachen. Doch dann merkt Tycho, dass er mehr für Oliver empfindet als bloße Freundschaft. Es kommt ihm vor, als könnte er explodieren vor Glück. Und nach der ersten Unsicherheit fühlt er sich zusammen mit Oliver stark, fast unbesiegbar. Daran kann auch der Rauswurf aus dem Camp nichts ändern, denn jetzt fangen die richtigen Ferien doch erst an: zwei Wochen allein mit Oliver ... Mitreißend erzählte Coming Out-Geschichte! Mit überarbeitetem Inhalt und neuem Cover!

1964 im niederländischen Leerdam geboren, arbeitete als Lehrer, bevor er anfing zu schreiben. Seine Kinder- und Jugendbücher, Bilderbuchtexte und Gedichte sind inzwischen vielfach ausgezeichnet und u.a. ins Französische und Deutsche übertragen worden. Van de Vendel lebt heute in Amersfoort.

1964 im niederländischen Leerdam geboren, arbeitete als Lehrer, bevor er anfing zu schreiben. Seine Kinder- und Jugendbücher, Bilderbuchtexte und Gedichte sind inzwischen vielfach ausgezeichnet und u.a. ins Französische und Deutsche übertragen worden. Van de Vendel lebt heute in Amersfoort. Rolf Erdorf, 1956 in der Eifel geboren, hat u. a. Germanistik und Niederländische Philologie studiert. Heute lebt er in Bremerhaven und arbeitet hauptberuflich als Übersetzer aus dem Niederländischen. Für seine Arbeit in der Kinder- und Jugendliteratur wurde er 2005 mit dem renommierten niederländischen Martinus-Nijhoff-Preis des Prins-Bernard-Cultuurfonds ausgezeichnet.

Tycho saß das erste Mal in einem Flugzeug – aber live und sozusagen hautnah hatte er schon eine Mondlandung erlebt.

Bei dem Ferienjob, mit dem er sich sein Ticket verdient hatte, hatte er Nina kennengelernt. Nina hatte ihn nach dem ersten Tag beim Obstbauern zu sich nach Hause und auf ihr Zimmer gelotst. Da saßen sie auf ihrem Bett: Nina lachte, Tycho redete und redete, und dann hatte sie einfach angefangen, mit den Knöpfen an seinem Hemd zu spielen. Sie langsam zu lösen, von oben nach unten – als würde sie rückwärts bis null zählen, Blütenblätter von stummen Blumen zupfen …

Stoff, der ihm von den Schultern glitt. Tychos Hemd fiel willenlos auf den Boden. Nina fasste den Saum von Tychos T-Shirt und streifte es hoch. »Hilfe!«, sagte er und hob die Arme. Nina kicherte – und zog ihr Top aus. Sie sanken auf das Bett, Bauch an Bauch. Sie lagen und atmeten, und Nina schob seine Hände um den Verschluss ihres BHs. Er fummelte. Sie küsste ihn. Dann hob sie den Oberkörper, damit er den BH zwischen ihnen hervorziehen konnte. Ihre Brüste berührten seine Haut. Zum ersten Mal spürte er diesen doppelten Druck auf seinem Körper. Samtpfötchen, die behutsam auszufahren schienen wie die Füße eines Landegestells. 1969, dachte Tycho. Armstrong, Neil. First man on the moon …

Als er an diesem Abend nach Hause radelte, war die Nacht nicht einfach blau, sondern von einem warmen Weiß. Wie Haut.

Ja, der Mond schimmerte in einem Licht so warm wie Ninas Haut.

Tycho lebte schon seit Jahren in seinem Kokon. Die Tage öffneten und schlossen sich wie seine Schulmappe. Er war der gesichtslose Schüler aus der Oberstufe, der Sohn, in dem seine Eltern jeweils die Hälfte ihres Charakters wiedererkannten. Zweimal am Tag warf er einen Blick in den Spiegel, einmal morgens und einmal abends, und in der Zeit dazwischen dachte er nicht an sich.

Bis kurz vorm Abitur. Auf einmal wollten alle von ihm wissen, was er studieren werde. Was er werden wolle. Ob er sich ein Zimmer in der Stadt suchen würde. Eine Zeit lang antwortete er: »Keine Ahnung«, aber eines Nachmittags hatte er sich an den Küchentisch gesetzt und vierzig Mal seinen Namen in seinen Kalender geschrieben. Tycho Zeling. Tycho Zeling. Tycho Zeling.

Danach war er ins Badezimmer gerannt, um sein Spiegelbild zu betrachten. Und stellte fest, wie seine Augen erschraken. Er fand seine Nase zu klein, seine Lippen zu voll und sein kurzes Blondhaar so leidenschaftslos, als habe jemand es zufällig auf seinem Kopf hinterlassen. Er beschloss, sich einen stärkeren Shaper zuzulegen, in den Ferien nach Amerika zu fahren und dann ein Jahr lang nicht an die Schule zu denken.

Seine Eltern sagten »Wie bitte?« und »Ach!« und nickten vorsichtig.

Im Spiegel der Flughafentoiletten kontrollierte er, ob seine Haare auch munter genug verstrubbelt waren. So war es gut: Sie sollten nach allen Seiten hin abstehen und seiner Denkerstirn den Weg in sämtliche Winkel der Welt zeigen. Er fuhr noch einmal mit der Hand durch und ging aufs Klo.

Männer sind Jäger, dachte er, sonst hätten sie hier in den Schüsseln nicht diese Fliegen abgebildet. Zielen als Urinstinkt, was für ein altmodisches Konzept.

Aber Nina hatte er nicht gejagt. Mit ihr war alles wie von selbst gegangen. Das hatte ihm gefallen. Und Nina gefielen seine Augen, so blau und erwartungsvoll. Sie hatte sie mit ihrem Laserblick eingefangen – vom ersten Händedruck an, den sie wechselten, bis hin zu ihrem Gefummel. Das war eine ganz andere Waffe: fortschrittlicher, raffinierter, vielleicht auch gefährlicher als die seine, die des Mannes. Ja, dachte Tycho. Ich, der Mann.

Er stellte sich vor ein Waschbecken und betrachtete sich. Die Tür ging auf. Schnell ließ Tycho das Wasser laufen – Hände waschen. Sein Blick huschte über den Spiegel. Ein Junge kam herein, ungefähr so groß und so alt wie er selbst. Dunkles, fast schwarzes Haar, dazu dunkle Augenbrauen, und freundliche Augen. Er trug ein knallblaues T-Shirt und eine skinny Jeans. Tycho machte den Wasserhahn zu, drehte sich um und hob die Hände zum Handtuchhalter. Der Junge folgte seiner Bewegung und sagte: »Hello. You must be Tyko.«

Pflaumen werden im Sommer ausgedünnt. Da sind sie noch klein und hart und hängen in kleinen Trauben zusammen. Man schleppt eine Leiter hinaus in den Obstgarten, lehnt sie an den ersten Baum und klettert hinauf. Man schließt die Finger um eine Traube und zieht etwas daran: vier, fünf Pflaumen lösen sich und fallen ab. Prasseln auf den Boden. Man klettert etwas höher in den Baum. Man greift eine Hand voll nach der anderen. Man umklammert die Äste mit den Beinen, um auch die entfernten Trauben zu erreichen.

Nina ist auch da. Du kennst sie nicht. Der Chef sagt: »Ich verlasse mich darauf, dass ihr beide mir keinen Ast auslasst.« Er zwinkert dir zu, Nina klettert in den linken Baum, du in den rechten. Du siehst sie nicht, du siehst nichts als Blätter, aber die Zweige eurer Bäume sind ineinander verhakt. Ihr redet und redet. Die Sonne scheint, ein Lüftchen geht, trotzdem bleibt es schwül.

Ihr arbeitet auch abends, denn dann verdient man mehr. Es wird schon dunkel, und ihr redet immer noch. Über alles Mögliche. Die Schule. Die Ferien. Über Freundschaft. Über Sex. Ihr traut euch. Es ist, als würde ein Wort das andere nach sich ziehen. Als würde man von den eigenen Worten verführt. Der Reißverschluss deiner Hose scheuert über den Stamm. Zweige auf deiner Haut. Heuschnupfen im Bauch.

Dann sagt Nina: »Kommst du mit? Meine Eltern sind nicht zu Hause.«

Er hatte längst wissen wollen, wie es ist. In der Schule mochten manche von nichts anderem mehr reden, aber aus irgendeinem Grund hatte er lieber das Thema gewechselt, anstatt ihnen zuzuhören. Eine Zeit lang redete er sich ein, Sex sei so was wie Fahrstunden – etwas für die Zukunft, wenn man achtzehn war oder älter. Später fand er es einfach unvorstellbar. Er sah sich einfach nicht mit leuchtenden Augen auf ein Mädchen zugehen und etwas zu ihr sagen.

Aber Nina hatte ihn bei der Hand genommen. Ein ungekannter Stolz verbarg sich in den Tritten, die er seinen Pedalen versetzte, als er in dieser Nacht nach Hause radelte. Er kam sich vor wie ein weiser Greis und zugleich wie ein junger Ritter. Ich bin im Bilde, dachte er. Ich weiß, wovon sie reden.

Als er nach Hause kam, lag ein Zettel von seiner Mutter auf seinem Kopfkissen. Du bist spät, macht nichts. Gute Nacht. Mama.

Er warf seine Kleidung über den Schreibtischstuhl, schlug seine Bettdecke auf und hörte sein Handy in der Hose vibrieren. Es war Nina. Er nahm das Gespräch an.

»Wie war die Fahrt nach Hause?«

»Die Fahrt? Ja, gut.«

»Ich wollte nur noch mal deine Stimme hören.«

»Hm.«

»Und ich wollte dir sagen, dass es etwas ganz Besonderes war, heute Abend.«

»Fand ich auch.«

»Wie fühlst du dich?«

»Gut. Etwas müde.«

»Ich auch. Ich liege hier und denke an dich.«

»Ja. Lieb von dir.«

»Und du, liegst du schon?«

»Ja.«

»Na denn …«

Tycho gähnte, er konnte es nicht verhindern. »Ich denke, ich werde jetzt schlafen. Gute Nacht, ja? Und äh … danke schön.«

»Ach, okay, Tycho. Ja, ich auch. Also dann gute Nacht.«

Seine Eltern machten zum soundsovielten Mal Urlaub in Southampton. »Nein«, hatte er gesagt, »ich komme nicht mit.« Er wollte nach Amerika. Er suchte im Internet, schickte eine Mail zur Website eines internationalen Kinderlagers, wurde ausgesucht und erhielt einen Brief aus Knoxville, Tennessee: »Dear Tycho, welcome to our Little World Organization. It’s gonna be great!«

Oliver Kjelsberg aus Gjøvik in Norwegen hatte auch so einen Brief bekommen. Er hatte sich Tychos Namen gemerkt und ihn an dem Logo auf seinem T-Shirt erkannt. Jetzt saßen sie nebeneinander auf zwei Flughafenstühlen und Oliver sprach Englisch mit einem witzigen Akzent. Seine Sätze waren kurze Melodien, knapp und klar, und als er vom Fußballspielen anfing, ergänzte er seine Worte durch Gesten. Er ließ seine Finger Kreise und Kurven beschreiben. Für einen zufällig Vorbeikommenden hätte es Luftmathematik sein können, doch Oliver versuchte Tycho zu erklären, dass Fußball eine Form der abstrakten Kunst sei.

»It’s the lines, you know? Die Linien. Schau – hier läuft Frank de Boer.«

Er schlug mit der Faust auf den Tisch.

Zack, da stand er. Frank de Boer.

»Hier stehen die anderen.«

Zack, zack, zack, und schon hatte er eine halbe Elf zusammen.

»Und dann ist hier – an empty line

Sein Zeigefinger beschrieb eine Kurve zwischen drei, vier gegnerischen Spielern.

»Eine Gasse, siehst du? Am Ende steht zwar noch keiner, aber Frank de Boer weiß, dass Jari Litmanen in einer oder zwei Sekunden dort sein wird. Jari Litmanen sprintet auf das imaginäre Ende der Gasse zu und kommt gerade rechtzeitig, um den Ball entgegenzunehmen. Siehst du?«

Tycho sah es, aber über den Tisch liefen noch mehr Spieler.

»Das ist Laudrup, kennst du den? Er rennt nach vorn und kickt derweil fünf, sechs, sieben Mal den Ball an seinem Fuß mit sich fort. Dann gibt er ab und da – genau hier, siehst du? – steht dann die Sturmspitze. Oder der da. Oder der hier.«

Tycho betrachtete Oliver. Dessen Augen glänzten. Seine Finger spreizten sich, als halte er mit beiden Händen einen Fußballpokal. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich hier bin. In der Stadt von...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2024
Übersetzer Rolf Erdorf
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Boys Love • Buch boys love • Erste Liebe Buch Teenager • Pride Month • schwule Liebe • schwule liebesgeschichte
ISBN-10 3-646-93876-5 / 3646938765
ISBN-13 978-3-646-93876-0 / 9783646938760
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