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Nachtschatten - Rosenholm-Trilogie (3) -  Gry Kappel Jensen

Nachtschatten - Rosenholm-Trilogie (3) (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
624 Seiten
Arctis Verlag
978-3-03880-172-6 (ISBN)
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Kamille, Kirstine, Victoria und Malou haben nach zwei aufregenden Jahren im magischen Internat Rosenholm herausgefunden, wer die junge Trine vor Jahrzehnten getötet und als Geist in ein wurzelloses Dasein verbannt hat. Aber ihre heikle Mission ist noch lange nicht vorbei: Die Mädchen wollen den Mörder überführen und ihn dazu bringen, für sein Verbrechen zu sühnen. Doch schon bald dämmert ihnen, dass die Geheimnisse unter Rosenholms Mauern noch viel dunkler sind, als sie sich vorzustellen vermögen, und dass sich keine von ihnen sicher fühlen kann. Stück für Stück müssen sie das Rätsel um die 'Nachtschatten' lösen, bevor es zu spät ist ...

Gry Kappel Jensen hat Geschichte und nordische Sprache und Literatur studiert und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Lektorin. Sie hat mehrere Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, darunter die Fantasy-Trilogie Rosenholm, die in nur kurzer Zeit zu einem großen Erfolg in ihrer Heimat wurde. Band Drei Nachtschatten wurde 2021 mit dem 'Dänischen Fantasy-Preis' als das 'Beste Fantasy-Buch des Jahres' ausgezeichnet. Gry Kappel lebt mit ihrer Familie in Aarhus, Dänemark.

Gry Kappel Jensen hat Geschichte und nordische Sprache und Literatur studiert und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Lektorin. Sie hat mehrere Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, darunter die Fantasy-Trilogie Rosenholm, die in nur kurzer Zeit zu einem großen Erfolg in ihrer Heimat wurde. Band Drei Nachtschatten wurde 2021 mit dem "Dänischen Fantasy-Preis" als das 'Beste Fantasy-Buch des Jahres' ausgezeichnet. Gry Kappel lebt mit ihrer Familie in Aarhus, Dänemark.

25. Juni 03 Uhr 25

Kamille


Es gibt Nächte, in denen es gar nicht richtig dunkel wird. In denen die Sonnenwärme Steine und Hausmauern nicht verlässt. Stattdessen atmen sie in der Nacht und wenn man eine Hand auf sie legt, merkt man, dass sie noch warm sind. Und die Nachtluft duftet nach Heckenrosen und Jasmin, während die Sterne so deutlich am Himmel stehen wie kleine leuchtende Messerstiche, unerbittlich und unendlich, und wenn man zu lange zu ihnen hinaufschaut, wird einem schwindelig.

In einer solchen Nacht sollte man die Party verlassen, beschwipst von Lachen und Tanz und mit seinem oder seiner Liebsten an der Hand.

Doch das war es nicht, was Kamille draußen in der Sommernacht tat. Kein Tanz und kein Lachen. Keine Liebste, kein Liebster … Aber sie war auch nicht allein.

Kamille spähte unter der Kapuze des Umhangs hervor, den sie über ihr weißes Kleid gezogen hatte. Victoria ging neben ihr und ihre schönen dunklen Augen schauten zu ihr, wie um zu sagen: Ja, ich bin hier.

Kamille drehte sich zu Kirstine um. Das große, ernste Mädchen mit den langen, sandfarbenen Haaren lief konzentriert hinter ihnen und flüsterte Runenformeln vor sich hin, während das Gras in der stillen Nacht unter ihren Füßen raschelte.

Die drei jungen Frauen folgten der Landstraße. Ein Pferd beobachtete sie von seiner Weide aus und kurz darauf bogen sie in die Allee mit den alten Kastanienbäumen. Bald tauchte Rosenholm vor ihnen auf, eine schwarze Silhouette vor dem wimmelnden Sternenteppich. Alle wussten, dass Jens Frühaufsteher war, und sie wollten vor ihm dort sein. Kamille spürte, wie das Unbehagen in ihrem Magen nagte. Es war nicht vorherzusehen, wie er reagieren würde.

Die Nacht war still, windstill, doch die großen Kastanien schlugen trotzdem bedrohlich mit den Ästen, als sie sich dem Schloss näherten.

»Eihwaz«, beruhigte Kirstine die Bäume leise und das Geräusch der raschelnden Blätter um sie herum ebbte ab, ihre Haare knisterten jedoch elektrisiert, und Kamille sah, wie die tiefen Narben, die sich um das Handgelenk der Freundin schlangen, im Dunkeln aufleuchteten.

Sie setzten ihren Weg fort, durch den weitläufigen Park, über die kleine Brücke, die über den Wassergraben führte, hinein in den gepflasterten Schlosshof. Die große Kletterrose hatte ihre Blütenblätter wie einen Teppich über die Treppe zur Schuleingangstür verstreut. Hier war niemand.

Kamille warf einen Blick auf ihr Handy. Zwei Minuten vor vier. »Wir warten noch ein bisschen«, flüsterte sie.

Als sie zum Schloss aufschaute, entdeckte sie es.

Hinter einem der Fenster leuchtete ein schwaches Licht und die Silhouette einer dunklen Gestalt war zu erkennen. Sie war nur kurz zu sehen, bevor sie verschwand, doch Kamille war sich sicher.

»Malou! Sie hat im Fenster gestanden und uns beobachtet. Sie kommt jetzt.«

»Meinst du nicht, dass es vielleicht nur ein Schatten war?«, fragte Victoria und schaute an der weiß gekalkten Schulmauer hinauf.

»Sie war da«, sagte Kamille.

Sie blieben noch ein wenig stehen und warteten schweigend. Kirstine trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Victoria checkte die Zeit. Die Sterne über ihnen verblassten, bald würde die Sonne aufgehen.

»Sie kommt nicht«, flüsterte Victoria schließlich. »Wir können nicht noch länger hier herumstehen.«

»Aber sie hat uns doch gesehen …«, seufzte Kamille. Seit sie Rosenholm vor einem Monat verlassen hatte, hatte Malou auf keine ihrer Nachrichten geantwortet. Warum also sollte sie jetzt plötzlich zu ihnen stoßen? Doch der Gedanke daran, dass sich Malou irgendwo im Schloss befand, war fast nicht auszuhalten. Und Kamille war sich sicher, dass es ihre Gestalt im Fenster gewesen war. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, und erinnerte sich selbst daran, dass sie sich glücklich schätzen konnte. Sie musste das hier nicht allein tun, sie waren zu dritt. Aber wir hätten zu viert sein sollen.

Es war dunkel und still, als sie die Treppe hinaufstiegen. Normalerweise war die Schule in den Sommerferien leer, doch dieses Jahr waren die Mitglieder des Clubs der Krähen, Zlavkos Studentenvereinigung, in Rosenholm geblieben, als sich die anderen Schülerinnen und Schüler in die Ferien verabschiedet hatten. Zum Glück begegneten sie nun in den leeren Fluren niemandem. Kamille war die Einzige von ihnen, die schon einmal in Jens’ Büro gewesen war, deshalb ging sie nun voran und führte die anderen zu dem großen Eckbüro des Schulleiters. Kaum hatten sie die Tür erreicht, schoben sie sich auch schon schnell hinein. Victoria schaltete eine Schreibtischlampe an und Kirstine zog die Vorhänge auf, sodass sie den Himmel sehen konnten, der sich im Sonnenaufgang rosa färbte. Nun blieb ihnen nichts, als zu warten.

 

Um halb sechs ging die Tür auf. Obwohl sie ihn erwartet hatten, fuhr Kamille zusammen, als sich ihre Blicke trafen. Jens war wie immer schwarz gekleidet, ein kräftiger, athletischer Mann um die fünfzig. Nicht besonders groß und mit kurz geschnittenen, stahlgrauen Haaren. Als er sie entdeckte, riss er einen Moment lang die Augen auf, doch schon Sekunden später wirkte sein Gesicht wieder so unergründlich und entspannt, als wäre er davon ausgegangen, sie hier anzutreffen. Sein wacher, intelligenter Blick durchfuhr sie wie ein elektrischer Stoß.

»Guten Morgen«, sagte er. »Was kann ich so früh am Morgen und noch dazu mitten in den Ferien für euch tun?«

Plötzlich hatte Kamille alle Sätze, die sie vorbereitet hatte, vergessen. Stattdessen steckte sie die Hand in die Tasche und zog etwas hervor. Ihre Hände zitterten, als sie es auseinanderfaltete. Es war die Kopie eines Fotos, das sich aus zwei Teilen zusammensetzte. Die eine Hälfte war schwarz-weiß und zeigte eine lächelnde junge Frau, auf der anderen Hälfte, in Farbe, war der Mann zu sehen, der vor ihnen stand. Jens Andersen. Ihr Lehrer in Geisterkunde, Schulleiter des Internats Rosenholm – und Kamilles Vater. Was nur drei Menschen auf der Welt wussten: ihre Mutter, Jens und Kamille selbst. Und so sollte es auch bleiben.

»Was ist das?«, fragte Jens.

Sie reichte ihm die Kopie.

»Sie hieß Trine«, sagte Victoria mit ruhiger, gefasster Stimme. »Sie waren ein Paar.«

Jens hob eine Augenbraue. »Spannend«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Aber ich denke, ich könnte mich daran erinnern, wenn ich mit so einem hübschen Mädchen zusammen gewesen wäre. Wie hieß sie gleich, Trine?«

»Sie waren Ihr Lehrer, damals Ende der Achtziger«, sagte Victoria.

»Im Laufe der Jahre war ich Lehrer einer Menge junger Frauen«, sagte Jens und hielt das Foto ein bisschen weiter weg, um es genauer zu betrachten. »Nein, sie sagt mir nichts.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie an. »Diese Trine muss euch einen Bären aufgebunden haben«, sagte er. »Es kann schon sein, dass ich sie damals unterrichtet habe, selbst wenn ich mich nicht daran erinnere, aber wir waren ganz bestimmt kein Paar.«

»Außer dem Bild haben wir auch Briefe, die Trine damals ihrer Schwester aus der Schule geschrieben hat. Darin erzählt sie von Ihrem Verhältnis«, sagte Victoria. »Wie können Sie das erklären?«

Jens zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist das einfach eine dieser Geschichten von einer Schülerin, die sich in ihren Lehrer verknallt und sich dann irgendetwas zusammengereimt und ihrer kleinen Schwester erzählt hat? Was weiß ich?« Er warf ihnen ein müdes Lächeln zu. »Ich muss euch enttäuschen, ihr habt leider keinen Skandal aufgedeckt, Mädels. Ist das der einzige Grund für euren Besuch?«

Kamille spürte ihre Zunge trocken am Gaumen kleben, ihr Kopf war vollkommen leer. Was hatte sie denn erwartet, was passieren würde? Dass er schockiert war oder nervös würde? Wütend, vielleicht? Stattdessen wirkte er so, als ginge es ihn nicht im Geringsten an, was sie erzählt hatten.

»Woher wissen Sie das?«, fragte Kirstine ruhig. »Dass es ihre kleine Schwester war? Sie behaupten, sich nicht an Trine zu erinnern, und wir haben nur davon gesprochen, dass sie ihrer Schwester geschrieben hat.«

Jens schaute sie an und schüttelte langsam den Kopf. »Also wirklich, das wird mir zu albern. Hört mal, ich habe zu arbeiten, ich habe keine Zeit für so einen Blödsinn.«

»Deshalb hat Leah versucht, Sie umzubringen«, flüsterte Kamille. »Leah war Trines kleine Schwester. Es war kein Angriff gegen die Magier oder auf Rosenholm. Es war ein Angriff auf Sie.«

Kamille sah sie vor sich, die verrückte, verzweifelte Leah, die versucht hatte, den Tod ihrer Schwester zu rächen, und die sich das Leben genommen hatte, nachdem es ihr nicht gelungen war.

»Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst«, sagte Jens. Es war deutlich zu hören, dass seine Geduld am Ende war.

»Geben Sie es zu«, forderte Victoria.

»Was sagst du da?« Er zog die Augenbrauen hoch und zum ersten Mal meinte Kamille, Zorn in seiner Stimme zu erkennen. »Ich soll zugeben, dass ich mit einem Mädchen zusammen war, an das ich mich nicht einmal erinnere?«

»Sie sollen zugeben, dass Sie sie getötet haben«, sagte Victoria.

»Wie bitte?!«

»Sie haben Trine ermordet. Ich habe es selbst gesehen, sie hat es mir gezeigt.« Victorias Stimme zitterte ein wenig, doch sie sah ihn weiter an. »Sie beide waren ein Paar. Sie haben ihr vorgegaukelt, dass Sie zusammen durchbrennen würden, aber stattdessen haben Sie sie betäubt und im Schlosskeller versteckt. Und später zum Bach getragen und dort erwürgt. Ich habe alles gesehen.«

Jens kniff die Augen zusammen und ließ den Blick auf ihr ruhen. Ein Zittern durchlief Victoria, als kämpfte sie gegen...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2024
Reihe/Serie Rosenholm-Trilogie
Rosenholm-Trilogie
Übersetzer Meike Blatzheim, Sarah Onkels
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Außenseiter • Außenseiterin • Blutmagie • Dänemark • dark academia • Dark Fantasy • Dunkle Magie • Fabelwesen • Familie • Fantastische Tierwesen • Fantasy • Feminismus • Freundschaft • Geist • Gestaltwandler • Internat • Liebe • Mädchen • Mädchenclique • Mädchenfreundschaft • Magie • Magier • Mord • Mordfall • Mut • Nordische Mythologie • Rache • Romance • Rune • Runenzauber • Skandinavien • Spannung • Teenager • Teenager Mädchen • Urban-Fantasy • Verrat • Zusammenhalt
ISBN-10 3-03880-172-0 / 3038801720
ISBN-13 978-3-03880-172-6 / 9783038801726
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