SnowFyre. Elfe aus Eis (Königselfen-Reihe 1) (eBook)
366 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61085-7 (ISBN)
Amy Erin Thyndal lässt sich von ihren Freunden gern damit aufziehen, dass sie Bücher doch toller fände als Menschen. Nichtsdestotrotz sind es die Menschen um sie herum, die sie zum Schreiben inspirieren und ihrem Leben das gewisse Etwas verleihen. Und zwischen wissenschaftlichem Labor, Hobbys, Freunden und natürlich der obligatorischen Lesesucht widmet sie sich der großen Liebe - ob in ihren Büchern oder in der echten Welt.
Amy Erin Thyndal lässt sich von ihren Freunden gern damit aufziehen, dass sie Bücher doch toller fände als Menschen. Nichtsdestotrotz sind es die Menschen um sie herum, die sie zum Schreiben inspirieren und ihrem Leben das gewisse Etwas verleihen. Und zwischen wissenschaftlichem Labor, Hobbys, Freunden und natürlich der obligatorischen Lesesucht widmet sie sich der großen Liebe – ob in ihren Büchern oder in der echten Welt.
-1°C
Schneefall
Fyre
Wenn es schneit, so heißt es, kann man manchmal die Schneekönigin inmitten der Schneeflocken erkennen …
Angestrengt starre ich in die Dunkelheit, Hans Christian Andersens Märchen aufgeschlagen auf dem Schoß, mein iPod spielt Lindsey Stirlings Geigenversion von Crystallize. Die Schneeflocken, die durchs Fenster hereinwehen, setzen sich wie sanfte Liebkosungen auf meine Schultern und mein Haar.
Ja, ich liebe den Winter. Die Kälte, der Schnee, das Eis, das ist es, was das Leben lebenswert macht. Für Hitze und Sandstrände habe ich nichts übrig, meine Welt ist weiß. Sie ist blau, grau, dunkel, kalt – und wunderschön. Nicht zu vergleichen mit Schweiß, schwüler Luft oder Wüstenstaub.
Ich hauche die kalte Fensterscheibe an und zeichne das Abbild einer Schneeflocke. Schneekönigin, nimm mich mit – dieser öde Kai war deiner nicht wert. Ich würde es besser machen!
Aber leider erhört mich niemand. Nicht, dass ich das erwarte. Mein Leben ist kein Märchen, zumindest keines im klassischen Sinne.
Ich lehne mich aus dem Fenster, atme die eisig kalte Luft. Ein Rabe fliegt einsam durch die Nacht, sein Schatten erhebt sich dunkel gegen das Licht der Straßenlaternen.
Komm zu mir, bitte ich stumm, sei so gut.
Abrupt lässt sich der Rabe auf einem Ast nieder, den ich soeben vereist habe und starrt mich an. Dann krächzt er irritiert. Kichernd schließe ich das Fenster.
Eine Tür in meinem Rücken öffnet sich und jemand tritt hinter mich.
»Callum«, hauche ich, drehe mich um und sehe dem hellblonden Elf tief in die Augen. Atemlos starrt er mich an, kann sich nicht zurückhalten, kommt näher und legt seinen Arm um meine Hüften. Er senkt seine Lippen auf meine, während seine andere Hand suchend auf meinem Rücken umherstreift.
Lachend entwinde ich mich seinem Griff.
»Das hast du doch nicht ernsthaft geglaubt, oder?«
Er wendet sich enttäuscht ab.
»Crystal sucht dich.«
Seufzend drehe ich mich um und stolziere davon. Wenn eine Königin dich sucht, sei besser zur Stelle, selbst wenn sie deine Schwester ist. Gerade dann, befürchte ich.
Erhobenen Hauptes schreite ich durch die Gänge des Hauses. Der Hof der Winterkönigin ist groß, allein das zugehörige Haus, oder wohl eher der Palast, ist riesig. Müsste man hier putzen, würde man niemals fertig werden. Die antike französische Ausstattung glänzt, seit ich denken kann, ohne auch nur ein Körnchen Staub anzusetzen, und keine Spinne würde es wagen, hier ihr Netz zu spinnen. Den Anblick des weißen Marmorbodens beschämt nicht ein einziger Fleck oder Fehler im Stein, die Deckenmalereien wirken so frisch, als wäre da Vinci erst gestern bei uns zu Gast gewesen.
Im Vorbeigehen lasse ich alle Lichter erlöschen, von pompösen elektrischen Kronleuchtern zu schlichten Kerzen und einsamen Glühbirnen in Abstellräumen mit angelehnten Türen. So schön mancher unsere Einrichtung auch finden mag, so sehr sie zu tiefgründigen Gedichten anregt, so ist sie doch nicht so ganz mein Fall. Ich kann diesen übertriebenen Prunk nicht ausstehen, aber vor allem nicht dieses widerlich warme Licht. Obwohl ich am Hof der Winterkönigin bin – wieso erinnert hier so viel an den Sommer? Zischendes Feuer in den Kaminen, funkelnde Kronleuchter, angezündete Kerzen, heiße Küchenherde und sogar eine verdammte Bodenheizung.
Crystal ist keine winterliche, eisige Winterkönigin, wie sie im Buche steht, fürchte ich. Meine Schwester ist viel zu nachsichtig, gutmütig, verantwortungsbewusst, und wäre das nicht mit unangenehmen Nebeneffekten verbunden gewesen, hätte ich sie längst umgebracht und ihren Platz eingenommen.
Geschwisterliebe kennen wir nicht, beziehungsweise, kenne ich nicht. Die Liebe ist ein zu warmes, hässliches Gefühl – was soll ich denn bitteschön damit?
Crystal zieht mich oft damit auf, dass ich der eigentliche Winter bin, aber das wissen ohnehin alle. Ich bin die Inkarnation von Winter, von Kälte, von Eis. Ich bin die vollendete Winterelfe.
Wahrscheinlich hat unsere Mutter deshalb Crystal als Königin erwählt. Ich bin zu kaltblütig, zu berechnend, zu gern für mich allein, niemals hätte ich mich um die tausenden Winterelfen kümmern können. Die Bedeutung dieses Wortes ist mir sowieso ein Rätsel. Wieso hätte ich das bitte tun sollen? Meine Schwester hat vielleicht spezielle Kräfte, für die manch einer seine Seele verkaufen würde, aber die habe ich als ihr Zwilling auch. Nur ihre Macht über unser Volk, ihre Autorität habe ich nicht.
Nachdenklich bleibe ich vor einem Spiegel stehen und betrachte mein kaum erleuchtetes Abbild. Ebenholzfarbenes Haar, schneeweiße Haut, blutrote Lippen. Ich bin nicht eitel, ich weiß, ich bin vollkommen.
Aber etwas in diesem Spiegel stimmt nicht, etwas muss verändert werden. Ich lege meine Hand auf das kalte Glas, drückte einen Moment dagegen und betrachte zufrieden, wie sich schmerzhafte Risse durch das Glas ziehen.
In diesem Moment spüre ich etwas. Hinter mir, da ist – Wärme. Angewidert drehe ich mich um in der Erwartung, eine Kerze zu sehen oder etwas Ähnliches, das sein widerwärtiges Licht verbreitet.
Aber hinter mir ist keine Kerze, die ich nicht schon gelöscht hätte. Hinter mir ist absolut gar nichts außer dem dunklen Gang, in dem durch mein perfektes Werk Eiseskälte herrscht. Erfolgreich habe ich auf meinem Weg alle Lichter mit meiner Magie gelöscht, alle Heizungen ausgeschaltet und jede Hitzequelle eliminiert. Dennoch war da etwas …
Irritiert suchen meine Augen die Umgebung ab. Ich weiß, ich habe mich nicht getäuscht. Ich täusche mich nie.
Unverhofft spüre ich eine warme Hand, die meine Schulter berührt. Verärgert wirble ich herum. Wer wagt es?
Vor mir steht ein Sommerelf. Die brennende Wärme, die von ihm ausgeht, scheint mich zu verglühen. Ich will ihn gerade mit einem Eisregen begrüßen – ein Sommerelf, der in unseren Hof eindringt, ist nie willkommen – als mir aufgeht, wer da vor mir steht und grinsend meine Reaktion abwartet. Dunkelblonde, lächerlich verwuschelte Haare, große, schlanke Statur, Lippen, für die manch einer töten würde, eine makellose Haut in der Farbe von flüssigem Karamell – er ist es. Ich entlasse das Eis, das ich mit meiner Magie zu seiner Begrüßung rufen wollte, reiße mich los und gehe weiter.
»Warte«, befiehlt der Elf hinter mir. Ich ignoriere ihn.
Hastige Schritte, und er packt mich an der Schulter.
»Was willst du, Ciel?«, fahre ich ihn an. Ciel, Repräsentant des Sommerhofes, Bruder des amtierenden Sommerkönigs, ist bedauerlicherweise an unseren Hof gereist, um mit Crystal irgendeinen Unsinn über die Jahreswende zu besprechen. Er ist nicht gerade meine liebste Person. Immer die Ruhe bewahren.
»Was?«, frage ich ungeduldig.
»Fyre …«, sagt er meinen Namen. Bilde ich mir den flehenden Unterton nur ein?
Ich weiß, was hat sich unsere Mutter nur dabei gedacht, mich Fyre und meine Schwester Crystal zu nennen? Das größte Paradoxon aller Zeiten.
»Du weißt doch längst, was ich will«, stellt Ciel schließlich fest.
Mit hochgezogenen Augenbrauen blicke ich ihn an.
»Ach ja?«
Natürlich weiß ich, von was er spricht. Der Frühling fängt an – doch dumm, dumm, der Sommerkönig und die Winterkönigin sind gerade ziemlich beschäftigt. Ciel springt als Bruder des Sommerkönigs für ihn ein, aber ich bin nicht gerade wild darauf, seinem Beispiel zu folgen. Ich seufze.
»Vergiss es. Das musst du mit meiner Schwester ausmachen.«
»Was er bereits getan hat.«
Crystal kommt aus einem der Gänge. Sie begutachtet mein Werk im winterlichen Gang, dann klatscht sie in die Hände, alle Lichter flammen wieder auf. Auch die Heizung springt wieder an – mir scheint sie sogar wärmer als zuvor, als wolle sie verlorene Zeit wettmachen.
Kalt funkle ich Crystal an. Meine süße kleine Schwester mit ihrem platinblonden Haar, den dunkelgrünen Augen und dem verspielten Petticoat-Kleid steht mir in nichts nach, dennoch gebe ich meistens vor, die Überlegenere zu sein.
»Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben«, schmolle ich mit einem ironischen Unterton.
Sie zieht eine Braue nach oben, dann richtet sie den Spiegel an der Wand. Beleidigt sehe ich zu, wie sie Ciel mit einer nicht besonders formellen Umarmung begrüßt und sich schließlich wieder mit mir beschäftigt.
»Fyre, du weißt, ich bin gerade sehr beschäftigt, deshalb...
Erscheint lt. Verlag | 7.12.2023 |
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Reihe/Serie | Königselfen-Reihe | Königselfen-Reihe |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Elfen Fantasy • fae fantasy • Fantasy Liebesromane • fantasy romance deutsch • impress ebooks • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • royal romance • Urban Fantasy Romance • Young Adult Bücher • Young Adult Romance |
ISBN-10 | 3-646-61085-9 / 3646610859 |
ISBN-13 | 978-3-646-61085-7 / 9783646610857 |
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