Keeper of the Lost Cities - Sternenmond (Keeper of the Lost Cities 9) (eBook)
688 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-5151-8 (ISBN)
Shannon Messenger studierte Kunst, Screenwriting und Filmproduktion, ihre eigentliche Passion ist jedoch das Schreiben. Mit ihrer Buchreihe 'Keeper of the Lost Cities' ist sie regelmäßig auf der New-York-Times-Bestsellerliste vertreten. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sie lebt gemeinsam mit ihren vielen Katzen in Südkalifornien.
1
Geht’s dir gut?«
Grady hatte ihr diese Frage schon dreimal gestellt und Sophie wusste noch immer keine Antwort darauf. Sie war zu nichts anderem fähig, als auf die zusammengeknüllte Nachricht zu starren, die in ihrem Zimmer auf sie gewartet hatte, und zu hoffen, sie hätte sie irgendwie missverstanden.
Keefe konnte nicht …
Würde nicht …
Ein Laut blubberte in ihrer Kehle, irgendetwas zwischen einem Lachen, einem Weinen und einem Stöhnen.
Hier ging es um Keefe.
Na klar würde er.
»Wie lange ist Keefe schon weg?«, fragte sie und blickte zwischen Grady und der winzigen Gnomin hin und her, die neben ihrem Himmelbett standen.
Grady zuckte mit den Schultern.
Flori schüttelte den Kopf und ihr geflochtenes Haar raschelte wie winddurchwehtes Laub. »Ich habe ihn nicht gesehen, weil ich draußen auf der Weide auf die neue Patrouille gewartet habe.«
Sophie seufzte.
Sandor hatte sich in die Aufgabe gestürzt, Havenfields Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen, da Sophie vor einigen Stunden ein Neverseen-Lager niedergebrannt hatte und offenbar alle der Ansicht waren, sie habe damit nun offiziell den Krieg begonnen, an dessen Abgrund sie sich schon seit Jahren bewegten. Doch darüber konnte sie sich im Augenblick keine Sorgen machen.
»Ist Sandor immer noch draußen?«, fragte sie und hoffte, jemand vom Wachpersonal hatte ihm bereits wegen Keefe Bericht erstattet.
Grady versperrte ihr den Weg. »Hör mal, Kleines, ich weiß, was du denkst –«
»Das bezweifle ich.« Sie wusste ja nicht einmal selbst, ob sie Keefe eine Tracht Prügel verpassen, ihn irgendwo einsperren oder ihn ganz fest in den Arm nehmen und ihm sagen wollte, dass alles gut werden würde – auch wenn Letzteres ihr am unwahrscheinlichsten schien.
»Keefe passiert schon nichts«, versicherte Grady ihr und schob sie wieder von der Zimmertür weg. »Er ist überaus einfallsreich.«
Sophie stemmte die Füße in den Boden. »Wenn du wüsstest, was er vorhat, würdest du das nicht sagen.«
Stille folgte und Grady wich ihrem Blick aus.
»Du hast mit ihm gesprochen, als er hier war, stimmt’s?«, vermutete Sophie und tippte sich an die Schläfen, als er schwieg. »Du weißt schon, dass ich rausfinden kann, was du versteckst.«
»Nicht ohne die Regeln der Telepathie zu verletzen«, erinnerte Grady sie. »Aber um deine Frage zu beantworten … Ja, ich habe mit ihm gesprochen – allerdings hat er nicht viel gesagt. Er hat ganz offensichtlich immer noch Angst, seine Stimme zu benutzen.«
Ein bitterer Geschmack legte sich auf Sophies Zunge und sie versuchte, nicht an die Furcht zu denken, die sie in Keefes Augen gesehen hatte, nachdem er aus Versehen seinen ersten Befehl ausgesprochen hatte. Oder daran, wie leer und hoffnungslos sie sich gefühlt hatte, als dieser Befehl alle komplett betäubt hatte.
»Genau darum läuft er ja weg«, murmelte sie.
Zumindest war das einer der Gründe.
In seinem Brief hatte Keefe außerdem angedeutet, er habe inzwischen weitere, noch furchterregendere Fähigkeiten manifestiert, ohne jedoch zu verraten, welche. Er hatte nur geschrieben, es sei zu gefährlich für ihn, in den Verlorenen Städten zu bleiben, und er wolle sich bei den Menschen verstecken – und deswegen musste Sophie ihn unbedingt finden.
»Wie lange ist er schon weg?«, fragte sie in einem Tonfall, der hoffentlich deutlich machte, dass sie Grady nicht damit davonkommen lassen würde, die Frage erneut mit einem Schulterzucken abzutun.
Er blickte zum Fenster hinaus. Draußen färbte der Sonnenuntergang die Wolken langsam rosa. »Seit mindestens einer Stunde, es ist also längst zu spät, um ihn noch aufzuhalten. Aber es wird alles gut werden, ganz bestimmt. Ich glaube, diesmal hat er tatsächlich einen vernünftigen Plan.«
»Ach wirklich? Dann glaubst du also, er kann ganz allein in den Verbotenen Städten überleben?«
Sie hatte gehofft, Grady würde die Kinnlade herunterklappen, wenn er hörte, wohin Keefe verschwunden war.
Stattdessen verzog sein Mund sich zu einem grimmigen Strich.
»Wow«, brummte sie. »Du hast gewusst, was er vorhat, und hast ihn trotzdem gehen lassen. Klar, du hast Keefe nie sehr gemocht, aber –«
»Das habe ich nie gesagt«, unterbrach Grady sie.
»Das war gar nicht nötig. Du nennst ihn immer bloß ›dieser Junge‹ und funkelst ihn die ganze Zeit böse an.«
»Nicht die ganze Zeit.«
Sein Lächeln sollte wahrscheinlich die Stimmung ein wenig aufheitern.
Tat es aber nicht.
»Okay, na schön. Manchmal macht mich deine Freundschaft mit Keefe … ein bisschen nervös«, gab Grady zu und fuhr mit der Stiefelspitze durch die in den Teppich geflochtenen Blumen. »Er hat ein Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen – dabei schaffst du das allein schon oft genug. Aber er wirkte heute nicht so übertrieben selbstsicher wie sonst. Er sah müde aus. Und furchtbar verängstigt –«
»Und das schien dir kein Zeichen zu sein, dass du ihn lieber aufhalten solltest?«, fragte Sophie dazwischen.
»Hey, wir wissen beide, dass man Keefe Sencen gar nicht aufhalten kann, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.«
»Ähm, soweit ich weiß, bist du immer noch Mesmer«, hatte Sophie das Bedürfnis zu erwidern, auch wenn sie niemals gewollt hätte, dass Grady seine besondere Fähigkeit auf diese Weise einsetzte.
Es war einfach leichter, jemandem die Schuld geben zu können.
Weil sie sich dann nicht fragen musste, ob sie Keefe womöglich zum Bleiben hätte überreden können, wenn sie bei seinem Besuch zu Hause gewesen wäre, anstatt dermaßen lange in Solreef herumzusitzen und Mr Forkles endlose Fragen zu ihrem unerwarteten Inferno zu beantworten.
Oder wenn sie öfter nach Keefe gesehen hätte, nachdem er aus diesem Trance-Koma-Zustand erwacht war, anstatt sich von ihm wegstoßen zu lassen.
Oder wenn sie in Loamnore nur ein bisschen mehr Widerstand geleistet und so seine Mom davon abgehalten hätte, Keefes verstörende neue Fähigkeiten auszulösen.
Oder wenn sie wenigstens etwas mehr über sein »Vermächtnis« herausgefunden hätte, um eine Ahnung zu haben, womit sie es zu tun hatten.
Grady kam zu ihr und schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Ich weiß, wie hart das ist. Und falls es irgendwie hilft: Ich habe versucht, Keefe auszureden, dass er fortgeht. Aber ich hab ihn noch nie so entschlossen erlebt. Das Einzige, was ich tun konnte, war …«
»War was?«, drängte Sophie ihn, als er nicht weitersprach.
Grady schloss die Augen und seine Lippen formten stumm ein paar Worte, bevor er schließlich fragte: »Du vertraust mir doch, oder?«
»Warum ist das nötig?«
»Weil … ich Keefe etwas versprochen habe und dieses Versprechen gern halten würde. Aber das fällt mir äußerst schwer, wenn du mir weiter Fragen stellst.«
Sophie musterte ihn und wünschte sich, sie wäre Empathin und könnte spüren, was er fühlte. Doch dieses spezielle Talent hatte Black Swan ihr nicht gegeben.
»Na schön«, beschloss sie. »Ich stelle dir keine Fragen mehr – wenn du aufhörst, mir ausreden zu wollen, dass ich ihn suchen gehe.«
Grady atmete langsam aus. »Du vergisst offenbar, dass es im Moment nicht besonders klug von dir wäre, Havenfield zu verlassen. Wir haben keine Ahnung, wie die Neverseen reagieren werden, sobald sie entdecken, was du mit ihrem Lager angestellt hast. Hier hast du eine eigene Armee –«
»Und die Neverseen wissen genau, wo sie mich finden können«, widersprach Sophie. »Außerdem werde ich ganz sicher nicht hier rumhocken und auf einen Angriff warten, der vielleicht nie kommt. Ich habe keine Angst vor ihnen!«
»Solltest du aber.« Grady ließ sich auf die Bettkante sinken und vergrub das Gesicht in den Händen, sodass Sophie ihn kaum hörte, als er hinzufügte: »Ich habe Angst.«
Sophie hätte sich am liebsten neben ihn gesetzt, sich an ihn gelehnt und sich gemeinsam mit ihm für das gewappnet, was womöglich als Nächstes auf sie zukam. Sie zwang sich jedoch, stehen zu bleiben. »Ich bin fertig damit, irgendwelche Entscheidungen aus Angst zu treffen. Das verleiht den Neverseen nur noch mehr Macht.«
»Ist Angst nicht auch der Grund, warum du Keefe unbedingt finden willst?«, konterte Grady.
Sophie warf erneut einen Blick auf Keefes Nachricht. »Ja, aber … das hier kann ich in Ordnung bringen.«
»Kannst du das?«
Und da war sie.
Die Frage, die Sophie die ganze Zeit über so mühsam verdrängt hatte.
Konnte sie Keefe wirklich in Ordnung bringen?
Konnte das überhaupt jemand?
»Es gibt nur eine Möglichkeit, es herauszufinden«, murmelte sie, hauptsächlich zu sich selbst.
Sie wandte sich zum Gehen und Grady ergriff ihre Hand. Erst als sie seine Finger auf ihrer Haut spürte, wurde ihr klar, dass sie keine Handschuhe anhatte.
Eigentlich brauchte sie auch keine mehr, seit sie gelernt hatte, ihr Verstärken ein- und auszuschalten. Meistens jedoch trug sie trotzdem welche, nur zur Sicherheit.
Vielleicht wurde es langsam Zeit für den Glauben daran, dass alle Fähigkeiten beherrschbar waren.
»Ich kann ihm helfen«, versicherte sie Grady, zog ihre Hand aus seiner und ging zur Tür, ohne ihre Handschuhe zu holen.
»Ich hoffe, du hast recht. Aber ihn zu finden, wird schwieriger, als du glaubst. Ich hab gesehen, wie er den Kristall an seinem Wegfinder wahllos auf irgendeine Facette eingestellt hat und dann einfach fortgesprungen ist.«
»War es ein blauer...
Erscheint lt. Verlag | 31.8.2023 |
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Übersetzer | Doris Attwood |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-8458-5151-1 / 3845851511 |
ISBN-13 | 978-3-8458-5151-8 / 9783845851518 |
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