Kill Joy (eBook)
111 Seiten
ONE (Verlag)
978-3-7517-5534-4 (ISBN)
Wie alles begann: die Vorgeschichte zur Erfolgsreihe A GOOD GIRL'S GUIDE TO MURDER
Statt an ihrem Schulprojekt zu arbeiten, soll Pippa Fitz Amobi den Abend mit einem albernen Krimidinner verbringen? Nur widerwillig sagt sie zu - und erscheint passend zum Zwanzigerjahre-Motto des Spiels in Abendkleid und Federboa kostümiert. Doch bald weckt der Kriminalfall ihren detektivischen Spürsinn, und sie stellt fest, dass es ihr Spaß macht, dem Täter Hinweis um Hinweis auf die Schliche zu kommen. Am Ende ist der erfundene Mord nicht mehr der einzige Fall, der ihr nicht aus dem Kopf gehen will ...
Dieses nervenaufreibende Krimidinner wird Pips Leben für immer verändern ...
<p><strong>Holly Jackson</strong>denkt sich Geschichten aus, seit sie klein war. Sie lebt in London, und wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, spielt sie mit Begeisterung Computerspiele oder sucht nach Rechtschreibfehlern auf Verkehrsschildern.<strong>KILL JOY</strong>ist die Vorgeschichte zu ihrer NYT-Bestseller-Krimireihe<strong>A GOOD GIRL'S GUIDE TO MURDER</strong>.</p>
Kapitel 1
Das Rot auf ihrem Daumen drückte sich in die Kerben und Linien ihrer Haut. Pip musterte es wie ein Labyrinth. Es könnte auch Blut sein, wenn sie die Augen zusammenkniff. Es war keins, aber sie konnte es sich einbilden. Es war Ruby Woo, der rote Lippenstift, auf den ihre Mum bestanden hatte, um den Zwanzigerjahre-Look »perfekt zu machen«. Pip vergaß ihn immer wieder und fasste sich unabsichtlich an den Mund. Auf ihrem kleinen Finger war auch ein Fleck. Überall Blutspuren, die sich von ihrer blassen Haut abhoben.
Sie erreichten das Haus der Reynolds. Pip fand schon immer, dass es aussah wie ein Gesicht mit Fenstern, die auf sie herunterstarrten.
»Wir sind da, Pickle«, verkündete ihr Dad unnötigerweise vom Fahrersitz und drehte sich zu ihr um. Das breite Grinsen durchzog seine schwarze Haut mit feinen Lachfältchen. Den graumelierten Bart wollte er diesen Sommer »mal ausprobieren« – sehr zum Missfallen ihrer Mutter. »Viel Spaß heute Abend. Es wird bestimmt zum Sterben schön.«
Pip stöhnte. Wie lange er wohl an diesem Spruch gefeilt hatte? Zach neben ihr lachte höflich. Er war ihr Nachbar. Da die Chens nur vier Türen weiter wohnten, fuhren sie ständig beieinander mit. Pip war vor Kurzem siebzehn geworden und hatte jetzt ihr eigenes Auto, doch ausgerechnet dieses Wochenende war es in der Werkstatt. Fast, als hätte ihr Dad es so geplant, um sie mit seinen schlechten Mordwitzen zu quälen.
»Kommt noch einer?«, fragte Pip und wickelte die schwarze Federboa um ihre Arme, die dadurch nur noch blasser wirkten.
»Oh, wenn Blicke töten könnten«, erwiderte ihr Dad ein wenig zu dramatisch.
Ihm fiel immer ein weiterer Spruch ein. »Okay. Tschüss, Dad«, sagte sie und stieg aus dem Wagen. Zach tat es ihr auf der anderen Seite gleich und bedankte sich bei Mr Amobi fürs Mitnehmen.
»Viel Spaß!«, rief ihr Dad. »Ihr seht aus, als hättet ihr die Lizenz zum Töten!«
Und noch einer. Doch leider konnte Pip nicht anders, als über diesen ausnahmsweise zu lachen.
»Oh, und Pip«, sagte ihr Dad und schlüpfte nun aus seiner Rolle. »Caras Vater nimmt dich später mit. Könntest du dann kurz mit dem Hund raus, falls wir noch nicht vom Kino zurück sind?«
»Ja, ja.« Sie winkte ab und ging mit Zach an ihrer Seite zur Haustür. Er sah ganz schön lächerlich aus: ein rotes Jackett mit dunkelblauen Streifen, eine weiße Hose, eine schwarze Fliege zum weißen Hemd und auf dem glatten dunklen Haar ein Strohhut. Dazu ein kleines Namensschild, auf dem Ralph Remy geschrieben stand.
»Bereit, Ralph?«, fragte sie und drückte auf die Klingel. Und gleich noch mal. Sie wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ja, sie hatte sich seit Wochen nicht mehr mit ihren Freundinnen und Freunden getroffen, und vielleicht würde es ja tatsächlich lustig werden. Aber zu Hause wartete Arbeit auf sie. Und Spaß war nichts als reine Zeitverschwendung. Aber sie konnte wenigstens so tun, als hätte sie welchen. Und so zu tun als ob war keine Lüge.
»Nach dir, Celia Bourne.« An seinem Grinsen erkannte sie, dass Zach sich auf den Abend freute. Vielleicht sollte sie sich ein wenig mehr Mühe geben und ebenfalls ein Lächeln aufsetzen.
Connor öffnete die Tür, auch wenn er überhaupt nicht mehr aussah wie Connor Reynolds. Er hatte sich irgendein farbiges Wachs in das sonst blonde Haar geschmiert. Nun war es grau und ordentlich nach hinten geschleimt. Seine Augen waren von braunen krakeligen Linien umgeben – ein eher missglückter Versuch, sich Falten ins Gesicht zu malen. Er trug einen schwarzen Smoking – den musste er sich von seinem Dad geborgt haben –, dazu eine weiße Weste und eine passende Fliege. Über seinem Unterarm lag ein gefaltetes Geschirrtuch.
»Guten Abend.« Connor verbeugte sich so tief, dass sich ein paar graue Strähnen lösten und nach vorn fielen. »Willkommen zurück auf Remy Manor. Ich bin der Butler, Humphrey Todd«, sagte er mit Betonung auf »Hump«.
Es folgte ein Quietschen, als Lauren hinter Connor auftauchte. Sie trug ein rotes Flapper-Kleid, dessen Fransen ihr bis zu den Knien reichten. Ein Glockenhut verbarg den Großteil ihres roten Haars, und um ihren Hals hing eine Perlenkette, die gegen ihr Lizzie Remy-Schild klapperte. »Ist das etwa mein Ehemann?«, rief sie, stürmte auf Zach zu und zog den armen Kerl hinter sich her ins Haus.
»Wie ich sehe, sind alle schon viel zu aufgekratzt«, bemerkte Pip und folgte Connor den Flur hinunter.
»Wie gut, dass du jetzt hier bist, um uns alle wieder ein bisschen runterzubringen«, neckte er sie.
Sie gab sich mehr Mühe und lächelte noch breiter. »Sind deine Eltern auch da?«, fragte sie.
»Nein, sie sind übers Wochenende weg. Und Jamie ist auch unterwegs. Wir haben also das ganze Haus für uns.«
Connors Bruder Jamie war sechs Jahre älter als sie, doch seit er die Uni hingeschmissen hatte, lebte er wieder zu Hause. Pip erinnerte sich daran, als es passiert war. Wie angespannt die Atmosphäre im Haus der Reynolds gewesen war. Wie sie alle gelernt hatten, einen großen Bogen um das Thema zu machen, bis es schließlich komplett totgeschwiegen wurde.
Sie erreichten die Küche, in die Lauren auch Zach verschleppt hatte und ihm nun einen Drink reichte. Cara und Ant waren auch da, beide mit einem Glas Rotwein in den Händen. Eine Steigerung, wenn man bedachte, was sie sonst mit unbewachten Minibars anstellten.
»Allo, Madam Pip«, grinste Cara, Pips beste Freundin, mit einem fürchterlichen Cockney-Akzent, schnappte sich Pips Federboa und wedelte damit gegen ihr reichlich verziertes smaragdgrünes Kleid. Pip vermisste schon jetzt ihre Latzhose. »Wie schick.«
»Poundland«, entgegnete Pip knapp. Die Erinnerung an das Gedränge in dem 1-Pfund-Laden ließ sie kurz das Gesicht verziehen. Dann musterte sie Caras Kostüm.
Cara trug ein schäbiges schwarzes Kleid, hatte sich eine lange weiße Kochschürze umgebunden, und ihr Haar wurde von einem grauen Tuch bedeckt. Auch sie hatte sich Falten ins Gesicht gemalt, wenn auch subtiler und besser als Connor. »Wie alt soll dein Charakter denn sein?«, wollte Pip wissen.
»Oh, uralt«, erwiderte Cara. »Sechsundfünfzig.«
»Du siehst eher aus wie sechsundachtzig.«
Ant schnaubte, und Pip wandte sich ihm zu. Von allen sah er am merkwürdigsten aus. Er trug einen Nadelstreifenanzug, der für seine schmächtige Gestalt viel zu groß war, eine glänzende weiße Krawatte und eine schwarze Melone. Zu allem Überfluss hatte er sich auch noch einen riesigen Schnurrbart angeklebt.
»Auf die Freiheit und den Sommer!«, rief Ant, erhob sein Weinglas und trank einen Schluck. Der Bart tauchte in die Flüssigkeit ein, und Tropfen blieben daran hängen, als er wieder aus dem Glas auftauchte.
Mit »Freiheit« meinte er, dass sie gerade ihre AS-Level-Prüfungen hinter sich gebracht hatten, es Ende Juni war und sie sich heute zum ersten Mal seit Langem wieder zu sechst trafen – und das, obwohl sie in derselben Stadt lebten und auf dieselbe Schule gingen.
»Nun ja«, sagte Pip, »nur, dass noch nicht wirklich Sommer ist, weil wir noch einen Monat zur Schule gehen müssen. Außerdem müssen wir bald unsere Vorschläge für die Projektarbeit einreichen.« Okay, vielleicht brauchte sie doch ein bisschen mehr Übung im So tun, als ob. Sie konnte nichts dagegen machen. Seit sie vorhin das Haus verlassen hatte, nagte das schlechte Gewissen an ihr und erinnerte sie daran, dass sie noch dieses Wochenende mit dem Projekt anfangen sollte, auch wenn sie erst gestern ihre letzte Klausur geschrieben hatte. Pip Fitz-Amobi mochte keine Pausen, und »Freiheit« hatte für sie nichts Befreiendes an sich.
»Oh mein Gott, nimmst du dir auch mal einen Abend frei?«, stöhnte Lauren, die, ohne aufzublicken, auf ihrem Handy herumtippte.
»Wir können dir Hausaufgaben geben, wenn es dir dann besser geht«, warf Ant ein.
»Wahrscheinlich hast du sowieso schon ein Thema für die EPQ«, spielte Cara auf die Erweiterte Projektqualifikation an, die sie im kommenden Schuljahr schreiben sollten, und vergaß dabei vollkommen ihren falschen Akzent.
»Nein, habe ich nicht«, erwiderte Pip. Und genau das war das Problem.
»Fuck!«, rief Ant gespielt schockiert. »Geht es dir gut? Sollen wir dir einen Krankenwagen rufen?«
Pip hob den Mittelfinger und steckte ihn in Ants angeklebten flauschigen Bart.
»Keiner fasst hier meinen Bart an«, fauchte er und wich zurück. »Der ist heilig. Außerdem habe ich Angst, dass sonst mein richtiger Bart untendrunter zum Vorschein kommt.«
»Als würde dir ein richtiger Bart wachsen«, schnaubte Lauren, die Augen immer noch auf ihr Handy gerichtet. Ant und sie hatten letztes Jahr eine kurze Romanze gehabt, die von Anfang an dem Untergang geweiht war und aus ungefähr vier betrunkenen Küssen bestanden hatte. Jetzt konnten sie von Glück reden, wenn sie Lauren auch nur eine Sekunde von ihrem neuen Freund, Tom, dem sie mit Sicherheit gerade schrieb, fortzerren konnten.
»In Ordnung, Ladys und Gentlemen.« Connor räusperte sich, griff nach einer weiteren Weinflasche und einer Cola für Pip. »Wenn Sie mir nun in den Speisesaal folgen würden.«
»Ich auch, obwohl ich nur die Köchin bin?«, fragte Cara.
»Du auch.« Lächelnd führte Connor sie über den Flur ins Esszimmer im hinteren Teil des Hauses. Sie war immer noch da, die Macke im Türrahmen, von damals, als sie zwölf Jahre alt gewesen waren und Connor mit seinem...
Erscheint lt. Verlag | 27.10.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | A Good Girl's Guide to Murder | A Good Girl's Guide to Murder |
Übersetzer | Cherokee Moon Agnew |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Kill Joy |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | a good girl's guide to murder • Aktion Kulturpass • Booktok • BookTok Germany • Cold Case • heartstopper • Jugendkrimi • Junge Erwachsene • Krimidinner • kulturpass • missing person • Mord • Pip Fitz-Amobi • Prequel • Sal Singh • spannende Bücher für Jugendliche • Thriller • TikTok • TikTok Germany • tiktok made me buy it • Vorgeschichte • YA |
ISBN-10 | 3-7517-5534-9 / 3751755349 |
ISBN-13 | 978-3-7517-5534-4 / 9783751755344 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 14,3 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich