Wicked Hearts: Fae Curse (eBook)
365 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61025-3 (ISBN)
Die 1992 geborene Münchnerin Beatrice Jacoby absolvierte eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin. 2022 absolvierte sie außerdem eine Weiterbildung im Bereich Schreibtherapie. Heute lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Sie liebt es, mit ihrem Mann zu debattieren, Buchcharaktere zu illustrieren und bei einer guten Tasse Tee in fantastische Welten abzutauchen.
Die 1992 geborene Münchnerin Beatrice Jacoby absolvierte eine Ausbildung zur Incentive- und Eventmanagerin sowie zur Fremdsprachenkorrespondentin. 2022 absolvierte sie außerdem eine Weiterbildung im Bereich Schreibtherapie. Heute lebt und arbeitet sie in Düsseldorf. Sie liebt es, mit ihrem Mann zu debattieren, Buchcharaktere zu illustrieren und bei einer guten Tasse Tee in fantastische Welten abzutauchen.
Kapitel 2
Bevor ich mich endgültig von der äußersten Glasstraße herunterwage, schiebe ich je eine Münze aus der Menschenwelt unter meine Schuhsohlen. Das ist unbequem, aber besser als im Moor zu ertrinken, weil ich vom Weg abkomme.
Beherzt hüpfe ich auf den ersten bemoosten Stein des wilden Sumpfes. Das Metall der Münze schwächt Fae-Zauber. Trotzdem wird sie mich allein nicht davor bewahren, von gelangweilten Naturgeistern in die Irre geführt zu werden. Wenn ich es bis zu meinem Ziel schaffen will, muss ich mich an die bläulich fluorisierenden Pilze halten, die einige Steine und schiefe, knochige Bäume zieren.
Yannis, ein Freund unter den Irrlichtern, hat mir dieses Geheimnis verraten. »Halte dich daran und an nichts anderes. Du kannst keinem Licht sonst vertrauen.«
Nicht einmal seiner eigenen Laterne. Irrlichter achten nicht darauf, wen sie in ein nasses Grab locken, wenn sie einmal in der Trance ihres Tanzes sind. Darum setze ich jeden Schritt mit Bedacht, während zunehmend vermeintliche Glühwürmchen meinen Weg kreuzen.
Bei jedem Satz über eine nachgiebige, mit Wasserlinsen getarnte Stelle passe ich auf, bloß gegen keinen Baum zu stolpern. Der Anblick der verwelkten Blumen auf dem Glasweg hat mir für heute gereicht. Komm bloß nichts zu nah, ermahne ich mich. Leider ist das leichter gesagt als getan. Weder Schuhe noch Handschuhe schützen Gewächse. Es geht nicht um die Berührung meiner Haut. Meine unmittelbare Nähe reicht leider, um das Unheil zu wirken.
Endlich erreiche ich den umgestürzten toten Baum, unter dem sich ein Erdhügel auftut, der mit kleinen weißen Blüten bewachsen ist. Erleichtert atme ich aus. Unter diesem Hügel wohnt Yannis’ Irrlicht-Schwarm. Ich plumpse förmlich von der gehobenen toten Wurzel, auf der ich stehe, ins federnde, trittfeste Moos. Bis zu meinem nächsten Schritt ist es bereits verdorrt. Es versetzt mir einen Stich in der Magengegend, aber ab hier kann ich es nicht mehr vermeiden.
Die Irrlichter sind Yannis Familie, seit die Mutter dieses Schwarms ihn aus einer Laune heraus aus der Menschenwelt gepflückt hat. Eigentlich wollte sie ihn wie jede Beute ertränken. Zu seinem Glück brachte sie es aus irgendeinem Grund bei ihm nicht übers Herz. Als Kleinkind muss Yannis niedlicher gewesen sein als heute. Als ich ihn wie üblich auf der anderen Seite des Hügels finde, erwartet mich statt Niedlichkeit der schlaksige Körper eines Heranwachsenden. Man sieht seinen Bewegungen an, dass seine Gliedmaßen schneller gewachsen sind, als er sich daran gewöhnen konnte. Sein dunkles Haar ist wie immer verstrubbelt. Die lange, spitz zulaufende Kapuze seiner Jacke hängt seinen Rücken herunter. Seine knielange Hose mit den Hosenträgern lässt ihn jünger wirken als seine achtzehn Jahre.
Gerade fliegt ein Großteil seiner Irrlicht-Geschwister über dem düsteren Gewässer etwas abseits. Sie tuscheln und kichern beim Tanz über dem Wasser. Für das ungeschulte Ohr klingen sie wie Blätterflüstern. In ihrer Mitte torkelt ein größeres Licht. Es flackert und schwebt planlose Schleifen statt Muster. Ihre Mutter hat wohl wieder zu viel vom Nektartopf genascht. Kein Wunder, dass Yannis meistens derjenige ist, der sich um sie kümmert, statt andersherum. Sie kann sich auch jetzt kaum selbst in der Luft halten, ihre anderen Kinder fangen sie abwechselnd auf. Yannis lässt währenddessen ein Bein vom Ufer über den Sumpffluss baumeln. Sein linker Arm ruht auf seinem anderen Knie, in seiner Hand hält er einen langen Ast mit einer Laterne aus bunten Scherben. Darin tobt wütendes Pixie-Licht.
»Da bist du ja«, rufe ich, obwohl ich ihn schon in wenigen Schritten erreicht haben werde. Yannis reibt sich dramatisch das runde Ohr, als hätte ich durch den halben Sumpfwald geschrien.
»Wo hätte ich sonst sein sollen?«
»In Schwierigkeiten, wie immer?«, antworte ich mit herausforderndem Lächeln.
Yannis zuckt sorgenlos mit den Achseln, nimmt die Laterne wieder fest in beide Hände, weil das Licht darin die Gunst der Stunde nutzt, um stärker zu randalieren.
Ich sinke zu meinem Freund ins Moos – genauer gesagt auf einen großen Stein, der daraus hervorragt. Obwohl ich meine Knie sofort an den Körper heranziehe, komme ich den Pflanzen kurz zu nah. Der moosige Saum um den Stein zieht sich verdorrt zusammen. Erst das Moos eine Handbreit weiter ist in sicherer Entfernung zu mir. Der Ring aus totem Moos zeigt lehrbuchhaft den Radius meiner Wirkung auf Pflanzen.
Yannis legt den Kopf schief und spendet mir einen tröstlichen Blick. Einen Blick, der versteht, wie es ist, der faule Apfel im Korb zu sein. Er als Irrlichter-Sohn ohne eigenes Licht, für das ihn vor allem seine ältesten Geschwister Willow und Jack ständig aufziehen, und ich, naja, siehe verdorrter Moosring. Behutsam streift Yannis dieses Moos mit seiner spitzen Schuhspitze.
»Eine Haut zart wie ein Rosenblütenmeer, den Duft der Blume als ständiger Begleiter trotz menschlichem Stammbaum. Wie kommt es, dass ausgerechnet deine Nähe alle Gewächse verwelken lässt, Valentina?«
»Alle Gewächse, die kein anderes Leben eingehaucht bekommen haben«, korrigiere ich mit triumphierendem Lächeln, das er erwidert. Seine weißen Zähne kontrastieren dabei seine bronzene Haut.
Wäre ja noch schöner, wenn ich auch Dielenböden und Holzstühle morsch werden ließe. Unbeeindruckt von meinem Versuch abzulenken, zieht Yannis eine Augenbraue hoch.
Ich seufze. »Du weißt doch schon warum.«
Er meint es gut, aber egal wie vertraut wir geworden sind, seit er eines Abends mit einem halben trüben Edelstein ins Atelier kam, um seine Laterne alchemistisch zum Leuchten zu bringen. Egal wie viele unsichtbare Narben wir faulen Äpfel miteinander vergleichen können, ohne verurteilt zu werden. Mir wird niemals wohl mit diesem Thema sein. Bei niemandem.
Ich weiche Yannis’ Blick aus und starre auf die dunkle Sumpfoberfläche. Welche Geschichte habe ich ihm aufgetischt? Wenn man sich selbst damit seit Jahren unterhält, jedem unterschiedliche Varianten der Wahrheit zu erzählen, muss man aufpassen, dass man sich nicht verzettelt. Dafür bleiben meine wahre Geschichte und das damit verbundene Gefühlschaos ganz meins.
»So ein vererbter Fluch ist eben hartnäckig. Er wird von Generation zu Generation stärker, wenn Sternkonstellationen ihn festigen.« Kurz durchfährt mich ein kleiner Adrenalinschub. Ich schiele zu Yannis. Er nickt stumm und wissend. Puh! Dann war es wohl die richtige Geschichte.
Irgendwann vergesse ich noch selbst, was wahr ist, weil ich mich nur noch an meine Lügen erinnere. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Wäre das nicht schön einfach?
»Na endlich, sie wird müde.« Yannis lächelt stolz.
Sie, das ist die Pixie, die er in der aus bunten Scherben zusammengesetzten Laterne eingesperrt hat. Tatsächlich hat sie inzwischen weniger von einem Alarmsignal und mehr von einem sanften einladenden Schein. Der perfekte Köder – abgesehen von einem echten Irrlicht-Licht natürlich.
Das Leuchten von Yannis’ Ziehgeschwistern, die mich zum Schabernack umschwirren, gleicht einer Flamme hinter Rauchglas. Es ist seltsam hypnotisierend, sodass man ihm folgen und es erkunden möchte. Mir kribbelt es in den Beinen, wenn sie mich so ärgern, und das wissen sie. Bedacht, niemanden zu verletzen, verscheuche ich sie mit meiner Hand. Ich blicke ihren kichernden Leuchtkörpern hinterher und strecke ihnen kurz die Zunge raus. Freche, mordsgefährliche Schelme.
In meiner Brust echot Yannis Wunsch, dazuzugehören. Nicht mehr der faule Apfel im Korb zu sein. Aber auch das dumpfe Schlagen gegen das Innere des Scherbengefängnisses hallt in meinem schweren Herzen wider. Es ist furchtbar, seine Freiheit zu verlieren, sei es durch einen Fluch oder eine Laterne. Yannis Schmerz rechtfertigt nicht, die Pixie einzusperren.
»Du musst sie freilassen«, sage ich bestimmt. »Erstens ist sie eine Person, und zweitens überspannst du mit deinen Streichen irgendwann den Bogen mit ihrem Patron August vollends. Du weißt, wie innig eine Bindung zwischen Pixie und Patron ist, wenn sie mal eine eingeht.«
»Ich dachte, du findest dieses ›Sie binden sich fürs Leben‹-Gesülze genauso kitschig wie ich. Wirst du langsam doch Romantikerin?«, neckt er.
Wir wissen beide, dass diese Bindung nicht zwangsläufig eine romantische ist, dafür aber eine unerschütterliche. Die Sorte, durch deren Vorstellung ich gleichzeitig sehnsüchtig und klaustrophobisch werde.
Yannis hält unbeeindruckt seine Laterne wie eine Angel über den Sumpf. Der Lampenschein lässt seine Gesichtszüge und erwartungsvoll geweiteten Augen fast besessen wirken. Keines meiner Worte dringt zu ihm durch. Trotzdem versuche ich es weiter.
»Ich habe August bei der Parade gesehen. Er sah noch grimmiger aus als sonst. Er sucht seine Pixie. Und es ist kein Geheimnis, wo Elara in der Regel ist, wenn er sie nirgends finden kann.«
Der Faun August hat keinen besonders langen Geduldsfaden und wie die meisten im Fae-Reich ist er nicht zimperlich mit Streichen. Nur dass ich August mehr als die harmlosen Streiche zutraue. August ist jähzornig, außer mit Elara, und er hat dieses Funkeln seinen Augen, das mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Yannis dagegen zuckt nicht einmal mit der Wimper. In der Regel erheitern mich seine harmlosen Streiche, weshalb ich mich gerne in seiner Nähe vom Alltag ablenken lasse. Wie sehr die Fehde mit August und Elara dagegen hochgeschaukelt ist, widerstrebt mir nicht nur. Es macht mir Sorgen.
»Ich kann Antorius bitten, einen neuen Leuchtstein zu...
Erscheint lt. Verlag | 3.8.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Wicked Hearts | Wicked Hearts |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • enemies to lovers • fae fantasy • fantasy romance deutsch • Feen Liebesromane • impress ebooks • magische welt fantasy • new adult bücher • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-646-61025-5 / 3646610255 |
ISBN-13 | 978-3-646-61025-3 / 9783646610253 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich