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Gedenkemein - Rosenholm-Trilogie (2) -  Gry Kappel Jensen

Gedenkemein - Rosenholm-Trilogie (2) (eBook)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
Arctis Verlag
978-3-03880-171-9 (ISBN)
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Die mit Spannung erwartete Fortsetzung des SPIEGEL-Bestsellers 'Rosen & Violen' +++ Wunderschöne limitierte Erstauflage mit farbig gestaltetem Buchschnitt! +++ Kamille, Kirstine, Victoria und Malou sind zurück in Rosenholm, das neue Schuljahr hat begonnen. Die vier Mädchen versuchen, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Runenmagie, Hellsehen und nordischer Mythologie zu vertiefen. Doch mehr und mehr gerät ihr Internatsleben aus den Fugen: Eigene dunkle Geheimnisse stellen ihre Freundschaft auf die Probe, und zudem haben sie sich gegenüber Trines Geist verpflichtet, den vor Jahrzehnten an ihr begangenen Mord aufzuklären. Es gelingt ihnen, Trines jüngere, absonderliche Schwester Leah aufzuspüren - ist sie vielleicht der Schlüssel auf der Suche nach Trines Mörder? Nach und nach begreifen die Vier, dass mit dem Versprechen auch ihr eigenes Schicksal verbunden ist ...

Gry Kappel Jensen hat Geschichte und nordische Sprache und Literatur studiert und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Lektorin. Sie hat mehrere Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, darunter die Fantasy-Trilogie Rosenholm, die in nur kurzer Zeit zu einem großen Erfolg in ihrer Heimat wurde. Band Drei Nachtschatten wurde 2021 mit dem 'Dänischen Fantasy-Preis' als das 'Beste Fantasy-Buch des Jahres' ausgezeichnet. Gry Kappel lebt mit ihrer Familie in Aarhus, Dänemark.

Gry Kappel Jensen hat Geschichte und nordische Sprache und Literatur studiert und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Lektorin. Sie hat mehrere Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, darunter die Fantasy-Trilogie Rosenholm, die in nur kurzer Zeit zu einem großen Erfolg in ihrer Heimat wurde. Band Drei Nachtschatten wurde 2021 mit dem "Dänischen Fantasy-Preis" als das 'Beste Fantasy-Buch des Jahres' ausgezeichnet. Gry Kappel lebt mit ihrer Familie in Aarhus, Dänemark.

28. Juli 16 Uhr 30

Victoria


Victoria beobachtete die Schäfchenwolken, die langsam am Himmel über der großen, weißen Villa und dem gut gepflegten Garten ihrer Eltern entlangzogen. Das Sonnenlicht schimmerte zwischen den Zweigen der Apfelbäume hindurch, und das ferne Rauschen des Verkehrs sowie das monotone Gurren einer Taube waren das Einzige, was sie hörte.

»Ist das schweigsame Gespenst zu Hause?« Benjamin vergrub sein Gesicht in Victorias Halsbeuge, was sie trotz der Sommerwärme wohlig schaudern ließ. »Oder können wir in dein Zimmer gehen?«

»Wen meinst du? Trine?« Victoria stützte sich auf dem Ellbogen ab und blickte auf ihn hinunter, wie er vor ihr auf der Wiese lag.

»Nein«, sagte er und zog sie wieder zu sich heran. »Die andere. Die große, blasse.«

»Kirstine? Sei nicht so gemein! Das ist echt nicht nett, sie so zu nennen.« Victoria setzte sich auf. »Kirstine wohnt jetzt hier, natürlich ist sie zu Hause. Ich hätte sie fragen müssen, ob sie mit in den Garten kommen will.«

»Nein, lass.« Er zupfte an ihrem Arm, um sie dazu zu bewegen, sich wieder zu ihm zu legen.

»Du musst nett zu ihr sein. Kirstine ist das coolste Mädchen, das ich kenne«, sagte Victoria und zog ihren Arm weg. Sie blieb im Schneidersitz sitzen und hob ein scharlachrotes Blütenblatt auf, das von den englischen Rosen auf den Rasen gefallen war. Es duftete wie Parfüm.

»Ich weiß, dass Kirstine cool ist«, sagte Benjamin. »Immerhin hat sie mir das Leben gerettet. Was für ein Badass! Trotzdem ist sie seltsam. Sie sagt nie was. Sitzt immer nur rum und starrt vor sich hin.«

»Kirstine ist halt nicht so gut in Smalltalk. Außerdem hat sie Liebeskummer.«

»Was?! Kirstine hat einen Freund? Wen denn?«

»Du brauchst gar nicht so überrascht tun! Sie sind nicht mehr zusammen, und ich kann leider nicht darüber reden. Top Secret, du weißt schon. Aber sei gefälligst lieb zu ihr. Sie hat es nicht leicht, ihre Eltern wollen sie nicht mehr sehen, und manchmal hab ich den Eindruck, dass sie sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlt, wenn du hier bist.«

»Sie ist das fünfte Rad!«

»Hör schon auf, wir können gut mal was zu dritt machen.«

Er warf ihr einen frechen Blick zu. »Das klingt natürlich spannend.«

»Hör auf, du Blödmann.« Victoria knuffte ihn.

Er setzte sich auf und lehnte sich zu ihr, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. »In Wahrheit will ich nichts, als mit dir zusammen zu sein. Das ist das Einzige, worauf ich im Moment Lust hab. Mit dir hier im Gras zu liegen, nur wir zwei …«

»Victoria! Komm! Juliet hat Zitronenlimonade gemacht!« Victorias zwei kleine Brüder kamen durch die Terrassentür gerannt, die Treppe hinab und über den frisch geschnittenen Rasen, den der Gärtner auf Anweisung von Victorias Mutter so gut pflegte wie den eines Golfplatzes. »Erst war die Limo mega sauer, aber dann haben wir mehr Zucker reingetan! Komm, du musst sie probieren!«

Benjamin schloss die Augen und lehnte den Kopf an ihre Schulter. Dann seufzte er.

»Komm«, sagte Victoria und zog ihn hoch. »Du hast es selbst gehört. Es gibt megasaure Limonade.«

 

Die große Küche glich einem Schlachtfeld. Zitronenschalen lagen überall auf der geölten Arbeitsplatte aus Holz und dem Boden verteilt, und mittendrin war eine Tüte Rohrzucker umgekippt. Es sah ganz so aus, als hätten die Zwillinge ihrem heiß geliebten Au-pair-Mädchen Juliet in der Küche geholfen. Die war gerade dabei, eine Saftpresse abzuwaschen, die offenbar ebenfalls benutzt worden war.

»Probier!«, befahl Harald und hielt Victoria ein Glas direkt unter die Nase, während er und sein Bruder Niels ihre Reaktion aus großen, braunen Augen beobachteten.

Victoria nahm einen Schluck. »Mhmm, wirklich lecker!«, sagte sie. Auf den Gesichtern der beiden Jungen machte sich Grinsen breit. »Aber jetzt helft ihr Juliet erst mal beim Aufräumen, ja?«

Das Grinsen verschwand sofort, und beide Jungs schauten zu Juliet, die am Spülbecken stand.

»Haut ruhig ab«, sagte sie und scheuchte sie weg, bevor sie damit begann, die Zitronenschalen zusammenzufegen.

Die Jungs liefen laut polternd ins Wohnzimmer und riefen Benjamin zu, dass sie ihn bei FIFA schlagen wollten.

»Später vielleicht«, rief er ihnen nach und schüttelte den Kopf.

»Du verwöhnst sie«, sagte Victoria zu Juliet.

»Ohne ihre Hilfe geht es schneller«, entgegnete Juliet und zuckte mit den Schultern.

»Was ist denn hier los?«

Victoria drehte sich um. Ihre Mutter stand in der Tür. Die helle Seidenbluse betonte ihre leicht gebräunte Haut und die dunkel schimmernden Haare, die Victoria immer hatte bürsten wollen, als sie klein gewesen war. Ihre Mutter behielt die Pumps an, legte aber ihre Handtasche ab, während sie das Chaos in der Küche inspizierte.

»Ich kümmere mich darum«, sagte Juliet sofort, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie sicher ebenfalls überrascht darüber war, Victorias Mutter schon so früh zu Hause anzutreffen.

»In zwei Stunden erwarte ich Gäste zum Aperitif«, sagte die Mutter. »Die Jungen sollten bis dahin zu Abend gegessen haben.«

»Das ist kein Problem«, sagte Juliet lächelnd.

Victoria stellte sich oft vor, dass Juliet sich eine Art Teflonschicht zugelegt hatte, nachdem sie jetzt schon so lange bei ihnen war. Der eisige Blick der Mutter schien an ihr einfach abzuperlen. Diese Fähigkeit hätte Victoria auch gerne gehabt.

»Wobei wir ja offensichtlich schon Gäste haben?«

Victoria wusste, dass sie die Geduld ihrer Mutter bereits aufs Äußerste herausforderte, seit sie ihre Zimmernachbarin aus der Schule eingeladen hatte, den Sommer bei ihnen zu verbringen, ohne es zuerst mit ihren Eltern zu besprechen. Kirstine blieb allerdings fast immer auf ihrem Zimmer, und ihre Mutter schien es inzwischen akzeptiert zu haben (Victoria hatte allerdings manchmal ihre Zweifel, ob die Mutter den Hausgast überhaupt wahrgenommen hatte). An Benjamin hatte sich ihre Mutter allerdings noch immer nicht gewöhnt.

»Ich wollte gerade gehen«, sagte Benjamin und sah ihrer Mutter direkt in die Augen.

»Das brauchst du doch nicht«, sagte Victoria halbherzig.

»Doch, ich bin noch verabredet. Wir sehen uns morgen, okay?«

Er küsste sie rasch auf die Wange und schob sich an ihr vorbei in die Eingangshalle. Die Haustür schloss sich hinter ihm.

»Ich verstehe nicht, was du mit ihm willst«, sagte Victorias Mutter und nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank.

»Du kennst ihn nicht«, sagte Victoria.

»Ich habe einiges über ihn gehört«, antwortete ihre Mutter und nahm einen Schluck. »Und vor dem Hintergrund dessen, was man sich über ihn erzählt, fällt es mir schwer zu verstehen, dass du ausgerechnet ihm deine Liebe vor die Füße wirfst. Es heißt, er habe den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen?«

»Man soll nicht alles glauben, was man hört«, erwiderte Victoria trotzig, wich dem Blick ihrer Mutter aber dennoch aus.

»Du solltest ein bisschen mehr an dich denken, Victoria. Du bist doch gerade erst über deine letzte unglückliche Liebe hinweg.«

»Das ist schon über ein Jahr her, Mama.«

»Ich mache mir nur Sorgen um dich, das ist alles.«

»Ach ja?«

»Natürlich tue ich das. Du bist schließlich meine Tochter.« Victorias Mutter tätschelte ihr die Wange. »Ich geh hoch und zieh mich um. Esst ihr mit den Jungs, Kirstine und du?«

Victoria blickte ihr nach, als die Mutter auf den hohen Schuhen elegant die Treppe hinaufstöckelte. Wenn sie sich getraut hätte, hätte sie sie gefragt, ob es nicht vielmehr der Ruf der Familie war, um den sie sich Sorgen machte.

 

Eine Dreiviertelstunde später glänzte die Küche makellos und Juliet hatte außerdem frische Pasta mit selbstgemachtem Pesto gezaubert, während Victoria einen Salat zubereitet hatte. Sie ging hoch und klopfte.

»Kirstine, es gibt Abendessen.«

Das große, ernste Mädchen saß auf dem Bett, die Beine unter sich, und hielt ihr Telefon in der Hand. Sie sah nicht auf, als Victoria eintrat. »Malou hat einen alten Artikel gefunden. Und eine Adresse, vielleicht die von Trines Elternhaus. Sie fragt, ob wir mitkommen wollen.«

Victoria setzte sich neben sie aufs Bett. Benjamin hatte recht, Kirstine war wirklich ziemlich blass.

»Schau mal.« Kirstine hielt ihr das Handy hin.

»Wir gehen nicht von einem Verbrechen aus …«, las Victoria laut. »Trine wurde also vermisst gemeldet, mehr aber auch nicht.«

»Sie haben gedacht, sie sei mit ihrem Freund durchgebrannt«, sagte Kirstine. »Deshalb haben wir in den Zeitungen auch nichts über den Mord an ihr gefunden.«

Victoria wischte den Artikel mit dem Finger zur Seite, sodass sie Malous Nachrichten lesen konnte.

»Womöglich wohnen ihre Eltern immer noch da«, sagte sie und zeigte auf die Adresse, die Malou ihnen geschickt hatte. Solvangen 11, Kalundborg.

Kirstine drehte sich zu ihr. »Ja, vielleicht wissen sie nicht einmal, dass ihre Tochter tot ist. Vielleicht sind wir die Einzigen, die wissen, dass sie nicht abgehauen, sondern ermordet worden ist.«

 

Victoria hielt die Hände unter den Wasserhahn und fuhr sich durch die dunklen Haare. Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Durch das offene Fenster hörte sie die Amseln im alten Birnbaum in den hellen Abend singen. Der Gesang vermischte sich mit dem Murmeln eines gepflegten Gesprächs und dem Klirren von Gläsern unten im Herrenzimmer, wie ihre Eltern den Raum mit den hässlichen alten Ölgemälden und den Chesterfield-Sofas immer noch unbedingt nennen wollten. So was von Fake. Wenn es drauf ankam,...

Erscheint lt. Verlag 13.7.2023
Reihe/Serie Rosenholm-Trilogie
Übersetzer Meike Blatzheim, Sarah Onkels
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Außenseiter • Blutmagie • Dänemark • Dark Academy • Dark Fantasy • Dunkle Magie • Fabelwesen • Familie • Fantastische Tierwesen • Fantasy • Feminismus • Freundschaft • Internat • Liebe • Mädchen • Mädchenclique • Mädchenfreundschaft • Magie • Mord • Mordfall • Mut • Nordische Mythologie • Romance • Spannung • Urban-Fantasy • Verrat • Wikinger
ISBN-10 3-03880-171-2 / 3038801712
ISBN-13 978-3-03880-171-9 / 9783038801719
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