Distant Horizons: Sammelband der mitreißenden Romantasy-Dilogie (eBook)
808 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60923-3 (ISBN)
P.J. Ried wurde 1997 geboren und lebt als Autorin und freie Lektorin in Hannover. Durch ihr Studium der Literaturwissenschaft entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben neu. Seitdem verirrt sie sich regelmäßig in fantastische Welten, was dank ihres mangelnden Orientierungssinns zum Glück kein Problem darstellt. Wenn sie nicht gerade in Geschichten abtaucht, liebt sie es zu zocken oder Serien und Animes zu schauen. Außerdem träumt sie von einem Leben am Meer mit Sushi-All-you-can-eat-Restaurants und einer Katze.
P.J. Ried wurde 1997 geboren und lebt als Autorin und freie Lektorin in Hannover. Durch ihr Studium der Literaturwissenschaft entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben neu. Seitdem verirrt sie sich regelmäßig in fantastische Welten, was dank ihres mangelnden Orientierungssinns zum Glück kein Problem darstellt. Wenn sie nicht gerade in Geschichten abtaucht, liebt sie es zu zocken oder Serien und Animes zu schauen. Außerdem träumt sie von einem Leben am Meer mit Sushi-All-you-can-eat-Restaurants und einer Katze.
Kapitel 1
Möwen zum Frühstück
Die Morgensonne brennt unbarmherzig auf meinen Nacken herab, während ich eine Möwe dabei beobachte, wie sie einen Blaukiemer aus dem Wasser klaubt. Angestrengt flattert sie mit den Flügeln, um sich samt ihrer Beute wieder hoch in den Himmel aufzuschwingen. Wie ich ist sie frei und in diesem Moment erfüllt von dem Rausch des Triumphs einer erfolgreichen Jagd. Ein einfaches Leben, nur bestimmt von Hunger und dem Bedürfnis, ihn zu stillen. Vermutlich macht genau das ihre Art so widerspenstig. Ich glaube, wenn es hart auf hart käme, würde sie selbst uns Menschen überleben.
Neben mir ertönt ein dumpfes Schnappen, dann ein Sirren, bevor das grauweiße Gefieder von einem Pfeil durchbohrt wird. Der Vogel fällt ins Wasser, von wo aus er mit einem am Schaft befestigten Seil zurückgezogen wird, während der Fisch hektisch davonschwimmt.
Nur mit Mühe kann ich ein Schmunzeln unterdrücken. Zumindest würden die Möwen überleben, wenn Ari, die Navigatorin der Astarte, nicht die Nase voll davon hätte, »seit Tagen nur diesen zum Himmel stinkenden Fisch« zu essen, und obendrein schon länger planen würde, ihr Kopfkissen aufzupolstern.
»Nicht viel dran, aber besser als nichts«, knurrt sie und gesellt sich zu mir an die Reling, wobei sie das Tier am Seil hin- und herschwingen lässt. Ihr langer, dunkelblauer Rock flattert in einer leichten Brise, ebenso wie ihre weiße Leinenbluse mit den weiten Ärmeln, die sie mit einem Ledergürtel an der Taille festgeschnürt hat.
Mit einem leisen Schnaufen zieht sie den Pfeil aus der Brust des Vogels und steckt ihn wieder zurück in den Köcher, den sie mit einem Gurt schräg über ihre linke Schulter gebunden hat. »Aber alles ist besser …«
»… als diese immer gleiche Brühe.«
Wir grinsen uns an.
»Ist doch so«, bekräftigt sie.
»Ehrlich gesagt hätte ich auch nichts gegen ein wenig Abwechslung.«
Sie hebt die Brauen. »Du glaubst nicht wirklich, dass ich dir etwas abgebe, oder?«
»Du musst. Ich bin Captain dieses Schiffs«, erwidere ich.
»Tja. Dann muss ich wohl eine Meuterei anzetteln.«
Mit gespielter Tragik schüttele ich den Kopf. »Es würde mir schon reichen, wenn du das Schiff nur halb so gut auf Kurs halten würdest, wie du mit dem Bogen umgehen kannst.«
»Ach, komm. Ohne mich würdest du hoffnungslos im Kreis treiben.«
»Auch wieder wahr.«
Für eine Weile starren wir gemeinsam auf die glitzernde Wasseroberfläche, bis Ari irgendwann ihre Beute schultert, das lange, schwarze Haar in den Nacken wirft und sich wie immer wortlos auf den Weg in die Kombüse macht.
Ich schließe die Augen, spüre der Kühle der Gischt auf meiner sonnenerhitzten Haut nach. Fühle das Auf und Ab der Wellen, schmecke ihr Salz auf meinen Lippen und genieße das Gefühl von Freiheit, das sie mit sich bringen. Ich atme den Duft des Ozeans, höre den kaum wahrnehmbaren Wind, der mir mit leiser Stimme in die Ohren flüstert und die Glieder fremder Kapitänsketten in meinen Haaren zum Klirren bringt. Eins für jedes Schiff, das wir kapern. Eins für jedes ohne Antwort.
Denn seit ich vor drei Jahren die Sicherheit meiner Heimat verlassen, dieses Schiff gestohlen habe und Piratin geworden bin, bin ich mit meiner Crew auf der Suche. Tagein, tagaus halten wir Ausschau nach anderen Booten, Nahrung und Schätzen der Alten Welt, die sich zu irgendetwas Brauchbarem weiterverarbeiten lassen.
Doch da ist noch mehr. Ich suche noch mehr. Jemanden.
»Merger auf Backbord!«, hallt Cavens Ruf aus dem Krähennest über das Deck. Er hat die Rolle unseres Radars übernommen, nachdem wir es für wichtigere Reparaturen verkaufen mussten. Energisch deutet er nach links, als müsste er der Crew die Richtung weisen.
Nur widerwillig wende ich mich von dem Tanz von Sonne und Wellen ab, kneife die Augen zusammen und versuche am Horizont etwas zu erkennen. Von hier unten kann ich allerdings nicht mehr als einen winzigen schwarzen Punkt in der Ferne ausmachen. Zügig mache ich mich auf den Weg in den hinteren Teil des Schiffes und erklimme die Treppen zum Achterdeck. Dort angekommen, hebe ich die Hand, um meine Augen vor den Reflexionen der Solarplatten abzuschirmen, die auf dem Dach meiner Kajüte in der Sonne blitzen. Anschließend fische ich den Anhänger meiner Kapitänskette unter meinem Hemd hervor, um ihn in die dafür vorgesehene Mulde in der Mitte des Steuers zu drücken. Der steuerradförmige, silberne Doppelkreis mit den acht Streben dazwischen sowie einem blauen Lapislazulistein in der Mitte fügt sich nahtlos hinein und lässt sich mühelos drehen. Ein Klicken ertönt und die Lenkung wird freigegeben.
»Los geht’s, ihr Faulpelze! Segel einholen und Motoren anwerfen!«, befehle ich.
»Aye, aye!«, tönt es mir entgegen.
»Weil du gerade auch selbst so fleißig warst«, ruft Willow, eine der Bootsfrauen, bevor sie langsam ihre Beine, die sie von der Reling nach unten hat baumeln lassen, an Deck schwingt und sich ausgiebig streckt.
»Wie war das?«, frage ich. »Du willst heute Abend freiwillig das Deck schrubben? Cool, danke!«
»Nee, da hab ich schon was vor«, entgegnet sie, streckt mir die Zunge heraus und zwinkert mir mit einem schwarz umrandeten Auge zu. Anschließend stürmt sie die Treppe hinab, um unserer Mechanikerin Aimée das Kommando weiterzugeben, während sich die restliche Crew daranmacht, die an diesem windarmen Tag ohnehin fast nutzlosen Segel zu streichen.
Kurz darauf geht ein Ruckeln durch den Rumpf des Schiffes, dann ertönt ein Brummen. Ein Geräusch, das in meinen Ohren wie ein sanftes Schnurren klingt. Durch die Sohlen meiner Lederstiefel hindurch spüre ich die Vibrationen, als die Maschinerie sich in Gang setzt, merke, wie sie mein Innerstes zum Beben bringen. Fast zärtlich lege ich meine Finger um die Griffe des Steuerrads vor mir und bewege es behutsam nach links, genieße das kalte Metall in meiner Hand. Wie von selbst breitet sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus, denn in diesen Momenten bin ich eins mit der Astarte. Unter meinen Händen gleitet mein Schiff dahin, als wäre es eigens für mich erbaut worden. Und als hätte es auch für mich nie etwas anderes gegeben als das Leben als Piratin.
»Meinst du, die haben was Gutes geladen?«, fragt Ari, die gemächlich die Stufen zum Achterdeck hinaufsteigt, um sich zu mir zu gesellen.
»Für was zwischen die Zähne wird’s wohl reichen«, erwidere ich. Einen Moment lang beobachte ich meine Crew dabei, wie sie sich mit geübten Handgriffen durch die Takelage bewegt, bevor ich meine Navigatorin anschaue. »Hast du Jonne überreden können, dir die Möwe in die Pfanne zu hauen?«
Ari zuckt mit den Schultern. »Er war echt schlecht drauf, also mal sehen. Ist doch aber nicht meine Schuld, wenn er alles anbrennen lässt. Man sollte meinen, ein Koch sollte kochen können.«
»Tja, für Profis bist du hier auf dem falschen Schiff, fürchte ich.«
Grinsend mustert sie mich. »Stimmt wohl.«
»Kann ich nur zurückgeben.«
Ari schneidet mir eine Grimasse, ehe sie nach dem Kupferfernrohr greift, das seitlich am Sockel des Steuerrads befestigt ist. »Gib mir einen Moment.« Blitzschnell zieht sie es aus, hält es an ihr linkes Auge. Ihre Stirn kräuselt sich nachdenklich, ehe sie einen Mundwinkel nach oben zieht. »Perfekt. Sie fahren in die gleiche Richtung wie wir. Also können wir sie von hinten überfallen.«
»Wenn sie uns nicht vorher bemerken.«
»Hm. Sieht eher aus wie ein Community-Merger. Nichts, wovor wir uns fürchten müssen.«
In meiner Magengegend breitet sich ein unruhiges Kribbeln aus – eine Mischung aus Aufregung und dem Anflug eines schlechten Gewissens. Auf den meisten Schiffen, die sich zu solch einer schwimmenden Kommune zusammengeschlossen haben, leben friedfertige Menschen, die sich selbst versorgen, jedoch kaum Kampferfahrung besitzen. Für sie ein Vorteil in einer Welt, die nur noch aus Wasser besteht – allerdings macht sie das zu einer allzu leichten Beute für uns, obwohl sie meist nicht mit großen Reichtümern gesegnet sind. Sie arbeiten hart für ihre Familien und das Wenige, das sie besitzen.
Aber letztlich versuchen wir alle bloß zu überleben. Und wenn das bedeutet, Unschuldige zu berauben, um die eigene Crew für ein paar Tage länger am Leben zu erhalten, ist es das wert. Denn hier draußen ist Wasser dicker als Blut.
»Blue, Evan!«,...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2023 |
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Reihe/Serie | Distant Horizons | Distant Horizons |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Bundle • Dystopie Liebesroman • dystopie romance deutsch • Fantasy Liebesromane • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • impressbundle • impress ebooks • piraten fantasy romance • piraten liebesroman deutsch • Romantasy Bücher • Romantische Dystopie • romantische Fantasy Bücher |
ISBN-10 | 3-646-60923-0 / 3646609230 |
ISBN-13 | 978-3-646-60923-3 / 9783646609233 |
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