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Lucid Night - Was, wenn wir nicht träumen? (eBook)

Was, wenn wir nicht träumen?

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(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
450 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0517-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lucid Night - Was, wenn wir nicht träumen? -  Nina Martin
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Auftakt der neuen Fantasy-Jugendbuchreihe voller Abenteuer, Romantik und über die Macht der Träume

Ab 14 Jahre (All Age Roman)
Zwei starke Heldinnen, ein angestaubtes System und eine Traumwelt in Gefahr: Mit Lucid Night erscheint Nina Martins atemberaubende Fantasy-Trilogie über die Macht der Träume. Voller Abenteuer, Romantik und Charaktere mit Identifikationspotential. Ein dicht erzähltes Highlight für Mädchen und Jungen ab 14 Jahren. Selena und Ria: die eine in Griechenland, die andere in Berlin. Zwei Mädchen, die sich nie getroffen haben, und die doch eine außergewöhnliche Gabe verbindet: Sie sind Traumgängerinnen. Sie können selbst nicht träumen, doch in die Träume anderer Menschen einsteigen und diese verändern. Etwas, das eigentlich nicht möglich sein kann. Denn diese Gabe ist nur Männern vorbehalten - zumindest, wenn man der mächtigen Traumunion Glauben schenkt.

Als Yunus, der Vorzeigetraumgänger der Union, auf Rias Gabe aufmerksam wird, verändert sich alles. Plötzlich berichten alle Medien von der ersten Traumgängerin. Und schon bald finden sich Selena und Ria in einem Machtkampf wieder, der nicht nur über das Schicksal der Traumwelt Somna entscheiden wird, sondern über das der ganzen Welt ... Phantastisch, spannend und unfassbar real - Lucid Night ist der Auftakt der traumhaften Contemporary-Fantasy-Trilogie von Nina Martin

Nina Martin, Jahrgang 1991, erzählt schon seit ihrer Kindheit Geschichten. Durch eine persönliche Erfahrung mit dem Thema Sterblichkeit entschied sie, ihren Traum vom Schreiben endlich zu leben. Lucid Night ist ihr Jugendbuch-Debüt. Heute wohnt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Schweiz.

Kapitel 1 Selena


Ich schiebe mich durch die Menschen und sauge tief die Luft ein. Es sind die gewohnten Gerüche. Die Fische und das Salz des Meeres, der Duft des Marktes. Auch wenn ich mir abends den Schweiß abwasche, kann ich sie manchmal noch an meinen Armen riechen.

Hier riecht es besonders gut. Hier, wo einer der Stände mit gebratenen Brassen, Forellen und Barschen steht. Ich strecke die Tüte mit meinen Einkäufen vor mir aus und dränge mich durch die laut schwatzenden Menschen. Dann biege ich ab.

Die Gasse, die sich in immer enger werdenden Windungen den Hügel hinaufzieht, stülpt ihren Schatten über mich, und der wohltuend kühle Meereswind bläst mir in den Nacken. Langsam lasse ich das Gerede der Menschen auf dem Markt hinter mir. Wie der Fischfang heute lief, wer gerade auf eine große Reise gegangen ist, bei wem eine Schwangerschaft vermutet wird.

Weiter und weiter klettere ich in die Schläfrigkeit unseres Dorfes hinauf, vorbei an den weißen Häuschen mit Blumenkästen und geschlossenen Fensterläden. Die Plastiktüte in meiner Hand raschelt bei jedem Schritt.

Als ich auf die Straße trete, die sich hinauf zu unserem Haus zieht, wische ich mir mit der Hand die lockigen Haare aus dem Gesicht. Sofort treibt ein Windstoß sie mir wieder in die Augen. Ich drehe mich um und lasse den Blick über das Dorf schweifen, das sich mittlerweile ein gutes Stück unter mir befindet: Von hier oben sieht das Treiben der Menschen fast rhythmisch aus, friedlich. Die Sonne taucht den Hang in ein goldenes Licht. Ich liebe diese Tageszeit. Diese paar Minuten, in denen der Himmel noch einmal alles zum Strahlen bringt, bevor die Sonne rot hinter den umliegenden Inseln untergeht. Es ist, als wolle der Tag sein eigenes Werk noch einmal im besten Licht erscheinen lassen, ehe er es der Nacht überlässt.

Ich setze mich auf die Mauer am Rande der Straße, will noch nicht zurück nach Hause. Ich kann die Anspannung meiner Mutter nicht ertragen, die sich an Tagen wie diesem aufbaut. Sie wird immer schweigsamer, sieht andauernd auf die Uhr und läuft mit versteinerter Miene durch die Gegend. Es ist Angst. Da bin ich mir sicher. Aber ich weigere mich, ihre Angst zu übernehmen.

Die Sonne wandert immer weiter Richtung Horizont, die Marktstände im Dorf werden zusammengepackt, und irgendwann weiß ich, dass ich nach Hause muss. Ich wende mich wieder zum Hang und zwinge mich, meine Schritte zu beschleunigen. Es ist nicht mehr weit. Um eine Straßenbiegung geht es noch, dann stehe ich vor unserer kleinen, weiß getünchten Mauer.

Mit der Schulter werfe ich mich gegen die Tür zum Hof, und das Schloss springt knackend auf.

»Selena, du sollst das doch nicht immer machen!«

Meine Mutter steht im Hof, das dunkle Haar zu einem dicken Knoten gebunden, und sieht mir verärgert entgegen.

»Ich hab’ den Fisch, Mama«, ignoriere ich ihre Ermahnung.

Sie schnalzt mit der Zunge. »Leg ihn in die Küche und geh dich umziehen. Dein Onkel ist gleich da.«

Ihr Blick huscht zum Gästehaus hinüber, in das heute neue Feriengäste eingezogen sind.

Ich verkneife mir einen Kommentar, betrete das Haus und lege die Tüte mit dem Fisch auf den Küchentisch. Dann steige ich die Treppe hinauf in mein Zimmer.

Dort angekommen werfe ich mein Handy auf den Schreibtisch und öffne den Schrank. Wie immer wähle ich enganliegende Sportkleidung. Man weiß nie, was einen erwartet. Besser, man ist vorbereitet. Sobald ich in der schwarzen Hose und dem roten Langarmshirt stecke, nehme ich ein Haargummi von dem Nagel an der Wand, direkt neben meinem Spiegel. Ich fahre mir durch die Haare. Das Salz des Meeres hat sich daraufgelegt, sich mit dem Schweiß des Tages vermischt und lässt meine Haare nun in schwarzen, schimmernden Strähnen herabhängen.

Die Haare zu fettig, das Kinn zu breit, die Nase zu eckig, der Körper zu klein. Aber was soll ich mit Schönheit schon anfangen? Hier auf der Insel sieht mich eh niemand außer den Dorfbewohnern und ein paar Gästen, die in unserem Ferienapartment wohnen.

Ich binde meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und wende mich von meinem Spiegelbild ab. Dann verlasse ich das Zimmer und steige die Treppe hinunter.

In der Küche ist meine Mutter dabei, Kartoffeln zu kochen und den Fisch zu braten. Wortlos beginne ich damit, Teller auf den Tisch zu stellen.

Vor dem Fenster hat sich die Dämmerung über unseren Hof gelegt. In der Küche ist nichts zu hören außer dem Zischen des Öls und dem Klappern der Teller zwischen meinen Fingern. Ich sage nichts, weil ich weiß, dass absolut nichts meiner Mutter die Nervosität nehmen kann. Zumindest nichts, was ich sagen könnte. Oder eher: Nichts, was ich bereit wäre zu sagen. Würde ich das Ganze jetzt abblasen, behaupten, dass es doch nicht notwendig wäre – das würde sie vermutlich erleichtern. Aber das geht nicht. Mein ganzer Körper lechzt danach, wieder zu träumen. Länger als ein, zwei Wochen halte ich es einfach nicht aus, ohne in einen Traum einzusteigen.

»Aber du bleibst nur ganz kurz drinnen, ja?«, sagt meine Mutter plötzlich.

»Ich bleibe so lange, wie es nötig ist.«

»Und wenn du jemanden von der Traumunion siehst, kommst du sofort zurück, ja?«

»Natürlich.«

Meine Mutter nickt zögernd, als würde sie diese Antwort tatsächlich beruhigen.

Ich kann nicht fassen, dass wir jedes Mal dasselbe Gespräch führen.

In diesem Moment klingelt es. Erleichtert stelle ich den letzten Teller ab und betätige den Summer, der unser Tor aufspringen lässt. Als ich wenige Sekunden später die Haustür öffne, strömt angenehm kühle Abendluft in unser Wohnzimmer. Mein Onkel kommt mir mit seiner Tochter an der Hand entgegen. Wie immer trägt Loukas ein herzliches Lächeln auf dem Gesicht und drückt mir zur Begrüßung einen Kuss direkt aufs Ohr, der mein Trommelfell schmerzhaft vibrieren lässt.

»Hallo, Eleni«, begrüße ich meine Cousine, gehe in die Knie und ziehe die Sechsjährige in eine Umarmung. Ich kann keine Nervosität in ihren Augen entdecken, eher positive Aufregung. Das ist gut. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team.

»Können wir heute wieder fliegen? Oder in die Achterbahn? Oder ausreiten?«, flüstert sie mir zu.

»Ich gebe mein Bestes«, raune ich zurück.

Zufrieden wendet sich meine Cousine ab und begrüßt meine Mutter. Dann verschwindet sie mit ihrem Vater die Treppe hinauf – wie immer an solchen Abenden hat Eleni bereits früh gegessen und kann es kaum erwarten schlafen zu gehen. Ich kann ihre Schritte durch die Zimmerdecke hören. So leise wie möglich stellen meine Mutter und ich den Fisch und die Beilagen auf den Tisch. Oben wird es still.

Irgendwann kommt mein Onkel die knarzende Treppe herunter. »Sie ist eingeschlafen.« Er lächelt erleichtert, als er die Küche betritt. »Heute war ich mir nicht sicher – sie war den ganzen Tag so aufgeregt.«

Er lässt sich auf einen Stuhl sinken und sieht zufrieden auf das Essen vor sich. Neben meiner Mutter sieht er hünenhaft aus. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass die beiden Geschwister sind. Wo Loukas groß und breitgebaut ist, ist meine Mutter klein und zierlich. Wo er die Entspannung selbst ist, macht sie sich viel zu viele Sorgen. Nur die krausen Haare haben beide geerbt, genau wie ich.

»Träumt Eleni in letzter Zeit denn gut?«, fragt meine Mutter beiläufig und schiebt sich eine Gabel mit Kartoffeln in den Mund.

Mein Onkel und ich wechseln einen Blick. Wir wissen beide, weshalb sie das fragt.

»Gerade schlafen ja alle schlecht.« Loukas räuspert sich.

Meine Mutter nickt, ohne von ihrem Essen aufzusehen.

Ja, alle schlafen schlecht. Oder vielmehr: Alle träumen schlecht. Anfangs haben die Leute im Dorf noch Witze darüber gemacht. Doch dann wurde klar, dass es sich um ein weltweites Phänomen handelt, das die Zahlen übermüdeter Autofahrer und Unfälle in die Höhe schnellen lässt. Jetzt macht keiner mehr Witze. Jetzt diskutieren die Experten und Forscherinnen im Fernsehen über die Gründe und fordern Aufklärung.

»Und? Wie lief dein Tag, Loukas?«, versuche ich wenig geschickt das Thema zu wechseln.

Mein Onkel und ich unterhalten uns über den Fischfang und über die Fußballschuhe, die ich neulich zu meinem sechzehnten Geburtstag bekommen habe.

Irgendwann haben wir alle aufgegessen, und meine Mutter verkündet, dass sie die Küche aufräumen würde, wir sollten schon mal ohne sie hochgehen.

Ich nicke, bevor ich mit leicht schlechtem Gewissen und wachsender Aufregung die Treppe hinaufsteige.

Das, was ich vorhabe, ist gefährlich. Das weiß ich, seit ich aufgehört habe zu träumen. Seit ich meinen Vater das letzte Mal gesehen habe … Aber trotzdem kann ich nicht anders: Ich freue mich auf die Traumwelt!

Leise betreten Loukas und ich mein Zimmer. Eleni liegt in meinem Bett unter der dünnen Decke und atmet tief. Im Schein der Nachttischlampe betrachte ich ihr Gesicht und lächle. Sie träumt. Das kann ich am Zucken ihrer Augenlider erkennen. Als würde ihr Blick darunter immer wieder hin- und herfliegen. Wir haben Glück. Normalerweise dauert es ein paar Stunden, und Loukas und ich schlafen zwischendrin nicht selten ein, ehe wir Eleni in einer Traumphase erwischen. Manchmal ist es erst in den frühen Morgenstunden so weit.

Mein Onkel grinst erleichtert.

»Bereit?«, fragt er und setzt sich behutsam neben meine Cousine aufs Bett.

Ich nicke und kann die Vorfreude kaum verbergen. Muss ich aber auch nicht. Meine Mutter ist ja nicht da.

Vorsichtig beuge ich mich über Eleni. So sanft ich kann, lege ich meine Stirn an ihre und...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2023
Reihe/Serie "Lucid"-Reihe
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Action Abenteuer Romance Young Adult Jugendbücher • All Age Roman Contemporary Fantasy Romance • Anna Benning Vortex Dark Sigils Trilogie Reihe • Contemporary Fantasy Romance Thriller Romantic Deutsch • Jugendbücher Jugendbuch ab 14 vierzehn Jahre Jahren Jährige • Kerstin Gier vergiss mein nicht Edelstein Silber Trilogie Reihe • Sarah J Maas Crescent City Throne of Glass Reihe
ISBN-10 3-7336-0517-9 / 3733605179
ISBN-13 978-3-7336-0517-9 / 9783733605179
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