Vampirkönigin wider Willen. Fake it till you make it (eBook)
304 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-15143-9 (ISBN)
Jo Simmons lebt in Brighton mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern, dem Hund Betty sowie ihrer Katze Pickle (die sich leider nicht gut verstehen). Bevor sie anfing, Kinderbücher zu schreiben, hat Jo lange Zeit als Journalistin gearbeitet. Sie mag Schlafen, Joggen und Eis-direkt-aus-dem-Becher-Löffeln - natürlich nicht alles gleichzeitig, das wäre ja unmöglich. Und albern.
2. Kapitel
Bis zu Lou nach Hause war es nicht weit: einmal um die Wiese mit dem Ententeich und den Sitzbänken, am Lebensmittelgeschäft und der Dorfkneipe »Zur ersoffenen Ratte« vorbei in Richtung der weiten, flachen Felder auf der anderen Seite von Lower Donny, wo Mos Haus, gesäumt von ein paar Pappeln, einsam dastand. Mo bekam den Weg kaum mit, so vertraut war er ihr, doch als sie in die ruhige Gasse bog, die zu ihrem Haus führte, sog sie scharf den Atem ein und trat in die Bremsen … gerade noch rechtzeitig. Ein Mann war vor ihr auf den Weg getreten. Getreten? Eher aus dem Nichts (oder vielleicht der Hecke) aufgetaucht. Ein Fremder. Mo kannte jeden Einwohner von Lower Donny, und diesen Mann hatte sie noch nie gesehen. Er sagte kein Wort, stand vollkommen still da und starrte Mo aus schwarzen, tief liegenden Augen an. Sie bekam eine Gänsehaut.
»Entschuldigung, darf ich?«, murmelte sie und wollte ihr Rad um ihn herumlenken, doch er stellte sich wieder vor sie und versperrte ihr den Weg.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Mo.
»Ja, indem du Vampirkönigin wirst«, sagte der Mann mit einer tiefen, klangvollen Stimme. »Du bist Auserwählte.«
Mo blinzelte heftig.
»Wie bitte? Die Auserwählte? Auserwählt wofür?«
»Dafür, gesamtes Land als Königin aller Vampire zu regieren.«
»Was für Vampire? Ich wusste nicht, dass es überhaupt irgendwelche Vampire gibt.«
»Vampire sind überall«, sagte der Mann. »Sie leben unter euch Menschen, am Rand des Lebens, in dunklen Ecken und flackernden Schatten.«
»Echt?«, fragte Mo.
»Ja, echt«, antwortete der Mann etwas schnippisch. »Und du bist auserwählt, sie zu regieren. Mit dir als Anführerin kann es mehr Vampire, bessere Vampire geben. Dieses Land kann große, glorreiche Vampirhochburg werden! Stolze Heimat von Vampire! Du kannst alles etwas aufpeppen, ja?«
»Aber es gibt keine Vampire«, sagte Mo und schüttelte den Kopf. »Das ist ein Witz, oder? Ein Streich?«
Sie sah über die Schulter und rechnete beinahe damit, dass hinter ihr jemand mit einer Kamera stand, um diesen überaus grandiosen Scherz festzuhalten.
»Kein Witz«, antwortete der Mann. »Ich bin Bogdan, oberster Gesandter von großem, mächtigem Vampirkönig des Ostens. Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen, Mo.«
Oh Gott, er weiß, wie ich heiße, dachte Mo. Woher weiß er, wie ich heiße?
»Der Vampirkönig hat mich beauftragt«, fuhr er fort, nun etwas gesprächiger. »›Bogdan‹, hat er gesagt, ›geh nach Großbritannien und schau, was dort los ist. Es ist so weit weg, und das Wetter ist mies, aber es muss da auch ein paar Vampire geben. Sieh es dir an. Wenn du der Meinung bist, dass es sich lohnt, das Land an mein Gebiet anzuschließen, finde einen König, der es an meiner Stelle regieren kann.‹ Und das habe ich getan.«
»Moment mal, Sie haben ›König‹ gesagt. Finde einen König«, wandte Mo ein. »Und Sie haben mich gefunden. Eine fünfzehnjährige Schülerin.«
»Nun ja, traditionell sind Vampirkönige männlich, aber wir können Ausnahme machen.«
Mo sträubten sich die Nackenhaare. »Auch Frauen können Führungspositionen einnehmen, wissen Sie. Wir befinden uns im einundzwanzigsten Jahrhundert. Schon mal was von Gleichberechtigung gehört?«
Bogdan zuckte die Achseln.
»Also, wenn Sie einen König wollten – so typisch übrigens, einen Mann für die Position zu suchen –, wie sind Sie dann auf mich gekommen?«
»Ich sehe etwas in dir«, antwortete Bogdan.
»Da sind Sie der Erste«, sagte Mo. »In den meisten Fällen werde ich komplett übersehen.«
»Ich bin schon eine ganze Weile auf Welt und habe mit vielen mächtigen Vampiren gearbeitet. Ich habe Talent dafür, Auserwählte zu entdecken«, sagte Bogdan. »Olaf der Sauger, der hier im achtzehnten Jahrhundert regiert hat? Habe ich gefunden. Bran der Durstige? Auch ich. Geronimo der Unauslöschliche? Auch.«
»Alles Männer«, murmelte Mo.
»Alle außergewöhnlich«, antwortete Bogdan nachdrücklich. »Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass sie auserwählt waren. Und dasselbe gilt für dich, Mo. Tief in dir ist eine Stärke, eine Kraft, das spüre ich. Ich kann sie beinahe riechen.«
Er beugte sich zu Mo vor und atmete tief ein. Sie wich vor seinem blassen Gesicht und den stechenden, dunklen Augen zurück.
»Sind Sie sicher, dass ausgerechnet ich es sein muss? Ich meine, es gibt doch bestimmt jede Menge andere potenzielle Vampirköniginnen. Warum schalten Sie keine Anzeige für die Stelle und schauen, wer sich bewirbt? Ich könnte Ihnen bei den Vorstellungsgesprächen helfen.«
»Nein!«, widersprach Bogdan heftig, und Mo fuhr zusammen. »Du bist Auserwählte. Du musst Vampirkönigin werden. Du allein. Nutze deine Macht, Mo. Nutze sie! Werde Königin, wie es deine Bestimmung ist!«
Dann streckte er die Hand aus und krümmte die Finger, als würde er etwas melken.
»Du wirst so viel Macht haben. Mehr Macht, als du dir vorstellen kannst. Und du kannst so skrupellos sein, wie du willst!«
»Herrschende sollten gerecht sein, nicht skrupellos«, murmelte Mo.
»Und noch dazu du wirst ewig leben. Gut, ja?«
»Wahrscheinlich«, sagte Mo. »Ich will ziemlich viel erreichen. Studium, ein Praktikum bei den Vereinten Nationen und dann in die Politik gehen oder Menschenrechtsanwältin werden …«
»Ja, ja«, sagte Bogdan, Mos Worte ungeduldig beiseitewischend. »Ich rede von einem Leben mit echter Macht, mit Reichtümern und Untertanen, die dich fürchten. Nicht zu vergessen enorme körperliche Kraft. Willst du nicht das?«
Mo zuckte mit den Schultern.
»Du könntest jemandem den Kopf abreißen.« Bogdan schnippte mit den Fingern. »Einfach so!«
»Das ist eine furchtbare Idee. Warum sollte ich das tun wollen?«
»Probieren geht über Studieren«, sagte Bogdan lächelnd und zwinkerte ihr zu. »Komm schon. Verlasse dieses traurige, feuchte, armselige kleine Dorf …«
»Lower Donny ist nicht traurig und armselig!«
»Doch, glaube mir, das ist es«, sagte Bogdan. »Ich muss es wissen. Ich habe in meinem Leben schon einige traurige, armselige Dörfer gesehen. Egal, genug davon! Verlasse dieses schäbige, jämmerliche …«
»Ich bin hier geboren, wissen Sie«, schnaubte Mo. »Ja, ich freue mich darauf, erwachsen zu werden und eines Tages wegzugehen, aber trotzdem. Wie können Sie es wagen, buchstäblich aus dem Nichts aufzutauchen und gemeine Dinge über mein Heimatdorf zu sagen?«
»Haha, ja! Genau das!«, rief Bogdan grinsend und klatschte in die Hände. »Dieses Temperament! Diese Kampfeslust! Das ist exakt, was wir suchen. Deshalb bist du auserwählt. Besteige Thron, wie es dir gebührt, und führe dieses Land in neues Zeitalter vampirischer Größe. Nur ein Biss, und du bist vollkommen verändert. Majestätisch! Unbesiegbar! Unaufhaltbar!«
Bogdan breitete die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken und lachte. Es klang, als würde jemand eine Krähe zerquetschen.
»Nun?«, fragte er schließlich. »Das ist ziemlich cool-geniales Angebot, oder? Was sagst du?«
Mo atmete tief ein, verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. Ihre Augen huschten über Bogdan, sein intelligentes, blasses Gesicht, seine schmalen Hände und gepflegten Fingernägel. Dann sprach sie.
»Ich würde gerne einen Ausweis sehen, bitte.«
»Einen Ausweis?«, antwortete Bogdan. »Was ist das?«
»Eine Karte, mit der Sie sich identifizieren«, sagte Mo. »Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich der oder das sind, was Sie zu sein behaupten?«
»Ich bin Bogdan!«, sagte Bogdan. Er wirkte verletzt.
»Sie sehen gar nicht aus wie ein Vampir«, sagte Mo. »Ich sehe keine Reißzähne.«
»Oh, Entschuldigung, ich habe hier hinten am Hals kleines Schalter, das macht, dass sie herunterfahren.« Er griff sich an den Hinterkopf und fummelte kurz in seinem Haar herum. Dann brach er in Gelächter aus.
»Ich mache nur kleines Spaß mit dir«, sagte er. »Nein, es gibt kein Schalter. Ha, ha, ha! Menschen fallen immer darauf herein. In Wahrheit kommen die Reißzähne automatisch hervor, wenn ich sie brauche, um jemanden anzustechen. Sonst normale Zähne, siehst du?« Er grinste.
»Aber Ihre Kleidung sieht so gewöhnlich aus«, sagte Mo.
»Du meinst, weil ich keinen Umhang trage? Das tue ich nie. Die sind total sechzehntes Jahrhundert«, antwortete Bogdan naserümpfend. »Außerdem ist das Gepäck mit meinen besten Kleidern noch unterwegs hierher aus dem Osten. Mein treuer Gefährte bringt es mir mit.«
»Aber warum ein Anzug? Und dazu noch ein schmutziger. Da ist ein Fleck auf dem linken Revers«, sagte Mo und zeigte auf die Stelle. »Sieht aus wie Ketchup.«
»Als ich ankam, war ich mir nicht sicher, wie ich mich kleiden sollte«, erklärte Bogdan. »Also habe ich mich nach großem, mächtigem Menschenmann umgesehen, um zu schauen, was so eine gebieterische Gestalt trägt. Er nannte sich Gebrauchtwagenkönig. Ah ja, habe ich mir gesagt, so muss ich mich kleiden.«
»Der Gebrauchtwagenkönig? Sie meinen Clive Bunsworth aus Middle Donny? Der, von dem Plakate an allen Bushaltestellen hängen?«, fragte Mo und unterdrückte ein Lächeln.
»Clive, jawohl«, sagte Bogdan. »Ein köstlicher Mann. Korrekter Mann, meine ich.«
»Und er hat Ihnen seinen Anzug gegeben?«
»Nicht unbedingt...
Erscheint lt. Verlag | 22.8.2023 |
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Reihe/Serie | Vampire Queen | Vampire Queen |
Übersetzer | Johanna Wais |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Reluctant Vampire Queen |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Auserwählte • Buffy • Erste Liebe • Erster Kuss • Geek Girl • Halloween • Humor • Lesefutter • Mädchenbuch • Mobbing • Sabrina • Starke Mädchen • Supernatural • Vampire • Vampirjäger • Vampirkönigin • wednesday • witziges Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-505-15143-2 / 3505151432 |
ISBN-13 | 978-3-505-15143-9 / 9783505151439 |
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