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Du solltest mich mit Krone sehen -  Leah Johnson

Du solltest mich mit Krone sehen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Arctis Verlag
978-3-03880-169-6 (ISBN)
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Emotional, berührend und wunderbar queer: Eine Liebesgeschichte, die einer Krone würdig ist! Liz Lighty hatte immer das Gefühl, sie sei zu schwarz, zu arm, zu unbeholfen für die konservative, reiche Kleinstadt, in der sie aufwuchs. Ihr Traum ist es, diese queerfeindlichen und rassistische Umgebung nach ihrem Abschluss hinter sich zu lassen und an einem renommierten College Medizin zu studieren. Als sie das benötigte Stipendium nicht erhält, bleibt ihr nur eine letzte Chance: Sie muss den Wettbewerb ihrer Schule gewinnen und Abschlussballkönigin werden, um mithilfe des Preisgeldes doch noch auf das Pennington College gehen zu können. Doch das ist leichter gesagt als getan: Liz steht nicht nur im Rampenlicht der ganzen Schule und muss durch das Rennen um die Krone wieder Zeit mit ihrem ehemals besten Freund Jordan verbringen, auch ihre eigentliche Konkurrentin Mack verdreht ihr gehörig den Kopf. Eine erfrischende RomCom über Freundschaft, Familie und die erste große Liebe.

Leah Johnson wurde in Zentral-Indiana geboren und legte den Grundstein ihrer Karriere bereits in der fünften Klasse mit einem Spiralblock voller Kurzgeschichten. Ihr Jugendroman »You Should See Me in a Crown« wurde in einer Reihe von Best-of-the-Year-Listen aufgeführt, u. a. bei »Cosmopolitan«, »Amazon«, »Kirkus« und »Publishers Weekly« und wurde vom »TIME Magazine« unter die ?100 besten Jugendbücher aller Zeiten? gewählt. Wenn Johnson nicht gerade auf Twitter über Popkultur und Politik schreibt oder Essays sowie Kritiken veröffentlicht, ist sie Professorin für kreatives Schreiben und Komposition.

Leah Johnson wurde in Zentral-Indiana geboren und legte den Grundstein ihrer Karriere bereits in der fünften Klasse mit einem Spiralblock voller Kurzgeschichten. Ihr Jugendroman »You Should See Me in a Crown« wurde in einer Reihe von Best-of-the-Year-Listen aufgeführt, u. a. bei »Cosmopolitan«, »Amazon«, »Kirkus« und »Publishers Weekly« und wurde vom »TIME Magazine« unter die ›100 besten Jugendbücher aller Zeiten‹ gewählt. Wenn Johnson nicht gerade auf Twitter über Popkultur und Politik schreibt oder Essays sowie Kritiken veröffentlicht, ist sie Professorin für kreatives Schreiben und Komposition.

Eins


Ich umklammere mein Tablett fest mit beiden Händen und hoffe, dass Beyoncé mir die Kraft schenkt, es ohne Unfälle zu meinem üblichen Mittagstisch zu schaffen.

Beim Gedanken daran, dass ich ausrutschen und mich mit Joghurt-Dressing übergießen oder stolpern und auf dem Schoß von einem der Jungs aus dem Wrestling-Team landen könnte, erschaudere ich. Oder – noch schlimmer – beim Gedanken an ein Video, wie ich hinfalle. Das würde sich wie ein Lauffeuer auf Campbell Confidential verbreiten. Nachdem CC vor ein paar Jahren von irgendeinem Zwölftklässler erfunden wurde, ist diese Twitter-ähnliche Klatsch-und-Tratsch-App zu meinem schlimmsten Albtraum geworden. Ich bin so froh, das alles in wenigen Monaten hinter mir zu haben. Ich werde auf dem Weg nach Pennington sein, dem besten Privat-College im ganzen Bundesstaat, und das Leben leben, von dem ich immer geträumt habe: eines unter Leuten wie mir, an einem Ort, an den ich hinpasse, und auf dem Weg, Ärztin zu werden. Es ist so zum Greifen nahe, dass ich es schon riechen kann. Ich brauche nur noch die Bestätigungs-E-Mail, dass ich das Stipendium bekommen habe und –

»Lighty, pass doch auf! Ich hab hier was zu erledigen.« Derek Lawson baut sich direkt vor mir auf und zieht das Wort erledigen in die Länge, als ob das, worauf er sich hier gerade vorbereitet, irgendein großes Geheimnis wäre. Ich trete einen Schritt zurück – das Tablett immer noch in meinem Todesgriff – und wappne mich für das, was jetzt kommt. Ich weiß, was als Nächstes passiert. Das wissen wir alle. Um diese Jahreszeit stehen öffentliche Auftritte wie dieser an der Campbell High School auf der Tagesordnung.

Bevor ich auch nur die Möglichkeit habe, der ganz speziellen Tortur zu entgehen, einem Flashmob aus lauter Schulsportlern dabei zuzusehen, wie sie wie irgendeine typische Boyband in perfektem Einklang singen und tanzen, bin ich schon mittendrin.

Derek schlittert mit so einer Portion Dramatik über den Boden, dass die Besetzung des Musicals Hamilton aufhorchen und sich eine Scheibe abschneiden würde. Er klettert auf den langen Tisch, an dem seine Clique immer sitzt, und zeigt hinunter auf seine Freundin und meine nicht-so-heimliche-Rivalin, Rachel Collins. Irgendjemand drückt irgendwo auf einem Lautsprecher »play«, und dann geht es auch schon los: noch so ein verdammter Promposal – die Anträge zum diesjährigen Abschlussball fluten den Campbell Confidential Feed zu dieser Jahreszeit regelrecht.

Obwohl das jede Woche mindestens zwei Mal passiert, seit das Halbjahr angefangen hat, schwöre ich, dass ein Mädchen aus dem ersten High-School-Jahrgang an meinem Nebentisch vor Begeisterung in Ohnmacht fällt, als Derek anfängt, eine geremixte und passend zum Abschlussball umgedichtete Version von »Time of My Life« zu singen. Ihre Freundinnen sind viel zu abgelenkt, als dass sie ihr überhaupt wieder aufhelfen würden.

Der Abschlussball in Campbell County im Bundesstaat Indiana ist wie Football in Texas. Der einzige Unterschied ist der, dass wir unseren Fanatismus nicht monatelang jedes Wochenende entfesseln und frei ausleben können. Nein, hier halten wir uns zurück, und zwar für ganze elf Monate und 29 Tage im Jahr, um an einem einzigen Tag zu explodieren. Campbell ist dann förmlich ein Haufen aus Pailletten, Designer-Anzügen und genug Haarspray, um die ganze Stadt in die Luft zu jagen.

Es könnte beeindruckend sein, wenn es nicht so lächerlich und unfassbar nervig wäre.

»You’re the one girl, I want to go to prom with!«, singt Derek jetzt so laut er kann, und es klingt offiziell furchtbar, aber das scheint niemanden zu interessieren. Die Mädels des Puschel-Teams strömen jetzt aus dem Korridor herein, wo sie auf der Lauer gelegen haben müssen, in voller Montur bestehend aus Cheerleader-Uniform und Pompon-Puscheln, und schnappen sich ihre Partner aus der Basketball-Mannschaft. Und auf einmal tanzen sie alle die komplette Dirty Dancing-Choreo, ohne ein einziges Mal aus dem Takt zu geraten.

Die ganze Cafeteria verfolgt das Spektakel, aber ich will irgendwie bloß im Boden versinken. Allein bei dem Anblick droht mein Magen damit, den Müsliriegel, den ich zum Frühstück gegessen habe, wieder hochkommen zu lassen.

Nicht nur, weil Rachel mal wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, sondern weil mir so eine öffentliche Zurschaustellung von, naja, allem Angst macht – auch, wenn ich Lichtjahre davon entfernt bin, etwas damit zu tun zu haben. Ich meine, alle beobachten einen und warten darauf, dass man irgendwas macht, das es wert ist, auf Campbell Confidential gepostet zu werden. Die Vorstellung, dass die Leute ihren Blick auch nur etwas länger auf mir ruhen lassen, als in den Augenblicken, in denen ich ihnen ihre Notenblätter für die Orchesterprobe austeile, jagt mir schon unvorstellbare Angst ein. Deshalb wollte ich auch nie Klassensprecherin werden, habe nie für ein Schulmusical vorgespielt und kann es kaum ertragen, im Orchester einen Soloauftritt zu haben, ohne mich in Luft auflösen zu wollen.

Wenn man schon das Gefühl hat, alles an einem sei auffällig, ergibt es einfach mehr Sinn, sich so gut und oft wie möglich unsichtbar zu machen.

Trotzdem, bei der Art und Weise, wie Derek Rachel ansieht, wird mir einfach schwer ums Herz. Leute wie sie bekommen diese perfekte High-School-Jugendliebe-Geschichte, die sie eines Tages ihren Kindern erzählen können, aber wenn man wie Liz Lighty groß, schwarz und absolut pleite ist, hat man keine Chance. Zumindest nicht an einem Ort wie diesem.

Es ist nicht so, dass ich es meinen Mitschülern nicht gönnen würde – wirklich nicht. Aber manchmal (na gut, meistens) fühle ich mich einfach nicht wie eine von ihnen.

Derek beendet gerade seine Performance mit der letzten schlecht umgedichteten Liedzeile von »Time of my Life«, streckt ihr seine Hand entgegen und Rachel, die inzwischen heult wie ein Schlosshund, ergreift sie. Wie sie es schafft, sogar während sie einen Eimer falscher Tränen vergießt wie ein Instagram-Model auszusehen, werde ich nie verstehen.

Dereks großes Finale – und ich mache keine Witze – ist die berühmt-berüchtigte Hebefigur.

Mit eindeutig einstudiertem Geschick läuft Rachel nach vorne, wirft sich in seine Arme und wird hoch über die Menge in der Cafeteria gehoben. Wenn ihr mich fragt, sieht sie weniger wie Baby, sondern eher wie Simba aus, der über das Geweihte Land blickt, aber egal. Als das Lied zu Ende ist, sind alle auf den Beinen, und das gesamte Publikum in der Mittagspause bricht in dröhnenden Applaus aus.

Auf dem Gesicht meiner besten Freundin Gabi liegt ein Ausdruck von neidischem Respekt, während sie dabei zuschaut, wie die Puschel und die Basketball-Jungs herumstehen und klatschen und bewundernd zu dem Pärchen aufblicken. Alle im Raum haben jetzt ihre Handys gezückt und filmen ohne Zweifel für Campbell Confidential. Die Mädchen aus der ersten Jahrgangsstufe neben uns sind wortwörtlich in Tränen aufgelöst – das eine, das in Ohnmacht gefallen ist, macht sogar ein CC-Live-Video vom Boden aus.

Ich schaue an Dereks und Rachels Tisch und der sie umgebenden Horde aus Fans vorbei, und mein Blick verfängt sich in der Ecke der Cafeteria, die ich seit meinem ersten High-School-Jahr meide wie der Teufel das Weihwasser. Ich kann nicht anders. Ein paar der Football-Jungs aus der Zwölften jubeln, stehen auf ihren Stühlen und unterstützen ihr gemeinsames Klischee auf zwei Beinen, Derek, mit Zurufen. Alle außer Jordan Jennings. Ich spüre, wie sich mein Herz ängstlich zusammenzieht, so wie es das immer tut, wenn ich ihn sehe, meinen ehemals besten Freund. Er lächelt nur schwach, während er klatscht, und sogar aus so weiter Entfernung kann ich erkennen, wie künstlich dieses Lächeln ist.

Er ist fast zu süß, um ihn länger als ein paar Sekunden anzustarren. Und da bin ich nicht die Einzige, die ihn anhimmelt; mit seiner ebenmäßigen braunen Haut und seinem gewellten Haar, das früher mal lockig war, sieht er wirklich aus, als gehörte er in eine Teenager-Seifenoper – komplett mühelos perfekt und so.

Ich rufe mir in Erinnerung, was er mir so unmissverständlich klargemacht hat, als wir beide im ersten High-School-Jahr waren: dass Leute wie ich und Leute wie er in zwei verschiedenen Stratosphären existieren und es das Beste ist, wenn das auch so bleibt.

»Uff! Ein Promposal für den Tag organisieren, an dem Emme ihren Platz als potenzielle Promqueen räumt? Das ist eine Strategie auf Kris-Jenner-Niveau. Ich wäre angepisst, wenn es mich nicht so eifersüchtig machen würde, dass ich nicht selbst drauf gekommen bin.« Gabi stopft ein Buch in ihr Schließfach und schüttelt den Kopf. »Der Teufel arbeitet hart, aber Rachel Collins noch härter.«

»Eifersucht ist ’ne Krankheit, Marino. Gute Besserung«, feixt Britt, an die Wand gelehnt, wobei Gabi die Augen zu Schlitzen verengt und in ihre Richtung blickt. »Echt jetzt, wer interessiert sich schon für Rachel Collins? Da diskutier ich ja lieber drüber, wer bei einem Kampf zwischen Captain Marvel und Wonder Woman in einem Stahlkäfig gewinnen würde. Auf wen verwettest du dein Geld, Lizzo?«

Stone, die im Schneidersitz und tief in Meditation versunken auf dem Boden sitzt, scheint komplett unbeeindruckt zu sein von der Tatsache, dass eine wild gewordene Schülerschar an ihr vorbeidonnert, die droht, sie über den Haufen zu rennen. Seit dem Promposal beim Mittagessen habe ich nicht viel gesagt – habe es noch nicht geschafft, dieses komische Gefühl des anders seins abzuschütteln, das mich manchmal in Wellen trifft, die so stark sind, dass sie...

Erscheint lt. Verlag 16.2.2023
Übersetzer Susanne Just
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abschlussball • Beziehung • College • Debüt • Diversität • Erste Liebe • Familie • Freundschaft • Krankheit • LGBTQ+ • lgbtqia+ • Mädchenfreundschaft • Mental Health • Own Voice • own voices • Preisgekrönt • PROM • Promqueen • Queerfeindlichkeit • Rassismus • Schulabschluss • Stipendium • Tod • Waise • Wettbewerb
ISBN-10 3-03880-169-0 / 3038801690
ISBN-13 978-3-03880-169-6 / 9783038801696
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