As Good as Dead (eBook)
512 Seiten
ONE (Verlag)
978-3-7517-3830-9 (ISBN)
n letzter Zeit erhält Pip immer wieder anonyme Nachrichten mit der Frage: Wer wird nach dir suchen, wenn du verschwindest? Und nicht nur das: Ein Stalker stellt ihr nach - und der Täter weiß, wo Pip wohnt. Als sie Zusammenhänge zwischen dem Stalker und einem Serienmörder aus der Gegend aufdeckt, kommt ihr ein schrecklicher Verdacht: Kann es sein, dass der Mann, der seit sechs Jahren wegen der Morde im Gefängnis sitzt, gar nicht der eigentliche Täter ist? Pip wird klar, dass sie einem weiteren ungeheuren Fall auf der Spur sein könnte. Und wenn sie nicht schnell die richtigen Antworten auf all ihre Fragen findet, könnte dieses Mal sie diejenige sein, die zum Opfer wird ...
<p><strong>Holly Jackson</strong>hat sich schon als Kind gern Geschichten ausgedacht. Sie lebt in London, und wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, spielt sie am liebsten Computerspiele oder sucht nach Rechtschreibfehlern auf Verkehrsschildern.<strong>AS GOOD AS DEAD</strong>ist der dritte Band der Bestsellerreihe<strong>A GOOD GIRL'S GUIDE TO MURDER.</strong></p>
Zwei
Pips Füße erstarrten. Sie hatte es ihnen nicht befohlen. Es war eher ein primitives, unausgesprochenes Wissen, dass nur ein einziger Schritt weiter einer zu nahe zu ihm wäre.
»Hier, Pip.« Roger zog direkt gegenüber von Max einen Stuhl für sie zurück und bedeutete ihr, sich dort hinzusetzen. Neben Max und Roger gegenüber saß Christopher Epps, derselbe Anwalt, der Max in seinem Prozess vertreten hatte. Zuletzt war Pip dem Mann im Zeugenstand begegnet; sie hatte denselben Hosenanzug getragen wie jetzt, während er sie getriezt und mit diesem abgehackten Kläffen, das seiner Stimme eigen war, in die Enge getrieben hatte. Sie hasste auch ihn, aber das Gefühl wurde leicht geschluckt von dem Hass, den sie für den Jungen ihr gegenüber empfand. Und nur eine Tischbreite lag zwischen ihnen.
»Gut, willkommen alle zusammen«, sagte Hassan munter und nahm seinen Platz am Kopf des Tisches ein, zwischen den beiden Parteien. »Lassen Sie mich kurz ein paar Worte sagen. Meine Rolle als Schlichter bedeutet, dass ich hier bin, um Ihnen zu helfen, eine Einigung oder einen Ausgleich zu erreichen, die oder der für beide Parteien akzeptabel ist. Und mein einziges Interesse ist, dass alle hinterher zufrieden sind, okay?«
Entweder ignorierte Hassan die Stimmung im Raum, oder er nahm sie nicht wahr.
»Der Sinn einer Schlichtung ist im Wesentlichen, einen Prozess zu vermeiden. Ein Gerichtsverfahren kann eine Menge Mühe mit sich bringen und sehr teuer für alle Beteiligten sein, weshalb es immer besser ist, wenn wir hier zu einer Einigung kommen, bevor überhaupt eine Klage eingereicht wird.« Er grinste erst zu Pips Seite, dann zu Max’. Und sein Lächeln war gleichbleibend.
»Sollten wir zu keiner Einigung finden, beabsichtigen Mr. Hastings und sein Rechtsbeistand, eine Verleumdungsklage gegen Miss Fitz-Amobi wegen eines Tweets und eines Blogposts vom dritten Mai des Jahres einzureichen, die ihrer Ansicht nach verleumderische Behauptungen und eine gefälschte Audiodatei enthielten.« Hassan blickte in seine Notizen. »Mr. Epps sagt im Namen seines Mandanten, beides habe gravierende Folgen für seinen Mandanten gehabt, sowohl was dessen psychisches Wohlergehen als auch die irreparable Rufschädigung angeht. Was wiederum zu wirtschaftlichen Einbußen geführt habe, für die er Entschädigung fordere.«
Pip ballte die Hände im Schoß zu Fäusten, sodass ihre Fingerknöchel sich wie urzeitliche Rückenwirbel unter der Haut abzeichneten. Sie wusste nicht, ob sie hier sitzen und sich das alles anhören konnte. Nein, Scheiße, sie konnte es nicht! Aber sie atmete und versuchte es, für ihren Dad, für Roger und für den armen Hassan da drüben.
Vor Max auf dem Tisch stand natürlich seine Wasserflasche: Milchiges, dunkelblaues Plastik mit Gummitülle zum Rausziehen. Es war nicht das erste Mal, dass Pip ihn damit sah. Wie sich herausstellte, überschnitten sich Laufrouten in einem solch kleinen Ort wie Little Kilton häufig. Inzwischen rechnete Pip schon damit, Max auf seiner Route zu begegnen, wenn sie auf ihrer war. Fast, als würde er es irgendwie mit Absicht so einrichten. Und immer mit dieser blöden blauen Flasche.
Max bemerkte, dass sie die Flasche anstarrte, griff danach, drückte die Tülle mit einem Klick hoch und nahm geräuschvoll einen großen Schluck, den er im Mund hin und her bewegte.
Dabei sah er Pip die ganze Zeit an.
Hassan lockerte seine Krawatte ein wenig. »Also, Mr. Epps, möchten Sie dann mit Ihrem Eröffnungsplädoyer beginnen?«
»Gewiss doch«, antwortete Epps, der in seinen Papieren kramte. Seine Stimme war genauso schroff, wie Pip sie in Erinnerung hatte. »Mein Mandant leidet erheblich, seit Miss Fitz-Amobi am Abend des dritten Mais die verleumderische Behauptung über ihn öffentlich gemacht hat. Man bedenke, dass Miss Fitz-Amobi online überaus präsent ist und zu der Zeit über 300 000 Follower hatte. Mein Mandant hat eine erstklassige Ausbildung an einer sehr angesehenen Universität vorzuweisen, die ihn als Bewerber für jeden Arbeitgeber überaus attraktiv machen sollte.«
Wieder trank Max aus seiner Wasserflasche, als wollte er diesen Punkt unterstreichen.
»Dennoch hat Mr. Hastings große Mühe, eine Anstellung auf dem Niveau zu finden, das er verdient, was im direkten Zusammenhang mit der Rufschädigung durch Miss Fitz-Amobis verleumderische Behauptung steht. Folglich muss mein Mandant noch bei seinen Eltern wohnen, da er keine angemessene Anstellung findet und sich daher keine Miete in London leisten kann.«
Oh, armer kleiner Serienvergewaltiger, dachte Pip und sprach es mit ihrem Blick aus.
»Doch der Schaden beschränkt sich nicht auf meinen Mandanten«, fuhr Epps fort. »Seine Eltern, Mr. und Mrs. Hastings, leiden ebenfalls unter dem Stress und mussten sogar kürzlich das Land verlassen, um für ein paar Monate an ihrem Zweitwohnsitz in Florenz Zuflucht zu suchen. An ihrem Haus hier gab es einen Fall von schwerem Vandalismus, und zwar in derselben Nacht, in der Miss Fitz-Amobi ihre Verleumdung veröffentlichte. Jemand hatte mit Farbe an die Fassade geschmiert: Vergewaltiger, ich kriege dich …«
»Mr. Epps«, unterbrach Roger. »Sie wollen hoffentlich nicht unterstellen, dass meine Mandantin etwas mit diesem Vandalismus zu tun hat. Die Polizei hat sie in dem Zusammenhang nicht einmal angesprochen.«
»Ganz und gar nicht, Mr. Turner.« Epps nickte. »Ich erwähne es nur, weil wir eine Kausalverbindung zwischen Miss Fitz-Amobis verleumderischer Behauptung und dem Vandalismus vermuten, da sich Letzterer in den Stunden vor der Veröffentlichung ereignete. Seither fühlt sich die Familie Hastings in ihrem eigenen Haus nicht mehr sicher und musste Kameras vorn am Haus anbringen. Ich hoffe, das veranschaulicht nicht nur die finanziellen Schwierigkeiten von Mr. Hastings, sondern auch den extremen Schmerz und das Leid, dem er und seine Eltern durch Miss Fitz-Amobis boshafte, verleumderische Behauptung ausgesetzt sind.«
»Boshaft?«, wiederholte Pip und bekam heiße Wangen. »Ich habe ihn einen Vergewaltiger genannt, und er ist ein Vergewaltiger, also …«
»Mr. Turner«, fiel Epps ihr scharf ins Wort. »Ich schlage vor, dass Sie Ihrer Mandantin raten, still zu sein, und sie daran erinnern, dass jedwede verleumderische Behauptung hier als Rufmord gewertet werden kann.«
Hassan hob seine Hände. »Ja, atmen wir alle mal tief durch. Miss Fitz-Amobi, Ihre Seite wird sich später äußern können.« Wieder lockerte er seine Krawatte.
»Schon gut, Pip, ich mache das«, flüsterte Roger ihr zu.
»Ich möchte Miss Fitz-Amobi daran erinnern«, fuhr Epps fort, der Pip gar nicht ansah, sondern Roger, »dass mein Mandant vor vier Monaten vor Gericht stand und in sämtlichen Anklagepunkten für nicht schuldig befunden wurde. Mehr Beweis bedarf es nicht, dass die Behauptung vom dritten Mai de facto eine Verleumdung war.«
»Nichtsdestoweniger«, schritt nun Roger ein, der in seinen Papieren blätterte, »kann eine Behauptung nur verleumderisch sein, wenn sie als Tatsache dargestellt wird. Der Tweet meiner Mandantin lautet: Max Hastings’ letztes Prozess-Update. Mir ist egal, was die Geschworenen glauben: Er ist schuldig.« Er räusperte sich. »Die Formulierung Mir ist egal weist die folgenden Worte als subjektiv aus, als Meinung, keine Tatsache …«
»Ach, kommen Sie mir nicht damit«, unterbrach Epps. »Wollen Sie sich auf Meinungsfreiheit berufen? Im Ernst? Ich bitte Sie! Die Behauptung war eindeutig als Tatsache formuliert, und die Audiodatei wurde als echt ausgegeben.«
»Sie ist echt«, sagte Pip. »Wollen Sie sie hören?«
»Pip, bitte …«
»Mr. Turner …«
»Die ist eindeutig gefälscht.« Zum ersten Mal sagte Max etwas, wahnsinnig ruhig, und faltete die Hände vor sich. Er sah nur den Mediator an. »So klinge ich noch nicht einmal.«
»Wie? Wie ein Vergewaltiger?«, spie Pip ihm entgegen.
»MR. TURNER …«
»Pip …«
»Okay, alle zusammen.« Hassan stand auf. »Schalten wir mal einen Gang zurück. Wir werden alle Gelegenheit haben, uns zu äußern. Bedenken Sie, dass wir hier ein Ergebnis erreichen wollen, mit dem alle zufrieden sind. Mr. Epps, könnten Sie uns erklären, welchen Schadensersatz Ihr Mandant möchte?«
Epps neigte den Kopf und zog ein Blatt unten aus seinem Papierstapel hervor. »Da davon auszugehen ist, dass mein Mandant seit nunmehr vier Monaten in einer angemessenen Anstellung sein müsste, mit einem Monatsgehalt, das jemandem in seiner Position entspricht, fordern wir eine Entschädigung für den erlittenen Verdienstausfall. Ein angemessenes Gehalt betrüge hier mindestens dreitausend Pfund Sterling, womit sich der Verlust insgesamt auf zwölftausend Pfund beläuft.«
Max trank wieder von seinem Wasser und schluckte laut. Zu gern würde Pip die Scheißflasche nehmen und sie ihm ins Gesicht knallen. Wenn schon Blut an ihren Händen sein musste, sollte es seines sein.
»Natürlich lassen sich der Schmerz und die psychische Belastung, die mein Mandant und seine Eltern ertragen müssen, schwer mit Geld beziffern, aber wir denken, dass eine Summe von achttausend Pfund angemessen wäre, womit wir insgesamt bei zwanzigtausend Pfund wären.«
»Lächerlich«, sagte Roger kopfschüttelnd. »Meine Mandantin ist erst achtzehn Jahre alt.«
»Mr. Turner, Sie sollten mir gestatten auszureden«, erwiderte Epps überheblich und befeuchtete seinen Finger, um zum nächsten Blatt zu wechseln. »Wie dem...
Erscheint lt. Verlag | 15.3.2023 |
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Reihe/Serie | A Good Girl's Guide to Murder | A Good Girl's Guide to Murder |
Übersetzer | Sabine Schilasky |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Aktion Kulturpass • Bad Girl • blackmail • Booktok • BookTok Germany • Cold Case • Drohungen • dunkle Geheimnisse • heartstopper • ISAAC • Jugendkrimi • Junge Erwachsene • Krimi • kulturpass • Mord • One of us is lying • PIP • Pippa Fitz-Amobi • Podcast • Recherche • Sal • Schmöker • Spannung • Stalker • Thriller • TikTok • TikTok books • Tiktok Gemany • tiktok made me buy it • Victim gets Revenge • Young Adult |
ISBN-10 | 3-7517-3830-4 / 3751738304 |
ISBN-13 | 978-3-7517-3830-9 / 9783751738309 |
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