These Unwritten Words (eBook)
323 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60888-5 (ISBN)
Nadja Raiser lebt mit ihrem Mann und drei Kindern am Rande der Allgäuer Alpen. Seit ihrer Kindheit liebt sie es, in selbstgeschriebene Geschichten abzutauchen. Während ihre Anfänge noch auf Disketten schlummern, hat sie Anfang 2020 den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt und schreibt nun Romane in verschiedenen Genres. Neben dem Schreiben gehört ihr Herz der Musik. Daher findet man sie immer wieder singend und musizierend in Chor und Orchester.
Nadja Raiser lebt mit ihrem Mann und drei Kindern am Rande der Allgäuer Alpen. Seit ihrer Kindheit liebt sie es, in selbstgeschriebene Geschichten abzutauchen. Während ihre Anfänge noch auf Disketten schlummern, hat sie Anfang 2020 den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt und schreibt nun Romane in verschiedenen Genres. Neben dem Schreiben gehört ihr Herz der Musik. Daher findet man sie immer wieder singend und musizierend in Chor und Orchester.
2. Kapitel
Ellie
»Bin wieder da!« Meine Stimme klingt irgendwie verzerrt und ich lausche in den langen Gang unserer Wohnung hinein. Nichts. Keine Antwort.
Das liegt möglicherweise daran, dass es drei Uhr morgens ist und nicht jeder um diese Uhrzeit topfit ist. Ich bin es allerdings. Außerdem habe ich Hunger – einen Bärenhunger.
Gott! Hoffentlich hat mir Rob etwas vom Essen übriggelassen.
Nach drei Versuchen schaffe ich es endlich, die triefend nasse Regenjacke und die Sneakers auszuziehen und ich schwöre, dieser Reißverschluss kommt direkt aus der Hölle! Das liegt ganz sicher nicht an den paar Bier oder den Cocktails, die ich getrunken habe. Und bestimmt auch nicht an den Tequila-Shots, die Lexi mit mir in den letzten Stunden geext hat. Mein Magen knurrt laut und ich kann förmlich die kalte Lasagne riechen, die Rob heute Abend gekocht hat.
»Mann! Auuuu!« War der Gang schon immer so eng? Und woher kommt plötzlich diese Türklinke? Das wird sicher einen üblen blauen Fleck am Oberarm geben.
Ich remple noch ein, zwei oder drei andere Gegenstände an, bis ich in der Küche ankomme. Und – Halleluja! –, es gibt noch Lasagne.
»O Rob! Ich liebe, liebe, liebe dich!« Nach drei weiteren Anläufen habe ich es sogar geschafft, die Besteckschublade zu öffnen, und endlich sitze ich auf dem Küchentresen und löffle kalte, aber absolut köstliche Lasagne.
Plötzlich geht das Licht an und ich kneife die Augen zu.
»Was machst du hier, verflucht?!«
Meine Schwester Linda steht mit verschränkten Armen im Türrahmen und ja – man könnte behaupten, dass sie wütend aussieht.
»Ich esse die weltbeste Lasagne.«
Offenbar überzeugt sie diese Antwort nicht, denn nun hebt sie auch noch eine Augenbraue an. »Im Dunklen?«
Auf einmal ergibt alles einen Sinn und ich lache laut auf. »Ich bin gar nicht betrunken. Und der Gang ist auch nicht schief. Ich habe lediglich vergessen, das Licht anzuschalten. Linda, du bist der Hammer! Hab ich dir das heute schon gesagt? Ich liebe, liebe, liebe dich!«
Leider lässt sie es nicht zu, dass ich sie küsse, denn sie hält meine beiden Hände fest und schüttelt den Kopf.
»Das kommt wohl davon, wenn ich dich alleine mit Lexi und Gordon losziehen lasse. Himmel! Was hast du alles getrunken?«
»Mann, Linda! Es ist Wochenende und ich habe die ersten Prüfungen hinter mir. Und außerdem habe ich gestern mein Manuskript abgeschickt. So etwas muss ich doch fei… Aaaahhh!« Ich hatte eigentlich vor, die Arme in die Luft zu werfen, aber irgendwie verliere ich dabei das Gleichgewicht und kann mich gerade noch auffangen, um nicht vom Tresen zu fallen. Leider trifft das nicht auf den Teller Lasagne zu, denn der liegt jetzt völlig zerstört am Boden. Ich könnte heulen. Die gute Lasagne!
Allerdings höre ich wirklich ein heulendes Geräusch. Aber ich bin es nicht, ich schwöre.
Erst als Linda seufzt und mich verärgert ansieht, kapiere ich es.
»Dylan ist wach. Na toll. Gut gemacht, Bruderherz.« Anstatt sofort zurück in ihr Zimmer zu gehen, um ihren einjährigen Sohn zu versorgen, steht Linda allerdings immer noch vor mir und betrachtet mich und die Matschlasagne zu meinen Füßen. Dann rollt sie mit den Augen und deutet auf mich. »Du rührst dich nicht vom Fleck, verstanden?«
Obwohl ich den Ernst in ihrer Stimme höre, kann ich nicht anders und kichere. »Wenn du sauer bist, klingst du wie Mom, weißt du das?«
Linda wirft mir einen Putzlappen an den Kopf. »Und du wie Dylan, wenn du besoffen bist. Apropos Mom … Da blinkt ein Anruf auf dem AB.« Sie streicht ihr weißblondes Haar hinter die Ohren und wackelt verschwörerisch mit den Augenbrauen. »Ich kenne nur eine Person, die diese Nummer besitzt.«
»Mom«, antworte ich prompt und versuche die Nachricht abzuhören. Und tatsächlich finde ich irgendwann sogar die richtige Taste. Gleichzeitig mache ich mir eine gedankliche Notiz, bei meinem nächsten Besuch zu Hause unsere Festnetznummer in ihrem Handy zu löschen.
»Hey Ellie, ich bin’s, Mom. Tut mir so, so, sooo leid, ich habe total vergessen, einen wichtigen Termin weiterzugeben. Ein Autor unseres Verlags soll morgen Vormittag um neun Ray Williams in seiner Wohnung besuchen, die Adresse habe ich dir per Mail geschickt. Sein Label hat uns engagiert, eine Biografie über ihn zu schreiben, und ich dachte, es wäre eine tolle Herausforderung für dich, findest du nicht? Das ist die Gelegenheit, den Durchbruch als Autor zu schaffen. Und es ist die ideale Beschäftigung für die kommenden Wochen, nicht wahr? Immerhin sind die ersten Prüfungen vorbei und soweit ich mich an meine Studienzeit erinnern kann, habt ihr in der Woche vor Thanksgiving frei. Perfekt, oder? Ach so, Linda hat mir erzählt, dass du dein Manuskript beendet hast. Glückwunsch, Schatz. Du wirst sicher einen geeigneten Verlag dafür finden, meine Daumen sind jedenfalls gedrückt. Mach’s gut, mein Süßer. Und richte Linda aus, dass ich Dylan schrecklich vermisse! Küsschen.«
Wie in Trance starre ich auf das Telefon in meinen Händen und fühle mich schlagartig nüchtern.
Du wirst sicher einen geeigneten Verlag dafür finden.
Ich gebe zu, die Worte würden emotional aufbauend wirken, wenn meine Mom nicht eine Zweigstelle von Harper Collins leiten würde. Denn angesichts dieser Tatsache bedeuten sie eigentlich nichts anderes als: »Sorry, Ellie, dein Fantasyroman ist echt scheiße und wir werden sicher keinen Cent ausgeben, um ihn zu verlegen. Aber hey, vielleicht findest du ja ein paar Idioten, die Freude daran haben?« Gut, vermutlich würde sie es nicht so formulieren, doch die Message ist dieselbe: Mein Buch ist nicht gut genug für sie.
Seit ich schreibe, träume ich davon, mit einem eigenen Roman einer ihrer Autoren zu werden. Viele Jahre habe ich an meiner Idee getüftelt, recherchiert und das Manuskript immer wieder überarbeitet.
Wenn ich ehrlich bin, begann ich im Herbst nur aus einem einzigen Grund das Literaturstudium: Ich erhoffte mir, endlich von Mom als Schriftsteller gesehen zu werden. Tja, offensichtlich habe ich dieses Ziel erreicht. Nur leider anders als erträumt.
»Ich hab mich verhört, oder? Sie meint sicher nicht Ray Williams von Ray and the Kings? O mein Gott, o mein Gott, o mein Goohoooott! Ellie! Wie geil ist das denn? Gratuliere dir!« Linda wischt die letzten Reste der Lasagne auf und umarmt mich stürmisch. Dass Dylan immer noch weint, fällt ihr in diesem Augenblick wohl gar nicht auf.
»Ja … Äh … Danke.« Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob eine Gratulation wirklich angebracht ist. Da sich meine besten Freunde Lexi und Gordon inzwischen am Flughafen befinden, um einen sogenannten Selbstfindungskurztrip in der Karibik zu starten, wollte ich eigentlich die nächsten Wochen dazu nutzen, die Rohfassung eines neuen Romans zu schreiben. Und ein Musiker sollte ganz sicher nicht darin vorkommen.
Plötzlich öffnet sich die Küchentür und Rob wirft einen verschlafenen Blick auf uns. »Das Baby schreit«, sind die einzigen Worte, die er murrt. Dann betrachtet er das restliche Lasagnemassaker, das inzwischen neben mir liegt, und ich fühle mich extrem schuldig. Linda offensichtlich auch, denn die spurtet eilig aus der Küche hinaus, während Rob zum Kühlschrank schlurft und sich ein Glas Milch einschenkt.
Linda hat Robert Hyde, wie der ältere Herr mit dem mürrischen Blick eigentlich heißt, damals in einem Obdachlosenheim aufgegabelt, als sie dort gearbeitet hat. Bis heute weiß ich nicht, was in sie gefahren ist, als sie ihn kurzerhand in unserer WG einquartiert hat. Ich habe bestimmt zwei Wochen kein Wort mit ihr gesprochen, so wütend war ich. Wie sollte man bitte einem ehemaligen Obdachlosen aus der Wohnung werfen, ohne völlig herzlos zu wirken?
Na ja, inzwischen bin ich dankbar für Lindas zu großes Herz, denn Rob ist gelernter Koch und seitdem er bei uns lebt, gibt es jeden Abend frisch gekochtes Essen, was im heutigen Fall Lasagne bedeutet. Die Pampe, die jetzt inmitten von Scherben neben mir liegt …
»Sorry, Rob …«, beginne ich, doch Lindas Erscheinen hindert mich am Weitersprechen.
»Er schläft wieder, dem Schnuller sei Dank. Wehe, du rempelst noch ein einziges Möbelstück an.« Sie wirft einen Blick auf Rob, murmelt ebenfalls eine Entschuldigung und öffnet, genau wie er zuvor, die Kühlschranktür, um nach der Milch zu greifen. Mit dem Unterschied, dass Linda direkt aus der Flasche trinkt. Dann dreht sie sich zu mir und grinst breit.
»Du solltest ins Bett, Bruderherz. In...
Erscheint lt. Verlag | 3.11.2022 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • gay romance deutsch • impress ebooks • LGBT-Liebesromane für junge Erwachsene • Musik Liebesromane deutsch • new adult bücher • Queere Literatur • Queer Love • Rockstar Love • Rockstar Romance deutsch • Rockstarromane • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-60888-9 / 3646608889 |
ISBN-13 | 978-3-646-60888-5 / 9783646608885 |
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