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Ash und die Welt der Schatten (eBook)

Magischer Roman voller Spannung und Humor
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
384 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65519-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ash und die Welt der Schatten -  Gesa Schwartz
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Wenn Schatten lebendig werden Ash Traumfeuer ist ein Schatten. Er lebt im magischen Prag unserer Welt und stiehlt den Menschen die Träume. Denn Träume sind in der Schattenwelteine kostbare Währung. Sein Leben ändert sich schlagartig, als unter seinesgleichen eine rätselhafte Krankheit um sich greift. Ash geht dem nach und begegnet dabei der zwölfjährigen Lucy. Sie sucht nach ihrem Vater, einem Schattenjäger, dessen Verschwinden mit den mysteriösen Vorkommnissen zusammenhängt. Gemeinsam machen Lucy und Ash sich auf, um mit vereinten Kräften und viel Magie Lucys Vater zu finden und den Untergang ihrer Stadt zu verhindern ... Ein außergewöhnliches Buch mit Tiefgang und Humor Von Gesa Schwartz außerdem bei Planet! erschienen: Emily Bones - Die Stadt der Geister Ophelia Nachtgesang

Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr besonderes Interesse galt seit jeher dem Genre der Phantastik. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Für ihr Debüt 'Grim. Das Siegel des Feuers' erhielt sie den Deutschen Phantastik Preis in der Sparte Bestes deutschsprachiges Romandebüt. Seither wurden ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Gesa Schwartz lebt mit ihrer Familie in Hamburg und schreibt am liebsten in ihrem Zirkuswagen.

1


Ash


Das Dach des Veitsdoms war verteufelt glatt. Mit ausgebreiteten Armen balancierte Ash auf dem First, den schwarzen Hut tief in die Stirn gezogen. Sein Mantel wehte im nächtlichen Wind der Goldenen Stadt, der Regen schlug ihm ins Gesicht. Doch er achtete nicht darauf. Er konzentrierte sich auf sein Ziel: den Dachreiter, der vor ihm aufragte. Langsam bewegte Ash sich darauf zu, Schritt für Schritt über das verfluchte Metall.

»Was zur Hölle tust du da?«

Im letzten Moment hielt Ash das Gleichgewicht. Hinter dem Dachreiter lugte eine dunkle Gestalt hervor. Sie sah aus wie eine Mischung aus Äffchen und Katze mit pechschwarzem Fell und leuchtenden grünen Augen. Ihr breiter Mund zeigte messerscharfe Zähne.

»Verdammter Nachtalb«, stieß Ash aus. »Das ist nicht der richtige Ort, um mich zu erschrecken, Fumi!«

»Das ist für gar nichts der richtige Ort«, gab Fumi zurück. »Du hast mit deinem Brennenden Brief fast meine Efeutute abgefackelt, so überschwänglich war er geschrieben. Und ich verstehe ja, dass du deine Entlassung aus dem Kerker feiern willst. Aber hätten wir das nicht auch bei mir machen können?«

»Eine modrige Gruft entspricht nicht meiner Vorstellung von Gemütlichkeit.«

»Ganz im Gegensatz zu einem Kirchendach in strömendem Regen. Schon klar.« Fumi schüttelte sich, dass die Tropfen nur so flogen. »Scheint ganz so, als hätten dich die zwei Wochen im Kerker noch sonderbarer gemacht, als du es ohnehin schon bist.«

»Siebzehn Nächte«, verbesserte Ash ihn. »Und ja, schon möglich, dass mir die ewige Finsternis etwas auf die Stimmung geschlagen hat. Immerhin habe ich beinahe gar nichts Schlimmes getan.«

Fumi schnalzte mit der Zunge. »Den Hut des Königlichen Buchhalters zu stehlen und mit unsichtbarer Kreide zu bemalen, die mitten in einer hochoffiziellen Sitzung des Finanzgremiums anfängt zu blinken und einen Pferdehintern zeigt – als nichts würde ich das kaum bezeichnen.«

»Es war ein Ochsenhintern«, stellte Ash fest. »Weil der Buchhalter ein Hornochse ist. Wie ich hörte, hat die Königin heimlich gelacht.«

»Eingesperrt hat sie dich trotzdem.«

»Sie hat mich auch wieder freigelassen.«

Fumi zuckte die Achseln. »Natürlich. Weil du immer noch einer ihrer besten Jäger bist.«

»Sie hat mich aus ihrer Gilde geworfen.«

»Du hast ihr keine Wahl gelassen. Wie viele ihrer Regeln hast du in den letzten Monaten gebrochen? Alle?«

»Regeln sind doch genau dafür da«, meinte Ash. »Um gebrochen zu werden. Das ist ihr ganzer Reiz.«

Fumi seufzte. »Manche Regeln machen durchaus Sinn. Zum Beispiel die, nach der wir uns vor den Menschen verbergen sollen. Findest du es wirklich klug, auf der höchsten Kathedrale des Landes herumzuturnen? Noch dazu in einem verflixten Menschenkörper?«

Ash schnaubte. »Das ist kein Menschenkörper, wann merkst du dir das endlich? Das ist ein magisches Meisterwerk! Sieh hin! Meine Haut ist glatt wie Marmor, mein Haar silbern wie Sternenlicht! Dieser Körper ist ein idealer Schutz vor allen Widrigkeiten dieser Welt. Ich muss mich nur wieder daran gewöhnen, jenseits des Schattenreichs damit herumzulaufen. Und wo könnte ich das besser als hier oben?«

»Ja, ja«, murmelte Fumi. »Du kennst dieses Dach in- und auswendig. Jede zerbrochene Schindel, jede Feder des Wetterhahns. Kein Wunder, so oft, wie du hier herumspazierst. In welcher Welt auch immer.«

»Du sagst es. Ich bin der Meister dieses Dachs.« Ash sprang auf den Dachreiter zu, so schnell, dass sein Mantelsaum in schwarzem Feuer aufflammte. Dann lehnte er sich rücklings an den Turm. Fumis Schreck über das Feuer kitzelte Ashs Nacken. Nachtalbenfell war in magischen Flammen mitunter sehr leicht entzündlich.

»Die Menschen werden begeistert sein, wenn sie einen brennenden Schatten über ihre Kirche springen sehen«, seufzte Fumi.

»Kein Mensch schaut bei diesem Wetter nach oben. Abgesehen davon, dass die Menschen in ihrer Ahnungslosigkeit sowieso nichts erkennen würden. Sie haben keinen Blick mehr für das Magische. Das weißt du doch.«

»Und was ist mit den Jägern der Königin? Denen, die noch Mitglieder ihrer Gilde sind und alles tun würden, um dem Bestienbezwinger Ash Traumfeuer für seine ewige Arroganz einen Denkzettel zu verpassen?«

Ein Blitzen ging durch Ashs Blick. »Die sitzen gerade auf ihrer jährlichen Hauptversammlung in der Schattenburg und hören sich langweilige Vorträge an. Und anschließend planen sie ebendort den bevorstehenden Ball der Königin, auf dem sich die hochwohlgeborenen Schatten drei Tage und Nächte selbst bejubeln werden. Kurz: Sie bekommen nichts mit von dem, was heute Nacht im Regen der Menschenwelt passiert. Glaub mir, der Bestienbezwinger spricht aus Erfahrung.«

Ein breites Lächeln flog über Fumis Gesicht. »Das hättest du auch gleich sagen können!«

»Dann hättest du ja viel weniger Angst gehabt. Wie langweilig.« Ash zog seine Spielkarten aus der Tasche und warf sie von einer Hand in die andere. Die silbernen Ringe an seinen Fingern klirrten und die Karten landeten akkurat übereinander. »Na also«, verkündete er stolz. »Ich bin schon fast wieder der Alte. Bis auf eine Kleinigkeit.« Er drehte sich zu Fumi um. »Schau mir in die Augen. Wie sehen sie aus?«

»Wie der verfluchte Nachthimmel mit tausend funkelnden Sternen«, meinte Fumi. »Wie auch sonst? Du bist ein Schatten. Du hast Schattenaugen.«

»Normalerweise sind sie schwarz«, warf Ash ein. »Jetzt sind sie grau. Der Kerker hat mir die Kräfte geraubt. Meine Magie ist schwach wie ein Trollweib an Neumond.«

Fumi wischte sich einen Regentropfen aus dem Auge. »Nun ja. Regen und Kälte werden sie dir kaum wiedergeben.«

»Nein«, stimmte Ash ihm zu. »Aber die Farben da drüben schon.«

Fumi schaute über die Dächer – und sog die Luft ein. In dichten Strömen ging der Regen auf die Gassen nieder. Und aus dem Meer der glühenden Lichter stiegen die ersten nächtlichen Träume der Menschen auf, schillernd wie Seifenblasen. Fumi seufzte verzückt.

»Ich habe sie noch nie von hier oben gesehen«, flüsterte er andächtig.

»Deswegen habe ich dich herbestellt«, erwiderte Ash. »Ich brauche einen Flug durch die Träume, um neue Kraft zu sammeln. Und mit wem macht das mehr Spaß als mit meinem besten Freund?«

Fumi warf ihm einen Blick zu. »Deinem besten Freund mit ausgezeichneten Ohren und einer Nase, die jeden Jäger schon lange vor dir riechen würde? Nur für den Fall, dass vielleicht doch einer unseren Weg kreuzt? Gib es zu, du willst mich zu deiner eigenen Sicherheit dabeihaben!«

»Mein ganz persönliches Frühwarnsystem.« Ash schubberte über Fumis Kopf, bis der Alb aussah wie ein Pudel mit Föhnfrisur. »Aber wenn du Angst hast, dass uns irgendwer dabei erwischt, wie wir gegen die allseits so beliebten Regeln verstoßen, und dir nicht der Sinn nach einem kleinen Abenteuer steht …«

Fumi grinste. »Ich bin ein Nachtalb, du bist ein Schatten. Wir sind dafür gemacht, nicht gesehen zu werden.« Und etwas leiser fügte er hinzu: »Jedenfalls solange die Jäger der Königin in der Burg festsitzen.«

Ash trat an den Rand des Daches. »Bereit für einen Flug auf dem Feuer der Träume?«

Schnell sprang Fumi auf Ashs Schulter. »Bereit, wenn du es bist. Wir …«

Ehe er den Satz beenden konnte, stürzte Ash vor. Fumi krallte sich in seine Schulter und schrie in den schrillsten Tönen. Ash hingegen lachte das raue, dunkle Lachen eines Schattens.

Ja, dachte er, als der Wind sein Feuer neu entfachte. Ich bin wieder da!

Mühelos griff er nach dem Seil, das von einer der Fialen hinabhing, und lief an der Fassade abwärts. Er kam am Boden auf, und im selben Moment, da das Seil zu Asche wurde, begann er zu rennen.

»Du bist vollkommen verrückt«, keuchte Fumi. »Hättest du mir nicht was von dem Seil sagen können?«

»Wo bleibt denn da der Spaß?«

Sie eilten die Treppe zur Prager Burg hinab und sprangen auf ein angrenzendes Hausdach. Da schwebten sie direkt vor ihnen: die Träume der Menschen. Manche waren klein wie Spatzen, andere groß wie Findlinge. Ash sah einen Traum von einem wellenschlagenden Ozean, und mit einem kreischenden Fumi auf der Schulter sprang er mitten hinein. Sofort wurden sie beide von tobenden Wellen erfasst. Ash fühlte das Grollen des Meeres und breitete die Arme aus. Wie ein Vogel erhob er sich in die Luft und flog aus dem Traum heraus.

»Und ich dachte, wir könnten nicht mehr nasser werden«, rief Fumi, als sie triefend über das Dach kugelten. Aber der Nachtalb lachte vor Vergnügen, und gleich darauf sprangen sie in rascher Folge durch weitere Träume.

Sie landeten in einem Berg aus Süßigkeiten, hechteten über weiche Wattewolken und glitten durch die...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2022
Illustrationen Alexandra Helm
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Atmosphäre • Deal • Fantasy • Freundschaft • Gänsehaut • Geschichte • Grusel • Humor • Jugendbuch • Kartenspiel • Magie • Magier • magisch • PIK • Prag • Rabe • Sandmann • Schatten • Spannung • Spielkarte • Träume • Windmühlen • witzig • Zauber
ISBN-10 3-522-65519-2 / 3522655192
ISBN-13 978-3-522-65519-4 / 9783522655194
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