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Banshee Blues – Der Fluch der Todesfeen (eBook)

Unwiderstehlich romantische Urban Fantasy. Nominiert für den Seraph 2023

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
416 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-19699-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Banshee Blues – Der Fluch der Todesfeen - Nina Blazon
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Ihre Liebe könnte sein Tod sein ...
Die 19-jährige Dee arbeitet in Helsinki als Tontechnikerin und Songwriterin. Musik ist ihr Leben! Sie hat das perfekte Gehör und eine kraftvolle Singstimme. Doch niemand darf ihren Gesang jemals hören, nicht einmal ein lauter Ruf darf ihr entschlüpfen. Denn Dee entstammt einer alten Linie von Todesfeen. Natürlich hat sie ständig Angst um ihren Freund Arvo, und ist vorsichtiger denn je. Doch sie muss bald erkennen, dass es eine Gefahr gibt, die sie nicht kontrollieren kann. Ein Geist ist Arvo auf den Fersen - mit einer perfiden Strategie: Er will ihr offenbar das nehmen, was sie am meisten liebt. Was steckt nur hinter diesen Angriffen? Und wird es Dee gelingen, ihre Liebe zu beschützen?

Inspiriert von keltischen Mythen, hochspannend und unwiderstehlich romantisch - meisterhafte Urban Fantasy von Seraph-Preisträgerin Nina Blazon.

Nina Blazon, geboren in Koper bei Triest, las schon als Jugendliche mit Begeisterung Fantasy-Literatur. Selbst zu schreiben begann sie während ihres Germanistik-Studiums. Ihr erster Fantasy-Jugendroman wurde mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis und dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Seither haben Nina Blazons Bücher zahlreiche Preise erhalten, darunter 2016 den Seraph für »Der Winter der schwarzen Rosen«. Die erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin lebt in Stuttgart.

Northern Tides


Immer wenn Madlen mein Lied singt, würde ich am liebsten schreien, was in meinem Fall natürlich keine gute Idee wäre. Niemand fände es toll, wenn die Sängerin von Northern Tides im Aufnahmestudio tot umfällt. Und abgesehen davon, dass ich lieber selbst tot umfallen würde, als jemanden umzubringen, kann ich gut darauf verzichten, ausgerechnet Madlen für den Rest meines Lebens in meiner Nähe zu haben. Denn auch wenn ich die Geister, die mir folgen, zum Glück nicht hören kann, bin ich sicher, Madlen würde einen Weg finden, mir als Rache bis in alle Ewigkeit direkt ins Ohr zu schreien.

»Sag mir jetzt bitte nicht, dass du immer noch nicht zufrieden bist«, murrt Gizmo. Ich habe zwar keine Miene verzogen, aber mein Chef kennt mich lange genug. Seit Stunden sitzen wir beide hinter der schalldichten Scheibe seines Kellerstudios. Außer mir weiß vermutlich niemand, dass Gizmo in Wirklichkeit Oli heißt. In seiner Jugend hatte er noch hüftlanges Headbanger-Haar. Inzwischen ist sein Haar Vergangenheit. Lediglich seine verblassten Tattoos und seine mit Nieten bepinnte Lederjacke erinnern noch daran, dass sein Herz der Rockszene der späten Achtziger gehört. Damals – und das heißt locker zwanzig Jahre vor meiner Zeit – war er Bassist einer Band, die immerhin zweimal an den Charts gekratzt hat. Heute verdient er sein Geld als Produzent und Scout. Er zieht junge Indie-Bands, die noch unter der Wahrnehmungsschwelle der Plattenriesen dümpeln, ins Rampenlicht. Manche schaffen so den Sprung aufs nächste Level. Und ich für meinen Teil hoffe, dass Northern Tides der Newcomer ist, für den bald die erste richtig große Welle kommen wird.

»Komm schon, Dee«, sagt Gizmo genervt. »Es ist bald Mitternacht, ich sitze nur noch dir zuliebe hier.«

»Es ist kurz vor zehn«, erwidere ich. »Und ich würde ja gern Schluss machen, aber Madlen trifft den richtigen Ton für diesen Song einfach nicht.«

Gizmo haut gegen den Regler der Gegensprechanlage und beugt sich vor. »Fünf Minuten Pause«, raunzt er ins Mikro.

Ich bin immer wieder fasziniert, wie die Einheit einer Band von einer Sekunde zur anderen in einzelne Menschen zerfallen kann. Es ist, als würde die Seele ihrer Musik verlöschen wie die letzten Funken eines Feuerwerks. Madlen nimmt die Kopfhörer ab und kämmt sich das blauschwarz gefärbte Haar mit ihren manikürten Fingern zurecht. Lisa parkt die Drumsticks und widmet sich ihrem sicher schon zehnten Kaffee an diesem Tag und Matti verschwindet nach draußen, um eine zu rauchen. Unser Neuzugang, ein Amerikaner namens Rick Cavell, löst das Kinn von der E-Geige, lockert seinen Nacken und zückt dann sein Handy, das er eigentlich gar nicht in den Aufnahmeraum mitnehmen sollte. Und Arvo?

Arvo stellt ohne Eile seine Bassgitarre ab und blitzt mir dabei ein Lächeln zu, das absolut jede Stunde in diesem Bunker wettmacht.

Gizmo hackt auf seine Tastatur ein und startet die Wiedergabe. Im Regieraum erklingt, nur für Gizmo und mich hörbar, zum x-ten Mal an diesem Tag Madlens Part. Ohne Verstärker und Instrumente wirkt ihre klare, kraftvolle Stimme nackt und ein wenig verloren.

»Hörst du es?«, sage ich. »In der letzten Strophe, genau bei der Zeile A broken heart have I ….«

»Weiß nicht, was du meinst«, murrt Gizmo. »Für mich klingt das genau so, wie es klingen soll.«

»Nein, abgesehen davon, dass sie die Blue Notes nicht sauber singt, liegt sie auch in der Emotionalität daneben! Zwar nur noch eine Nuance, aber trotzdem verfälscht es die Seele des Liedes völlig.«

»Seele«, wiederholt Gizmo mit einem Augenrollen. Er schüttelt den Kopf und deutet auf die Tonspur am Monitor, die aussieht wie die Aufzeichnung eines unregelmäßigen Herzschlags. »Technik lügt nicht«, erklärt er. »Und was deine Blue Notes betrifft: Maddie schneidet das Strophen-Intro nun mal gerne auf ihre eigene Art an, sie interpretiert. Das ist ihr Stil. Den musst du ihr schon lassen.«

»Aber …«

»Nichts aber, Dee«, weist mich mein Meister zurecht. »Ja, du könntest sogar hören, ob eine Hundepfeife verstimmt ist. Aber weißt du noch, was ich dir über das Songschreiben gesagt habe? Sobald du ein Lied in die Welt entlässt, gehört es dir nicht mehr. Dein Lied ist jetzt Maddies Song. Und das hier ist ihre Version von Willow. Also: Ende der Vorstellung.« Damit lehnt er seinen Kopfhörer ans Reglerboard und steht auf.

»Komm schon, Giz, nur noch einen Versuch! Vielleicht kriegt sie es ja noch hin.«

»Sie kriegt es hin?« Er lacht fassungslos auf. »Wow! Hör zu, Dee: Maddie weiß genau, was sie mit ihrer Stimme macht, und sie beherrscht den schrägen Sirenenblues, den das Stück braucht. Die Leute werden es lieben. Ich kann das beurteilen, schließlich bin ich dreißig Jahre länger im Geschäft als du.«

»Das weiß ich«, erwidere ich ungeduldig. »Aber das, was für dich Sirenenblues ist, klingt für mich nun mal, als würde sie blind nach dem richtigen Ton stochern, ohne ihn jemals zu treffen!«

»Hey!«, klingt plötzlich Madlens zornige Stimme aus dem Lautsprecher. »Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, Dee, ich kann hier drin jedes Wort hören!«

Oh, verdammt.

»Shit!«, murmelt auch Gizmo. »Hast du den Lautsprecher wieder hochgedreht?«

»Was? Nein!«

»Bada-Boum!«, hören wir Lisa in ihrer trockenen Art sagen. »Das war es dann wohl für heute.«

»Entschuldige bitte, dass ich nie gut genug für dich bin«, faucht Madlen mich hinter der Scheibe der Sprecherkabine an. »Aber weißt du was, Dee? Wenn du so verdammt genial bist, wie du immer tust, warum kommst du nicht hier rein und stellst dich selbst ans Mikro? Ach ja, richtig, jetzt fällt es mir wieder ein: Du darfst ja gar nicht singen. Schon praktisch, wenn man eine Ausrede hat und nie beweisen muss …«

»Maddie, hör auf!«, unterbricht Arvo sie. »Das ist nicht fair.«

»Ist schon in Ordnung, Arvo«, sage ich hastig ins Mikro. »Madlen, entschuldige, ich meinte es nicht …«

»Ach, erzähl doch keinen Mist!« Madlens Stimme, die überlaut aus der Gegensprechanlage gellt, überschlägt sich. »Du meinst jedes Wort von dem, was du sagst! Und du hackst nur deshalb auf mir herum, weil du es nicht ertragen kannst, dass jemand anders deinen Scheißsong singen kann – und sicher besser, als du es je hinkriegen würdest. Falls du überhaupt jemals singen konntest und nicht nur behauptest, dass du …«

Giz langt blitzschnell zum Board und stellt das Studio auf stumm. Madlens Ausbruch wird zu einer Pantomime, ihr Mund bewegt sich stumm hinter der Scheibe. Aber man braucht nicht viel Fantasie, um trotzdem jedes Wort zu verstehen. Mein Gesicht glüht und mein Herz schlägt bis zum Hals, während ich den Meltdown hinter Glas verfolge. Rick, der als Einziger von uns kein Finnisch spricht, schaut nur ratlos drein. Lisa schnappt sich ihren Kaffee und verschwindet eilig aus der Schusslinie. Arvo und Matti versuchen zu retten, was zu retten ist, und reden auf Madlen ein. Doch sie kanzelt beide zornig ab und stürmt schließlich aus dem Studio. Arvo folgt ihr, ohne zu zögern. Von draußen hören wir schnelle Schritte auf der Treppe und Arvos Ruf, dass Madlen warten soll. Gleich darauf fällt oben die Tür zum Hinterhof donnernd ins Schloss.

»Dein Glück, dass eine bruchsichere Scheibe zwischen euch war«, bemerkt Gizmo. »War mein Fehler. Ich muss mit dem Kopfhörer aus Versehen an den Regler gekommen sein. Sorry.«

»Schon gut«, murmle ich. Es ist ja nicht so, dass zwischen Madlen und mir nicht öfter die Luft brennen würde. Und ich weiß, dass Gizmo recht hat, was meinen Song betrifft. Er gehört mir nicht mehr allein. In Momenten wie diesen wünschte ich, ich könnte wirklich aus meiner Haut.

»Wir nehmen den letzten Take«, bestimmt Gizmo. »Schluss, Aus, Ende.« Damit greift er zu seiner Jacke und steht auf.

»Du gehst jetzt einfach?«

»Tja, ich habe es zwar mit dem Lautsprecher verbockt, aber du bist es, die bei Maddie zu Kreuze kriechen und sich entschuldigen muss.« Er verzieht den Mund zu einem mitleidigen Grinsen und gibt mir zum Abschied einen gönnerhaften Klaps auf die Schulter. »Auch das gehört zum Business. Bring Maddie irgendwie wieder runter. Und vergiss nicht, auch den B-Verstärker vom Netz zu nehmen, wenn du gehst. Heute Morgen war er nämlich noch an.«

Das Leder seiner Jacke knarzt, Schlüssel rasseln, dann geht das Hauptlicht im Regieraum aus, die Tür klappt hinter mir zu und ich bleibe im Schein der Stehlampe zurück, zittrig, mit schlechtem Gewissen und flatternden Nerven. Immer noch gellt Madlens Stimme in meinem Kopf. Und aus der Scheibe vor mir schaut mich meine eigene Spiegelung an wie ein Geist – halb durchsichtig, mit müden Augen, das schulterlange, weißblonde Haar in wirren Wellen. Als wäre ich gar nicht richtig hier, denke ich. Ein Gespenst ohne Stimme.

Eine Bewegung im Studio schreckt mich aus meiner Spiegeltrance. Rick ist als Einziger nicht gegangen. Die langen Beine lässig ausgestreckt, sitzt er immer noch an seinem Platz im Aufnahmeraum und sieht mich stirnrunzelnd an. Alles okay?, formen seine Lippen.

Ich nicke und ziehe das Mikro wieder auf. »Ja, danke, Rick«, antworte ich auf Englisch. »Wir sehen uns morgen beim Konzert im Loose. Schönen Abend.«

Er rührt sich nicht, sondern schaut mich durch die schalldichte Glasscheibe nur weiter irritierend intensiv an. Rick ist erst seit gut einer Woche dabei, als »Springer« und Ersatzmann...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
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ISBN-10 3-641-19699-X / 364119699X
ISBN-13 978-3-641-19699-8 / 9783641196998
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