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So federleicht wie meine Träume (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
400 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-27175-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

So federleicht wie meine Träume - Mariko Turk
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Ein zerbrochener Traum. Eine neue Chance. Eine neue Welt.
Alina ist verzweifelt: Vor einem Jahr hat sie sich noch auf einen Workshop der American Ballet School vorbereitet, dann hat ein Unfall ihrer Ballett-Karriere ein Ende gesetzt. Um ihrer Freundin Margot einen Gefallen zu tun, bewirbt sie sich auf die Teilnahme beim Schulmusical - und bekommt zu ihrer Überraschung eine wichtige Rolle. Ihr Gegenspieler auf der Bühne ist Jude, der sie langsam aus ihrem Zorn und ihrer Einsamkeit befreit. Doch Alinas Liebe zum Ballett lässt sie nicht los, auch wenn ihr langsam klar wird, dass sie wegen ihrer japanischen Wurzeln oft benachteiligt wurde. Kann sie sich auf ein neues Leben - und auf Jude - einlassen?

Für alle Fans von Jenny Han - das herzerwärmende, federleichte Debüt von der gefeierten US-Autorin Mariko Turk: Voller Herz, Witz und Wärme!

Mariko Turk unterrichtet Kreatives Schreiben und Rhetorik an der University of Colorado Boulder. Sie promovierte im Fach Englisch an der University of Florida, mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendliteratur. So federleicht wie meine Träume ist ihr Debütroman.

1


Von Jean-Paul Sartre stammt das Zitat: »Die Hölle, das sind die anderen.« Ich finde, eine zutreffendere Aussage wäre: »Die Hölle, das sind die anderen, die nächstes Frühjahr für das Eagle-View-Highschool-Musical Singin’ in the Rain vorsprechen.« Das ist vielleicht etwas übertrieben. Aber nachdem sich herausgestellt hat, dass dieser blöde Arzt recht behalten sollte, was mein Bein betraf, musste ich das elfte Schuljahr als ganz normale Vollzeitschülerin anfangen. Und so schlimm die letzten zwei Monate auch gewesen waren, hatte ich so etwas bis dahin noch nicht erlebt. Links von mir schmetterte ein Mädchen mit Lockenkopf »Ma me mi mo mu«. Rechts von mir übte ein klapperdürrer Typ in Capri-Tights Bauchtanz.

Ich entdeckte Margot, meine Rettung, in der Schulaula neben der Bühne, an einem Becher Eiskaffee nippend, der so groß war wie ihr Kopf. Ich schlängelte mich die brechend vollen Gangreihen entlang zu ihr durch.

»Wer sind diese ganzen Leute?«, zischte ich. Sie sah mich mit einem Ausdruck an, den ich vorher noch nie bei ihr gesehen hatte. Entschuldigend? Verlegen? Aber weil es Margot war, verschwand er in der nächsten Sekunde wieder und wurde durch ein Grinsen ersetzt.

»Leute mit Rhythmus im Blut«, sagte sie. Fügte dann aber, weil sie offenbar etwas spürte, was nur als hochgradiger Groll meinerseits bezeichnet werden konnte, hinzu: »Ich weiß, dass es ziemlich abgedreht wirkt, aber eigentlich ist es toll.«

Ich zog die Brauen hoch und sah sie an, total perplex, dass sie so etwas gut fand. Margot stand sonst immer über allem und diese Leute waren das genaue Gegenteil. Die standen über gar nichts, da war ich mir ziemlich sicher. Andererseits, was wusste ich schon von Margot? Ja, okay, wir hatten uns letztes Jahr in Chemie angefreundet. Und ja, sie war lustig, aber abgesehen von dem einen Mal, als sie bei mir zu Hause war, um mir zu helfen, einen Song fürs Casting auszusuchen, hatte ich noch kein einziges Mal außerhalb der Schule etwas mit ihr gemacht. In letzter Zeit hatte ich nachmittags viel zu viel damit zu tun, Nickerchen zu halten, allein in meinem Zimmer zu hocken und tütenweise Käse-Nachos zu verschlingen, um mit irgendjemandem irgendwas zu machen. Aber Margot war meine Rettung an der Eagle View. Wir sahen uns in der ersten Stunde im Klassenraum zur Anwesenheitsprüfung und dann nachmittags wieder in der neunten zum freien Lernen in der Study Hall, weshalb mein Schultag mit ihr begann und mit ihr endete. Zum Glück.

Am ersten Tag nach den Ferien hatte ich Margot erklärt, dass ich von jetzt an den ganzen Tag kommen würde, weil stundenweise Online-Unterricht nur solchen Schülern vorbehalten war, die planten, »beruflich eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen«, und ich … plante das nicht mehr. Ich warnte sie, so was wie »Nichts passiert ohne Grund« zu sagen oder »Vielleicht ist es zu deinem Besten« oder »Wenn dir das Leben dein Bein zertrümmert, dann öffnet sich eine andere Tür« oder solchen Scheiß. So etwas hatte ich schon oft genug zu hören bekommen und glaubte kein Wort davon.

Aber Margot hatte mich nur angeguckt und gemeint: »Quatsch, ich bin froh, dass du dir das Bein gebrochen hast und jetzt mit uns Normalos zur Schule gehen musst. Die Nachmittage ohne dich waren ziemlich öde.«

Das festigte unsere Freundschaft, zumindest von meiner Seite aus. Nachdem ich mein Leben lang verzweifelt versucht hatte, anspruchsvollen Ballettlehrerinnen ein kleines Wort des Lobes abzuringen, fühlte ich mich zu Leuten hingezogen, die mich mit einem perfekt konstruierten Krümelchen der Anerkennung zu ködern wussten. Wenn mir jemand übermäßig schmeichelte, stieß mich das bloß ab.

»Jetzt könntest du noch aussteigen«, sagte Margot und wischte sich einen Tropfen Kaffee von der Jeans-Shorts, die sie über einer schwarzen Strumpfhose trug. Das smaragdgrüne Steinchen über ihrer Oberlippe fing glitzernd das Licht ein. Mit diesem Piercing und ihrem türkis gefärbten Bob erinnerte sie mich immer an eine punkige Meerjungfrau. »Aber dann würdest du nicht zehntausend übertrieben dramatische Versionen von ›On My Own‹ aus Les Misérables zu hören bekommen.«

»Wenn du jetzt anfängst, mit Musical-Titeln um dich zu werfen, bin ich weg.«

»Und wer weiß.« Margot tat so, als hätte sie mich nicht gehört. »Vielleicht gefällt es dir ja.«

Ich umfasste die Riemen meines Rucksacks und ließ den Blick durch die schäbige Aula wandern. Unwillkürlich verglich ich das hier – die dunkelbraunen Plastikstühle, den deprimierend grauen Teppichboden, die zerschlissenen schwarzen Vorhänge und das kalte Deckenlicht – mit der luxuriösen Ausstattung des Epstein Theatre im Stadtzentrum, wo die Kira Dobrow Ballet School ihre Inszenierungen aufführte. Ich vermisste die dick gepolsterten Theatersessel, die goldenen Wandleuchten entlang der Ränge und den roten Samtvorhang, an dem Colleen und ich vor dem Auftritt immer unsere kleinen Finger gerieben hatten, damit er uns Glück brachte.

Entsetzlicherweise fingen meine Augen an zu brennen. Ich hustete und blinzelte ein paarmal schnell hintereinander. »Und wie läuft das hier jetzt ab?« Meine Stimme klang kühl und sachlich.

»Zwei Tage Vorsingen, das fängt heute um drei an. Ab halb fünf zeigen sie uns eine Tanz-Kombination. Kein Problem für dich. Morgen wieder Vorsingen bis halb fünf und danach ist dann Vortanzen angesagt. Freitag finden die Callbacks für die Hauptrollen statt.«

Ich seufzte und ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen. Zwei Nachmittage außerschulische Verpflichtungen in dieser abgrundtief hässlichen Aula, umgeben von einem Pulk von Leuten, die es auf die Bühne zog, war alles andere als optimal. Und warum blieb ich dann? Vielleicht um den zunehmend weniger subtilen Andeutungen meiner Eltern zu entkommen, »doch mal wieder vor die Tür zu gehen und etwas zu unternehmen«. Vielleicht weil Margot tatsächlich meine einzige Freundin hier war und es sich falsch anfühlte, sie im Stich zu lassen. Vielleicht aus einem anderen Grund, über den ich noch nicht richtig nachgedacht hatte.

Ich hatte gerade mein Bein auf den Bühnenrand platziert – darauf achtend, dass meine Narben nicht zu sehen waren –, um meine hintere Oberschenkelmuskulatur zu dehnen, als zwei weiße Jungs »Margot!« riefen und auf uns zugeschlendert kamen.

Der eine war groß und schmal und hatte dichte, kunstvoll verwuschelte kastanienbraune Locken. Ich kannte ihn vom Englischkurs, er musste demnach in der Zwölften sein – ich glaube, er hieß Ethan. Ich war zwar erst in der Elften, durch meinen Online-Unterricht aber etwas voraus. Den anderen kannte ich nicht. Er hatte schwungvoll zur Seite fallende dunkle Haare und ein breites, strahlendes Lächeln, das albern gewirkt hätte, wenn es seine Sonnenbräune nicht so gut in Szene gesetzt hätte. Nicht dass es wichtig gewesen wäre.

»Margot lügt nie«, sagte Strahlemann. Er sah Ethan um Bestätigung heischend an. »Stimmt doch, oder? Margot Kilburn-Correa sagt immer, wie es ist.«

Ethan schüttelte den Kopf. »Nein, Margot ist Nonkonformistin. Sie sagt einfach nur das Gegenteil von dem, was alle anderen sagen. Das ist ihr Ding.«

Margot boxte Ethan in den Arm. »Das ist nicht mein Ding.«

»Siehst du?«, sagte Ethan. Margot boxte ihn noch mal.

»Na schön, dann frage ich eben eine Außenseiterin.« Strahlemann wandte sich mir zu, und ich schwöre, er hatte tatsächlich ein Glitzern in den Augen. »Oder hast du mich schon mal irgendwo gesehen?«

»Nein«, sagte ich und wechselte das Bein.

Seine Mundwinkel zuckten kurz nach oben, als hätte er eine Wette gegen sich selbst gewonnen. »Genau. Also mit frischem Blick und ohne jedes Vorurteil«, er winkte zwischen sich und Ethan hin und her, »wer ist Fred Astaire und wer Gene Kelly?«

»Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.«

Strahlemann tat so, als würde er in Ohnmacht sinken, und klammerte sich Halt suchend an Ethan. Und ich dachte immer, ich wäre dramatisch.

Ethan stützte ihn und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Margot, hast du etwa eine Musical-Anfängerin in die heiligen Hallen der Eagle-View-Aula gebracht, Geburtsstätte des Happy Crack?« Woraufhin sich alle drei vor Lachen bogen.

Echt wahnsinnig lustig, so ein Insiderwitz, wenn du die Außenseiterin bist.

Nach einem unnötig langen Lachflash (der Happy Crack konnte nicht derart lustig sein, ganz egal, was es war) kam Margot endlich wieder zur Vernunft. »Sch-sch, ihr verschreckt Alina noch. Das ist Ethan.« Sie machte eine Handbewegung zu ihm hin, und er neigte den Kopf, sodass ihm seine Locken noch mehr über die Augen fielen. Wenn er sich aus dem Englischkurs an mich erinnerte, ließ er es sich nicht anmerken, deshalb tat ich es auch nicht.

»Und das ist Jude.« Strahlemann hatte also auch einen Namen.

»Hey, Alina, wir freuen uns wirklich über Neuankömmlinge, ganz ohne Scherz«, sagte Jude und hatte wieder dieses Glitzern in den Augen. »Bist du in der Neunten?«

Ich schnaubte abschätzig. »In der Elften«, erwiderte ich ausdruckslos, nahm mein Bein vom Bühnenrand und zog mein Handy aus der Tasche meines Sweatshirts. Der Wink mit dem Zaunpfahl perlte an ihm ab.

»Ich dachte, ich würde alle aus der Elften kennen. Wieso kenne ich dich nicht?«

Ich seufzte. »Ich war sonst immer nur morgens hier.«

»Warum?«

»Es war die Tageszeit, zu der ich am wenigsten dazu neigte, auf Fremde loszugehen, die mir zu viele Fragen stellen.«

...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2022
Übersetzer Dagmar Schmitz
Sprache deutsch
Original-Titel The other side of perfect
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2022 • ab 14 • ab 14 Jahre • balletcore • balletromance • Ballett • Bücher • Bücher Neuerscheinungen 2022 • Buecher • Coming-of-age • Diversity • eBooks • Erste Liebe • Geschenk • Geschenke • Huntley Fitzpatrick • jandy nelson • Jenny Han • Jugendbuch • Jugendbücher • Jugendbücher ab 14 • Junge Erwachsene Romane • lgbtqi+ • Liebesromane Jugendliche • Mädchen Geschenke • Musical Theatre • Neuerscheinung • own-voice • poc • Pubertät • Rassismus Buch Jugendliche • romancebooks • Schulmusical • Selbstwert • Teenager Mädchen Bücher • The Sky is Everywhere • To all the boys I loved before • Über mir der Himmel • Weihnachtsgeschenke • Weihnachtsgeschenke für Kinder • weinachtsgeschenke • Young Adult
ISBN-10 3-641-27175-4 / 3641271754
ISBN-13 978-3-641-27175-6 / 9783641271756
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