Emily Seymour, Band 1: Totenbeschwörung für Anfänger (Bezaubernde Romantasy voller Spannung und Humor) (eBook)
416 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51138-9 (ISBN)
Jennifer Alice Jager veröffentlicht seit 2014 Bücher für Jugendliche und Erwachsene. Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung gab sie Zeichenunterricht, stellte ihre Bilder in Galerien aus und zog später nach Japan, wo sie ihren Hang zum Schreiben erst richtig entdeckte. Zurück in ihrer Heimat, widmete sie sich bald hauptberuflich dem Schreiben. In ihrer Freizeit zeichnet sie noch immer, liest Bücher aus jedem Genre und widmet sich ihren geliebten Tieren.
Jennifer Alice Jager veröffentlicht seit 2014 Bücher für Jugendliche und Erwachsene. Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung gab sie Zeichenunterricht, stellte ihre Bilder in Galerien aus und zog später nach Japan, wo sie ihren Hang zum Schreiben erst richtig entdeckte. Zurück in ihrer Heimat, widmete sie sich bald hauptberuflich dem Schreiben. In ihrer Freizeit zeichnet sie noch immer, liest Bücher aus jedem Genre und widmet sich ihren geliebten Tieren.
Todfeinde zu haben ist so was von überholt
Es war viel zu früh am Morgen, als mich der Sturz aus meinem Bett unsanft weckte. Ich landete auf dem Rücken zwischen meiner Dreckwäsche, schlug mir den Ellbogen auf und blinzelte verschlafen.
»Autsch«, sagte ich, verzögert zu dem bereits abklingenden Schmerz.
Meine Zimmertür schwang knarzend auf, ich legte den Kopf in den Nacken und sah meine Cousine Mandy im Eingang stehen.
»Wie zur Hölle schaffst du es, jeden Morgen aus deinem eigenen Bett zu fallen?«, fragte sie.
Mandy war aufgestylt, als würden ein roter Teppich und jede Menge Paparazzi auf sie warten. Sie hatte sich Wellen in ihre blonde Mähne geföhnt, trug ein paillettenbesetztes Oberteil, viel zu viel Make-up und Fingernägel, mit denen sie Steaks hätte schneiden können. Sie sah also aus wie immer. Allerdings war die Perspektive, aus der ich sie vom Boden aus betrachtete, nicht gerade vorteilhaft.
»Mir fällt jetzt erst auf, dass du ein Doppelkinn hast«, stellte ich fest. »Eigentlich sogar zwei.«
»Tss«, zischte sie empört, warf sich das Haar schwungvoll über die Schulter und stolzierte davon.
Ich mühte mich aus meiner Bettdecke, die meine Beine wie eine Würgeschlange fest im Griff hielt, und stand auf. Wie es mir gelang, mich nachts so darin einzuwickeln, dass ich jedes Mal auf dem Fußboden landete, wusste ich wirklich nicht. Es gehörte wohl zu meinen geheimen Superkräften. Neben dem Stolpern über die eigenen Füße im Stehen und dem Verfehlen eines Stuhls beim Hinsetzen.
»Emily, kommst du zum Essen?« Mom streckte ihren Kopf ins Zimmer und schaute sich erschrocken um. »Oder du räumst erst mal auf. Wurdest du heute Nacht von einer Horde Vampire angegriffen oder wieso sieht es hier aus wie nach einem Kampf?«
»Klopfen ist in diesem Haus ein Fremdwort, oder?«, murrte ich.
Mom hob eine Braue. »Deine Tür stand offen. Räum auf und dann komm runter. Es gibt Neuigkeiten.«
Ich schaute zum Fenster. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, was bedeutete, dass ich noch mindestens eine halbe Stunde hätte dösen können, bevor ich zur Schule musste. Neuigkeiten beim Frühstück mit der ganzen Familie? Das klang in meinen Ohren nicht sehr verlockend.
»Fangt doch einfach ohne mich an«, schlug ich vor.
»Das war keine Bitte«, betonte Mom.
Ich seufzte. In solchen Fällen ließ sie nicht locker. Wenn es um die Familie ging, musste jeder jederzeit parat stehen.
»Von mir aus … bin gleich da«, gab ich widerwillig nach und feuerte meine Decke aufs Bett. Um diese Uhrzeit hatte ich wirklich keine Lust, mich auf unnötige Diskussionen einzulassen.
In Moms Rücken tauchte Cedric auf. Mein älterer Bruder, der mir alles andere als ähnlich sah. Er hätte Mandys Zwillingsbruder sein können, denn auch sein Haar war – genau wie Moms – von einem kräftigen Blond und nicht kürbisrot wie meines. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er jeden Morgen mindestens eine Stunde investierte, um seine perfekt sitzende Gelfrisur hinzubekommen. Er trug einen seiner maßgeschneiderten Anzüge, der ihn wie einen edlen Lord aus dem 18. Jahrhundert aussehen ließ, den Wappenring unserer Familie und polierte Lederslipper. Auf dem roten Teppich wäre er neben Mandy gut weggekommen.
»Na, da lebt aber jemand seinen Hang zum Chaos in vollen Zügen aus«, sagte er und schaute sich um.
»Hat man hier nicht mal ein paar Minuten Ruhe?!« Ich stapfte auf ihn zu, drängte ihn aus dem Zimmer und schloss die Tür. Von innen lehnte ich mich dagegen und atmete tief durch. Wahrscheinlich versuchte ich meiner Familie im Schlaf zu entkommen. Das wäre jedenfalls eine logische Erklärung für meine unruhigen Nächte.
»Zehn Minuten!«, hörte ich Mom rufen.
Ich verdrehte die Augen, stieß mich ab und schnappte mir aus dem Durcheinander auf meinem Fußboden einen knallroten Hoodie und eine Jeans. Bei der Gelegenheit warf ich alles, was muffig roch, auf einen mannshohen Wäschehaufen neben dem Kleiderschrank.
Das war in meinen Augen erst einmal genug aufgeräumt. Es ging auch niemanden etwas an, wie es in meinem Zimmer aussah. Das war mein Reich. Meine eigenen vier Wände. Alles andere in diesem Haus musste ich mir mit Mandy, ihren und meinen Eltern, Cedric und meiner Granny teilen. Unsere abrissreife Villa, so riesig sie auch war, hatte einfach nicht genug Platz. Zumindest sah ich das so, denn ich sehnte mich danach, auch mal meine Ruhe zu haben, einfach ein paar Stunden für mich zu sein und dabei ein gutes Buch zu lesen – was jedoch unmöglich war, wenn ständig gestritten wurde, Hektik ausbrach, irgendetwas explodierte oder Untote durch den Garten wanderten. Für fast jeden, den ich außerhalb meiner Familie kannte, hätte sich das total irre angehört, für mich war es Alltag. Untote und solche Sachen.
So war das nun mal, wenn man in eine Nekromantenfamilie geboren wurde, bei der es auf der Tagesordnung stand, mit Geistern in Kontakt zu treten, die Seelen Verstorbener herbeizurufen oder Zombies zu beschwören. Denn Nekromantie war nichts anderes als die Gabe der Totenbeschwörung, die man vererbt bekam, was bei mir nicht der Fall war. Ich kam in dieser Hinsicht nach meinem Vater, war also eine Normalsterbliche, ganz ohne magische Fähigkeiten und das Können, Armeen von Untoten auf die Welt loszulassen, sollte mir der Sinn danach stehen.
Trotzdem konnte ich die Berufung meiner Familie nicht einfach ignorieren. Wenn jede helfende Hand benötigt wurde, musste auch ich mit anpacken. Häufiger als es für die gesunde Entwicklung einer Sechzehnjährigen gut sein konnte, war ich gezwungen, meine Nächte auf Friedhöfen zu verbringen, mich mit Geistern herumzuschlagen und Särge auszubuddeln.
Mein einziger Hoffnungsschimmer, dem zu entkommen, war ein guter Highschoolabschluss, um danach auf eine weit entfernte Uni zu gehen. Bevorzugt am anderen Ende der Welt, wo ich mit dem ganzen Theater nichts mehr zu tun haben musste und niemand auch nur ahnte, dass Nekromanten, Hexen, Vampire und Geister wirklich existierten.
Nachdem ich in die Klamotten geschlüpft war, gönnte ich mir ein paar Minuten Zeit im Badezimmer, wusch mich, putzte mir die Zähne und knotete mein wirres Haar zu einem lockeren Zopf zusammen. Von unten drang bereits das Geräusch von klirrendem Geschirr und Besteck zu mir herauf. Mit Sicherheit wäre ich mal wieder die Letzte am Tisch und würde böse Blicke ernten. Aber wenigstens musste ich mir das Waschbecken mit niemandem teilen.
Mit meiner Schultasche über der Schulter eilte ich die geschwungene Treppe hinunter. Das alte, abgenutzte Holz knarzte unter meinen Füßen, und kurz bevor ich die imposante Eingangshalle erreicht hatte, rutschte ich ab. Mit den Armen rudernd fing ich mich am Geländer ab, knallte mit dem Hintern auf die unterste Stufe und sah dabei zu, wie meine Tasche quer über das polierte Parkett bis zur Eingangstür schlitterte.
»Autsch«, stieß ich nun schon zum zweiten Mal an diesem bescheidenen Morgen aus. Wenn man bedachte, dass ich ungefähr so geschickt war wie ein betrunkener Esel beim Inlineskaten, war es vielleicht ganz gut, dass mir die Befähigung fehlte, über Leben und Tod zu bestimmen. Ich würde von mir jedenfalls nicht wiederbelebt werden wollen.
Wie gerufen, tauchte Mandy vor mir auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Du liebst es, am Boden zu lümmeln, was?«
Ich zog mich hoch und rieb mir das Steißbein. »Weißt du, Mandy, in so ziemlich jedem trashigen Horrorstreifen gibt es ein altes, gruseliges Geisterhaus. Eben noch scheint die Sonne, die Vögel zwitschern, alle sind glücklich und lecken Vanilleeis. Dann zieht plötzlich Nebel auf, Wolken verdüstern den Himmel, ein Hund bellt in der Ferne und eine kleine Gruppe total verblödeter Teenies schmiedet den Plan, die Nacht in ebendiesem Geisterhaus zu verbringen. Der perfekte Ort, um sich einer Mutprobe zu stellen und binnen neunzig Minuten Filmmaterial eine bescheuerte Entscheidung nach der anderen zu treffen, bis am Ende alle tot sind.«
»Und was willst du damit sagen? Dass wir in so einem Geisterhaus leben? So schrecklich kannst du unser Familienanwesen doch nicht finden.«
»Nein, ich will damit sagen, dass du perfekt zu diesen hirnamputierten Teenies passt. Und wahrscheinlich würdest du als Erste draufgehen.«
Mandy lachte und warf dabei den Kopf zurück. »Ich nehme das als Kompliment. Ich wäre eine überragende Schauspielerin. Außerdem habe ich keine Angst vor Geistern. Eher haben die Angst vor mir.«
»Wer nicht«, murmelte ich.
»Wie bitte?«
Ich winkte ab und durchquerte die getäfelte Eingangshalle. »Nichts, ich habe mich nur gewundert, warum noch kein Filmproduzent angefragt hat, ob wir unsere abgehalfterte Villa für die Neuverfilmung der Addams Family zur Verfügung stellen würden.«
Das Setting wäre tatsächlich perfekt. Das Anwesen war riesig, steinalt, es gab Räume, die einer Todesfalle glichen, und geheime Gänge, die selbst ich noch nicht erkundet hatte. Geister gab es gratis dazu. Uns fehlte eigentlich nur noch das eiskalte Händchen.
»Du bist verrückt Emily, weißt du das?«, rief Mandy und folgte mir.
Wie ich es vermutet hatte, saßen an der langen Tafel im Esszimmer bereits Granny, Mom, Dad, mein Bruder Cedric und auf der gegenüberliegenden Seite Tante Sophia mit Onkel Joseph. Zu ihnen gesellte sich Mandy.
Granny hockte wie immer tief versunken in ihrem Ohrensessel am Kopfende des Tisches, um ihren Hals trug sie eine abgenutzte Fuchsfellboa über einer unbezahlbar teuren Perlenkette. Sie klammerte sich an den goldbeschlagenen...
Erscheint lt. Verlag | 29.8.2022 |
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Reihe/Serie | Emily Seymour |
Emily Seymour | Emily Seymour |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Band 1 • Buch • Bücher • Bücher Bestseller 2022 • Fantasy-Bücher • Geschenk • Geschenkidee • Jahreshighlight • Jugendbuch-Bestseller • jugendbücher mädchen ab 12 • junge Frauen • Legend Academy • Lesen • Literatur • Magie • must read • Neuerscheinugen Bücher 2022 • Romane Bestseller 2022 • Romantasy • Romantic-Fantasy • School for Good and Evil • Young-Adult-Bücher • Zauberei • Zeitreise |
ISBN-10 | 3-473-51138-2 / 3473511382 |
ISBN-13 | 978-3-473-51138-9 / 9783473511389 |
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