A Reason To Hope (Intensive New-Adult-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau) (Liverpool-Reihe 2) (eBook)
512 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51099-3 (ISBN)
Jennifer Benkau liebt Fantasy-Geschichten, und die schreibt sie gern mit lauter Musik und ganz viel Schokolade. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, mit denen sie die SPIEGEL-Bestsellerliste erobert hat. Sie liebt es, mit ihrem Pferd Skyla auszureiten und dem Wind hinterherzujagen. Wenn sie ganz genau hinhört, kann sie sogar manchmal verstehen, was Skyla ihr sagen möchte.
Jennifer Benkau liebt Fantasy-Geschichten, und die schreibt sie gern mit lauter Musik und ganz viel Schokolade. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, mit denen sie die SPIEGEL-Bestsellerliste erobert hat. Sie liebt es, mit ihrem Pferd Skyla auszureiten und dem Wind hinterherzujagen. Wenn sie ganz genau hinhört, kann sie sogar manchmal verstehen, was Skyla ihr sagen möchte.
HANNA
»Nobody dies a virgin. Life fucks us all.«
Die Bahn rollt an, und das gesprayte Kurt-Cobain-Porträt nebst seinem Zitat, das ich die letzten zwanzig Minuten in Spiegelschrift von der anderen Seite der Scheibe betrachtet habe, fährt ohne mich weiter.
Der Bahnhof Lime Street ist voller Menschen. Hunderte von Stimmen, das Rauschen und Quietschen der Räder auf Schienen und Abertausende von Schritten auf Stein steigen in die Höhe. Unter der Glaskuppel werden sie zu einer Masse, zäh und grau wie zu oft vermischte Knete. Noch ein paar harmlose Laute mehr, und der ganze Mist stürzt auf uns herunter. Unweigerlich ziehe ich den Kopf ein, würde mich am liebsten in meiner Jacke verstecken vor all dem Lärm.
Doch für einen Rückzieher ist es zu spät, daher setze ich mich in Bewegung in Richtung meines Bahnsteigs. Ich weiche Studenten, mit Fotoapparaten behängten Touristengrüppchen und Rucksackträgern auf den Spuren der Beatles aus.
Das Gefühl, nach Hause zu kommen, das ich mir insgeheim von Liverpool erhofft habe, stellt sich nicht ein.
Auf der Suche nach einem Hauch des Vertrauten trotte ich in die Bahnhofshalle. Die zu weit gewordene Jeans rutscht mir bei jedem Schritt tiefer auf die Hüfte, und als ich schließlich vor Costa Coffee stehe und bemerke, dass es hier riecht wie immer – wie früher –, wird mir klar, dass Liverpool noch ist, wie es war, und ich mich trotzdem nicht mehr heimisch fühlen kann.
Weil ich nicht mehr dieselbe bin.
In den orange leuchtenden Buchstaben und blinkenden Zahlen der Anzeigetafel suche ich meine Bahn: die Northern Line Richtung Wigan North Western. Die nächste kommt in knapp zwanzig Minuten, stelle ich fest, während ich in meiner Parkatasche nach dem Portemonnaie grabe, um drei Pfund in einen Kaffee zu investieren – einen wirklich guten Kaffee aus frisch gemahlenen Bohnen und heißer, aufgeschäumter Milch. Wow. Allein die Vorstellung ist großartig. Allerdings bannen alle anderen Linien meine Aufmerksamkeit, und die Städtenamen säuseln wie leise Versprechungen in meinen Ohren, sodass ich mit den Münzen in der Hand stehen bleibe.
Leeds. London. Glasgow.
Es wäre so einfach, in irgendeine Bahn zu steigen und weit wegzufahren. Irgendwohin, wo mich niemand kennt und ich einfach von vorn beginnen kann.
Doch bevor meine Fantasie an dem Punkt angelangt ist, wie ich mit einer alten, irgendwo billig besorgten Gitarre meinen Lebensunterhalt bestreite, weist mein Gehirn sie mit scharfer Stimme zurecht: Du warst nicht da, um Nanny in ihren letzten Stunden die Hand zu halten. Du warst nicht da, um die Worte zu hören, die sie dir vielleicht noch hatte sagen wollen. Du warst einfach nicht da. Und nun fantasierst du vom Weglaufen, auch wenn ihr letzter Wunsch an dich war, auf ihrer Beerdigung zu singen. Warst du immer schon so ein abgrundtief egoistischer Mensch, Hanna? Oder haben sie das aus dir gemacht, in diesem Jahr, in dem …
»Hey, pass au …!«
Bevor ich die Warnung auch nur gehört, geschweige denn verstanden habe, kracht jemand in mich hinein und trifft mich hart gegen Brust und Schulter. Mir wird die Luft aus der Lunge gedrückt. Der Zusammenstoß ist so heftig, dass ich zurückgeworfen werde und schmerzhaft auf dem Hintern lande. Die Münzen verteilen sich klimpernd auf dem Steinboden, und ein brennender Schmerz zieht mir in den Handballen.
»Oh Shit, entschuldige bitte! Tut mir so leid, tut mir …« Der Typ, der mich umgerannt hat, ist etwa in meinem Alter. Er greift nach meiner Hand, zieht unschlüssig an mir, lässt dann sofort wieder los, bevor ich Schwung nehmen kann, um mich aufzurappeln. »Tut mir so leid! Aber dieser Penner vorhin … Ich wollte bloß hinterher.« Hektisch wuselt er um mich herum und sammelt das heruntergefallene Geld auf. Dann greift er nach meinem Arm und hilft mir nun wirklich auf. Eine ältere Dame und ein Mann mit langen Locken, der den wenigen Grad über null trotzt und barfuß herumläuft, bieten mir ebenfalls Hilfe an, aber ich winke ab. »Schon gut, danke. Alles in Ordnung.« Sie sind so freundlich und aufmerksam, dass es mir unangenehm ist.
»Wie kann ich das wiedergutmachen?« Der Typ hat große, dunkle Augen, und unser Zusammenstoß scheint ihm wirklich peinlich zu sein.
»Ist doch nichts passiert.« Ich ringe mir ein Lächeln ab und verkneife mir den Blick auf meine Hand. Fühlt sich aufgeschürft an. Aber wenn der arme Kerl nur einen Tropfen Blut sieht, fällt er vermutlich in Ohnmacht.
Immer noch hält er meinen Ärmel fest und drückt mir nun unbeholfen mein Geld in die unversehrte Hand. »Es tut mir wirklich sehr leid.«
»Ich hab mir nicht wehgetan.« Nicht doll zumindest. Ich weise zu den Treppen hinter uns, die zu den Gleisen führen. »Du hast es eilig, oder? Fährt dein Zug?«
Der Typ schaut mich einen Moment lang irritiert an, schüttelt dann den Kopf. »Ich wollte diesem Wichser nach. Der hat mir das Handy geklaut.«
»Shit, tut mir leid. Am Eingang steht doch immer der Wachdienst. Geh zu denen.«
»Wirklich alles in Ordnung?« Auf mein Nicken murmelt er eine letzte Entschuldigung und läuft dann Richtung Haupteingang; auch diesmal nicht gerade langsam, aber wenigstens sieht er nach vorn.
Meine Hand brennt, und mein Hintern fühlt sich an, als wäre er morgen grün und blau. Die Lust auf einen Kaffee ist mir vergangen. Ich beschließe, lieber gleich zum Bahnsteig zu gehen, und will mein Geld zurück ins Portemonnaie stecken. Als ich die Hand in die Tasche meines Parkas schiebe, wird mir schlagartig kalt. Eiskalt.
Verdammt.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Die Tasche ist leer. Die andere ebenfalls, und das hastige Abtasten aller weiteren Möglichkeiten zeigt, dass ich das Portemonnaie auch nicht in die schmale, kleine Innentasche oder meine Hose gezwängt habe. Es ist weg! Unnötigerweise lasse ich den Blick über den Boden wandern, wo ich gestürzt bin. Aber natürlich weiß ich längst, dass es mir dabei nicht aus der Tasche gefallen ist. Ich könnte schreien vor Wut auf mich selbst. Ich bin einem dreckigen kleinen Trickbetrüger auf den Leim gegangen! Ich! Ein Jahr lang war ich nicht in der Stadt, und schon falle ich wie ein Touri auf eine dieser dreisten Mistkröten herein.
Der Ärger über meine Naivität trifft mich einen Moment lang schmerzhafter als der Verlust meines Geldes. Es waren ohnehin keine zehn Pfund im Portemonnaie. Doch dann wird mir bewusst, was sonst noch drin war. Mein Ausweis. Und die Fahrkarte nach St Helens, wo Nan in knapp eineinhalb Stunden beerdigt wird. Ohne ein letztes Lied von mir, wenn ich es nicht rechtzeitig zum Friedhof schaffe.
Unvermittelt schießen mir die Tränen in die Augen. Ich habe drei Pfund in der verkrampften Faust. Das reicht nicht für ein neues Ticket. Das darf doch alles nicht wahr sein!
Ein Grüppchen Anzugträger drängt mich aus dem Weg, und ich stolpere fast über den kleinen, zotteligen Hund einer empört schimpfenden Frau.
»Reiß dich zusammen«, flüstere ich mir selbst zu. »Du wirst für Nan singen. Denk nach!« Der Hund schaut sich zu mir um, als hätte ich mit ihm gesprochen.
Denk. Nach.
Hastig eile ich zum Haupteingang. Ich mache mir nicht die geringste Hoffnung, den Dieb noch zu sehen. Was sollte ich auch tun? Ihn einfangen und vermöbeln? Lächerlich. Aber ich werfe einen kurzen Blick in jeden Mülleimer in der Bahnhofshalle und auf dem Vorplatz, wo mir ein eiskalter Januarwind Regentropfen ins Gesicht peitscht. »Komm schon«, murmle ich. Taschendiebe sind auf Geld und Kreditkarten aus. Alles andere wollen sie schnell loswerden und werfen es weg. Aber meine Suche bleibt erfolglos, und der Bettler, den ich verzweifelt frage, in welche Richtung ein junger Mann mit dunklen Haaren gelaufen ist, schaut mich aus nachvollziehbaren Gründen ratlos an und schweigt. Ich lasse eine Pfundmünze in seine Hand gleiten – auf die kommt es für mich jetzt auch nicht mehr an – und laufe wieder in die Bahnhofshalle.
Wenn ich wenigstens ein Handy dabeihätte, könnte ich Mum anrufen, um ihr zu sagen, dass ich mich verspäte. Aber wie soll ich überhaupt nach St Helens gelangen?
Trampen? Mir wird flau bei der Vorstellung, zu Wildfremden ins Auto zu steigen, aber es beruhigt mich, eine Option zu haben.
Dann fällt mir etwas Besseres ein.
Unauffällig blicke ich mich nach dem Sicherheitsdienst um, aber ich kann niemanden in dunkelblauer Uniform erkennen. Vielleicht machen sie gerade Frühstückspause?
Ich werde einfach die Augen offen halten – und selbst wenn mich jemand erwischen sollte, wird mein Vergehen wohl kaum ausreichen, um meine Personalien aufzunehmen. Wie auch, wenn mein Ausweis gestohlen wurde?
Auf dem Boden finde ich eine kleine Pappschale aus einem Imbiss, die beinah unbenutzt aussieht. Das muss reichen. Wer hat schon rein zufällig immer einen Hut bei sich? Hale natürlich. Aber ich schon lange nicht mehr.
Früher fiel es mir leicht, Geld mit Straßenmusik zu verdienen, und auch damals hatte ich nicht immer eine Lizenz für den Ort, an dem ich spontan spielen wollte. Gut gegangen ist es immer. Normalerweise wird man mit einem nachsichtigen Lächeln weggeschickt.
Trotzdem schlägt mein Herz hart und schnell, während ich mich nach einer geeigneten Stelle umsehe. Normal gibt es für mich nicht mehr. Abgehakt, verloren. Für immer.
Der Platz zwischen dem Pasty Shop und den Fahrplänen, in guter Hörweite zu den langen Bankreihen, auf denen viele Leute auf ihre Weiterreise warten, ist perfekt. Wenn nur mein Atem nicht so...
Erscheint lt. Verlag | 30.3.2022 |
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Reihe/Serie | Liverpool-Reihe |
Liverpool-Reihe | Liverpool-Reihe |
Mitarbeit |
Cover Design: Sandra Taufer |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 16 Jahren • Band 2 • Bestseller 2022 • Buch • Bücher • Bücher Bestseller 2022 • College • Das Reich der Schatten • Geschenk • Geschenkidee • Her Wish So Dark • His Curse So Wild • Jennifer Benkau • Lesen • Liebesromane • Literatur • Liverpool-Reihe • Neuerscheinungen Bücher 2022 • New Adult • New adult Romance • new adult romane • New Adult Roman Neuerscheinung 2022 • New-Adults • One True Queen • Romane Bestseller 2022 • Spiegel-Bestseller-Autorin • University |
ISBN-10 | 3-473-51099-8 / 3473510998 |
ISBN-13 | 978-3-473-51099-3 / 9783473510993 |
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Größe: 5,3 MB
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