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2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit (eBook)

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2022 | 1. Auflage
480 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51107-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit -  Rose Snow
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Zwei Seelen. Ein Schicksal. Als drei geheimnisvolle junge Männer in ihr Haus ziehen, wird Kelas Leben noch verwirrender als ohnehin schon. Schließlich spricht sie seit Kurzem mit dem Geist ihres Großvaters und erhält rätselhafte Briefe. Besonders einer der neuen Mitbewohner, der unnahbare Nero, bringt Kelas Herz völlig durcheinander. Dabei hat sie keine Ahnung, was er vor ihr verbirgt: Sie ist längst Teil eines Spiels um Leben und Tod - und Nero ist nicht nur unsterblich, sondern auch für immer an eine andere gebunden ... Band 1 der atemberaubenden Romantasy-Reihe von Bestsellerautorin Rose Snow

Hinter dem Pseudonym »Rose Snow« stecken Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit. Zusammen sind sie 80 Jahre alt, haben zwei Männer, sieben Kinder und drei Katzen. Die beiden Österreicherinnen mögen Zahlen, große und kleine, schreiben gerne, zusammen oder alleine, und teilen nicht nur den gleichen Humor, sondern auch die Liebe zum Geschichtenerfinden, die sich trotz der Distanz Wien-Hamburg in unzähligen Büchern verwirklicht.

Hinter dem Pseudonym »Rose Snow« stecken Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit. Zusammen sind sie 80 Jahre alt, haben zwei Männer, sieben Kinder und drei Katzen. Die beiden Österreicherinnen mögen Zahlen, große und kleine, schreiben gerne, zusammen oder alleine, und teilen nicht nur den gleichen Humor, sondern auch die Liebe zum Geschichtenerfinden, die sich trotz der Distanz Wien-Hamburg in unzähligen Büchern verwirklicht.

»Er ist tot, Kela.«

»Ich weiß, dass er tot ist«, sage ich. »Ich war auf seiner Beerdigung.«

»Eben. Großvater ist endlich unter der Erde. Er geistert hier nicht mehr herum.« Brandon lehnt mit dem Rücken an der Küchentheke, verschränkt die Arme vor der Brust und wirft mir einen skeptischen Blick zu, bevor er die Besteckschublade öffnet, nach einer Dessertgabel greift und die Schublade schwungvoll zuwirft. Sie schließt nicht ganz, bleibt fingerbreit offen. Es ist kaum ein Zentimeter, doch mir klafft aus diesem Spalt ein ganzer Abgrund entgegen.

Mein Bruder schnappt sich den Teller mit dem letzten Rest Apfeltorte, den uns die alte Nachbarin aus Mitleid vorbeigebracht hat. Ich starre auf das schmächtige Stück mit der dicken Zuckerglasur und spüre gleichzeitig die immense Unruhe, die mich befällt. Ich möchte nicht an die offene Schublade denken. Zu meinem Unglück ist es jedoch ein Ding der Unmöglichkeit, bewusst an etwas nicht zu denken. Meine Finger beginnen zu kribbeln, mein ganzer Körper spannt sich an. Der innere Druck steigt, schlingt sich wie ein Lasso um meine Gedanken und zurrt sie zusammen auf den einen, den ich nicht in meinem Kopf haben will. Kurz kämpfe ich dagegen an, doch die Erfahrung flüstert, dass es zwecklos ist. Zwei schnelle Schritte und eine Handbewegung, mehr ist nicht nötig, um die Anspannung zu lösen.

Als die Schublade einrastet, schwappt eine beschämende Welle der Erleichterung über mich hinweg.

Mein Bruder zieht die linke Augenbraue hoch. Mir fällt auf, wie müde er aussieht. Sein Gesicht könnte eine Rasur vertragen, sein kariertes Hemd einen Waschgang. Die Nachtschichten in der Chocs Factory strengen Brandon an, auch wenn er das niemals zugeben würde.

»Besser?«, fragt er.

Nickend schenke ich mir ein Glas Wasser ein und nehme einen großen Schluck, während ich wehmütig die hellbeigen Küchenfronten betrachte, die einen Anstrich bitter nötig hätten. Mom wollte sie immer streichen, in einem kitschigen Roséton, doch der Krebs hat uns davor bewahrt.

»Du musst dich beruhigen, Kela.«

»Ich bin ruhig.«

»Du hast mir gerade erzählt, dass du unseren toten Großvater gesehen hast.«

Ich stelle das Glas auf der Arbeitsplatte ab, etwas heftiger als beabsichtigt. »Glaubst du, ich weiß nicht, wie durchgeknallt sich das anhört? Aber ich habe das nicht geträumt, er stand definitiv vor meinem Bett. Mit seinem grimmigen Gesichtsausdruck und der grauen Schirmmütze.«

»Ah. Mit der grauen Schirmmütze. Na, dann muss es ja wahr sein. Der Alte hatte das Teil doch ständig auf dem Kopf, um die verdammten Teufelshörner zu verstecken.« Brandon grinst, zieht einen der Holzstühle zurück, der geräuschvoll über den alten Dielenboden schrappt, und lässt sich dann an unserem fleckigen Küchentisch nieder. Das Kuchenstück hat er bereits aufgegessen, der Teller mit dem verblichenen Blumenmuster steht neben meinem Wasserglas – wie ein altes Ehepaar, das nicht mehr zueinanderfindet.

»Nimm mich ernst«, verlange ich in vollem Bewusstsein, wie schwer das gerade ist. Um die restliche Anspannung abzubauen, beginne ich, den Geschirrspüler einzuräumen. Äußere Ordnung ist gerade das Einzige, was hilft, mein inneres Chaos zu besänftigen.

»Hey«, lenkt Brandon ein, dessen Augen einen sorgenvollen Schimmer annehmen. »Es war viel in letzter Zeit. Viel für uns beide. Veränderungen sind nicht dein Ding, Kela, und auch mir macht das Ganze zu schaffen. Nach Moms Tod vor zwei Jahren hatten wir endlich ein bisschen Ruhe, und dann stirbt uns der alte Mistkerl einfach weg.« Er reibt sich über die Stirn. »Ich meine, du warst schon immer kreativer als ich. Deine Gedichte sind wunderschön, und ich mag es, dass du in Wolken, Bäumen und Lichtspiegelungen die verrücktesten Dinge sehen kannst. Aber die Vorstellung, dass Grandpa hier noch immer herumspukt und mit seiner abartig schlechten Laune die Luft verpestet, will wirklich nicht in meinen Kopf.«

»Du bist unfair.«

»Mag sein. Aber ich werde nicht gut über ihn sprechen, nur weil er tot ist. Wir haben jetzt ganz andere Probleme. Mit Großvaters Tod wurde auch seine Rente beerdigt – das Einzige, worum wir wirklich trauern sollten. Denn wenn wir bis zum Monatsende keine Untermieter finden, müssen wir hier raus.« Er seufzt schwer und seine Schultern sacken nach unten. »Hoffentlich sagen die beiden Mädels zu.«

Ich schalte den Geschirrspüler an und setze mich zu meinem Bruder an den Tisch. »Haben wir wirklich keine andere Wahl?«, frage ich und klammere mich an den letzten Strohhalm, der mir noch einfällt. »Morgen ist doch mein Vorstellungsgespräch.«

»Selbst wenn sie dich einstellen, was willst du denn nach dem Sommer machen? Du musst zurück an die Uni. Mom würde es mir niemals verzeihen, wenn du dein Studium abbrichst. Und ich …« Er holt Luft, nimmt innerlich Anlauf, doch ich lege ihm eine Hand auf den Unterarm und blicke ihn liebevoll an.

»Du machst schon genug, Brandon. Deine Augenringe berühren bald den Boden, du kannst nicht ewig Nachtschichten in der Fabrik schieben, auch wenn sie besser bezahlt sind.«

Brandon ist dreiundzwanzig und damit gerade mal siebzehn Monate, zwölf Tage, elf Stunden und ein paar zerquetschte Minuten älter als ich, was genügt, dass er sich für mich verantwortlich fühlt. Hat er schon immer. Bevor wir mit Grandpa zusammengezogen sind, war mein Bruder der einzige Mann im Haus. Eine Rolle, die er nicht abgelegt hat, selbst wenn sie nie im Drehbuch stand.

»Vielleicht könnte ich neben der Uni weiter im Büro arbeiten, auch an den Wochenenden. Und wenn ich mit dem Babysitten noch etwas Geld verdiene …«, füge ich hinzu, komme aber nicht weit.

»Kela.« Mein Name fällt wie ein Stoppschild. Ein knapper Moment vergeht, bevor Brandon weiterspricht. »Du musst Zeit zum Lernen haben. Und wir brauchen zusätzlich Kohle, um die Heizung zu reparieren, das Dach muss geflickt werden …« Er beginnt aufzuzählen, was noch alles erneuert werden muss. Es ist eine Menge. Doch wir beide lieben dieses Haus, jedes wilde Detail davon – ein wunderbares Sammelsurium aus zusammengewürfeltem Mobiliar, Böden und Tapeten, die einander so fremd sind, dass man hinter der Zusammenstellung beinahe Absicht vermuten könnte. Außerdem haftet an jeder Ecke die Erinnerung an Mom, die es nicht lassen konnte, sämtliche Abstellflächen mit kleinen Kitschfiguren zu bevölkern. Auf den Kommoden tummeln sich dämlich grinsende Engel zwischen verliebten Giraffen und tanzenden Zwergen aus Glas, Keramik und Plüsch, die Herzen in den Augen, auf den Händen oder ihrer Kleidung tragen. Über allem hängt der unerträgliche Ausdruck inniger Liebe, und auch wenn ich die Figuren bizarr finde, sind sie doch ein Teil von Mom.

Ich erinnere mich noch genau, wie sie mit uns in dem alten Van durch die Gegend gefahren ist, auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Brandon war zehn, ich stand kurz vor meinem neunten Geburtstag. Davor hatten wir in einer kleinen Wohnung gehaust, in die Grandpa mit seiner Demenz nicht hineinpasste. Vermutlich passte er auch nicht zu uns in das große Haus, aber das war eine Entscheidung, die Mom schon längst getroffen hatte. Sie war einfach zu gut für diese Welt.

Das Haus war meine erste große Liebe.

Ich sah es und war überzeugt, dass ich darin wohnen musste, am liebsten sofort und für immer. Schon damals war es in einem desolaten Zustand, mit der weiß getünchten Veranda, den schiefen Dachgauben und dem Garten, den sich die Natur längst zurückerobert hatte. Dichte Efeuranken besetzten die Vorderfront des zweistöckigen Kolonialhauses und schlängelten sich wie ein dunkles Wesen weiter, um das Unkraut zu überwuchern, das früher einmal eine Wiese mit hübschen Beeten gewesen sein musste. Sofort sprang meine Fantasie an. Dieser Garten war wie das Öl, das meinen Motor speiste, denn er lud zum Träumen und Sich-darin-Verlieren ein. Brandon rümpfte bei diesem Anblick die Nase, aber meine Mutter sah mich an und erkannte das Leuchten in meinen Augen, dem sie ebenso wenig widerstehen konnte wie der dicken Eiche, die aus zwei Baumstämmen zusammengewachsen war.

Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, hier auszuziehen, aber dass zwei fremde Frauen Großvaters Räume im ersten Stock besetzen, ist auch kein sehr angenehmer Gedanke.

»Vergiss den Van nicht. Bald macht er es auch nicht mehr, und dann brauchen wir eine neue Karre«, holt mich Brandon in unsere Küche zurück. Mit der Fingerspitze fahre ich die Einkerbungen des alten Küchentisches nach, auf den fahle Streifen Sonnenlicht fallen.

»Kela, hörst du mir überhaupt zu?«

Ich zeichne Kreise ins Holz und nicke. »Ja, natürlich. Wir brauchen das Geld.«

»Wir können von Glück reden, wenn Melissa und Wendy sich für uns entscheiden. Gib den beiden eine Chance.«

Ich lege den Kopf schief. »Melissa und Wendy klingen, als würden sie direkt aus einem Pferderoman zu uns ziehen. Bringen sie ihr Pony mit?«, frage ich.

Brandon lächelt schmal. »Sehr witzig. Sie sind wirklich nett, viel netter als du.«

Aus den Kreisen werden Quadrate. »Und das weißt du, weil …?«

»Weil ich die Mädels gestern vor der Arbeit getroffen habe. Sie haben Probleme mit ihrem Vermieter und wollen sich das Haus morgen ansehen.«

»Was für Probleme sind das?« Die Quadrate erhalten Zacken. Schon morgen. Mein Magen krampft sich zusammen.

»Irgendwas wegen zu lauter Musik. Ihre Anlage war kaputt und der Typ macht jetzt eine große Sache daraus. Aber sie wollten ohnehin etwas Größeres mit Garten.«...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2022
Reihe/Serie Die Bücher der Unsterblichkeit
Die Bücher der Unsterblichkeit
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Band 1 • Blumenmagie • Buch • Bücher • Bücher Bestseller 2022 • Fantasy Bücher • Geschenk • Geschenkidee • Jahreshighlight • Jugendbuch • Jugendbuch Bestseller • jugendbücher mädchen ab 14 • junge Frauen • Lesen • Literatur • Magie • must read • Neuerscheinungen Bücher 2022 • Romane Bestseller 2022 • Roman für Mädchen • Romantic Fantasy • Setting USA • Young Adult Bücher
ISBN-10 3-473-51107-2 / 3473511072
ISBN-13 978-3-473-51107-5 / 9783473511075
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