Bad Influence. Reden ist Silber, Posten ist Gold (Romantic Suspense auf der 'Titanic 2.0') (eBook)
416 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51106-8 (ISBN)
Stefanie Hasse ist eine erfolgreiche Autorin und Buchbloggerin. Wenn sie nicht gerade in fremden Buchwelten versinkt, denkt sie sich selbst romantische Geschichten aus und liebt es, ihre Leser*innen mit unvorhergesehenen Wendungen zu überraschen. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Romantic-Suspense-Romane veröffentlicht, u.a. 'Bad Influence', 'Matching Night' und 'Master Class'. Stefanie Hasse lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.
Stefanie Hasse ist eine erfolgreiche Autorin und Buchbloggerin. Wenn sie nicht gerade in fremden Buchwelten versinkt, denkt sie sich selbst romantische Geschichten aus und liebt es, ihre Leser*innen mit unvorhergesehenen Wendungen zu überraschen. Bei Ravensburger hat sie bereits zahlreiche Romantic-Suspense-Romane veröffentlicht, u.a. "Bad Influence", "Matching Night" und "Master Class". Stefanie Hasse lebt mit ihrer Familie in Süddeutschland.
1
Wo bleibst du?
Ich warte gar nicht erst auf eine Antwort von Violet, sondern tippe direkt weiter.
Es geht gleich los!
Geht es dir etwa wieder schlechter?
Mein schlechtes Gewissen, dass ich Violet vielleicht doch angesteckt haben könnte, weil ihr laut Christian gestern total übel war, gewinnt wieder die Oberhand und ich tippe:
Soll ich zurückkommen?
Während ich auf eine Antwort warte, sehe ich mich in dem klimatisierten, mit indirektem Licht perfekt inszenierten weißen Traum eines Zeltes um, das zu einer ganzen Zeltstadt gehört, die eigens für diesen Abend in Port Miami aufgebaut wurde. Ein Chauffeur hat mich direkt vor dem Zelt mit der Nummer 19 abgesetzt. Ein kleines Gerät stößt nach Lavendel duftende Dampfschwaden aus. An der Seite stehen auf einem schmalen Glastisch gekühlte Getränke und garantiert viel zu teure Snacks, mit denen ich mir die Zeit vertreiben könnte, bis die »große Show« losgeht. An einer Zeltstange ist ein Flachbildschirm angebracht, von dem mir die immer lächelnde und ewig junge Helena Johnson entgegenstrahlt und die Zuschauer von News 6 motiviert, keine Sekunde des Abends zu verpassen. Was offenbar auch für die geladenen Gäste gilt, denn zwei Massagesessel vor dem Bildschirm warten regelrecht darauf, dass ich mit meiner Schwester Violet entspannt auf unseren Moment warte: den Start in den »Urlaub unseres Lebens«. So hat es Lola jedenfalls vor einem halben Jahr genannt, als sie und Jonah mich zur Teilnahme an der Jungfernfahrt überredet haben.
Doch von Entspannung bin ich weit entfernt. Direkt neben dem Ausgang zum roten Teppich steht ein gigantischer goldumrahmter Spiegel. Ich muss mich immer wieder davon überzeugen, dass mein knielanges roséfarbenes Kleid mit den Flatterärmeln richtig sitzt – oder meine Haare, die Lolas Friseurin hochgesteckt hat, damit die Küstenbrise nicht »die ersten Fotos von mir« versaut. Inzwischen habe ich vor Nervosität jedoch schon die ersten Strähnen herausgezupft. Vermutlich eine Strähne für jeden verpassten Anruf bei Violet.
Und trotzdem ist sie immer noch nicht da.
Ich verlasse den Chat und sehe auf die Uhr. In fünfzehn Minuten werden die ersten Gäste planmäßig über den roten Teppich und die mit etlichen kleinen Lichtern verzierte Gangway an Bord der Siren gehen.
Was, wenn Violet beim Arzt war und er ihr geraten hat, auf die Jungfernfahrt zu verzichten? Unwillkürlich macht sich ein schlechtes Gewissen in mir breit. Ich hatte meine Schwester nicht mehr gesehen, seit ich mit dieser fiesen Magenverstimmung im Bett lag, anstatt den Geburtstag meiner besten Freundin Lola zu feiern – die in diesem Moment zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Lucas und ihrem großen Bruder Jonah auf dem Bildschirm erscheint. Es ist nur ein Foto der Price-Geschwister, deren Ankunft jeden Moment erwartet wird.
Na, bist du schon nervös?
Die Nachricht erscheint auf meinem inzwischen dunklen Display und meine Mundwinkel heben sich unwillkürlich.
Sollte ich nervös sein?
Ich sende den Text ab und verfolge, wie »schreibt« unter Jonahs Name erscheint. Obwohl er seit rund einem halben Jahr zurück in den USA ist, hat er es nur dreimal geschafft, seine Schwester zu sehen. Einmal davon am letzten Freitag auf ihrer Geburtstagsparty.
Natürlich! Jeder sollte nervös sein, wenn er auf mich trifft. ;-)
Zum Glück bin ich kein er. :-P
Als Antwort erhalte ich ein Augenverdreh-Emoji, dicht gefolgt von:
Ich freue mich, dich wiederzusehen, Tara.
Ich genieße das warme Gefühl, das mich sofort befällt. In diesem Moment wird das Geschwisterbild durch eine Großaufnahme von Jonah ersetzt. Dasselbe Bild, das erst vor zwei Wochen in einem Klatschmagazin unter dem Titel »Heiße Männer in Anzügen« zu finden war, was er in unserem Chat mit dem würgenden Emoji kommentiert hat. Es ist dasselbe Emoji, das Lola immer verwendet, wenn ich ihr schreibe, dass ich gerade mit Jonah chatte. »Wenn ich gewusst hätte, dass es so endet und du mit meinem Bruder flirtest, hätte ich euch nie vorgestellt!«, jammert sie immer wieder.
Dass ich irgendwann mehrmals täglich mit Jonah Price Nachrichten austauschen würde, hätte ich auch nie gedacht. Aber seit ich an der University of Miami studiere und eine milliardenschwere Mitbewohnerin habe, hat sich mein Leben mehr verändert, als ursprünglich geplant. Im vergangenen halben Jahr haben Lola und Jonah mir so richtig den Spiegel vorgehalten und mit einigen Vorurteilen aufgeräumt, die ich offenbar gegen »Rich Kids« hatte. Abgesehen von seinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein ist auch ein Jonah Price nur ein stinknormaler Sterblicher, der seiner kleinen Schwester die Haare zerzaust, sie ständig ärgert und gern »sein viel zu großes Ego« heraushängen lässt, das laut Lola im männlichen Zweig der Familie liegt. Mir macht es einen Riesenspaß, den beiden zuzusehen. Sie erinnern mich an Violet und mich, wie wir früher waren – vor meiner Studienplatzzusage an der UM.
Jonah tippt noch etwas.
Es geht los. Bis gleich.
Im nächsten Moment jagt jenseits der Zeltwand eine Kaskade Feuerwerkskörper in die Luft. Das Ergebnis wird direkt auf den Bildschirm geworfen. Die typischen begeisterten Jubelrufe erschallen. Ich würde das Feuerwerk gern live sehen, dafür müsste ich nur das schwere Segeltuch vorsichtig zur Seite schieben, damit ich durch einen schmalen Spalt linsen kann. Doch dort draußen lauern unzählige Reporter. Meine Brust schnürt sich zusammen und ich taumele rückwärts, weg von der Zeltwand, bis ich gegen einen der Massagesessel stoße.
»Ich denke, diese Reise könnte dir guttun«, meinte Violet, nachdem ich ihr von Lolas Angebot erzählt hatte, auch wenn die Besorgnis in ihren Augen nicht zu übersehen war. »Sie könnte dir helfen, gegen deine Unsicherheit anzukämpfen. Einen neuen Lebensabschnitt markieren.« Ihre Worte hallen in meinem Kopf nach. Ich hole tief Luft und versuche, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich bereit bin – genau wie mich Violet letztendlich überzeugt hat.
Mein Puls wird langsamer und meine Atmung mit jedem Zug ruhiger. Ich habe nichts falsch gemacht. Und trotzdem sehe ich die Fotos praktisch vor mir – Fotos und abfällige Kommentare. Ich schlucke den bitteren Geschmack auf meiner Zunge herunter, verbiete mir jeden weiteren Gedanken an dieses eine Bild, das ich so tief in mir vergraben geglaubt habe. Doch offenbar frisst es sich noch immer wie Gift durch meine Adern.
Zum gefühlt hundertsten Mal wähle ich Violets Nummer und erreiche wieder nur die Mailbox. Verdammt, Vi! Erst fragt sie mich ständig, ob ich wirklich damit klarkommen würde, und dann beschließt sie, Lolas Angebot doch anzunehmen und mit auf die Jungfernfahrt der Siren zu gehen. Was ist plötzlich passiert? Und wieso meldet sie sich nicht? Geht es ihr inzwischen noch schlechter? Christian hat mir heute Morgen noch geschrieben, dass ihre Koffer gepackt im Flur stehen.
»Wo zur Hölle bist du, Vi?«, presse ich hervor, nachdem mich die Frauenstimme zum Hinterlassen einer Nachricht aufgefordert hat. »Ich brauche dich.« Meine Stimme zittert ebenso wie meine Beine. Ich lasse mich in den Sessel fallen und atme tief durch. Der Lavendelduft umhüllt mich, und ich will einfach nur daran glauben, dass er seinen Zweck erfüllt und tatsächlich die beruhigende Wirkung hat, die man ihm nachsagt. Ich öffne meinen Instagram-Account, wähle eins der tausend Fotos aus dem Album und tippe in die Caption:
Es ist Zeit, die Vergangenheit loszulassen. Reich ihr nicht länger die Hand und zieh sie mit dir, sondern lass sie hinter dir.
Wie all die Posts der vergangenen anderthalb Jahre speichere ich den Entwurf nur ab. So viele Worte und Gedanken, die ich nicht laut gesagt habe, nicht öffentlich gemacht habe. Nicht seit …
Der Jubel jenseits der weißen Wände wird ohrenbetäubend und ich starre zum Flatscreen hinauf. Der Bildschirm zeigt Jonah, der mit seinem charmanten Lächeln in die Kamera blickt, dann erscheint ein Countdown in weißer Blockschrift auf schwarzem Untergrund. Auftritt in zwei Minuten.
Ich bin wie erstarrt, sehe auf mein Handy, hoffe auf eine Nachricht von Violet – doch natürlich hat sich in den vergangenen Sekunden nichts geändert.
Der Countdown läuft in der unteren Ecke des Bildschirms weiter, während Lola an der Seite ihres Zwillingsbruders in die Kamera lächelt. Lucas ist perfekt gestylt, als wäre er einem der zahlreichen Werbeplakate entsprungen, die überall in Miami verteilt sind. Er trägt sogar die dunkle Sonnenbrille der Gucci-Kampagne, der er sein Gesicht geliehen hat. Zumindest wird er dadurch nicht von den Blitzlichtern geblendet, die Lola etwas angespannt wirken lassen, weil sie gegen den Drang zu blinzeln ankämpfen muss. Aber vermutlich fällt das nur jemandem auf, der sie ohne den ganzen Medienrummel kennt. Nach außen hin wirkt sie so perfekt, so …
Ihre hellbraunen Augen scheinen mich nun direkt anzusehen, ihre Lippen bewegen sich, auch wenn bei all dem Lärm dort draußen niemand hören kann, was sie sagt. »Vielleicht brauche ich ja dich«, hat sie erst vor ein paar Tagen meine neu aufgekommenen Zweifel im Keim erstickt. Ich stelle mir vor, wie sie die Worte auch jetzt wiederholt, bevor sie sich bei Lucas einhakt und mit ihm der Menge zuwinkt.
Ich stemme mich vom Sessel auf, stecke das Handy in meine kleine Handtasche und hole noch einmal tief Luft. Der Countdown läuft weiter und ich rufe all die Bilder...
Erscheint lt. Verlag | 31.1.2022 |
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Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 Jahren • All-Age • Bestseller • Buch • Bücher • Geschenk • Geschenkidee • Jugendbuch • Karibik • Kreuzfahrt • Kreuzfahrtschiff • Lesen • Liebe • Literatur • Luxus • matching night • Neuerscheinungen 2022 • New Adult • Romance • Romantic Suspense • Romantic-Thriller • Sexy • Young Adult |
ISBN-10 | 3-473-51106-4 / 3473511064 |
ISBN-13 | 978-3-473-51106-8 / 9783473511068 |
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Größe: 442 KB
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