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Der dunkelste aller Zauber (eBook)

Packende und atmosphärische Fantasy
eBook Download: EPUB
2022
600 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-24901-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der dunkelste aller Zauber - Margaret Rogerson
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Traue niemals einem Zauberer ...
Wenn es eine Sache gibt, die die 16-jährige Elisabeth weiß, dann: Alle Zauberer sind abgrundtief böse. Seit sie als Findelkind auf den Treppen einer der Großen Bibliotheken von Austermeer ausgesetzt wurde, ist sie zwischen magischen Grimoires großgeworden - Büchern, die in den Regalen flüstern, ihre Eisenketten zum Klirren bringen und sich in tödliche Monster aus Tinte und Papier verwandeln, wenn man sie provoziert. Als durch einen Sabotageakt das gefährlichste Grimoire der ganzen Bibliothek freikommt, wird Elisabeth die Schuld an seinem Ausbruch gegeben. Elisabeth bleibt nichts anderes übrig, als sich ausgerechnet an ihren Erzfeind zu wenden - den Zauberer Nathaniel Thorn. Zusammen mit ihm und seinem dämonischen Diener Silas findet sich Elisabeth bald im Fadenkreuz einer jahrhundertealten Verschwörung wieder. Und diese droht, nicht nur alle Großen Bibliotheken in Flammen aufgehen zu lassen, sondern die ganze Welt ...

Wenn Margaret Rogerson nicht gerade schreibt, trifft man sie beim Malen, Lesen, Gaming, Puddingkochen oder auf der Suche nach Kröten und Pilzen im Wald an. Zu ihren Hobbys zählen außerdem das Sammeln seltsamer Schals und der Konsum von mehr Dokumentarfilmen als sozial akzeptabel wäre (das behaupten zumindest einige). Derzeit lebt sie im Norden von Cincinnati, Ohio.

1


DIE NACHT BRACH HEREIN, als der Tod in der Großen Bibliothek von Summershall vorfuhr. Er traf in einer Kutsche ein. Elisabeth stand im Hof und beobachtete die Pferde, die mit wildem Blick und Schaum vor den Mäulern durch die Tore galoppierten. Über ihr loderten in den Turmfenstern der Großen Bibliothek die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs, als stünden die Räume dahinter in Flammen. Das Licht wich schnell immer weiter nach oben zurück. Die auf der regennassen Brüstung der Bibliothek wachenden Engel und Wasserspeier warfen lange Schattenfinger.

Die Kutsche hielt schlingernd an; auf der Seite glänzte ein vergoldetes Emblem: ein Kreuz aus Feder und Schlüssel, das Emblem des Collegiums. Eisenstäbe machten aus dem hinteren Teil der Kutsche eine Gefängniszelle. Trotz der kühlen Nacht hatte Elisabeth schweißfeuchte Hände.

»Scrivener«, sagte die Frau neben ihr. »Habt Ihr Euer Salz? Eure Handschuhe?«

Elisabeth tastete die Lederriemen, die kreuz und quer über ihren Oberkörper liefen, nach den daran befestigten Beuteln und dem Salzfässchen an ihrer Hüfte ab. »Jawohl, Direktorin.« Das Einzige, was ihr fehlte, war ein Schwert. Doch das würde sie erst als Aufseherin bekommen, nach vielen Jahren Ausbildung am Collegium. Nur wenige Bibliothekarinnen kamen so weit. Entweder gaben sie vorher auf oder sie starben.

»Sehr gut«, lautete die knappe Antwort der Direktorin. Sie war eine unnahbare elegante Frau mit eisbleichen Zügen und flammend rotem Haar. Von ihrer linken Schläfe bis zum Kinn verlief eine aufgeworfene Narbe, die dauerhaft einen Mundwinkel zur Seite zog. Wie Elisabeth hatte sie Lederriemen über der Brust, darunter trug sie allerdings keinen Auszubildendenkittel, sondern die Uniform einer Aufseherin. Die Messingknöpfe ihrer blauen Jacke und die blank geputzten Stiefel glänzten im Laternenlicht. Das Schwert an ihrer Seite war schmal und spitz und am Knauf mit Granaten besetzt.

Das Schwert war berühmt in Summershall. Es trug den Namen Dämonenschlächter und die Direktorin hatte im zarten Alter von neunzehn damit gegen ein Malefict gekämpft. Es hatte ihr die Narbe eingetragen, von der es hieß, dass sie ihr beim Sprechen unerträgliche Schmerzen bereitete. Elisabeth bezweifelte die Korrektheit dieser Gerüchte, doch die Direktorin wählte ihre Worte in der Tat mit Sorgfalt und lächelte niemals.

»Und denkt daran«, fügte die Direktorin schließlich hinzu, »sobald Ihr beim Betreten des Tresorraums eine Stimme in Eurem Kopf hört, ignoriert sie. Wir haben es hier mit einem Klasse Acht zu tun, viele Jahrhunderte alt, damit ist nicht zu spaßen. Es hat im Laufe seiner Existenz Dutzende von Menschen in den Wahnsinn getrieben. Seid Ihr bereit?«

Elisabeth schluckte. Der Kloß in ihrer Kehle verhinderte eine Antwort. Sie konnte kaum glauben, dass die Direktorin mit ihr sprach, und noch viel weniger, dass sie sie herbestellt hatte, um beim Transport einer Lieferung in den Tresorraum behilflich zu sein. Normalerweise wurde eine solche Verantwortung keiner Bibliothekarin übertragen, die noch in Ausbildung war. Hoffnung prallte in ihr hin und her wie ein in einem Haus gefangener Vogel, der zu flüchten versucht, abprallt und es bis zur Erschöpfung immer wieder versucht, weil ein weit entfernter offener Himmel lockt. Doch die Angst flatterte wie ein Schatten hinterher.

Sie gibt mir eine Chance, mich der Ausbildung zur Aufseherin würdig zu erweisen, dachte Elisabeth. Zu versagen, wäre mein Tod, auch wenn ich dann zumindest nützlich wäre. Sie können mich im Garten begraben und die Radieschen mit mir düngen.

Sie nickte und wischte sich die schweißnassen Hände an ihrem Kittel ab.

Die Direktorin schritt über den Hof und Elisabeth folgte ihr. Der Schotter knirschte unter ihren Absätzen. Je näher sie der Kutsche kamen, umso intensiver wurde der faulige Geruch in der Luft, er erinnerte an mit Wasser vollgesogenes Leder, das am Ufer vor sich hin rottete. Elisabeth war in der Großen Bibliothek aufgewachsen, umgeben von dem Tinte-Pergament-Duft magischer Bücher. Dieser Gestank hier war gänzlich ungewohnt für sie, er ließ ihre Augen tränen und erzeugte Gänsehaut auf ihren Armen. Er machte sogar die Pferde nervös. Sie scheuten in ihrem Zaumzeug und wirbelten den Schotter auf, ohne sich um die Besänftigungsversuche des Kutschers zu kümmern. In gewisser Weise beneidete Elisabeth sie, schließlich wussten sie wenigstens nicht, was sie den ganzen Weg von der Hauptstadt hinter sich hergezogen hatten.

Zwei Aufseher sprangen vom Kutschbock, die Hände auf dem Heft ihrer Schwerter. Elisabeth zwang sich, nicht zurückzuweichen, als sie sie mit finsteren Blicken musterten. Vielmehr richtete sie sich auf, reckte das Kinn und bemühte sich, ebenfalls eine undurchdringliche Miene aufzusetzen. Selbst wenn sie sich nie ein Schwert verdienen sollte, konnte sie zumindest tapfer genug wirken, um eines zu schwingen.

Der Schlüsselring der Direktorin rasselte, die hinteren Türen der Kutsche öffneten sich mit einem zittrigen Ächzen. In der Düsternis schien die Zelle aus Eisenstäben auf den ersten Blick leer zu sein. Doch dann entdeckte Elisabeth einen Gegenstand auf dem Boden: eine flache, viereckige Eisenkassette, die mit mehr als einem Dutzend Schlösser gesichert war. Einem Laien mussten die Vorsichtsmaßnahmen absurd erscheinen – allerdings nicht lange. In der dämmrigen Stille hallte ein einziger dumpfer Schlag aus dem Inneren der Kassette, kraftvoll genug, um die Kutsche erbeben zu lassen und die Türen in den Angeln durchzurütteln. Eines der Pferde wieherte ängstlich.

»Schnell«, sagte die Direktorin. Sie nahm einen der Griffe, Elisabeth packte den anderen. Sie hievten die schwere Kassette hoch und gingen auf die Tür mit der Inschrift zu. Die Schriftrolle über dem Türbogen wurde links und rechts von weinenden Engeln gehalten. OFFICIUM ADUSQUE MORTE, war verschwommen im Halbdunkel zu lesen. Das Motto der Aufseher. Pflicht bis in den Tod.

Sie betraten einen langen, bräunlichen Steinkorridor, der von flackernden Kerzen erhellt wurde. Das bleierne Gewicht der Kassette zog bereits an Elisabeths Arm. Dass sich die Kassette plötzlich nicht mehr rührte, war nicht dazu angetan, Elisabeth zu beruhigen. Vielmehr befürchtete sie, dass das Buch darin lauschte. Wartete.

Neben dem Eingang zum Tresorraum wachte ein weiterer Aufseher. Als er Elisabeth neben der Direktorin erkannte, schimmerte Verachtung in seinen kleinen Augen. Dies war Aufseher Finch, ein nörglerischer Mann mit kurzem grauen Haar und einem aufgedunsenen Gesicht, in dem seine Züge versanken wie Rosinen in einem Brotpudding. Unter den Auszubildenden war seine rechte Hand berüchtigt, die größer und muskulöser war als die andere, weil er sie ständig damit auspeitschte.

Elisabeth umklammerte den Griff der Kassette, bis ihre Knöchel weiß hervortraten, und machte sich instinktiv darauf gefasst, dass er sie gleich schlagen würde. Doch vor der Direktorin konnte ihr Finch nichts anhaben. Vor sich hin brummend zog er an einer Kette. Zentimeter für Zentimeter hob sich ein Fallgitter und reckte seine spitzen schwarzen Zähne über ihren Köpfen. Elisabeth trat einen Schritt vor.

Die Kassette schlingerte.

»Immer mit der Ruhe«, fuhr die Direktorin Elisabeth an, als sie beide gegen die Steinwand taumelten und nur mit Mühe das Gleichgewicht halten konnten. Elisabeths Magen krampfte sich zusammen. Ihr Stiefel ragte über den Rand der Wendeltreppe, die in einer schwindelerregenden Spirale in die Dunkelheit hinunterführte.

Ihr schwante die schreckliche Wahrheit. Das Grimoire, das Zauberbuch, hatte sie zu Fall bringen wollen. Sie malte sich aus, wie die Kassette die Treppe hinuntergepoltert und auf die Steinplatten am Ende geschlagen und aufgebrochen wäre … Es wäre ihre Schuld gewesen …

Die Hand der Direktorin packte sie an der Schulter. »Schon gut, Scrivener. Es ist ja nichts passiert. Haltet Euch am Geländer fest und geht weiter.«

Mit Anstrengung wandte sich Elisabeth von Finchs missbilligendem Blick ab. Sie stiegen die Treppe hinab. Eine unterirdische Kälte wehte ihnen entgegen, sie roch nach kaltem Stein und Schimmel und etwas weniger Natürlichem. Der Stein selbst verströmte die Niedertracht der alten Gegenstände, die seit Jahrhunderten in der Dunkelheit schmachteten und deren Bewusstsein weder Schlaf fand noch träumen konnte. In der von Tausenden Pfunden Erde gedämpften Stille hörte Elisabeth nur den eigenen Herzschlag.

In ihrer Kindheit hatte sie die unzähligen Ecken und Winkel der Großen Bibliothek erforscht, in zahllose Geheimnisse hineingespäht, doch im Tresorraum war sie noch nie gewesen. Wie etwas Unaussprechliches, das sich unter dem Bett versteckte, hatte dieser ihr ganzes Leben unter der Bibliothek gelauert.

Dies hier ist meine Chance, rief sie sich in Erinnerung. Sie durfte keine Angst haben.

Sie kamen in eine Kammer, die der Gruft einer Kathedrale ähnelte. Die Wände, die Decke und der Boden waren alle aus demselben grauen Stein geschlagen. Die geriffelten Säulen und die Gewölbedecke zeugten von Kunstfertigkeit und sogar Ehrerbietung. In den Wandnischen flackerten zu Füßen der Engel Kerzen. Mit traurigen, umschatteten Augen wachten sie über Reihen eiserner Regale, die in der Mitte des Tresorraumes Gänge bildeten. Im Gegensatz zu den Regalen im überirdischen Teil der Bibliothek waren diese hier festgeschweißt. Ketten sicherten die verschlossenen Kassetten, die wie Schubladen zwischen die Regalböden passten.

Elisabeth redete sich...

Erscheint lt. Verlag 9.5.2022
Reihe/Serie Der-dunkelste-aller-Zauber-Reihe
Der-dunkelste-aller-Zauber-Reihe
Übersetzer Claudia Max
Sprache deutsch
Original-Titel A SORCERY OF THORNS
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2022 • ab 14 • ab 14 Jahre • Bartimäus • Bücher • Bücher Neuerscheinungen 2022 • Buecher • Dämonen • Dark Fantasy • Das dunkle Herz des Waldes • eBooks • enemies to lovers • Fantasy • Fantasy Neuerscheinung 2022 • Geschenk • Geschenke • Jonathan Stroud • Jugendbuch • Jugendbücher • Jugendbücher ab 14 • Junge Erwachsene Romane • Liebe • Mädchen Geschenke • Magie • Magische Bücher • Mary E. Pearson • Naomi Novik • Neuerscheinung • New York Times Bestseller • Rabenprinz • scholomance • starke Heldin • Teenager Mädchen Bücher • Uprooted • Victoria Schwab • Weihnachtsgeschenke • Weihnachtsgeschenke für Kinder • weinachtsgeschenke • Young Adult
ISBN-10 3-641-24901-5 / 3641249015
ISBN-13 978-3-641-24901-4 / 9783641249014
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