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Stolen 3: Verwoben in Vergessen (eBook)

Eine magische Fantasy-Liebesgeschichte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
368 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65491-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stolen 3: Verwoben in Vergessen -  Emily Bold
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Der finale Band der emotionalen Stolen-Trilogie von Silberschwingen-Autorin Emily Bold.  Je mehr Abby Woods über die Welt der Schatten, ihr eigenes Erbe und die Kraft der drei Ringe erfährt, umso überzeugter ist sie, dass kein Mensch eine derartige Macht besitzen darf. Weder Bastian, der Teile ihrer Seele gestohlen, noch Tristan, der ihr Herz manipuliert hat. Abby kämpft um Kontrolle über ihre Gefühle und ihr Gewissen, und für die Hoffnung auf eine Zukunft inmitten einer intakten, liebenden Familie. Als Owen, der Hüter des letzten verbliebenen Rings, seine Finger nach ihren Erinnerungen ausstreckt, hat Abby keine Wahl. Sie trifft eine folgenschwere Entscheidung. Den Preis, den sie dafür zahlen muss, ist höher als gedacht. Und nicht nur sie muss ihn bezahlen ...

Emily Bold, Jahrgang 1980, schreibt Romane für Jugendliche und Erwachsene. Ob historisch, zeitgenössisch oder fantastisch: In den Büchern der fränkischen Autorin ist Liebe das bestimmende Thema. Nach diversen englischen Übersetzungen sind Emily Bolds Romane mittlerweile auch ins Türkische, Ungarische und Tschechische übersetzt worden, etliche ihrer Bücher gibt es außerdem als Hörbuch. Wenn sie mal nicht am Schreibtisch an neuen Buchideen feilt, reist sie am liebsten mit ihrer Familie in der Welt umher, um neue Sehnsuchtsorte zu entdecken. Mehr Informationen gibt es unter: emilybold.de Die Autorin steht für Lesungen zur Verfügung.

Eddy Sparkle und der Kater


Ich wusste nicht, wohin. Mit dem Herzring in der Hand erschien mir jeder Ort wie eine Falle. Jeder Schatten machte mir Angst und ich sah dunkle Geister, in jeder Ecke. Mir rann der Schweiß den Rücken hinab und ich hatte Seitenstechen, so schnell war ich gerannt. Jetzt presste ich mir die Hand aufs Zwerchfell und atmete tief durch. Meine Kehle brannte. Mein Mund war wie ausgetrocknet. Jedes Auto, das an mir vorbeikam, ließ mich zusammenzucken, jedes Geräusch jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich wünschte mir nur, die Nacht würde enden und die aufgehende Sonne nur einige der Nachtschatten vertreiben, die ihre dunkle Kälte nach mir ausstreckten.

Ich hatte vorgehabt, nach Hause zu gehen, in mein Elternhaus in Northfleet, denn dort hatte ich meinen Vater zuletzt gesehen. Er hatte mir nicht gesagt, wo wir uns wieder treffen würden. Er hatte sich nicht verabschiedet, als er gegangen war. Hatte nur mein Spitzmesser mitgenommen – und den Seelenring.

Ich löste meine Hand vom Zwerchfell, strich mir die aubergine gefärbten Haare aus der Stirn und verlangsamte meine Schritte. Kurz blieb ich stehen und sah mich nach allen Richtungen um. Da war nichts, was mir Angst machen musste, und doch konnte ich das beklemmende Gefühl, verfolgt zu werden, nicht abschütteln. Ich musste den Herzring irgendwo sicher verstecken, ehe Bastian mich finden würde. Ich musste ihn aber auch vor meinem Vater verstecken, denn auch wenn alles, was er mir gesagt hatte, logisch klang … irgendwas ließ mich zögern. Und wenn ich ihm die Macht des Herzrings übergeben würde, musste ich absolut sicher sein, damit keinen Fehler zu begehen. Bastians Leben hing davon ab.

Ich lauschte einen Moment in die Dunkelheit, ehe ich über eine halbhohe Gartenmauer stieg und mich zwischen zwei Rhododendren hindurchschlug. Das kleine Häuschen lag tagsüber im Schatten einer alten Eiche, jetzt in der Dunkelheit wirkte es noch mal finsterer. Dabei war mir das kleine Reihenhaus immer warm und sicher erschienen. Ich sah nach oben zu den Fenstern im ersten Stock, als etwas mein Bein streifte.

»Gott!«, stieß ich hervor und schrak zurück. Der Rhododendron riss an meinen Haaren und ich schlug mir die Hand auf den Mund, um nicht zu schreien. Gelbe Augen blinzelten mir entgegen und ein träges »Miau« hieß mich willkommen. »Verdammt, Kater!«, murrte ich zitternd und ging in die Hocke, um über das dunkle Fell zu streichen. »Hast du mich erschreckt!«

Mit gehobenem Schwanz strich mir der Kater um die Beine und drückte sich so fest an mich, dass ich beinahe nach hinten in die Büsche gekippt wäre. Sein Schnurren kam mir in der Stille so laut vor wie der Motor eines Rasenmähers. »Ist ja gut«, flüsterte ich und kraulte ihn unterm Kinn. »Ist ja gut.« Ob meine Worte nur ihm oder auch mir selbst galten, wusste ich nicht so genau, denn das freudige Willkommen des Katers trieb mir die Tränen in die Augen. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Wie sehr ich vermisst hatte, mit ihm auf dem Sofa zu sitzen, während Florence über ihre neueste Hutkreation sprach. Wie sehr ich das Gefühl vermisst hatte, ein richtiges Zuhause zu haben. Ich versuchte vergeblich, den Kloß hinunterzuschlucken, der mir plötzlich in der Kehle brannte. Der Kater hüpfte auf meine Oberschenkel und ich ging mit dem Knie ins Gras. »Hör schon auf«, lachte ich leise, als er sich regelrecht an mein Gesicht schmiegte. »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Ich schob ihn sanft von mir und stand auf. Doch seinem sehnsüchtigen Blick konnte ich nicht standhalten und so hob ich ihn hoch und schlich mit ihm auf dem Arm weiter bis zur Hintertür. Ich streckte mich, um den Türrahmen erreichen zu können, wo wie immer ein Hausschlüssel versteckt war.

»Wir müssen echt ganz leise sein«, beschwor ich den Kater und steckte den Schlüssel ins Schloss. Als ich die Tür öffnete, war es, als würde mich das Haus umarmen. Ich trat ein und fühlte mich sofort zu Hause.

Ich setzte den Kater ab, der mir direkt wieder protestierend um die Beine schlich. Dann schloss ich leise die Tür hinter mir. Mein Zimmer lag im ersten Stock, genau gegenüber von Florence’ Schlafzimmer. Trotzdem hatte ich keine Angst, sie zu wecken. Ich hatte mich in den letzten Jahren immer wieder heimlich aus dem Haus geschlichen. Immer wieder war ich nachts erst viel zu spät wieder zurückgekommen, ohne dass meine Pflegemutter je bemerkt hätte, dass ich fort gewesen war. Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, hatte ich es ihr wirklich nicht leicht gemacht. Es war kein Wunder, dass ich schließlich in Darkenhall, der Schule für Problemkinder, gelandet war. Nur hatte wohl niemand damit gerechnet, dass ausgerechnet diese Schule mir die allergrößten Probleme bereiten würde.

Aber wer hätte schon ahnen können, dass ich dort auf Schattenspringer wie Tristan Tremblay stoßen würde? Oder auf den Hüter des Seelenrings, Bastian Tremblay? Oder auf Leute wie Skye und Owen, die ebenfalls Ringhüter waren? Hüter des Herzrings und des Erinnerungsrings. Und wer hätte schon gedacht, dass ausgerechnet ich durch meine Vorfahren mit diesen unwirklichen Dingen verbunden war? Ich schüttelte den Kopf über diesen Wahnsinn und schlich die Treppe hinauf. Ich wusste genau, wohin ich meine Füße setzen konnte, ohne dass die Stufen knarzten.

Ohne Zwischenfälle erreichte ich mein Zimmer und schloss leise hinter dem Kater die Tür. Erst dann erlaubte ich mir ein paar tiefe und beruhigende Atemzüge. Ich hatte es geschafft. Ich war in Sicherheit. Zumindest fühlte es sich so an. Alle Anspannung fiel von mir ab und ich sah dem Kater zu, wie er mit einem Satz auf mein Bett sprang und sich auf dem Kopfkissen zusammenrollte. Im Mondlicht glänzten die Augen meines rosa Teddys Eddy Sparkle, den ich schon als Dreijährige von meiner Mutter zum Geburtstag bekommen hatte. Sein weicher Pelz war stellenweise verfilzt, doch da mir nicht viel aus meiner Kindheit geblieben war, war er mir heute noch so wichtig wie damals.

Und als ich ihn nun so am Bettpfosten sitzen sah, da wollte ich nur eines: Mich mit dem Kater und Eddy Sparkle unter die warme Decke kuscheln und tief und fest einschlafen. Doch dafür war keine Zeit. Ich hob meine Hand und löste vorsichtig meine um den Ring verkrampften Finger. Als der Herzring auf meiner Handfläche lag, schimmerte er schwach im matten Dämmerlicht. Trotzdem kam es mir so vor, als glühte das Metall regelrecht.

»Vitalinaurum«, murmelte ich und verglich es im Geiste mit dem Material, aus dem das Schnitzmesser bestand, das mein Vater mir vor vielen Jahren geschenkt hatte. Er hatte es aus einem Metall geschmiedet, das noch nicht einmal einen Namen trug. Es entstammte – ebenso wie die drei Ringe aus Vitalinaurum – einem Amulett, welches die Macht besaß, das Tor des Lichts, also das Tor zur Totenwelt, zu öffnen. Das Metall meines Messers bildete einst die Fassung für das machtvolle Vitalinaurum, aus dem schließlich die drei Ringe geschmiedet worden waren.

Ich strich mit dem Finger über den Ring und die Macht, die in ihm verborgen lag, verursachte mir eine Gänsehaut.

Die Macht dieses Rings hatte mein Herz manipuliert. Meine Gefühle. Und darum war es richtig, die Ringe zu zerstören. Es war richtig, das Vitalinaurum wieder in die Fassung zu bannen.

Ich schluckte und ließ mich aufs Bett sinken. Die Worte meines Vaters hallten mir durch den Kopf, sodass ich fast glaubte, er würde neben mir sitzen.

»Die Ringhüter haben keine Ahnung, dass die Fassung des Amuletts die Macht des Vitalinaurums unter Kontrolle gehalten hat. Sie wissen nicht, dass die Fassung der Schlüssel zu allem ist«, hörte ich ihn sagen. »In unseren Genen tragen wir den Schlüssel zum Tor des Lichts, Abby. Ohne uns kann niemand das Tor des Lichts öffnen. Denn die Macht des Vitalinaurums ist unbeherrscht. Sie droht mit ihrer Gier selbst die Ringhüter zu zerstören. Nur das Metall aus deinem Messer kann diese Gier kontrollieren, nur durch die Fassung wird ein wirklicher Schlüssel daraus. Sie verleiht uns die Kontrolle und die Macht, jede Tür zu öffnen und uns das zu nehmen, was wir wollen. Das ist vielleicht das Wüten in uns – wir nehmen uns Dinge, die eigentlich verschlossen bleiben sollten.«

Finger für Finger legte ich die Hand wieder um den Ring. Mein Dad hatte recht. Ich hatte der Dunkelheit in mir nachgegeben und mir den Herzring genommen, obwohl er mir nicht gehörte. Ich war diesem Drang gefolgt und hatte auch den den zweiten Tremblay-Bruder bestohlen.

Mit einem Seufzen ließ ich mich rückwärts neben dem Kater in die Kissen fallen und starrte zur Decke. Tristan Tremblays Kuss haftete noch meinen Lippen an, aber auch die kurze Berührung von Bastians Hand, als ich an ihm vorbei die Flucht ergriffen hatte, brannte noch immer sehnsüchtig auf meiner Haut.

Zwei Brüder, und beide hatten mir etwas genommen. Bastian hatte mir einen Teil meiner Seele geraubt, Tristan mein Herz manipuliert. Und obwohl das so war, obwohl er mir die Gefühle für Bastian regelrecht aus der Brust gerissen hatte, hallte irgendwo noch das Echo dieser Empfindungen in mir nach, denn meine Erinnerungen waren mir geblieben.

Ich erinnerte mich an die Nacht in Bastians Armen, an seine Küsse. Ich wusste, wie glücklich und gut ich mich gefühlt hatte. Und doch … schlug mein Herz beim Gedanken daran nicht schneller. Stattdessen schlug es für Tristan. Den Herzdieb mit den blonden Haaren und den verführerischen Sprüchen. Aber ich wusste, es war nicht echt. Auch wenn es sich verdammt echt anfühlte.

Der Kater maunzte und drehte sich einmal um sich selbst, ehe er sich in genau derselben Position wieder hinlegte. Er schleckte seine Pfote, dann...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2021
Reihe/Serie Stolen
Stolen
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Bittersweet • Coming of Age • Erste Liebe • Internat • Jugendbuch ab 12 • Jugendbuch für Mädchen • Jugendbuch neu • Liebesroman • London • Paranormal • Pflegefamilie • Romantik • starkes Mädchen • tragische Liebesgeschichte • verbotene liebe buch • Verrat
ISBN-10 3-522-65491-9 / 3522654919
ISBN-13 978-3-522-65491-3 / 9783522654913
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