Denn die Lüge bist du (eBook)
304 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-14408-0 (ISBN)
Wenn dein ganzes Leben eine Lüge ist: Traust du dich, sie aufzudecken?
Als die siebzehnjährige Chloe mit ihrer Mutter nach Joyful, Texas, zieht, ist ihr zunächst alles fremd. Doch es gibt auch Momente, in denen ihr ein Duft, ein Gefühl oder ein Ort seltsam vertraut vorkommen. Die Déjà-vus werden so extrem, dass sie schon glaubt, verrückt zu sein. Dann konfrontiert ausgerechnet der gefährliche, aber attraktive Cash sie mit einem Verdacht: Seine Pflegeeltern hatten eine Tochter, die mit drei Jahren entführt worden ist, und Chloe sieht ihr verdammt ähnlich. Kann es sein, dass ihr Leben auf einer Lüge fußt? Cash und Chloe machen sich auf die Suche nach der Wahrheit. Doch die Wahrheit kann tödlich sein ...
Von der Autorin der Shadow-Falls-Camp-Reihe!
Ein perfekt aufgebauter psychologischer Thriller, verbunden mit einer heißen Liebesgeschichte!
C. C. Hunter ist mit der »Shadow Falls Camp«-Reihe zur internationalen Bestsellerautorin geworden. Im wahren Leben heißt sie Christie Craig und lebt mit ihrem Ehemann in Tomball, Texas. Wenn sie gerade an keinem neuen Roman voll Spannung und Romantik schreibt, arbeitet sie als Schreibcoach oder als Fotojournalistin oder streift mit ihrem Hund Lady durch die Wiesen um ihr Haus herum.
Kapitel 1
»Was tust du da?«, frage ich, als Dad an einer Tankstelle hält, obwohl wir nur noch ein paar Kilometer von dem Haus entfernt sind, in dem ich jetzt mit meiner Mum lebe. Meine Stimme klingt eingerostet, weil ich auf der fünfstündigen Fahrt kaum ein Wort gesprochen habe. Aber ich hatte Angst, dass, wenn ich etwas sagen würde, alles aus mir herausbrechen könnte: meine Wut. Meine Verletztheit. Meine Enttäuschung über den Mann, der einmal mein Superheld gewesen war.
»Ich muss tanken und zur Toilette«, antwortet er.
»Zur Toilette? Du kannst also nicht mal das Haus betreten, wenn du mich bei Mum ablieferst?« Mein Herz fühlt sich an wie eine Kugel aus Alufolie, die jemand zusammengeknüllt hat.
Unsere Blicke treffen sich, und er ignoriert meine Frage. »Willst du irgendetwas?«
»Ja. Mein verdammtes Leben zurück!« Ich springe aus dem Auto und werfe die Tür so fest zu, dass der Knall laut durch die heiße texanische Luft hallt. Dann stürme ich über den Parkplatz, den Blick auf meine weißen Sandalen gerichtet, die über den Asphalt trommeln, während ich gegen die Tränen ankämpfe.
»Chloe«, ruft mir mein Dad hinterher.
Ich laufe schneller. Immer noch mit gesenktem Blick reiße ich die Tür zum Laden auf und rausche hinein – und stoße frontal mit jemandem zusammen.
»Mist«, höre ich jemanden mit dunkler Stimme fluchen.
Ein Styroporbecher fällt zu Boden. Rotes Slush-Eis explodiert über meinen weißen Sandalen, während der Becher umgekippt liegen bleibt und rot auf die weißen Fliesen blutet.
Ich schlucke schwer und zucke zurück, entferne meinen B-Körbchen-Busen wieder von der Brust des fremden Kerls.
»Sorry«, murmelt er, obwohl es meine Schuld gewesen ist.
Ich zwinge mich, den Blick zu heben, wobei ich als Erstes seine breite Brust bemerke, danach seine Augen und die rabenschwarzen Haare, die ihm über die Augenbrauen fallen. Na super! Hätte es nicht einfach irgendein alter Sack sein können?
Der Ausdruck seiner hellgrünen Augen verwandelt sich von entschuldigend zu geschockt und dann zu wütend.
Ich hätte etwas sagen – mich ebenfalls entschuldigen sollen –, doch ich habe einen fetten Kloß im Hals.
»Shit.« Das Wort scheint ihm ungewollt zu entweichen.
Ja, das ist alles ziemlich beschissen! Ich höre, wie mein Dad draußen wieder meinen Namen ruft.
Mein Hals ist wie zugeschnürt, und Tränen brennen mir in den Augen. Weil es mir peinlich ist, vor einem Fremden zu weinen, streife ich schnell meine Sandalen ab und gehe barfuß zu einem der Kühlschränke. Ich öffne die Glastür und stecke den Kopf in die Kälte, weil ich dringend eine Abkühlung brauche. Hastig wische ich ein paar Tränen weg, als ich jemanden hinter mir höre. Dad lässt wirklich nicht locker.
»Gib doch einfach zu, dass du Mist gebaut hast!« Ich schaue auf und sehe in die gleichen hellgrünen Augen von eben, die immer noch wütend dreinblicken. »Ich dachte, du wärst … Sorry«, murmele ich, wohl wissend, dass es ein wenig spät ist für eine Entschuldigung. Sein Gesichtsausdruck macht mich nervös.
Doch er starrt weiter. Völlig ungeniert. Als ginge es um viel mehr als einen verschütteten Slushie.
»Ich bezahle dir den Slushie.« Als er nicht einmal blinzelt, füge ich hinzu. »Tut mir leid.«
»Warum bist du hier?« Die Frage klingt gepresst.
»Was? Kennen wir uns?« Ich weiß, mein Verhalten war ein wenig unhöflich, aber abgesehen davon, dass er ziemlich heiß ist, fängt dieser Typ an, mir Angst zu machen.
»Was meinst du damit?«, entgegne ich.
»Was auch immer du im Schilde führst, lass es sein.«
Er starrt mich immer noch an, und ich fühle mich, als würde ich unter seinem Blick dahinschrumpfen.
»Ich führe doch nichts … Du musst mich mit jemandem verwechseln.« Ich schüttle den Kopf, nicht sicher, ob dieser Typ genauso durchgeknallt ist wie sexy. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Aber ich habe mich bereits entschuldigt.« Ich schnappe mir eine kalte Getränkedose aus dem Kühlschrank und eile mit den klebrigen Sandalen unterm Arm zur Kasse.
»Vorsicht!«, ruft der Kassierer meinem Dad zu, während er mit einem Mob die klebrige Flüssigkeit vom Boden aufwischt.
»Sorry«, murmele ich kleinlaut und zeige dann auf meinen Dad, der kurz hinter dem Eingang stehen geblieben ist. »Er bezahlt die Cola hier! Und den Slushie.«
Ich stürme zum Auto, steige ein und halte mir die kalte Cola-Light-Dose an die heiße Stirn. Mir sträuben sich die Nackenhaare. Ich schaue mich um und entdecke den seltsamen, heißen Typen, der vor dem Laden steht und mich wieder anstarrt.
Was auch immer du im Schilde führst, lass es sein.
Yep, durchgeknallt. Ich wende den Blick ab, um seinem Starren zu entkommen.
Dad kommt zurück und steigt ins Auto. Er fährt jedoch nicht los, sondern sitzt einfach da und beäugt mich von der Seite. »Weißt du, für mich ist das auch nicht einfach.«
»Klar.« Wieso bist du dann gegangen?
Er lässt den Motor an, doch als ich mich im Wegfahren noch einmal umdrehe, sehe ich, wie der dunkelhaarige Junge auf dem Parkplatz steht und sich etwas in der Handfläche notiert.
Schreibt er sich etwa das Kennzeichen von Dads Auto auf? Was für ein Freak. Fast hätte ich etwas zu Dad gesagt, doch da fällt mir wieder ein, wie sauer ich auf ihn bin.
Dad fährt vom Parkplatz runter. Ich schaue in den Rückspiegel. Der heiße Kerl steht da, den Blick immer noch auf unser Auto gerichtet, also beobachte ich ihn, bis er nur noch ein winziger Punkt im Spiegel ist.
»Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist«, sagt mein Dad. »Ich denke auch jeden Tag an dich.«
Ich nicke, sage jedoch nichts.
Minuten später hält Dad vor unserem Briefkasten. Oder besser: vor Mums und meinem Briefkasten. Dads Zuhause ist nicht mehr unser Zuhause. »Ich rufe dich morgen an, um zu fragen, wie dein erster Tag in der Schule war.«
Mir wird sofort flau im Magen, als er mich daran erinnert, dass ich ab morgen in eine neue Schule gehen werde. Ich starre das alte Haus in der alten Nachbarschaft an. Es hat einmal meiner Großmutter gehört. Die letzten Jahre hat meine Mutter es an ein älteres Ehepaar vermietet. Jetzt leben wir hier. In einem Haus, das nach alten Leuten riecht … und nach Traurigkeit.
»Ist sie da?«, fragt Dad.
Unser Haus liegt dunkel in der Abenddämmerung. Goldenes Licht sickert aus dem Nachbarhaus, in dem Lindsey wohnt, die einzige Person in meinem Alter, die ich in der Stadt kenne.
»Mum ruht sich vermutlich aus«, antworte ich.
Er scheint zu zögern, ehe er fragt: »Wie geht es ihr?«
Das fragst du jetzt? Ich mustere ihn von der Seite, wie er das Lenkrad umklammert und das Haus anstarrt. »Gut.« Ich öffne die Beifahrertür, weil ich nicht vorhabe, den Abschied unnötig in die Länge zu ziehen. Es schmerzt noch zu sehr.
»Hey.« Er lächelt. »Bekomme ich wenigstens noch eine Umarmung?«
Ich will zwar nicht, aber aus irgendeinem Grund lehne ich mich über die Mittelkonsole und umarme ihn, denn obwohl ich stinksauer auf ihn bin, liebe ich ihn immer noch. Er riecht nicht einmal mehr wie mein Dad. Wahrscheinlich hat er ein Parfüm aufgetragen, das Darlene für ihn gekauft hat. Tränen brennen in meinen Augen.
»Tschüss.« Ich schwinge meine vom Slushie verfärbten Füße aus dem Auto.
Doch ehe ich mich aus dem Sitz erheben kann, sagt er: »Hat sie vor, demnächst wieder zu arbeiten?«
Ich fahre herum. »Hast du dich deshalb nach ihr erkundigt? Geht es dir ums Geld?«
»Nein.« Doch die Lüge ist so offensichtlich, dass sie schwer in der Luft zu hängen scheint.
Wer ist dieser Mann? Er färbt sich die grauen Schläfen. Er trägt eine Igelfrisur und ein T-Shirt mit dem Namen einer Band, von der er vor Darlene garantiert noch nie etwas gehört hat.
Ehe ich mich zurückhalten kann, sind die Worte schon heraus: »Wieso? Braucht deine Freundin ein neues Paar Jimmy Choos?«
»Hör auf, Chloe«, entgegnet er streng. »Du klingst schon wie deine Mutter.«
Erneut habe ich einen Kloß im Hals. »Ach, bitte. Wenn ich wie Mum klänge, würde ich sagen: ›Braucht die Hurenschlampe ein paar neue Jimmy Choos?‹« Wieder drehe ich mich zur Tür.
Er packt mich am Arm. »Hör mal zu, junge Dame, ich kann dich nicht zwingen, sie so zu lieben, wie ich es tue, aber ich erwarte von dir, dass du sie respektierst.«
»Sie respektieren? Respekt muss man sich verdienen, Dad! Würde ich solche Klamotten tragen wie sie, bekäme ich von dir Hausarrest aufgebrummt. Wenn ich es mir recht überlege, respektiere ich dich auch nicht mehr! Du hast mein Leben zerstört. Du hast Mums Leben zerstört. Und jetzt schläfst du mit einer Tussi, die achtzehn Jahre jünger ist als du.« Ich springe aus dem Auto und bin schon fast am Haus, als ich höre, wie seine Autotür geöffnet und wieder geschlossen wird.
»Chloe. Deine Sachen.« Er klingt wütend, doch da ist er in guter Gesellschaft, denn ich bin mehr als wütend – ich bin tief verletzt.
Würde ich nicht befürchten, dass er mir, so sauer, wie er ist, ins Haus folgt und einen Streit mit Mum vom Zaun bricht, wäre ich einfach weitergegangen. Doch ich ertrage es einfach nicht mehr, sie streiten zu hören. Und ich bin mir nicht sicher, ob Mum es noch erträgt. Ich habe also keine andere...
Erscheint lt. Verlag | 20.4.2021 |
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Übersetzer | Tanja Hamer |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | In Another Life |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Adoption • Bad Boy • Dreh dich nicht um • Erste Liebe • Erwachsenwerden • Familie • Identität • Jugendbuch • Jugendbücher • Jugendbücher ab 12 • jugendbücher krimi • jugendbücher liebesromane • Jugendbücher Mädchen • jugendbücher thriller • Jugendbuch Liebe • Jugendbuch Liebesroman • Jugendbuch Mädchen • Jugendbuch Thriller • Jugendthriller • Kindesentführung • Lügen • Lying Game • Missing Sophie • Nichts davon ist wahr • Scheidung der Eltern • Schicksal • Selbstvertrauen • USA • Zuhause |
ISBN-10 | 3-505-14408-8 / 3505144088 |
ISBN-13 | 978-3-505-14408-0 / 9783505144080 |
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