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Bestickt mit den Tränen des Mondes (Ein Kleid aus Seide und Sternen 2) (eBook)

Intrigen, Krieg und innere Dämonen - Fortsetzung des epischen Fantasy-Abenteuers mit fernöstlichem Setting
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93473-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bestickt mit den Tränen des Mondes (Ein Kleid aus Seide und Sternen 2) -  Elizabeth Lim
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Für die begabte Schneiderin Maia steht mehr auf dem Spiel als je zuvor!  Maia Tamarin hat alle drei magischen Kleider aus dem Blut der Sterne, dem Lachen der Sonne und den Tränen des Mondes vollendet. Doch der Preis dafür war hoch: Sie kehrt in ein Königreich zurück, das am Rande eines Krieges steht. Edan, der geheimnisvolle Magier, den sie liebt, ist verschwunden - und kaum hat sie den Herbstpalast betreten, ist sie gezwungen, das Kleid der Sonne anzuziehen und den Platz der zukünftigen Braut des Kaisers einzunehmen, um den Frieden zu wahren. Als die Rivalen des Kaisers die Wahrheit erfahren, bricht der Krieg los - doch das ist nicht der einzige Kampf, den Maia durchstehen muss: Seit sie von Dämon Bandur berührt wurde, verwandelt sich Maia langsam, aber stetig in einen Dämon. Wird sie Edan finden und hat sie eine Chance, den bösen Mächten zu entkommen?  Elizabeth Lim entführt ihre Leserinnen und Leser in diesem Zweiteiler in eine Welt voller Magie und Abenteuer, die an das alte China erinnert.  Die Bände der Fantasy-Dilogie:  Band 1: »Ein Kleid aus Seide und Sternen«  Band 2: »Bestickt mit den Tränen des Mondes«  »Meine Lieblingsschneiderin gleich nach Coco Chanel ist zurück!«  5-Sterne-Rezension auf goodreads 

Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York.

Elizabeth Lim wuchs in der Nähe von San Francisco auf und kam schon früh mit Märchen, Mythen und Liedern in Berührung. Nach ihrem Studium an der Juilliard School und am Harvard College arbeitete sie zunächst als Komponistin für Filme und Computerspiele, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seither stürmen ihre atmosphärischen Fantasy-Romane die Bestsellerlisten. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in New York. Barbara Imgrund studierte in München Neuere Deutsche Literatur, Mediävistik und Komparatistik. Sie war als Lektorin in verschiedenen Verlagen tätig, bevor sie sich selbstständig machte. Heute lebt und arbeitet sie als freie Übersetzerin und Schriftstellerin in Heidelberg.

Ich hatte einmal eine Mutter.

Sie lehrte mich, das feinste Garn, den feinsten Faden zu spinnen, aus Seidenraupen, die wir in unserem Garten voller Maulbeerbäume züchteten. Geduldig weichte sie Tausende Kokons ein, und gemeinsam wickelten wir die hauchdünnen Fäden auf Holzspulen auf. Als sie sah, wie flink meine kleinen Finger mit dem Rad hantierten und Seide wie Stränge aus Mondschein spannen, drängte sie meinen Vater dazu, mich als Näherin anzustellen.

»Lerne gut von Baba«, sagte sie zu mir, als er einwilligte. »Er ist der beste Schneider in Gangsun, und wenn du hart arbeitest, wirst du das eines Tages auch sein.«

»Ja, Mama«, erwiderte ich gehorsam.

Wenn sie mir damals gesagt hätte, dass Mädchen nicht Schneider werden konnten, hätte meine Geschichte vielleicht eine andere Wendung genommen. Doch so …

Während Mama meine Brüder großzog – den mutigen Finlei, den nachdenklichen Sendo und den ungestümen Keton –, lehrte mich Baba das Zuschneiden und Nähen und Sticken. Er schulte meine Augen darin, mehr als nur einfache Linien und Formen zu sehen, Schatten zu manipulieren und Schönheit durch Struktur herzustellen. Er ließ mich mit den verschiedensten Stoffen umgehen, von grober Baumwolle bis hin zu feiner Seide, um alle möglichen Arten von Gewebe zu beherrschen und zu erfahren, wie sie sich auf der Haut anfühlten. Er ließ mich alle Stiche auftrennen, wenn ich einen ausließ, und aus meinen Fehlern lernte ich, dass eine einzige Naht den Unterschied ausmachen konnte zwischen einem Kleidungsstück, das saß, und einem, das nicht saß. Dass sich ein unbeabsichtigter Riss ausbessern, aber nicht ungeschehen machen ließ.

Ohne die Ausbildung bei Baba hätte ich niemals die Schneiderin des Kaisers werden können. Aber es war Mamas großer Vertrauen in mich gewesen, das mir den Mut einflößte, es zu versuchen.

Abends, wenn wir die Werkstatt abgeschlossen hatten, rieb sie mir Salbe auf die wunden Finger. »Du bist wirklich die Tochter deines Vaters. Denk immer daran: Das Schneidern ist ein Handwerk, aber es ist auch eine Kunst. Setz dich ans Fenster, spüre das Licht und beobachte die Wolken und die Vögel.« Sie hielt inne und blickte über meine Schulter auf die Schnittmuster, an denen ich den ganzen Tag lang gearbeitet hatte. »Und vergiss die Freude nicht, Maia. Du solltest auch etwas für dich selbst anfertigen.«

»Aber ich wünsche mir nichts.«

Mama neigte bedächtig den Kopf. Als sie die heruntergebrannten Räucherstäbchen an unserem Familienschrein austauschte, nahm sie eine der drei Statuen von Amana hoch, die dort aufgestellt waren. Sie waren grob geschnitzt, Gesichter und Kleider hatte die Sonne gebleicht. »Warum nähst du nicht drei Kleider für unsere Mutter Göttin?«

Meine Augen wurden groß. »Mama, das könnte ich nicht. Sie müssten …«

»… die schönsten Kleider der Welt werden«, beendete sie den Satz für mich, zerstrubbelte mir das Haar und küsste mich auf die Stirn. »Ich werde dir helfen. Wir erträumen sie uns gemeinsam.«

Ich umarmte Mama, barg mein Gesicht an ihrer Brust und drückte sie ganz fest, sodass sich ihrer Kehle ein Lachen entrang, perlend wie der Saitenklang einer Zither.

Was würde ich darum geben, dieses Lachen noch einmal zu hören. Mama noch einmal zu sehen – ihr Gesicht zu berühren und mit den Fingern durch ihren dicken schwarzen Zopf zu fahren, während er sich auflöst und ihr das Haar in Wellen auf den Rücken fällt. Ich weiß noch, dass es mir nie gelang, Seide so weich wie ihr Haar zu spinnen, wie sehr ich es auch versuchte, und ich weiß auch noch, dass ich immer dachte, die Sommersprossen auf ihren Wangen und Armen seien Sterne. Keton und ich saßen auf ihrem Schoß, ich versuchte, sie zu zählen, und Keton versuchte, sie wegzuwischen.

Und die Geschichten, die sie uns erzählte! Es war Mama, die davon träumte, Gangsun zu verlassen und am Meer zu leben. An uns gab sie die Geschichten weiter, mit denen sie selbst aufgewachsen war – von furchtlosen Seeleuten, Wasserdrachen und goldenen Fischen, die Wünsche gewährten – und die Sendo in seine Seele aufsog.

Sie glaubte an Feen und Geister, an Dämonen und Götter. Sie brachte mir bei, Amulette für durchziehende Reisende zu nähen, Papierkleider zuzuschneiden, die wir für unsere Ahnen verbrannten, und Bannsprüche zu schreiben, um böse Geister zu vertreiben. Am meisten von allem glaubte sie an das Schicksal.

»Keton sagt, es sei nicht mein Schicksal, ein Schneider wie Baba zu werden«, kam ich eines Nachmittags einmal weinend zu ihr, tief verletzt über die Worte meines Bruders. »Er sagt, dass Mädchen nur Näherinnen werden können, und wenn ich zu hart arbeite, werde ich nie Freunde gewinnen, und kein Junge wird mich je haben wollen …«

»Hör nicht auf deinen Bruder«, sagte Mama. »Er begreift nicht, welche Gabe du hast, Maia. Noch nicht.« Sie trocknete meine Tränen mit dem Saum ihres Ärmels. »Nur eines zählt: Willst du Schneiderin werden?«

»Ja«, sagte ich kleinlaut. »Mehr als alles andere. Aber ich will auch nicht allein bleiben.«

»Das wirst du auch nicht«, versprach sie mir. »Das ist nicht dein Schicksal. Schneider sind dem Schicksal näher als die meisten Menschen. Weißt du auch, warum?«

Ich dachte angestrengt nach. »Baba sagt, dass die Fäden, mit denen er die Kleidungsstücke zusammennäht, ihnen Leben verleihen.«

»Es ist mehr als das«, entgegnete Mama. »Das Schneidern ist ein Handwerk, das selbst die Götter achten. Es besitzt etwas Magisches. Selbst dem einfachsten Faden wohnt große Macht inne.«

»Macht?«

»Habe ich dir je vom Faden des Schicksals erzählt?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Jeder hat einen Faden, der an jemand anderen gebunden ist – einen Menschen, der dazu bestimmt ist, an deiner Seite zu sein und dich glücklich zu machen. Meiner ist an Baba gebunden.«

Ich sah auf meine Handgelenke und Knöchel. »Ich sehe nichts.«

»Du kannst ihn nicht sehen.« Mama gluckste leise. »Nur die Götter können das. Der Faden ist vielleicht sehr lang und reicht über Berge und Flüsse, und es kann Jahre dauern, ehe du sein Ende findest. Aber du wirst es wissen, wenn du den Richtigen triffst.«

»Aber was, wenn jemand ihn durchschneidet?«, fragte ich besorgt.

»Nichts kann ihn zerstören, denn das Schicksal ist das stärkste Versprechen. Ihr werdet aneinander gebunden bleiben, egal, was geschieht.«

»So wie ich an dich und Baba gebunden bin? Und an Finlei und Sendo?« Ich war gerade wütend auf Keton, und so kümmerte es mich nicht, ob mein jüngster Bruder und ich aneinandergebunden waren.

»Es ist ähnlich, aber doch anders.« Mama berührte meine Nase und rieb sie sanft. »Eines Tages wirst du es erleben.«

An diesem Abend nahm ich eine Spule mit rotem Faden und schnitt ein Stück ab, um es mir um den Fußknöchel zu binden. Ich wollte nicht, dass meine Brüder es sahen und sich über mich lustig machten, daher steckte ich das lose Ende unter den Aufschlag meines Hosenbeins. Während ich mich mit meinem kleinen Geheimnis umherbewegte, das meinen Knöchel kitzelte, fragte ich mich, ob ich es fühlen würde, wenn ich den Menschen traf, mit dem zusammenzubleiben mir bestimmt war. Würde der Faden ein wenig rucken? Würde er sich dehnen und sich mit seiner anderen Hälfte verbinden?

Ich trug den Faden monatelang um den Knöchel. Nach und nach verschliss er, aber mein Glaube an das Schicksal tat das nicht.

Bis das Schicksal mir Mama nahm.

Es suchte sie langsam heim, über viele Monate, wie es auch die Bäume vor unserer Werkstatt heimsuchte. Jeden Tag regneten Blätter von ihren Ästen herab – zuerst nur wenige, aber dann mehr und mehr, je näher der Herbst rückte. Dann, eines Tages, wachte ich auf und fand alle Äste kahl vor. Und so blieb es, zumindest bis der Frühling kam.

Mama hatte keinen Frühling mehr.

Ihr Herbst begann mit einem vereinzelten Husten hier und da, das sie stets mit einem Lächeln kaschierte. Sie vergaß, Kohl in die Schweineklößchen zu geben, die Finlei so liebte, und sie vergaß die Namen der Helden in den Geschichten, die sie Sendo und mir immer erzählte, wenn wir schlafen gingen. Sie ließ sogar Keton im Kartenspiel gewinnen und gab ihm zu viel Geld für seine Einkäufe auf dem Markt.

Ich schenkte diesen kleinen Aussetzern nicht viel Beachtung. Mama hätte es uns doch gesagt, wenn sie sich nicht gut gefühlt hätte.

Dann, eines Wintermorgens, als ich gerade unseren Statuen von Amana unsere drei Kleider der Sonne, des Mondes und der Sterne angezogen hatte, wurde Mama in der Küche ohnmächtig.

Ich schüttelte sie. Ich war noch klein, und ihr Kopf war schwer, als ich ihn anhob und in meinen Schoß bettete.

»Baba!«, rief ich. »Baba! Sie wacht nicht mehr auf!«

An diesem Morgen änderte sich alles. Anstatt zu unseren Ahnen zu beten und ihnen ein gutes Leben im Jenseits zu wünschen, betete ich darum, dass sie Mama verschonten. Ich betete zu Amana, zu den drei Statuen, denen ich Kleider genäht hatte, darum, dass sie sie am Leben ließen. Darum, dass sie Mama sehen ließen, wie meine Brüder und ich aufwuchsen, und darum, dass Mama Baba, der sie so liebte, nicht allein ließ.

Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss und mir die Zukunft ausmalte, sah ich meine Familie vollzählig. Ich sah Mama neben Baba, wie sie lachte und uns mit den Wohlgerüchen ihrer Küche den Mund wässerig machte. Ich sah mich inmitten meiner Brüder – Finlei, der mich ermahnte, aufrecht zu sitzen, Sendo, der mir...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Reihe/Serie Ein Kleid aus Seide und Sternen
Ein Kleid aus Seide und Sternen
Übersetzer Barbara Imgrund
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte All Age Fantasy • Amy Tan • Balzac und die kleine chinesische Schneiderin • Bestseller • Bittersweet • Bücher für Näh-Fans • Bücher nähen • Buch starke Mädchen • China • Das Lied der Krähen • Der Clan der Otori • Die Beschenkte • Fantasy Abenteuer für junge Erwachsene • Fantasy Bücher ab 15 • Fantasy Bücher Jugendliche • Fantasy für Jugendliche • Fantasy Liebesromane • Fantasy-Romane für junge Erwachsene • Fernost • Göttin • Grischa • High Fantasy • High Fantasy Liebesroman • historische Fantasy • House of Flying Daggers • jugendbuch mädchen ab 14 • Liebe • Liebesgeschichten für Jugendliche • Liebesromane für Junge Erwachsene • Magie • Mulan • Mythen & Legenden für junge Erwachsene • Nähen • NYT-Bestseller • Project Runway • Romance • Romance Romantasy Fantasy • Romane nähen • Romantasy Bücher für Jugendliche • Romantic Fantasy • Schneider • Schwert & Magie für junge Erwachsene • spannende Bücher für Teenager • Spin the Dawn • verkleidet als Junge • Young Adult • Young Adult Romance • Zorn und Morgenröte
ISBN-10 3-646-93473-5 / 3646934735
ISBN-13 978-3-646-93473-1 / 9783646934731
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