Protect the Prince (eBook)
480 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99766-9 (ISBN)
Jennifer Estep ist SPIEGEL- und internationale Bestsellerautorin und immer auf der Suche nach ihrer nächsten Fantasy-Romanidee. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden und Familie, macht Yoga und liest Fantasy- und Liebesromane. Außerdem sieht sie viel zu viel fern und liebt alles, was mit Superhelden zu tun hat. Sie hat bereits mehr als vierzig Bücher sowie zahlreiche Novellen und Kurzgeschichten veröffentlicht. Bei Piper erscheinen ihre Young-Adult-Serien um die »Mythos Academy«, »Mythos Academy Colorado«, »Black Blade«, »Die Splitterkrone« und »Gargoyle Queen« sowie die Urban-Fantasy-Reihen »Elemental Assassin«, »Bigtime« und »Section 47«.
Jennifer Estep ist SPIEGEL-Bestsellerautorin und lebt in Tennessee. Sie schloss ihr Studium mit einem Bachelor in Englischer Literatur und Journalismus und einem Master in Professional Communications ab. Bei Piper erscheinen ihre Young-Adult-Serien um die "Mythos Academy", "Mythos Academy Colorado", "Black Blade" und "Die Splitterkrone" sowie die Urban-Fantasy-Reihen "Elemental Assassin" und "Bigtime".
1
Der Tag des ersten Mordanschlags begann wie jeder andere Tag auch.
Damit, dass ich mich auf einen Kampf vorbereitete.
Ich saß steif auf einem Stuhl vor dem Schminktisch, der die gesamte Ecke des Raums ausfüllte. Der rechteckige lange Tisch bestand aus tiefschwarzem Ebenholz und wies jede Menge Schubladen und Fächer auf, zusammen mit Knäufen aus Kristall, die glitzerten wie spöttische Augen.
Die Morgensonne glitt an den weißen Spitzenvorhängen vorbei und erhellte die Tischplatte, die mit Schnitzereien von Gladiatoren verziert war, die Schwerter, Schilde und Dolche in Händen hielten. Ich betrachtete die Figuren, in die teilweise auch Metall eingelassen war, zusammen mit winzigen Juwelen. Sie schienen mich anzustarren und zu verhöhnen, als wüssten sie, dass ich nicht hier sein sollte.
Ich beugte mich vor und ließ die Fingerspitze über die Schnitzereien gleiten, verzog das Gesicht, als sich die metallenen Spitzen der Waffen und die scharfen Facetten der Juwelenaugen in meine Haut gruben. Ich fragte mich, wie viele andere Frauen hier gesessen und genau dasselbe getan hatten. Dutzende, wenn nicht mehr. Außerdem fragte ich mich, ob sie sich genauso unwohl gefühlt hatten wie ich.
Wahrscheinlich nicht.
Schließlich waren dieser Tisch und die anderen Möbel in diesen Räumlichkeiten ihr Geburtsrecht gewesen, durch Generationen weitervererbt von Mutter auf Tochter. Die Frauen, die vor mir gekommen waren, waren nicht so in die Lage gestolpert, wie es bei mir der Fall war.
Jemand räusperte sich leise, also richtete ich mich wieder auf. Finger machten sich an mir zu schaffen, zogen meine Ärmel zurecht, glätteten mein Haar und trugen sogar Farbe auf meine Lippen auf. Eine Minute später verschwanden die Finger und ich hob den Blick zu dem halbrunden Spiegel, der sich auf dem Tisch erhob wie die Gladiatorenarenen aus der Stadtsilhouette von Svalin.
Auch der Rahmen des Spiegels war mit Schnitzereien verziert. Gargoyles mit Augen aus Saphiren und gebogenen silbernen Hörnern standen Strixen gegenüber, falkenähnlichen Vögeln mit onyxfarbenen Federn, die in metallischem Amethystblau glänzten. Die Kreaturen sahen aus, als wollten sie jeden Moment aus dem Holz springen, sich in die Luft erheben und sich aufeinanderstürzen, genau wie es bei den Gladiatoren auf dem Tisch der Fall war. Ein einzelner perlweißer Caladrius mit Augen aus Zährenstein zierte den höchsten Punkt des Spiegels. Das eulenähnliche Vögelchen schien auf die anderen Kreaturen hinabzublicken, mich eingeschlossen.
Wieder räusperte sich jemand. Ich seufzte und konzentrierte mich endlich auf mein Spiegelbild.
Schwarzes Haar, graublaue Augen, fahles, angespanntes Gesicht. Ich sah aus wie immer, abgesehen von einem bemerkenswerten Unterschied – der Krone auf meinem Kopf.
Mein Blick blieb an dem silbernen Band hängen, das dünn und überraschend schlicht war, abgesehen von den kleinen mitternachtsblauen Zährensteinstücken, die in die Mitte eingefügt waren. Die sieben Zährensteinsplitter formten zusammen eine Krone, als wäre das silberne Band allein nicht genug, um zu verdeutlichen, wer ich nun war.
Aber das war nicht das einzige Geschmeide, das ich trug.
Mit der linken Hand berührte ich das Armband, das mein rechtes Handgelenk umschloss. Es bestand aus gebogenem Silber, geformt wie scharfe Dornen, die sich um die elegante Krone inmitten des Schmuckstücks schlossen und sie beschützten. Die Krone in dem Armband bestand ebenfalls aus sieben Zährensteinsplittern, doch sie enthielt etwas, das die Krone auf meinem Kopf nicht besaß.
Magie.
Wie andere Juwelen konnte auch Zährenstein Magie aufnehmen, speichern und ablenken. Aber er bot zusätzlich noch die besondere Eigenschaft, Schutz vor Magie zu bieten. Er konnte sie abwehren, wie ein Schild einen Gladiator in der Arena beschützen konnte. Jeder mitternachtsblaue Splitter in meinem Armband war mit kalter, harter Macht gefüllt, die an meine eigene Immunität gegen Magie erinnerte. Die kühle Berührung des Schmuckstücks auf der Haut beruhigte mich, genauso wie die darin enthaltene Magie.
An diesem Tag benötigte ich jede erdenkliche Hilfe.
Zum dritten Mal räusperte sich jemand, also löste ich die Hand vom Armband und konzentrierte mich wieder auf mein Spiegelbild.
Behutsam legte ich den Kopf schräg und die silberne Krone neigte sich gefährlich zur Seite. Ich neigte den Kopf in die andere Richtung und sofort kippte sie in die andere Richtung.
»Ich habe immer noch das Gefühl, dass dieses dämliche Teil jeden Moment herunterfallen könnte«, murmelte ich.
»Es wird nicht herunterfallen, meine Königin«, antwortete eine leise Stimme beruhigend. »Wir haben genug Haarnadeln verwendet, um das sicherzustellen.«
Eine Frau trat neben mich. Sie war eher klein gewachsen, daher ragte ihr Kopf nicht besonders hoch über mir auf, obwohl ich saß. Sie war in meinem Alter, etwa siebenundzwanzig, und recht hübsch, hatte blaue Augen, rosige Haut und honigblondes Haar, das zu einem adretten Fischschwanzzopf geflochten war, der ihr über die Schulter fiel. Sie hatte einen untersetzten Körper, aber ihre Finger waren lang, schlank und mit kleinen weißen Narben übersät, weil sich über die Jahre aus Versehen so viele Steck- und Nähnadeln in die Haut gebohrt hatten.
Lady Calanthe war in den letzten Monaten ihres Lebens Königin Cordelias persönliche Garnmeisterin gewesen. Jetzt war sie für mich zuständig. Genau wie ihre beiden jugendlichen Schwestern Camille und Cerana, die hinter ihr standen.
»Gefällt Euch Eure Erscheinung, meine Königin?«, fragte Calanthe.
Ich musterte meine blaue Tunika im Spiegel. Eine Splitterkrone war in silbernem Garn über meinem Herzen eingestickt, während sich weiteres Silbergarn um den Kragen und über meine Ärmel ausbreitete, als hätte ich mich selbst in Dornen eingewickelt. Eine enge schwarze Hose und Stiefel vervollkommneten meine Kleidung.
»Natürlich«, sagte ich. »Eure Arbeit ist großartig wie immer.«
Calanthe nahm das Kompliment mit einem Nicken entgegen. Stolz leuchtete in ihren Augen. Sie rückte die weiten Puffärmel ihres blauen Kleids zurecht, obwohl sie bereits mustergültig saßen. Auch sie waren mit silbernem Garn bestickt, im Einklang mit den Farben der Winterlinie der königlichen Blair-Familie.
Die jetzt meine Farben waren.
»Ich wünschte immer noch, Ihr hättet mir erlaubt, Euch formellere Kleidung anzufertigen«, murmelte Calanthe. »Trotz der wenigen Zeit hätte ich das mit meiner Magie leicht vollbracht.«
Sie war eine Meisterin, was bedeutete, dass ihre Magie ihr erlaubte, mit besonderen Objekten oder Elementen zu arbeiten und daraus Erstaunliches zu erschaffen. Calanthe herrschte über Garn, Stoffe und ähnliches Material. Mir zuckte die Nase. Meine eigene Magie erlaubte mir, ihre Macht an meiner Tunika zu riechen. Es war ein leiser säuerlicher Duft, den ich genauso wahrnahm wie die Farbstoffe, die sie verwendete, um den Kleidungsstücken ihre atemberaubend strahlende Farbe zu verleihen.
Calanthe hatte mich dazu überreden wollen, für die heutige Veranstaltung ein Ballkleid anzuziehen, doch ich hatte abgelehnt. Ich war nicht die Königin, mit der alle gerechnet hatten, und sicherlich nicht die, die sie sich gewünscht hatten. Daher erschien es mir albern und sinnlos, mich in mehrere Lagen aus Seide zu hüllen und mit Massen von Juwelen zu schmücken. Außerdem konnte man in Ballkleidern nicht kämpfen. Wobei ich mir in dieser Hinsicht eigentlich keine Gedanken machte, was ich trug, nachdem jeder Tag in Sieben Türme ein Kampf für mich war.
»Vergiss die Kleidung!«, meldete sich eine andere Stimme zu Wort. »Ich kann immer noch nicht glauben, dass die Leute dir das alles hier geschickt haben.«
Ich wandte mich auf meinem Stuhl um und fasste die große Frau mit dem geflochtenen blonden Haar und der wunderschönen bronzefarbenen Haut ins Auge, die auf einem Samtsofa lagerte. Sie trug eine waldgrüne Tunika, die ihre bernsteinfarbenen Augen betonte, gepaart mit einer engen schwarzen Hose und schwarzen Stiefeln. Ein großer Streitkolben lag neben ihr auf dem Sofa, dessen Spitzen nach und nach in das Polster eindrangen.
Paloma wedelte mit der Hand über den Tisch, der vor ihr stand. »Komm schon! Wie viel Zeug braucht eine Königin?«
Der gesamte verfügbare Platz auf der Tischoberfläche war mit Körben, Schüsseln und Platten bedeckt. Darin und darauf war jede erdenkliche Delikatesse zu finden, die man sich nur vorstellen konnte, von frischen Erzeugnissen über müffelnde Käsesorten bis zu Champagnerflaschen. Auf den anderen Tischen sah es ähnlich aus und dasselbe galt für den Schreibtisch und den Nachttisch neben dem Himmelbett. Sogar auf dem Kleiderschrank in der Ecke waren Gegenstände aufgereiht. Ganz zu schweigen von den Mänteln, Roben und anderen Kleidungsstücken, die sich in den Ecken stapelten, oder den Bildern, Statuen und dem anderen Nippes, der an die Wände gestapelt war. In den letzten Wochen hatte ich so viele Willkommensgeschenke erhalten, dass ich dazu übergegangen war, sie auf den Fensterbrettern aufzuhäufen, damit ich mich noch bewegen konnte.
Paloma zog eine weiße Karte aus einem Korb, der auf dem Tisch stand. »Wer ist Lady Diante? Und wieso hat sie dir einen Korb voller Birnen geschickt?«
»Lady Diante ist eine wohlhabende Adlige, der Obsthaine in einem der südlichen Distrikte gehören«, erklärte ich. »Es ist eine bellonische Tradition, der neuen Königin ein Geschenk zu schicken, um ihr eine lange und erfolgreiche Herrschaft zu wünschen.«
Paloma schnaubte. »Seltsame Tradition, einer Frau ein Geschenk zu schicken, gegen die man bereits Intrigen spinnt.«
Missbilligend schürzte Calanthe die Lippen, und...
Erscheint lt. Verlag | 5.10.2020 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Splitterkrone |
Die Splitterkrone | Die Splitterkrone |
Übersetzer | Vanessa Lamatsch |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Protect the Prince |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre | |
Schlagworte | Adel • All Age • Andvari • Bestseller-Autorin • Black Blade • Buch • Bücher • eBook • Elemental Assassin • fantasy ab 14 • Fantasy Bücher • Fantasy Jugendbuch • Fantasy Reihe • Fantasy Serie • Frostkuss • Gladiatorin • Kill the Queen • Königin • Königreich • Liebe • Magie • neuerscheinung 2020 • New Adult • Palast • Romantik • Sieben Türme • Splitterkrone • Thron • Trilogie • Triologie • Winterkönigin • Young Adult • Zauberei |
ISBN-10 | 3-492-99766-X / 349299766X |
ISBN-13 | 978-3-492-99766-9 / 9783492997669 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 3,2 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich