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Reckless 1. Steinernes Fleisch (eBook)

Steinernes Fleisch
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
352 Seiten
Dressler Verlag GmbH
978-3-86272-125-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Reckless 1. Steinernes Fleisch -  Cornelia Funke,  Lionel Wigram
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Treten Sie ein in die Welt hinter dem Spiegel! Obwohl Jacob Reckless stets darauf geachtet hat, die Welt hinter dem Spiegel vor seinem Bruder Will geheim zu halten, ist dieser ihm gefolgt und gerät in tödliche Gefahr: Will wird von einem Goyl angegriffen und beginnt, zu Jade zu versteinern. Allein die Feen besitzen die Macht, das Steinerne Fleisch aufzuhalten. Dennoch versucht Jacob verzweifelt, seinen Bruder zu retten. Gemeinsam mit Clara, Wills großer Liebe, und der Gestaltwandlerin Fuchs begibt Jacob sich auf die gefährliche Reise. Den von Grimms Märchen inspirierten Band 1 ihrer Bestseller-Reihe hat Cornelia Funke jetzt umfangreich überarbeitet.

Cornelia Funke ist die international erfolgreichste und bekannteste deutsche Kinderbuchautorin. Heute lebt sie in Volterra, Italien, doch ihre Karriere als Autorin und Illustratorin begann in Hamburg. Nach einer Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und einem anschließenden Grafik-Studium arbeitete sie als freischaffende Kinderbuchillustratorin. Da ihr die Geschichten, die sie bebilderte, nicht immer gefielen, fing sie selbst an zu schreiben. Zu ihren großen Erfolgen zählen die 'Drachenreiter'-Romane, die Reihe 'Die Wilden Hühner' und 'Herr der Diebe', mit dem sich Cornelia Funke auch international durchsetzte. Mit ihrer Tintenwelt-Trilogie und der Spiegelwelt-Serie eroberte Cornelia Funke weltweit die Bestsellerlisten. Über 60 Bücher hat Cornelia Funke mittlerweile geschrieben, die in mehr als 50 Sprachen erschienen sind. Zahlreiche Titel wie z.B. 'Hände weg von Mississippi', 'Herr der Diebe', 'Die Wilden Hühner' und 'Tintenherz' wurden verfilmt. Aber auch in Preisen und zahlreichen Auszeichnungen spiegeln sich ihre Beliebtheit und ihr Einfluss wider.

Cornelia Funke ist die international erfolgreichste und bekannteste deutsche Kinderbuchautorin. Heute lebt sie in Volterra, Italien, doch ihre Karriere als Autorin und Illustratorin begann in Hamburg. Nach einer Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und einem anschließenden Grafik-Studium arbeitete sie als freischaffende Kinderbuchillustratorin. Da ihr die Geschichten, die sie bebilderte, nicht immer gefielen, fing sie selbst an zu schreiben. Zu ihren großen Erfolgen zählen die "Drachenreiter"-Romane, die Reihe "Die Wilden Hühner" und "Herr der Diebe", mit dem sich Cornelia Funke auch international durchsetzte. Mit ihrer Tintenwelt-Trilogie und der Spiegelwelt-Serie eroberte Cornelia Funke weltweit die Bestsellerlisten. Über 60 Bücher hat Cornelia Funke mittlerweile geschrieben, die in mehr als 50 Sprachen erschienen sind. Zahlreiche Titel wie z.B. "Hände weg von Mississippi", "Herr der Diebe", "Die Wilden Hühner" und "Tintenherz" wurden verfilmt. Aber auch in Preisen und zahlreichen Auszeichnungen spiegeln sich ihre Beliebtheit und ihr Einfluss wider.

1 Es war einmal


Die Nacht atmete in der Wohnung wie ein dunkles Tier. Das Ticken einer Uhr. Das Knarren der Holzdielen, als Jacob sich aus seinem Zimmer schlich – alles ertrank in ihrer Stille. Aber Jacob liebte die Nacht. Sie war wie ein schwarzer Mantel, gewebt aus Freiheit und Gefahr, und ihre Dunkelheit füllte die Wohnung mit dem Flüstern vergessener Geschichten, von Menschen, die in ihr gewohnt hatten, lange bevor er und sein Bruder geboren worden waren. Will nannte die Wohnung »Das Königreich«. Jacob war sicher, dass die Märchenbücher ihres Großvaters den Namen inspiriert hatten, mit all ihren vergilbten Seiten, angefüllt mit fremd klingenden deutschen Wörtern und Bildern von Schlössern und Hütten, die so anders aussahen als die Hochhäuser und Wohnblocks, auf die sie von ihren Zimmern herabblickten. Es war leicht gewesen, Will davon zu überzeugen, dass die Wohnung verzaubert war, weil sie sieben Zimmer hatte und im siebten Stock lag. Bis zu seinem sechsten Geburtstag hatte er Jacob sogar geglaubt, dass das ganze Gebäude von einem Riesen gebaut worden war, der im Keller lebte. Es gab nichts, was Will seinem älteren Bruder nicht glaubte.

Draußen ließen die grellen Lichter der Stadt die Sterne verblassen und die große Wohnung war stickig von der Traurigkeit ihrer Mutter. Für Jacob roch Traurigkeit wie ihr Parfüm, das so selbstverständlich zu den weiten Zimmern gehörte wie die verblassten Fotografien im Flur und die altmodischen Möbel und Tapeten.

Sie wachte wie üblich nicht auf, als Jacob sich in ihr Zimmer stahl. Sie hatten wieder mal Streit gehabt, und für einen Augenblick sehnte er sich danach, ihr über das schlafende Gesicht zu streichen. Manchmal träumte er davon, etwas zu finden, das ihr all die Traurigkeit vom Gesicht wischen würde – ein verzaubertes Taschentuch oder einen Handschuh, mit dem er ihr ein Lächeln auf die Lippen tupfen könnte. Nicht nur Will verbrachte viel zu viele Nachmittage damit, den Märchen ihres Großvaters zu lauschen.

Jacob zog die Nachttischschublade auf. Der Schlüssel lag gleich neben den Pillen, die sie schlafen ließen. Du schon wieder?, schien er ihn zu verspotten, als er ihn herausnahm. Alberner vaterloser Kindskopf. Hoffst du immer noch, dass ich dir eines Nachts mehr als ein leeres Zimmer aufschließe?

Vielleicht. Mit zwölf Jahren konnte man sich solche Wunder noch vorstellen.

In Wills Zimmer brannte noch Licht – sein Bruder hatte Angst im Dunkeln. Will fürchtete sich vor vielen Dingen, im Gegensatz zu seinem älteren Bruder. Jacob überzeugte sich, dass er fest schlief, bevor er die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters aufschloss. Ihre Mutter hatte es seit seinem Verschwinden nicht betreten, doch Jacob konnte die Nächte nicht zählen, in denen er sich in das leere Zimmer gestohlen hatte, um dort nach den Antworten zu suchen, die sie ihm nicht geben wollte.

Der Raum war so unberührt, als hätte John Reckless noch vor einer Stunde an seinem Schreibtisch gesessen. Über dem Stuhl hing die Strickjacke, die er so oft getragen hatte, und ein benutzter Teebeutel vertrocknete auf einem Teller neben dem Kalender, der immer noch das letzte Jahr zeigte.

Komm zurück! Jacob schrieb es mit dem Finger auf das beschlagene Fenster, auf den staubigen Schreibtisch und die Scheiben des Glasschranks, in dem die alten Pistolen lagen, die sein Vater gesammelt hatte. Aber das Zimmer blieb still – und leer. Er war zwölf Jahre alt und hatte keinen Vater mehr.

Verschwunden.

Als hätte er nie existiert. Als wäre er nichts als eine der kindischen Geschichten, die Jacob und Will sich ausdachten. Jacob trat gegen die Schubladen, die er in so vielen Nächten vergebens durchsucht hatte, erstickend an der hilflosen Wut, die er jedes Mal fühlte, wenn er den leeren Stuhl seines Vaters vor dem Schreibtisch stehen sah. Fort. Er zerrte die Bücher und Zeitschriften aus den staubigen Regalen und riss die Flugzeugmodelle herunter, die über dem Schreibtisch hingen, voll Scham darüber, wie stolz er gewesen war, als sein Vater ihm erlaubt hatte, sie mit rotem und weißem Lack zu bepinseln.

Komm zurück! Er wollte es durch die Straßen schreien, die sieben Stockwerke tiefer Schneisen aus Licht durch die Häuserblocks schnitten, in die tausend Fenster, die leuchtende Quadrate in die Nacht stanzten. Aber stattdessen stand er nur zwischen den Regalen und lauschte seinem eigenen Herzschlag, so laut in dem stillen Raum.

Das Blatt Papier fiel aus einem Buch über Flugzeugtriebwerke. Jacob hob es nur auf, weil er die Handschrift darauf für die seines Vaters hielt. Aber er erkannte seinen Irrtum schnell. Symbole und Gleichungen, die Skizze eines Pfaus, eine Sonne, zwei Monde. Nichts davon machte Sinn. Bis auf einen Satz, den er auf der Rückseite des Blattes fand.

DER SPIEGEL ÖFFNET SICH NUR FÜR DEN, DER SICH SELBST NICHT SIEHT.

Der Spiegel. Jacob drehte sich um – und sah sich selbst in dem dunklen Glas. Sein Vater und er hatten den Spiegel in den weitläufigen Kellern entdeckt, die sich unter dem Apartmenthaus befanden, verhängt mit einem staubigen Laken, umgeben von alten Möbeln und Koffern voller vergessener Dinge, Besitztümer längst toter Verwandter seiner Mutter. Das ganze Gebäude hatte einst ihrer Familie gehört. Einer ihrer Vorfahren hatte es sogar entworfen und erbaut, »und dabei eine finstere Vorstellungskraft bewiesen«, hätte sein Vater hinzugefügt. Will fürchtete sich immer noch vor den steinernen Gesichtern über dem Hauptportal, die mit goldverkrusteten Augen auf jeden Besucher herabstarrten.

Jacob trat näher an den Spiegel heran. Er war zu schwer für den Aufzug gewesen. Man konnte im Treppenhaus immer noch die Schrammen sehen, die der Rahmen in die Wände gefurcht hatte, als drei Männer ihn fluchend und schwitzend in den siebten Stock hinaufgetragen hatten. Jacob war der Überzeugung gewesen, dass der Spiegel älter als alles war, was er je gesehen hatte, auch wenn sein Vater darüber gelacht und ihm erklärt hatte, dass Spiegel solcher Größe erst im sechzehnten Jahrhundert hergestellt werden konnten.

Das Glas war so dunkel, als wäre die Nacht darin ausgelaufen, und so uneben, dass man sich kaum darin erkannte. Jacob berührte die mit Dornen gespickten Rosenranken, die sich über den Silberrahmen wanden. Sie sahen so echt aus, als könnten die Blüten jeden Moment verwelken.

Im Gegensatz zum Rest des Raumes schien der Spiegel niemals Staub anzusetzen. Er hing wie ein schimmerndes Auge zwischen den Bücherregalen, ein Abgrund aus Glas, der verzerrt all das spiegelte, was John Reckless zurückgelassen hatte: seinen Schreibtisch, die alten Pistolen, seine Bücher – und seinen ältesten Sohn.

DER SPIEGEL ÖFFNET SICH NUR FÜR DEN, DER SICH SELBST NICHT SIEHT.

Was sollte das bedeuten?

Jacob schloss die Augen. Er kehrte dem Spiegel den Rücken zu und tastete hinter dem Rahmen nach irgendeinem Schloss oder Riegel.

Nichts.

Er blickte immer wieder nur seinem eigenen Spiegelbild in die Augen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er begriff.

Seine Hand war kaum groß genug, um das verzerrte Abbild seines Gesichts zu verdecken. Aber das kühle Glas schmiegte sich an seine Finger, als hätte es auf sie gewartet, und plötzlich war der Raum, den ihm der Spiegel zeigte, nicht mehr das Zimmer seines Vaters.

Jacob wandte sich um.

Mondlicht fiel durch ein schmales, glasloses Fenster auf Mauern aus grauem, grob behauenem Stein. Der Raum, den sie umschlossen, war rund und sehr viel größer als das Zimmer seines Vaters. Die schmutzigen Fußbodendielen waren mit Eichelschalen und abgenagten Vogelknochen bedeckt und Spinnweben hingen wie Schleier von den Balken eines spitz zulaufenden Daches.

Wo war er?

Das Mondlicht malte Jacob Flecken auf die Haut, als er auf das Fenster zutrat. An dem rauen Sims klebten die blutigen Federn eines Vogels, und tief unter sich sah er verbrannte Mauern und schwarze Hügel, in denen ein paar verlorene Lichter glimmten. Verschwunden waren das Häusermeer und die erleuchteten Straßen – alles, was er kannte, war fort. Und hoch über ihm zwischen den Sternen hingen zwei Monde, der kleinere rot wie eine rostige Münze.

Jacob blickte sich zu dem Spiegel um, dem Einzigen, was sich nicht verändert hatte – und sah die Angst auf seinem Gesicht. Aber Angst war ein Gefühl, das Jacob fast genoss. Sie lockte ihn an dunkle Orte, durch verbotene Türen und weit fort von ihm selbst. Sogar die Sehnsucht nach seinem Vater ertrank in ihr.

Es gab keine Tür in den grauen Mauern, nur eine Luke im Boden. Als Jacob sie öffnete, sah er die Reste einer verbrannten Treppe, die sich in der Dunkelheit verlor, und für einen Augenblick glaubte er, einen winzigen Mann daran heraufklettern zu sehen. Aber bevor er sich über die Öffnung lehnen und einen genaueren Blick hinunterwerfen konnte, ließ ihn ein Scharren herumfahren.

Spinnweben fielen auf ihn herab, als etwas ihm auf die Schulter sprang. Sein heiseres Knurren klang nach einem Tier, doch das verzerrte Gesicht, das die Zähne nach seiner Kehle bleckte, war so bleich und faltig wie das eines alten Mannes. Die Kreatur – ein Stilz, wie er später lernte – war sehr viel kleiner als Jacob und mager wie eine Heuschrecke, aber entsetzlich stark. Seine Kleider schienen aus Spinnweben gemacht, das graue Haar hing ihm bis zur Hüfte, und als Jacob...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2020
Reihe/Serie Reckless
Reckless
Illustrationen Cornelia Funke
Mitarbeit Cover Design: Mirada
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Abenteuer • Adaption • All Age • Brüder • Cornelia Funke • Elfen • Fabelwesen • fantastische • Fantasy • Fee • Feenreich • Fluch • für Jungs • für Mädchen • Gebrüder • Gefährliche Reise • Geister • Gestaltwandler • Goyl • Grimm • Hinter den Spiegeln • Jade • Jugendbuch • Jungen • Kaiserin • Liebe • Magischer Realismus • Märchen • Märchenwelt • New York • Reckless • Schatzjäger • Spannung • Spiegelwelt • Tintenherz • Tintenwelt • Versteinern • YA • Young Adult
ISBN-10 3-86272-125-6 / 3862721256
ISBN-13 978-3-86272-125-2 / 9783862721252
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