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Frankly in Love (eBook)

Frank liebt Joy. Joy liebt Frank. Das erzählen sie jedenfalls ihren Eltern.

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
496 Seiten
cbj (Verlag)
978-3-641-23868-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frankly in Love - David Yoon
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Frank liebt Joy. Joy liebt Frank. Das erzählen sie jedenfalls ihren Eltern ...
Als Sohn koreanischer Einwanderer in Kalifornien lebt Frank Li zwischen zwei Welten. Obwohl er fast kein Koreanisch spricht, respektiert er seine Eltern, die ihm alles ermöglicht haben. Doch sie haben eine Regel: Frank darf nur ein koreanisches Mädchen daten. Als Frank sich in Brit verliebt, ein weißes Mädchen, schließt er mit seiner Kindheitsfreundin Joy einen Pakt: Sie werden ein offizielles Paar, während sie heimlich jemand anderen treffen. Was soll da schon schiefgehen? Doch als Franks Leben eine unerwartete Wendung nimmt, merkt er, dass er rein gar nichts verstanden hat: weder die Liebe noch sich selbst ...

David Yoon erzählt über das Finden der eigenen Identität, kulturelle Missverständnisse und Rassismus und verknüpft diese Themen brillant und lebendig in einer Geschichte über Liebe in all ihren Formen.

David Yoon wuchs in Kalifornien auf und lebt heute mit seiner Frau, der Autorin Nicola Yoon, und ihrer gemeinsamen Tochter in Los Angeles. Er schuf die Illustrationen für den New-York-Times-Bestseller »Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt«. Sein Debüt »Frankly in Love« stürmte auf Anhieb die New-York-Times-Bestsellerliste.

kapitel 1

lake girlfriend


Die Zwölfte, das letzte Jahr an der Highschool, ist angefangen.

Ist angefangen klingt cooler als das normalere hat angefangen – wenn man es richtig sagt, klingt man wie der einzige überlebende Ritter, der dem ermatteten, sich ängstlich mit schlaffer Hand über das Gesicht fahrenden König die fatale Nachricht der bevorstehenden Niederlage überbringt. Der letzte Angriff ist angefangen, Euer Gnaden. Der Untergang des Hauses Li ist angefangen.

Ich bin in diesem Szenario übrigens der König und fahre mir ängstlich über das Gesicht.

Denn das letzte Jahr an der Highschool ist angefangen.

Manchmal denke ich ein halbes Jahr zurück, an die friedlichen Tage der Elften. Wie wir auf der Wiese herumgesprungen sind. Damals, nach dem psat, dem Vorbereitungstest für die Uni-Eignungsprüfung sat, die in Playa Mesa, in Kalifornien, in den Vereinigten Staaten, fast überall angewendet wird, um zu beurteilen, ob ein früher Mensch für den Eintritt in eine höhere Bildungseinrichtung geeignet ist.

Aber der psat?

Bloß ein Probelauf, haben wir Elftklässler getönt. Interessiert einen Scheiß, Euer Gnaden!

Wie wir in der Sonne gechillt haben und Witze über den einen Abschnitt zum Textverständnis gerissen haben, in dem es um das Experiment ging, ob es Hunden leichter fällt, einen Eimer umzukippen (einfacher), um an ihr Futter heranzukommen, oder an einem Seil zu ziehen (kniffliger). Entsprechend des Textabschnittes und der Ergebnisse in Darstellung 4:

  1. Lösten die Hunde eher die Seilaufgabe oder die Eimeraufgabe?
  2. Waren sie von der Seilaufgabe frustrierter als von der Eimeraufgabe?
  3. Nahmen sie es eher ihrer menschlichen Bezugsperson übel, dass sie ihnen überhaupt eine so absurde Aufgabe gestellt hat, echt jetzt, gib uns das Futter einfach in einem verdammten Hundenapf wie ein normaler Mensch?

    Oder

  4. Fahren sie sich eher ängstlich mit der Pfote über das Gesicht?

Die Antwort lautete D.

An dem Tag, an dem die Ergebnisse bekannt gegeben wurden, stellte ich fest, dass ich von möglichen 1520 Punkten insgesamt 1400 erreicht hatte, also 96 Prozent. Von meinen Freunden hat mir das kräftige, spontane High Fives eingetragen, für mich klangen die allerdings eher nach einem Hämmern – bumm, bumm, bumm – gegen die verschlossene Tür einer Gruft.

Das Ziel war 1500 gewesen.

Als ich es Mom-n-Dad sagte, starrten sie mich mit demselben Mitleid und Unglauben an, mit dem man einen toten kleinen Spatz im Park betrachtet. Und Mom meinte allen Ernstes:

Keine Sorge, wir dich noch lieben.

Die Wörter Ich liebe dich hat Mom exakt zwei Mal in meinem Leben ausgesprochen. Einmal bei den 1400, das andere Mal, als sie nach der Beerdigung ihrer Mutter aus Korea anrief, da war ich zehn. Hanna und ich sind damals nicht mitgeflogen. Dad hat im Laden gearbeitet; er ist auch zu Hause geblieben.

Im Nachhinein finde ich es seltsam, dass wir nicht alle bei der Beerdigung waren.

Im Nachhinein bin ich insgeheim aber auch froh, dass ich nicht dabei war. Ich habe meine Grandma nur einmal getroffen, als ich sechs war. Sie sprach kein Englisch, ich kein Koreanisch.

Insoweit ist es im Nachhinein eigentlich dann doch nicht so seltsam, dass wir nicht alle dort waren.

Dad hat die Wörter Ich liebe dich haargenau null Mal in meinem Leben gesagt.

Aber zurück zum psat-Ergebnis.

Ein Ergebnis von 1500 hätte im Sinne von Prognose, Indikator für zukünftige Entwicklungen, Omen, Vorbote oder einem der vielen anderen Wörter aus der nun nutzlosen psat-Vokabelliste bedeutet, dass ich den richtigen sat vermutlich scheißhoch genug hinlegen würde, um die Aufmerksamkeit von The Harvard zu wecken, der Topuniversität Nummer eins in den gesamten Vereinigten Staaten, wenn es nach Mom-n-Dad geht.

1400 hingegen bedeutet, dass ich mit meinem Bewerbungsessay gerade mal hoch genug S-A-T-e-n werde, um es nach Berkeley zu schaffen, was in den Augen von Mom-n-Dad – im Vergleich zu The Harvard – bloß ein kläglicher Trostpreis ist. Und manchmal, nur eine Nanosekunde lang, verleitet mich ihr Hirnkasten tatsächlich zu dem Gedanken:

Berkeley ist Schrott.

Den Begriff Hirnkasten hat sich meine große Schwester Hanna ausgedacht, analog zu Schwitzkasten, bloß gilt der Würgegriff dabei nicht dem Kopf, sondern den Gedanken. Hanna lebt in Boston in der Nähe des anderen Berkeley, nämlich des Berklee College of Music.

Berklee ist meine wahre Traum-Uni. Mom-n-Dad haben diese Idee allerdings schon rundweg abgeschmettert. Musik? Wie du verdienen Geld? Wie du essen?

Hannas zwei Namen lauten Hanna Li (Buchstabenanzahl: sieben) und Ji-Young Li (neun). Dad hat Hanna Li nach Honalee benannt, jenem Land in der bekannten Kiffer-Hymne aus den Sechzigern, die sich als Kinderlied tarnt: »Puff (The Magic Dragon)«. Der Song hat es in den Siebzigern an Seouls Highschools in den Englischunterricht geschafft. Dad, der noch nie in seinem Leben gekifft hat, war völlig ahnungslos, was er da sang.

Hanna ist die Älteste; sie hat alles richtig gemacht. Mom-n-Dad haben sie angehalten, fleißig zu lernen, also lieferte sie nur Bestnoten ab. Sie haben ihr gesagt, sie solle sich an The Harvard einschreiben, also hat sie auch das getan und dort mit Auszeichnung ihr Examen abgelegt. Anschließend hat sie an die Harvard Law School gewechselt und mit einem Satz nach vorn abgeschlossen, der groß genug war, um sie über gleichaltrige Assistenten bei Eastern Edge Consulting zu katapultieren, einer Beratungsfirma in bester Innenstadtlage, die sich darauf spezialisiert hat, für millionenschwere Tech-Firmen absurde Patente auszuhandeln. Mittlerweile versucht sie sich in ihrem Homeoffice hoch oben auf dem noblen Beacon Hill sogar in Risikokapital. Unter der Woche trägt sie sehr teure Hosenanzüge; an den Wochenenden praktische (aber immer noch sehr teure) Kleider. Eigentlich gehört sie aufs Cover irgendeines Geschäftsreisemagazins oder so.

Aber dann hat Hanna ein einziges Mal das Falsche getan. Sie hat sich verliebt.

Sich zu verlieben ist ja eigentlich nichts Schlimmes. Aber wenn es dabei um einen schwarzen Typen geht, wiegt das schwer genug, um alles andere, was sie im Leben richtig gemacht hat, auszulöschen. Besagter Typ hat ihr einen Ring gegeben, den Mom-n-Dad nicht gesehen haben und vielleicht auch nie sehen werden.

In einer anderen Familie, vielleicht auf einem anderen Planeten, wäre dieser dunkelhäutige Junge in den Sommerferien mit nach Hause gebracht worden, damit er die Familie kennenlernt, und der Name Miles Lane hätte ausgesprochen werden dürfen.

Aber wir leben auf diesem Planeten, und Mom-n-Dad sind Mom-n-Dad, deshalb wird es auch diesen Sommer keine Hanna geben. Sie fehlt mir. Aber ich verstehe, warum sie nicht nach Hause kommt. Obwohl das bedeutet, dass ich mir selbst überlassen bin und keinen haben werde, mit dem ich Witze reißen kann.

Das letzte Mal war sie vor zwei Jahren an Thanksgiving zu Hause. Es war bei einem der Treffen. Die Changs waren als Gastgeber an der Reihe. Ich bin nicht sicher, warum Hanna es an diesem Abend getan hat. Übrigens, ich bin mit diesem Jungen zusammen, sagte sie. Und er ist der Richtige.

Und sie hielt Mom-n-Dad und allen anderen ihr Handy mit einem Foto von Miles entgegen. Es war, als hätte sie einen Schweigezauber über den Raum gelegt. Keiner gab einen Mucks von sich.

Nach einer langen Minute wurde das Handydisplay von selbst dunkel.

Mom-n-Dad gingen zur Haustür, zogen ihre Schuhe an und warteten mit gesenktem Blick auf Hanna und mich. Wir verließen das Treffen ohne eine Erklärung – die auch nicht nötig war –, und am nächsten Morgen bestieg meine Schwester einen Flieger zurück nach Boston, vier Tage früher als geplant. Ein Jahr später, nach sechs oder sieben Hanna-freien Treffen, wagte Ella Chang, das Wort verstoßen zu murmeln.

Und das Leben ging weiter. Mom-n-Dad redeten nicht mehr über Hanna. Sie taten, als sei sie in ein Land gezogen, in dem es keine modernen Kommunikationsmittel gibt. Wann immer ich das Thema auf Hanna brachte, schauten sie allen Ernstes – allen Ernstes! – weg und schwiegen, bis ich aufgab. Was ich nach einer Weile auch tat.

Genau wie Hanna. Ihre Nachrichten reduzierten sich von jeden Tag auf jeden zweiten Tag, dann auf jede Woche und so weiter. So funktioniert Verstoßen. Es fällt nicht etwa irgendein letzter Satz während eines Familientribunals. Verstoßen ist ein schrittweiser Prozess der Nichtbeachtung. Seit Mom-n-Dad Hanna abgeschrieben haben, beschloss diese, dasselbe mit ihnen zu tun. Was ich verstehen kann.

Aber ich habe meine Schwester nie abgeschrieben. Und das habe ich auch immer noch nicht.

Es ist erschreckend, dabei zuzusehen, wie jemand, den man liebt, plötzlich verschwindet.

Mit Q rede ich oft über Hanna. Q ist das, was ich meinen Brudi nenne, und ich bin seiner.

Ich bin Q echt dankbar für seine Geduld. Sich anhören zu müssen, dass Mom-n-Dad einen Jungen abgelehnt haben, der dieselbe Hautfarbe hat wie er, ist garantiert nicht besonders toll.

Qs vollständiger Name lautet Q Lee. Er Lee, ich Li. Als wären wir zwei Brüder, einer mit einer koreanischen, der andere mit einer afroamerikanischen Mutter. Seine Eltern, Mr. und Mrs. Lee, sind ganz normale Leute, die sich immer noch zu wundern scheinen,...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2020
Übersetzer Claudia Max
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Frankly in Love
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte ab 14 • Coming of Age • Crazy Rich Asians • Diversity • Drei Schritte zu dir • Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt • eBooks • Ein einziger Tag für die Liebe • Erste Liebe • Everything, everything • Jenny Han • Jugendbuch • Jugendbücher • LGBT • New Adult • New Romance • Nick Robinson • own voices • poc • Rassismus • romcom • The sun is also a star • To all the boys I loved before • Young Adult
ISBN-10 3-641-23868-4 / 3641238684
ISBN-13 978-3-641-23868-1 / 9783641238681
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