An die Macht zu kommen ist einfacher, als an der Macht zu bleiben - das weiß keiner besser als Jude. Zwar ist sie die neue Elfenkönigin, doch König Cardan hat sie verraten und ins Exil geschickt. Um ihrer Schwester Taryn zu helfen, deren Leben in Gefahr ist, kehrt Jude nun an den Hof der Elfen zurück, entschlossen, ihre Position zurückzuerobern und Cardan nie wieder in ihr Herz zu lassen. Doch am Hof ist nichts mehr, wie es war. Ein Krieg braut sich zusammen und Jude gerät sofort zwischen die Fronten. Als ein mächtiger Fluch entfesselt wird, muss sie sich entscheiden zwischen ihren ehrgeizigen Plänen und ihrer Sterblichkeit ...
Alle Bände der »Elfenkrone«-Welt:
ELFENKRONE (Band 1)
ELFENKÖNIG (Band 2)
ELFENTHRON (Band 3)
Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen (Illustrierter Zusatzband)
Die verlorenen Schwestern - Eine Elfenkrone-Novelle (nur als E-Book verfügbar)
ELFENERBE - Der gestohlene Thron
Holly Black ist eine Nr.-1-New-York-Times-Bestsellerautorin von Fantasy-Büchern, darunter die Romane über Elfenheim, »Coldtown«, »Die Spiderwick Geheimnisse«, ihr Debüt für Erwachsene, »Book of Night«, sowie ein Artuslegende-Bilderbuch namens »Sir Morien«.?Sie stand auf der Shortlist für den »Eisner Award« und den »Lodestar Award« und wurde mit dem »Mythopoeic Award«, einem »Nebula« und einem »Newbery Honor« ausgezeichnet. Ihre Bücher wurden weltweit in 32 Sprachen übersetzt und verfilmt. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Neuengland in einem Haus mit einer geheimen Bibliothek. Mehr über die Autorin online unter blackholly.com.
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Ich, Jude Duarte, die im Exil lebende Hochkönigin von Elfenheim, verbringe den Morgen meist dösend vor dem Fernseher und schaue mir Kochwettbewerbe, Zeichentrickfilme und Wiederholungen einer Show an, in denen die Konkurrenten auf Kisten und Flaschen einstechen und einen Fisch im Ganzen aufspießen müssen. Nachmittags trainiere ich mit meinem Bruder Oak, wenn er denn mitmacht. Nachts erledige ich Aufträge für das Kleine Volk, das hier lebt.
Ich halte mich bedeckt, was ich vermutlich schon viel eher hätte tun sollen. Und wenn ich Cardan verfluche, muss ich mich selbst ebenfalls verfluchen, weil ich so dumm war, in seine Falle zu tappen.
Als Kind habe ich mir oft vorgestellt, in die Welt der Sterblichen zurückzukehren. Taryn, Vivi und ich riefen uns immer wieder ins Gedächtnis, wie es dort war, beschworen die Gerüche von frisch gemähtem Rasen und Benzin herauf und schwelgten in Erinnerungen, wie wir in den Gärten unseres Viertels Fangen gespielt haben und im Sommer in die gechlorten Swimmingpools sprangen. Ich träumte von Eistee aus Konzentrat und Eis am Stiel aus gefrorenem Orangensaft. Es waren die alltäglichen Dinge, nach denen ich mich sehnte: dem Geruch von heißem Asphalt, den schaukelnden Drähten zwischen Straßenlaternen oder lärmenden Werbesongs.
Jetzt, da ich auf Dauer in der Welt der Sterblichen festsitze, vermisse ich das Elfenreich mit einer schmerzhaften Intensität. Ich sehne mich nach Magie, nichts vermisse ich mehr. Möglicherweise vermisse ich sogar meine Ängste. Es fühlt sich an, als würde ich meine Tage verträumen, ruhelos, ohne jemals richtig wach zu werden.
Ich tippe mit den Fingerspitzen auf das lackierte Holz eines Picknicktisches. Im Frühherbst ist es in Maine bereits kalt. Jetzt, am späten Nachmittag, sprenkelt die Sonne den Rasen vor der Apartmentanlage, während ich Oak im Auge behalte. Er spielt mit Kindern aus der Nachbarschaft in dem Wäldchen zwischen der Anlage und dem Highway. Jüngere und ältere als er mit seinen acht Jahren und alle werden von demselben gelben Schulbus abgesetzt. Sie spielen ein vollkommen chaotisches Kriegsspiel und verfolgen einander mit Stöcken. Sie schlagen zu wie Kinder, zielen auf die Waffe statt auf den Gegner und kreischen vor Lachen, wenn ein Stock zerbricht. Auf diese Weise lernen sie nur Falsches über die Kunst des Schwertkampfs.
Dennoch schaue ich ihnen zu. Und deshalb merke ich es, als Oak seine Zauberkunst einsetzt.
Ich glaube, es geschieht unbewusst. Er schleicht sich an die anderen Kinder an, aber plötzlich gibt es keine gute Deckung mehr. Er geht trotzdem weiter, aber sie bemerken ihn nicht, obwohl er für alle sichtbar ist.
Immer näher und näher, während die Kinder weiterhin nicht in seine Richtung blicken. Und als er sich auf sie stürzt und seinen Stock schwingt, schreien sie glaubhaft überrascht auf.
Er war unsichtbar. Er hat sich verzaubert. Und ich, die ich durch das Fluchgelübde gegen diese Art von Täuschung gefeit bin, habe es erst gemerkt, als es fast vorbei war. Die anderen Kinder halten ihn für schlau oder meinen, er hätte Glück gehabt. Nur ich weiß, wie leichtsinnig das war.
Ich warte, bis die anderen Kinder nach Hause gehen. Einer nach dem anderen trödelt davon, bis nur noch mein Bruder übrig ist. Obwohl das welke Laub am Boden liegt, brauche ich keine Magie, um mich anzuschleichen. Mit einer schnellen Bewegung lege ich meinen Arm um Oaks Hals und drücke ihn fest genug gegen seine Kehle, um ihm Angst einzujagen. Er versucht, mich abzuwerfen, und hätte mich beinahe mit einem seiner Hörner am Kinn getroffen. Nicht schlecht. Er will sich befreien, aber nur mit halber Kraft. Oak weiß, dass ich es bin, und vor mir hat er keine Angst.
Ich verstärke den Griff. Wenn ich den Arm lange genug gegen seinen Hals drücke, wird er ohnmächtig.
Als er etwas sagen will, spürt er offenbar, dass er nicht genug Luft bekommt. Er vergisst sein Training und dreht durch, schlägt um sich, zerkratzt meine Arme und tritt gegen meine Schienbeine. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte, dass er sich ein wenig fürchtet und dagegenhält, aber nicht, dass er zu Tode erschrickt.
Nachdem ich ihn losgelassen habe, taumelt er keuchend nach vorn, mit Tränen in den Augen. »Warum hast du das getan?«, will er wissen und sieht mich böse an.
»Um dich zu ermahnen, dass Kämpfen kein Spiel ist«, erkläre ich, als würde ich mit Madocs statt mit meiner eigenen Stimme sprechen. Ich möchte nicht, dass Oak so aufwächst wie ich, wütend und ängstlich. Überleben soll er aber schon, und Madoc hat mir beigebracht, wie das geht.
Wie soll ich herausfinden, was er genau braucht, wenn ich nur meine eigene beschissene Kindheit als Maßstab habe? Vielleicht weiß ich nur die falschen Dinge aus dieser Zeit zu schätzen. »Was würdest du gegen einen Angreifer unternehmen, der dir wirklich wehtun will?«
»Ist mir egal«, sagt Oak. »Das interessiert mich alles nicht. Ich will nicht König werden. Ich will niemals König werden.«
Einen Augenblick lang sehe ich ihn nur an. Es wäre schön, wenn er lügen würde, aber das kann er natürlich nicht.
»Wir können uns unser Schicksal nicht immer aussuchen«, sage ich.
»Regiere du doch, wenn du es so toll findest!«, sagt er. »Ich mach’s nicht. Niemals.«
Ich muss die Zähne zusammenbeißen, weil ich sonst geschrien hätte. »Das geht nicht, wenn ich dich erinnern darf. Ich wurde verbannt«, ermahne ich ihn.
Er stampft mit einem Huf auf. »Ich auch! Und ich bin nur in der Menschenwelt, weil Dad seine blöde Krone haben will, und du auch und überhaupt alle. Ich aber nicht. Sie ist verflucht.«
»Alle Macht ist verflucht«, erwidere ich. »Die Grausamsten unter uns werden alles dafür tun, sie zu erlangen, und diejenigen, die mit Macht am besten umgehen können, wollen sie nicht ausüben. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie sich für immer vor der Verantwortung drücken können.«
»Du kannst mich nicht zwingen, Hochkönig zu werden«, sagt Oak, dreht sich um und läuft zur Apartmentanlage.
In dem Bewusstsein, dass ich dieses Gespräch total vermasselt habe, setze ich mich auf die kalte Erde. In dem Bewusstsein, dass Madoc Taryn und mich besser vorbereitet hat als ich Oak. In dem Bewusstsein, dass ich arrogant und dumm gewesen war, als ich dachte, ich könnte Kontrolle über Cardan ausüben.
In dem Bewusstsein, dass ich in dem großen Spiel der Prinzen und Königinnen vom Spielbrett gefegt wurde.
In der Wohnung ist Oaks Tür geschlossen, Betreten verboten. Meine Schwester Vivienne aus dem Kleinen Volk steht an der Küchenarbeitsplatte und grinst in ihr Handy.
Als sie mich sieht, nimmt sie meine Hände und tanzt mit mir im Kreis, bis mir schwindelig wird.
»Heather liebt mich wieder«, sagt sie mit einem wilden Lachen in der Stimme.
Heather war Vivis menschliche Freundin. Sie hatte sich mit Vivis ausweichenden Antworten bezüglich ihrer Vergangenheit abgefunden. Sie hatte sich sogar damit abgefunden, dass Oak später mit ihnen in dieser Wohnung zusammengelebt hat. Doch als sie herausfand, dass Vivi kein Mensch war und sie darüber hinaus verzaubert hatte, machte sie Schluss und zog aus. Es tut mir leid, das zu sagen, weil mir das Glück meiner Schwester am Herzen liegt – und Heather sie glücklich gemacht hat –, aber diese Trennung war so was von verdient.
Ich löse mich von Vivi und blinzele verwirrt. »Was?«
Vivi wedelt mit dem Handy. »Sie hat mir geschrieben. Sie will zurückkommen. Alles wird wieder wie vorher.«
Laub wächst nicht wieder an Ranken, geknackte Walnüsse passen nicht wieder in ihre Schalen, und Freundinnen, die verzaubert wurden, wachen nicht plötzlich auf und beschließen, ihren grausigen Ex-Freundinnen alles durchgehen zu lassen.
»Zeig mal«, sage ich und strecke die Hand nach Vivis Handy aus. Sie gibt es mir.
Ich scrolle durch die Nachrichten, größtenteils von Vivi gesendet und voll mit Entschuldigungen, unüberlegten Versprechen und immer verzweifelteren Bitten. Von Heather kam hauptsächlich Schweigen und ein paar Nachrichten mit dem Inhalt »Ich brauche mehr Zeit zum Nachdenken«.
Und dann das:
Ich will das Elfenreich vergessen. Ich will vergessen, dass du und Oak keine Menschen seid. Ich will mich nicht mehr so fühlen wie jetzt. Wenn ich dich bitte, mich vergessen zu lassen, würdest du es tun?
Ich fixiere lange die Worte und halte den Atem an.
Obwohl ich nachvollziehen kann, wie Vivi die Nachricht verstanden hat, glaube ich nicht, dass Heather es so gemeint hat. Hätte ich das geschrieben, würde ich auf keinen Fall wollen, dass Vivi einverstanden ist. Ich würde mir wünschen, dass sie mir hilft einzusehen, wie sehr Vivi und Oak mich lieben, auch wenn sie nicht menschlich sind. Vivi sollte darauf bestehen, dass es nichts bringt, so zu tun, als gäbe es das Elfenreich nicht. Ich würde mir wünschen, dass Vivi ihren Fehler zugibt und verspricht, es nie wieder zu tun, unter keinen Umständen.
Hätte ich diese Nachricht geschickt, wäre das ein Test.
Ich gebe Vivi das Handy zurück. »Was willst du ihr sagen?«
»Dass ich alles tue, was sie will«, antwortet meine Schwester mit einem Versprechen, das schon für einen Sterblichen extrem leichtsinnig wäre, aber wahrhaftig furchterregend für jemanden, der sich daran halten müsste.
»Vielleicht weiß sie nicht, was sie will«, sage ich. Was auch immer ich tue,...
Erscheint lt. Verlag | 25.5.2020 |
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Reihe/Serie | Die Elfenkrone-Reihe |
Die ELFENKRONE-Reihe | Die ELFENKRONE-Reihe |
Übersetzer | Anne Brauner |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Folk of Air #3 - The Queen of Nothing |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 • Booktok • Das Reich der sieben Höfe • Die rote Königin • eBooks • Elfenfantasy • Elfenkönig • enemies to lovers • enemiestolovers • Fantasy • Grisha • High Fantasy • Jugendbuch • Jugendbücher • Leigh Bardugo • Magisterium • Nr. 1 Bestseller • Nr. 1 New York Times Bestseller • Prinz der Elfen • Romantasy • Sarah J. Maas • Shadow and Bone • The Folk of the Air • TikTok • tiktok made me buy it • Victoria Aveyard • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-22813-1 / 3641228131 |
ISBN-13 | 978-3-641-22813-2 / 9783641228132 |
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