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Cyberlife 12.0 (eBook)

Eine fantastische Reise zu sich selbst
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7485-2009-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cyberlife 12.0 -  Renate Kessler
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David, ein Junge in der neunten Klasse, verzweifelt an seinen Lebensumständen. Der Vater ist zu streng, die Mutter interessenlos. In der Schule hat er nicht nur mit einem Mitschüler Probleme, sondern auch mit einigen Lehrern. Als sich die Familiensituation durch einen Schicksalsschlag dramatisch verändert und er die Wahrheit über seine Eltern erfährt, hält er es nicht mehr aus. Er versucht sich umzubringen, landet aber in einer Art Zwischenwelt, aus der er aber nur wieder herauskommt, wenn er 12 Abenteuer besteht. Dort trifft er auf die Lehrerin Thea, die ebenfalls mit ihrem Leben nicht fertig geworden ist, mit der sich David gemeinsam in das Abenteuer stürzt.

Mein beruflicher Werdegang hat mich nach vielen Jahren schließlich nach einem Studium zur Erziehungsberatung geführt. Ich habe festgestellt, dass das Wissen, das in den Schulen vermittelt wird, nicht taugt, um der Wahrheit unseres Lebens auf den Grund zu gehen. Deshalb möchte ich Jugendlichen andere Sichtweisen vermitteln, die ihren Geist befreien und ihn für die Wirklichkeit in unserer Welt öffnen.

2 Thea in Schule


Es klingelte. Gott-sei-Dank war die Stunde vorbei, dachte Thea und beeilte sich, ihre Sachen in ihre neue Lehrertasche zu packen. Sie hatte sich diese zu ihrem 35. Geburtstag am letzten Freitag selbst gekauft. Sie war Single, wie man so schön sagte. Sie hatte weder einen Mann noch einen Freund, noch eine Familie. Zum Reden hatte sie nur ihre Freundin Carmen. Leider war diese auf einer längeren Weltreise und stand somit als Gesprächspartnerin und seelischer Müllabladeplatz zurzeit nicht zur Verfügung.

Sie fühlte sich völlig ausgebrannt. Früher war sie in ihrem Beruf noch idealistisch gewesen. Sie war überzeugt davon, dass sie als Lehrerin den Kindern mehr auf ihren Lebensweg mitgeben konnte, als nur Daten und Fakten. Sie wollte die Kinder dazu motivieren, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten optimal zu entwickeln, um ein starkes Selbstwertgefühl aufzubauen.

Das war lange her, Thea konnte sich kaum noch an diese Zeit, geschweige denn an dieses befriedigende Gefühl, den Kindern helfen zu wollen, erinnern. Sie hatte es schon lange verloren. Es blieb auf der Strecke zwischen nervigen Elterngesprächen, unerzogenen, undankbaren Kindern, sinnlosen Lehrplänen und fordernden Direktoren.

Am letzten Wochenende hatte sie wieder einen schlimmen Migräneanfall. Die kamen regelmäßig und in letzter Zeit immer öfter. Was hatte sie nicht alles probiert, um sie loszuwerden. Sie hatte das Gefühl, jeden Arzt und jeden Heilpraktiker der Umgebung zu kennen. Auf den Rat von Carmen hin, hatte sie sich in ihrer Verzweiflung sogar mal an eine Hellseherin gewandt. Thea wollte wissen, wann ihre Freudlosigkeit endlich aufhören und sie wieder mehr Lebenskraft oder vielleicht sogar einen Partner finden würde. Das war aber „für die Füße“, wie man so schön sagte. Sie konnte sich nur noch an den Schrecken erinnern, als sie die Todeskarte und die Karte des Teufels hintereinander gezogen hatte. Das konnte ja nur Unglück bedeuten.

Der heutige Matheunterricht in der zehnten Klasse des St.-Irmengard-Gymnasiums in Garmisch war wieder der reinste Horror. Es war ein Hohn, wenn sie daran dachte, dass die Schule nach einer Enkelin des Kaisers Karl des Großen benannt wurde, die in der Mitte des 9. Jahrhunderts gelebt hatte. 1929 wurde die Schule für Mädchen gegründet. Nach den Grundsätzen der Schule sollte den jungen Damen hier nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern es sollten ihnen auch die Werte nach christlicher Sicht wie Ordnung, Verantwortungsbewusstsein, Höflichkeit und Wertschätzung nähergebracht werden. Davon spürte Thea im heutigen Schulalltag jedoch nicht mehr viel.

Die Mädchen nahmen sie nicht ernst. Sie versuchten Thea zu provozieren und auflaufen zu lassen und meistens gelang es ihnen auch.

Wie heute zum Beispiel, als Thea versuchte, den Mädchen die Grundlagen des Goldenen Schnitts näher zu bringen, was ihr nur mäßig gelang. Die Mädchen hatten mehr Interesse daran, ihre Mails zu checken oder sich kichernd über ihre aktuellen Liebschaften auszutauschen. Es war eine ständige Unruhe in der Klasse, die es Thea unmöglich machten, ihren Lehrstoff an den Mann beziehungsweise an die Mädchen zu bringen. Besonders eine Schülerin, Alexandra Hanfeld, hatte es zu ihrem Hobby gemacht, Thea vor Augen zu führen, dass sie sie für eine Niete hielt.

Wenn Thea versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, erntete sie meist nur einen müden Augenaufschlag, und dann machte diese weiter mit dem, was garantiert nichts mit Schule zu tun hatte. Für Thea war das sehr frustrierend. Sie wusste, dass es auch an ihr lag, dass die Schüler ihr nicht zuhörten, aber sie wusste nicht, was sie hätte ändern können. Sie fühlte sich ihrer Aufgabe einfach nicht mehr gewachsen. Am liebsten hätte sie dieser besagten Schülerin das Buch an den Kopf geworfen. Aber das kam natürlich nicht in Frage. Sie beherrschte ihre Gefühle – schon immer, schon als Kind hatte sie das gelernt. Jedes andere Verhalten hätte ihre Mutter mit Liebesentzug bestraft.

Auch als sie ihre Mutter pflegte, gab es Zeiten, in denen sie an ihrer Aufgabe fast gescheitert wäre. Dann wäre sie am liebsten davongelaufen oder hätte gerne ihrer Mutter die nassen Windeln um die Ohren gehauen, wenn diese sie wieder gedemütigt hatte. Aber sie hatte sich im Griff, sie kümmerte sich weiter rührend um ihre Mutter, auch wenn diese das nicht zu schätzen wusste und sie bei jeder Gelegenheit triezte. Wie oft weinte sich Thea abends in den Schlaf, weil sie von ihrer Mutter enttäuscht war und keine Möglichkeit sah, aus dieser Hölle zu entfliehen.

Thea hatte wegen ihrer Mutter ihren Job in der Schule in Darmstadt aufgegeben, damals, als die Mutter einen Schlaganfall hatte und nicht mehr alleine für sich sorgen konnte. Der Vater war bereits gestorben. Sie wollte nicht weg von hier, denn sie fühlte sich wohl in Darmstadt, hatte Freunde und vor allem ein ungebundenes, selbstbestimmtes Leben. Sie machte viele Studienreisen, las sehr viel und ging in Konzerte. Sie ging sogar zu Partys, obwohl sie nicht gerade der Typ war, den Jungs anhimmelten. Sie war eher in die Kategorie „graue Maus“ einzuordnen. Im verklärten Licht der Vergangenheit kam ihr ihr früheres Leben wie das Paradies vor. Und dann hatte sie alles aufgegeben, um zu ihrer Mutter Martha Klepper nach Grainau zu ziehen. Für Thea war es selbstverständlich für ihre Mutter da zu sein. Sie war der Ansicht, wenn Eltern für die Kinder da sind, dann müssten die Kinder auch später für ihre Eltern da sein, wenn diese sie brauchen. Hätte sie allerdings gewusst, welche Belastung dieses Leben für sie bedeutete, vielleicht hätte sie versucht, eine andere Lösung für die Pflege ihrer Mutter zu finden. So aber lief sie blind in die Abhängigkeitsfalle und es gab damals - ihrer Meinung nach - kein Entrinnen.

Nicht nur die Pflege ihrer Mutter, also die körperliche Anstrengung fiel ihr zum Ende hin immer schwerer und kostete sie viel Kraft, vielmehr machten ihr die seelische Belastung durch die Gehässigkeit und Undankbarkeit der Mutter zu schaffen. Obwohl sie sich jede Mühe gab, die Bedürfnisse ihrer Mutter zu befriedigen, gelang es ihr nur selten, ihre Zustimmung zu erhalten. Immer wieder hatte diese etwas zu meckern oder auszusetzen. Entweder war das Essen zu heiß oder zu kalt oder die Windel saß nicht richtig oder die Stube war zu warm. Ständig musste Thea für die diversen Wünsche der Mutter zur Verfügung stehen, auch nachts. Wehe sie war zu lange einkaufen oder kam nicht gleich nach der Schule nach Hause. Dann hagelte es Vorwürfe und sie forderte langwierige Wiedergutmachung. Thea hatte dann ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil sie glaubte, als Tochter versagt und sich nicht richtig um die Mutter gekümmert zu haben. Dieses miese Gefühl war ihr ständiger Begleiter, sie konnte sich nicht dagegen wehren. In der Nähe Ihrer Mutter war sie wieder das kleine Kind, das zu gehorchen hatte oder sonst mit Liebesentzug bestraft wurde. Die Tatsache, dass ihre Mutter sie bei ihrem „richtigen“ Namen, Theodora, nannte, verstärkte dieses Fremdheitsgefühl ihr gegenüber noch.

Als die Mutter schließlich an einem weiteren Schlaganfall starb, war die erste Reaktion Theas Erleichterung und im nächsten Moment bekam sie ein furchtbar schlechtes Gewissen. Wie konnte sie nur so herzlos sein und keine unendliche Trauer über den Tod ihrer Mutter empfinden? Aber trotz jeder Anstrengung in dieser Richtung, es gelang ihr nicht. Sie fühlte sich nur frei. Aber wenn sie an ihre Mutter dachte, bekam sie einen Knoten im Bauch und sie spürte immer noch den Groll, den sie gegen sie hegte.

Das Schlimme an der ganzen Sache war, dass diese Episode ihres Lebens Langzeitauswirkungen hatte. Obwohl sie ja jetzt von der Belastung befreit war und wieder Zeit für sich gehabt hätte, stellte sich keine Besserung ein. Die Zeit der Pflege hatte sie über Gebühr beansprucht und sie fand nicht mehr zu ihrem alten Elan und zu ihrer Schaffenskraft zurück. Sie fühlte sich nur leer und ausgelaugt. Trübe Gedanken und Selbstvorwürfe waren ihre ständigen Begleiter. Auch ihr Aussehen litt darunter. Sie machte nichts aus sich. Sie kümmerte sich nicht um ihre Frisur oder um ihre Kleidung. Sie wirkte grau und unscheinbar.

Sie hatte weder Freude an ihrem Beruf noch am Leben. Sie plante keine Reisen mehr und hatte außer Carmen keine anderen Freunde, Menschen fühlten sich in ihrer Gegenwart nicht wohl. Sie war allein und wollte es im Grunde genommen auch sein. Ab und zu ein Glas Rotwein am Abend und dann angesäuselt in einen traumlosen Schlaf zu gleiten, genügte ihr als Freizeitprogramm. Mehr konnte und wollte sie nicht. Sie hatte keine Lust mehr für Kulturprogramme und Gesellschaften. Sie fühlte sich mit ihren 35 Jahren uralt und hatte das Gefühl, dass ihr Leben vorbei sei. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich jetzt noch etwas Gutes oder Aufregendes ereignen könnte. Deshalb würde sie einfach so trostlos weitermachen, bis sie gnädiger Weise vielleicht durch einen Herzinfarkt oder einen ähnlichen schnellen Tod diese Erde verlassen durfte.

Müde, kraft- und lustlos schlenderte sie in Richtung Lehrerzimmer. Eigentlich hatte sie keine große Lust, die blöden Kollegen zu sehen und ihren geistlosten Gesprächen zuhören zu müssen. Aber da gab es auch noch diesen verdammt gutaussehenden Aushilfslehrer, der vor sechs Wochen an die Schule kam und sofort der Liebling aller Lehrerinnen und auch Schülerinnen geworden war. Und er wusste wie und welchen Eindruck er auf weibliche Wesen machte. Das Flirten lag ihm im Blut. Ihr war klar, dass sie keine Chancen bei ihm hatte, aber trotzdem erlaubte...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
Kinder- / Jugendbuch
Schlagworte Abenteuer • Fantasie • Lebenshilfe • Spannung
ISBN-10 3-7485-2009-3 / 3748520093
ISBN-13 978-3-7485-2009-2 / 9783748520092
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