Prinzessin undercover - Enthüllungen (eBook)
416 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-5115-2 (ISBN)
Connie Glynn lebt in London, England, und schrieb bereits als kleines Mädchen gerne Geschichten. Mit fast einer Million Followern ist sie heute eine der erfolgreichsten Prinzessinnen auf YouTube, TikTok und Instagram. In ihrem anderen Leben ist sie Autorin und schreibt sich direkt ins Herz der Prinzessin, die in jeder von uns wohnt. Ihre auf fünf Bände angelegte Serie ?Prinzessin undercover? erscheint in über fünfzehn Ländern und machte Connie Glynn 2017 zur meistverkauften Jugendbuchautorin im Vereinigten Königreich.
Connie Glynn lebt in London, England, und schrieb bereits als kleines Mädchen gerne Geschichten. Mit fast einer Million Followern ist sie heute eine der erfolgreichsten Prinzessinnen auf YouTube, TikTok und Instagram. In ihrem anderen Leben ist sie Autorin und schreibt sich direkt ins Herz der Prinzessin, die in jeder von uns wohnt. Ihre auf fünf Bände angelegte Serie ›Prinzessin undercover‹ erscheint in über fünfzehn Ländern und machte Connie Glynn 2017 zur meistverkauften Jugendbuchautorin im Vereinigten Königreich. Achim Stanislawski, Übersetzer, Literaturkritiker und Blogger, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Er ist der Herausgeber der ›Kleinen Philosophie der Gaumenfreuden‹ (kleinephilosophiedergaumenfreuden.de) und hat für S. Fischer zuletzt Alberto Manguels ›Die verborgene Bibliothek‹ ins Deutsche übertragen.
1
Lottie schrak zusammen, als sie die Holzdielen unter ihren Füßen vibrieren fühlte. Die Vorstellung, dass Saskia sich irgendwo dort unter ihr im Palastkerker befand, ließ sie die Füße vorsichtiger aufsetzen. Aber damit konnte sie sich jetzt nicht beschäftigen. Sie musste konzentriert bleiben und Haltung bewahren. Bis diese Party vorbei war, musste sie sich wie eine echte Prinzessin benehmen. Erst dann konnte sie zurück zu Ellie und mit ihr zusammen ihre Sachen für Rosewood packen.
Lottie hatte heute das zweifelhafte Vergnügen, an einer aufwendigen Geburtstagssoiree teilzunehmen, die ihr zu Ehren veranstaltet wurde und zu der auch Vertreter einiger der weltweit wichtigsten Zeitungen und Fernsehsender geladen waren. Seit über zwei Stunden stand sie nun schon hier herum, lächelte und schüttelte die Hände einflussreicher Persönlichkeiten, die glaubten, sie sei die wahre Prinzessin von Maradova. Der König und die Königin hatten unter dem Vorwand, die Identität der Prinzessin schützen zu wollen, ein strenges Fotoverbot erlassen. Die große Galerie des Palasts war mit juwelenbesetzten Girlanden geschmückt, und um die Marmorsäulen schlangen sich regenbogenfarbene Bänder. Der mit einem rüschenbesetzten Tuch überzogene Geschenketisch bog sich unter dem Gewicht der vielen Präsente, von denen eins größer war als das andere.
Lottie trug die traditionelle maradovische Tracht: eine bestickte Schärpe über einem langärmligen, wie Jade glänzenden Kleid. Auf ihren blonden Locken saß die silberne Krone, die sie vor genau zehn Jahren von ihrer Mutter zum Geburtstag bekommen hatte. Vor genau zehn Jahren. Diese ganze Party war eine Farce. Denn hier wurde nicht ihr Geburtstag gefeiert. Lotties Geburtstag war bereits vor fünf Tagen gewesen. Heute, am ersten September, war Ellies Geburtstag. Lottie war nicht einmal eine echte Prinzessin – sie spielte nur Prinzessin anstelle ihrer Freundin. Aber das war ein Geheimnis, das keiner der Gäste je erfahren durfte.
»Ist alles in Ordnung?«, flüsterte Jamie ihr so leise ins Ohr, dass nur sie es hören konnte. In den letzten fünf Wochen war Lottie diese Frage so oft gestellt worden, dass ihr Magen sich mittlerweile jedes Mal zusammenzog.
»Ja, natürlich geht es mir gut«, antwortete sie automatisch. Sie bemerkte eine Gestalt, die sich langsam durch die Menge auf sie zubewegte. »Die große Frau zu meiner Linken?«
Jamie warf einen kurzen Blick in besagte Richtung. »Olga Ulov, Redakteurin beim Golden Sovereign.« Die sich durch die Menge schiebende grauhaarige Dame trug einen makellosen Seidenanzug. Im Gegensatz zu den übrigen Gästen, die in farbenfrohen Kleidern erschienen waren, war Jamie ganz in Schwarz gekleidet. Seine dunklen Haare hatte er sich aus dem Gesicht gekämmt. Lottie hatte ihn gebeten, er solle sich entspannen, doch aus Angst, es könnte wieder zu einem Zwischenfall kommen, erlaubte er sich keinen Moment der Unachtsamkeit.
Als Olga vor ihnen stand, neigte sie den Kopf zum Gruß. »Prinzessin Eleanor Wolfson.« Sie zog die Worte unnatürlich in die Länge, während sie Lottie mit zusammengekniffenen Augen musterte. »Es ist mir eine große Ehre, nachdem Ihr Euch so viele Jahre versteckt gehalten habt, endlich Eure Bekanntschaft zu machen.«
Anfangs hatte Lottie gedacht, sie würde sich nie daran gewöhnen, mit einem anderen Namen angeredet zu werden, doch mittlerweile fiel es ihr nicht mehr schwer, der Frau ganz selbstverständlich zuzulächeln. Sie fragte sich, wie Ellie sich an ihrer Stelle fühlen würde.
»Vielen Dank, Olga – ich hoffe, dass ich Sie nicht enttäuscht habe«, antwortete sie mit zuckersüßer Stimme und tat ihr Bestes, ein möglichst bescheidenes Lächeln aufzusetzen. Jamie signalisierte ihr mit einem kurzen Nicken seine Zustimmung. Obwohl sie nicht mehr beim Prinzessinnenunterricht von Jamie getriezt wurde, achtete er auch weiterhin darauf, dass ihr kein Patzer unterlief.
Olgas Lippen kräuselten sich zu einem gezwungenen Lächeln, doch ihre Augen durchbohrten Lottie, als wollte sie ihre Gedanken lesen. Ellie hatte nie ein gutes Verhältnis zu den Medien gehabt. Es hatte eine Menge Gerüchte über die Gründe gegeben, warum sie sich nicht zu erkennen gab. Sie alle waren erstunken und erlogen, und die meisten hatten kein gutes Haar an der Prinzessin gelassen. Als Ellies Porterin war es nun Lotties Job, die Gerüchteküche im Zaum zu halten, indem sie ihre Rolle in der Öffentlichkeit übernahm und die liebenswerte und bescheidene Prinzessin gab. Die Königin hatte die Idee gehabt, eine Geburtstagsfeier wäre die perfekte Gelegenheit, um Ellies Bild in den Medien wieder geradezurücken. Brav lächeln und Hände schütteln, hatte Lottie sich gesagt, wie schwer kann das schon werden?
Lottie hoffte nur, dass sie irgendwie mit der Nummer durchkam.
»Eure Hoheit …«, sagte jemand hinter ihr mit zischelnder Stimme. Als Lottie sich umdrehte, stand dort der steife Simien Smirnov, der Berater des Königs. Er hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und verbeugte sich kurz vor Lottie. »Der Künstler Sir Yanovski würde Euch gerne sein Geschenk überreichen. Bitte folgt mir, damit wir uns dem König und der Königin anschließen können.« Simien bedachte sie mit einem schmalen Lächeln und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen möge.
»Das hört sich wunderbar an«, erwiderte Lottie strahlend, erleichtert, den herumschnüffelnden Gästen von der Presse entrinnen zu können. Ihr war noch immer nicht ganz klar, was Simien über sie und ihre Rolle als Ellies Porterin dachte, seine Manieren waren jedoch über jeden Zweifel erhaben.
Sie folgte ihm mit – wie sie hoffte – anmutigen Schritten durch die Menge. Dabei kamen sie an mehreren Dienern vorbei, die Tabletts mit Kaviar und Trüffeln balancierten. Ich frage mich, was sie Saskia wohl vorsetzen. Schnell verscheuchte sie den Gedanken wieder. Es fiel ihr schon so schwer genug, sich im maradovischen Palast zu entspannen. Je tiefer sie sich in ihre Rolle als Porterin begab, desto unwohler fühlte sie sich. Nun wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder in Rosewood Hall zu sein, zurück in der Schule, wo sie sich endlich wieder wie sie selbst fühlen könnte. Doch vorher musste sie diese Party überstehen. Immer wieder sagte sie sich den tröstenden Satz vor, den ihre Mutter ihr mitgegeben hatte, bevor sie gestorben war: Sei freundlich, sei mutig und gib niemals auf.
Als sie sich aus dem Gewühl geschlängelt hatten, gab Jamie ein kurzes Hüsteln von sich, das sie aus ihren Gedanken riss. Sie blickte auf und merkte, dass sie schon am Ende der großen Galerie angekommen waren, wo Ellies Eltern, der König und die Königin, auf sie warteten.
König Alexander und seine Frau, Königin Matilde, hätten unterschiedlicher nicht sein können, und dennoch passten sie ausgezeichnet zusammen. Der König stand reglos da, stark und unnahbar, seine Augen zwei schwarze Abgründe. Die Königin neben ihm erschien hingegen so leicht und zart wie eine Pusteblume, als könnte sie jede Sekunde vom Wind fortgetragen werden. Lottie konnte es noch immer kaum glauben, wie sehr sie der Königin ähnelte. Es war fast, als würde sie in einen Spiegel schauen – kein Wunder also, dass gerade ihr die Ehre zuteilgeworden war, Ellies Porterin zu sein.
»Du passt perfekt auf diese Party.« Die Königin strahlte Lottie an und lächelte verschwörerisch. Für Außenstehende musste es so aussehen, als nähme Lottie einfach den ihr angestammten Platz zwischen ihren Eltern ein. Der König nickte stumm erst Lottie und dann Jamie zu.
Nun richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf eine von einem glänzend violetten Überwurf verhängte Stele. Was auch immer darunter verborgen war, musste gewaltig sein, denn es reichte fast bis zur Decke. Lottie wurde etwas nervös. Jemand schlug einen Löffel an ein Champagnerglas, und allmählich legte sich das Stimmengewirr, bis alle Gäste sich ihnen zugewandt hatten. Ein Mann mit rundem Gesicht, bunt schillerndem Haar und einer auffälligen Brille trat vor. Lottie hatte das Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben. Woher kenne ich ihn?
»Das ist Yanovski, der zum Ritter geschlagene Großkünstler«, flüsterte die Königin Lottie zu, ohne dabei den Blick von dem mysteriösen Geschenk zu wenden.
Man hatte Lottie vorgewarnt, dass die Prinzessin auf der Party ein wichtiges Geschenk erhalten würde – ein außergewöhnliches Geschenk, um nicht nur ihren Geburtstag, sondern darüber hinaus auch ihren Schritt in die Öffentlichkeit zu feiern. In solchen Momenten fühlte sich die eigenartige Rolle als Porterin für Lottie besonders merkwürdig an. Das Geschenk war eigentlich für Ellie bestimmt, sie war die echte Prinzessin. Aber Lottie kannte Ellie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie über dieses überdimensionierte Geschenk nicht sonderlich begeistert gewesen wäre.
Yanovski machte einen weiteren Schritt auf sie zu, ergriff feierlich ihre Hand und küsste sie mit einer tiefen Verbeugung.
»Ist die Prinzessin nicht einfach hinreißend?« Er richtete sich wieder auf und wies mit ausladenden Gesten auf sie, so dass Lottie sich fast wie ein prämiertes Zuchtpferd vorkam. Alle Anwesenden klatschten, es ertönten einige jubelnde Zurufe. »Einfach hinreißend! Die perfekte Prinzessin!« Lottie errötete und genoss den Applaus. In diesem Moment war es ihr egal, dass sie sich wie eine Betrügerin vorkam. Wie eine echte Prinzessin bejubelt zu werden fühlte sich einfach unglaublich gut an.
Der König hob die Hand, und der Saal verstummte augenblicklich.
Yanovski...
Erscheint lt. Verlag | 27.2.2019 |
---|---|
Reihe/Serie | Prinzessin undercover | Prinzessin undercover |
Übersetzer | Maren Illinger, Achim Stanislawski |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Doppeltes Lottchen • Ellie • Enthüllungen • Erste Liebe • Ferien • Freundschaft • Geheimnisse • Geheimorganisation • Internat • Jugendbuch • Krone • Lottie • Mädchen • Prinzessin • Rollentausch • Rosewood Hall • Schule • Serie • Spannung • undercover |
ISBN-10 | 3-7336-5115-4 / 3733651154 |
ISBN-13 | 978-3-7336-5115-2 / 9783733651152 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,3 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich