Survival - Im Auge des Alligators (eBook)
256 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-5099-5 (ISBN)
Bevor Andreas Schlüter, geboren 1958, mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern begann, leitete er Kinder- und Jugendgruppen und arbeitete als Journalist und Redakteur. 1994 feierte er mit dem Kinderroman »Level 4 - Die Stadt der Kinder« einen fulminanten Erfolg und ist seit fast fünfundzwanzig Jahren als Autor tätig.
Bevor Andreas Schlüter, geboren 1958, mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern begann, leitete er Kinder- und Jugendgruppen und arbeitete als Journalist und Redakteur. 1994 feierte er mit dem Kinderroman »Level 4 – Die Stadt der Kinder« einen fulminanten Erfolg und ist seit fast fünfundzwanzig Jahren als Autor tätig. Stefani Kampmann, geboren 1971, zeichnete schon als Kind gerne und überall. Während ihres Studiums der Innenarchitektur nahm sie zahlreiche Aufträge als Illustratorin an und verfolgte diesen Weg danach weiter. Sie bebilderte zahlreiche Kinder- und Jugendbücher und veröffentlichte zwei Graphic Novels. Außerdem gibt sie Comic-Workshops für Jugendliche. In ferne Länder ist sie schon einige Male gereist, zum Glück musste sie dort aber (fast) nie ums Überleben kämpfen.
Rückkehr der Banditen
Matti hob die Spitze des Kanus an, während Mike das Heck anpackte.
Aber Matti setzte es gleich schnaufend wieder ab. »O Mann!«, stöhnte er. »Schwerer, als ich dachte.«
»Nur ein kleines Stück!«, beschwor Matti ihn. »Hinter den ersten Büschen können wir es ziehen. Aber hier dürfen wir keine Spur hinterlassen. Lass uns tauschen. Ich glaube, hinten ist schwerer.«
Mike wechselte nach vorn und hob die Kanuspitze an. Immer noch sauschwer, fand er.
Matti hob das Heck und begann zu schieben. »Los!«
Mike stolperte auf den ersten Busch zu, der nicht allzu hoch war.
»Drüber weg!«, befahl Matti.
»Was?«
»Drüber weg!«, wiederholte er. »Damit wir den Busch nicht einknicken und keine Spur hinterlassen.«
Mike nahm seine ganze Kraft zusammen, um das schwere, beladene Boot so hoch wie möglich über den Busch hinwegzustemmen und gleichzeitig vorwärtszugehen. Er schaffte es.
»Super!«, lobte Matti. »Weiter!« Sie trugen das Boot nun zwischen zwei eng zusammenstehenden Bäumen hindurch und gerieten auf einen schmalen, aber sichtbaren Pfad. Matti reckte den Hals, um zu schauen, wo Elly und Gabriel steckten.
»Elly? Gabriel? Wo seid ihr?«
»Hier!«, antwortete Gabriel.
Aber das half Matti und Mike nicht weiter. Sie hörten Gabriel zwar laut und deutlich, konnten aber trotzdem nicht feststellen, woher seine Stimme kam.
»Was heißt hier? Wo?«, fragte Matti.
»Hier ist ein Busch mit blauen Blüten!«, rief Elly ihnen zu.
Mike sah sich um und entdeckte hinter sich an einem Busch, in etwa drei Metern Höhe, ein paar blaue Blüten.
»Da!« rief er voller Freude. »An dem Busch sind Blüten!«
Doch Matti nickte mit dem Kopf zur entgegengesetzten Seite. »Dort auch!«
Mike drehte sich um und entdeckte einen zweiten Busch mit blauen Blüten. Und weiter vor ihnen einen dritten.
»Mensch, Elly!«, schimpfte er. »Hier sind überall blaue Blüten. Wo steckt ihr?«
»Hier!«, antwortete wieder Gabriel.
»Das ist nicht hilfreich, Gabriel!«, zischte Matti genervt. »Was seht ihr noch?«
»Den Lkw«, antwortete Elly. »Hinter uns!«
»WAS?«, rief Matti. »Verdammt! Macht, dass ihr da wegkommt. Außer Sichtweite. Los! Wenn ihr den Lkw seht, dann können die Gangster euch auch sehen, wenn die gleich kommen. Versteckt euch!«
»Wir gehen weiter vor!«, teilte Elly ihnen mit.
Und plötzlich sah Mike, wie sich der Busch mit den blauen Blüten vor ihnen bewegte. »Da! Das müssen sie sein!«
»Wir können das Boot jetzt ziehen!«, sagte Matti.
Matti ließ das Heck des Kanus herunter und ging nach vorn zu Mike. Zu zweit packten sie den Bug an und schleiften das Boot hinter sich her wie einen Karren ohne Räder. Kaum hatten sie Elly und Gabriel erreicht, als Gabriel rief: »Da kommen sie!«
Auch Mike sah durch die Büsche hindurch einen Lkw der Gangster heranrollen, der mit gehörigem Abstand zum Unfall-Lastwagen anhielt, wahrscheinlich, um nicht auch im Schlamm stecken zu bleiben.
»Schnell!«, wies Matti die anderen an. »Noch weiter rein in die Büsche. Nur noch ein paar Meter. Dort entlang!« Er wies auf einen riesenhaften Baum mit einem gut zwei Meter dicken Stamm, der von dichten Büschen und Gestrüpp umgeben war. »Dahinter!«
So schnell, aber auch so vorsichtig wie möglich trugen die vier die beiden Kanus hinter die grüne Wand und legten sie dort ab.
Anschließend gab Matti der Gruppe ein Zeichen. Er sprach nun nicht mehr, weil das Motorengeräusch des Lkws erloschen war und sie stattdessen das Zuschlagen zweier Türen hörten. Die Banditen hatten also geparkt und waren ausgestiegen. Ab jetzt konnte jedes kleinste Geräusch sie verraten.
Mike ahnte wie die anderen, was die Gangster jetzt tun würden: Sie würden die zerbrochenen Kisten entdecken, kurz nachsehen, was auf dem Lkw fehlte und dann sehr wohl vermuten, dass die vier flüchtigen Kinder noch nicht allzu weit gekommen waren und – die Verfolgung aufnehmen.
Doch die vier waren vorbereitet. Matti hatte ein Zeichen benutzt, das er den Indianern abgeguckt hatte. Auch das, was sie jetzt tun würden, hatten sie von den Indianern gelernt: sich unsichtbar zu machen. Vermutlich würde es ihnen nicht so perfekt gelingen wie den Indianern, denn sie hatten es nie geübt; immer nur aufmerksam zugeschaut. Aber nun hing ihr Leben davon ab.
Schweigend und auch ansonsten nahezu geräuschlos zogen alle vier ihre Kleidung aus. Einen Augenblick lang erinnerte sich Mike, wie sehr sie sich geniert hatten, als sie das erste Mal mit den Kindern der Indios im Fluss schwimmen waren. Dabei war das Problem nicht einmal gewesen, sich vor den Indianern nackt zu zeigen, sondern eher, das untereinander zu tun. Besonders Elly hatte es nicht über sich gebracht, sich vor Matti und Gabriel auszuziehen.
Jetzt war es kein Problem, für keines der vier Kinder. Denn sie wussten, dass ihre Kleidung, so verschlissen und schmutzig sie inzwischen auch war, sie leicht verraten konnte, wenn irgendetwas Farbiges durch den grünen Blätterwald hindurchschimmerte. Da der Boden von der einsetzenden Regenzeit nass, schlammig und morastig war, hatten sie leichtes Spiel, sich zu tarnen. Sie rieben sich von Kopf bis zu den Waden mit Schlamm ein. Ihre Füße steckten ja ohnehin schon im Morast. Und da der Schlick matschig und klebrig war, hielt das aufgesammelte Laub an ihnen wie mit Bastelleim aufgeklebt. Nach gerade mal einer knappen Minute waren die vier nicht wiederzuerkennen. Sie hatten sich von vier Stadtkindern in Straßenkleidung in vier menschliche Büsche verwandelt, mit einer Haut aus Schlamm und Blättern. Nun waren sie im Dschungel unsichtbar, so wie sie es von den Indianern gelernt hatten. Sie tarnten die Kanus mit Ästen und Laub und entfernten sich langsam einige Meter von ihnen.
Nun standen sie da, regungslos, wie es die Indianer getan hatten, und hörten, wie die Banditen ihre Suche nach den Kindern aufnahmen.
Mike fühlte sich merkwürdigerweise innerlich sehr ruhig. Keine Spur von Aufregung oder Angst. Nichts an ihm zitterte. Er vertraute voll darauf, für jeglichen Verfolger unsichtbar geworden zu sein, egal, wie dschungelerfahren die Gangster auch sein mochten. Mike spürte: Er war zu einem Indianer geworden, den niemand in der Wildnis finden konnte, wenn er es nicht wollte. Er unterdrückte den Impuls, zu den anderen zu schauen, denn dazu hätte er leicht den Kopf drehen müssen. Aber er bewegte sich nicht. Nicht das kleinste bisschen. Genau so, wie der Indianerjunge Davi und seine indigenen Freunde es ihnen vorgemacht hatten.
Vom Lkw zu den Büschen hatten sie keine Spur hinterlassen. Dass die Gangster bei der unendlichen Zahl von Möglichkeiten, ihnen durch die Büsche zu folgen, ausgerechnet auf die Kanuspur hinter dem einen Busch stoßen würden, war zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Aber selbst wenn: Die Spur verlor sich im Nichts. Sie hatten die Kanus dann ja wieder getragen und versteckt. Nein, Mike fühlte sich sicher. Sie würden niemals entdeckt werden.
In dem Augenblick sah er, wie direkt vor ihm einer der Banditen aus einem Gebüsch hervortrat und nun vor ihm stand. Keine vier Meter von ihm entfernt, schätzte Mike.
Er rührte sich nicht, blinzelte nicht einmal mit den Augenlidern. Und er war sich sicher, dass Elly, Matti und Gabriel ebenso still und starr dastanden, als wären sie soeben zu Stein geworden oder hätten sich tatsächlich in Büsche verwandelt.
Tarnen heißt, sich mit Hilfe von geeigneten Mitteln – wie zum Beispiel Schminke, Sträuchern oder Kleidung – der Umgebung so anzupassen, dass man nur schwer oder gar nicht gesehen werden kann. Dazu gehört außerdem, Spuren, die einen verraten könnten, zu beseitigen. Gesicht und Hände kann man am besten mit Tarnschminke tarnen. Wenn man keine hat, kann man sich auch sehr gut mit Holzkohle oder Asche behelfen. Wichtig ist, sich damit nicht gleichmäßig, glatt und schön zu schminken, als wollte man ausgehen, sondern im Gegenteil: sich möglichst unregelmäßig, kreuz und quer zu färben, damit man in der Natur wenig auffällt. Statt Asche oder Holzkohle kann man sehr gut auch natürliche Farben von entsprechenden Pflanzen verwenden, wenn man sich mit ihnen auskennt.
Hat man Kleidung zur Verfügung, die farblich zur Umgebung passt, kann man natürlich den ganzen Körper damit tarnen. Militärkleidung zum Beispiel ist in Erdfarben (Grün und Braun) gehalten, damit Soldaten im Gelände nicht zu sehen sind.
Man sollte eigentlich vermeiden, sich zur Tarnung mit Schlamm, Erde oder Morast einzuschmieren, da diese Infektionen hervorrufen könnten. Trotzdem kann dies manchmal notwendig sein, wenn man nichts anderes zur Verfügung hat.
Darüber hinaus ist es wichtig:
-
sich unauffällig zu bewegen, besonders, wenn man sich quer zu dem Suchenden bewegen muss.
-
bei der Fortbewegung möglichst nicht von vorhandenen Wegen oder Pfaden abzuweichen, um keine neuen Spuren zu hinterlassen.
-
hervortretende Dinge, wie zum Beispiel Rucksäcke oder auch Waffen, auf dem Boden abzulegen oder zu verstecken.
-
beim Sprechen nur zu flüstern. Und selbst Flüstern ist bei entsprechendem Wind 100 bis 200 Meter weit zu hören.
-
Lichtquellen abzuschirmen.
Es gilt aber auch zu beachten, dass eine Tarnung nie die eigene Sicht, den möglichen Gebrauch von Waffen oder Werkzeugen und schon gar nicht die eigene Beweglichkeit behindern sollte.
Zudem ist...
Erscheint lt. Verlag | 26.9.2018 |
---|---|
Reihe/Serie | Survival | Survival |
Illustrationen | Stefani Kampmann |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Abenteuerserie • action • Alligator • Amazonas • Amazonas-Gebiet • Antolin • Brasilien • Dschungel • Ferien • Freundschaft • Gefahr • Gefährlich • Indianer • Indios • Krokodil • Outdoor • Piranha • Regenwald • Serie • spannend • Spannung • Überleben • Urwald • Wasserschlange • Wildnis • Wildnis, Outdoor |
ISBN-10 | 3-7336-5099-9 / 3733650999 |
ISBN-13 | 978-3-7336-5099-5 / 9783733650995 |
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