Afrikanische Christologie.
Hartmut Spenner Verlag
978-3-89991-251-7 (ISBN)
Sadrack Djiokou ist Pfarrer der Ev. Kirche von Westfalen und arbeitet in der Lydia-Gemeinde in Dortmund. Er hat nach Studien der Evangelischen Theologie und Philosophie als Gemeindepfarrer und Generalsekretär der Protestantischen Kirche von Kamerun in Yaoundé gearbeitet, bevor er als ökumenischer Mitarbeiter und Gastdozent nach Westfalen gekommen ist, u.a. mehrere Jahre die Leitung der Abteilung Afrika der VEM in Wuppertal innehatte.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung9
Allgemeine Thematik9
Geschichtliche Bezugspunkte14
Methodologische Gesichtspunkte19
Perspektiven20
Theoretische Schwierigkeiten21
Zur Bedeutung des Diskurses22
Teil 1: Allgemeine Bedingungen einer
afrikanischen Christologie25
I.1. Der Kontext der Geburt der Afrikanischen Christologie: Geschichte einer schmerzhaften Entdeckung26
I.1.1. Afrika, Mutter der Menschheit26
I.1.2. Ist dann Afrika abhängig für immer?28
I.1.3. Das Christentum der ersten Stunde und das Entwicklungsniveau Afrikas30
I.1.4 Was man aus den Büchern der ersten Entdecker Afrikas erfährt32
I.1.5 Afrika war doch einmal gut36
I.1.6. Der „schwarze“ Kontinent war nicht ohne Vergangenheit.40
I.1.7. Die Wirklichkeit der Zusammenarbeit zwischen Kolonie und Mission42
I.1.8. Endlich: Die Erweckung des Bewusstseins.46
I.2. Die historische Grundlage der afrikanischen Christologie: Dialog und Präsenz.48
I.2.1. Auf dem Weg der Suche nach Begriffen für eine afrikanische Christologie48
I.2.2. Das Christentum in Afrika ist keine Sache der Mission seit dem achtzehnten Jahrhundert51
I.2.3. Umbruch und Befreiung55
I.2.4 Was, wenn die Europäer das Evangelium nur gepredigt hätten, um ihrer Gier zu dienen?57
I.3. Eboussi Boulaga und die „Dekonstruktion“ des Missions-Christentums in Afrika - für die Neukonziperung eines Christus-Modells als Fundament einer afrikanischen Christologie?62
I.3.1. Der Sinn einer Dekonstruktionsarbeit des missionarischen Christentums62
I.3.2 Das Christentum der Mission als eine Religion der Dominierenden.63
I.3.3. Die Gefahr der falschen Anbetung?65
I.3.4. In der Kindheit des Glaubens67
I.3.5. Was ist der afrikanische Christ in diesem Kontext?68
I.3.6. Kann der neue Christ in diesem Kontext unabhängig werden?69
I.3.7. Die Unmöglichkeit, sich zu befreien: Ein offener Weg.71
1.3.8. Die Bereitschaft zur Selbstbestimmung72
I.4. Das „Christusmodell“ der Mission und die afrikanische Christologie. Auf Umwegen.78
I.4.1. Auf der Suche nach einem legitimierten Christus-Modell für Afrika78
I.4.2. Wie versteht man dann die Freiheit des Menschen in Christus?84
I.4.3 Der Sinn der Offenbarung der Botschaft des Evangeliums85
I.5. Die Bild- und Symbolsprache der Bibel und der afrikanischen Kultur91
I.5.1 Die Missionskirchen, die Bilder und das Problem des Animismus91
I.5.2 Die Bedeutung der Bilder und Symbole94
Teil 2: Die kulturellen Grundlagen der Afrikanischen Christologie101
II.1. Afrikanische Religionen und Christologie: vorgegebene Elemente.102
II.1.1 Am Anfang war Gott102
II.1.2 Afrikanische Christologie als Nostalgie der afrikanischen Religionen?105
II.1.3 Die christliche Mission in Afrika hätte es anders gekonnt107
II.1.4 Christus als ausgestreckte Hand Gottes in der afrikanischen Welt110
II.1.5 Christus als Logos der Schöpfung, in der Perspektive der afrikanischen Schöpfungsgeschichten113
II.1.6 Der unerforschliche Gott macht sich erkennbar117
II.1.7. Christus als schöpferische Kraft Gottes124
II.2. Der Proto-Ahn, ewige Gegenwart Gottes und Begleiter der Menschen: Christus, unser Vorfahr.128
II.2.1 Der Ur-Ahn, Zeichen Gottes in der Welt der Menschen128
II.2.2 Gott, der Abwesend-Anwesende129
II.2.3 Christus, der Proto-Ahn130
II.2.4 Der Proto-Ahn, Vollendung des Werkes Gottes in der Welt (oder Ahnenkult?)133
II.2.5 Christus wird zum afrikanischen Ahn135
II.2.6 Wenn nicht Christus, dann Animismus139
II.2.7 Ein widersinniger Konflikt141
II.2.8 „Und was saget ihr, das ich bin?“144
II.3. Die Bedeutung des Initiationsritus: Christus, unser Initiationsführer147
II.3.1. Das Ritual beschreibt die ganze Geschichte des Lebens149
II.3.2 Der Initiationsritus spielt das Drama des Lebens und des Todes154
II.3.3 Der Ritus schafft Sicherheit und Verantwortung: Jesus, Fo m´fo.159
II.3.4 Wie der Initiierte durch die Gabe des Namens ein Lebensprogramm bekommt163
II.3.5 Das Ritual ist die Tür der Rückkehr Gottes zu seiner Schöpfung166
II.3.6 Jesus Christus als der erste Eingeweihte wird zum Führerder Initiation168
II.4. Jesus Christus, Herr des Lebens und des Todes173
II.4.1 Der „afrikanische“ Tod173
II.4.2 Eigentlich hat das Leben in afrikanischer Perspektive kein Ende174
II.4.3 Christus als Spender eines konsistenten Lebens177
II.4.4 Der schmerzhafte Tod ist unerwünscht181
II.4.5 Der Afrikaner im Angesicht des Todes ist untröstbar185
II.4.6 Das Leben als ein kostbares Geschenk185
II.4.7 Der Tod wird als Aufbruch erlebt187
II.4.8 Das Kreuz Christi als Ort des Lebens192
II.4.9 Wir leben dank unserer Taufe in Christus195
II.4.10 Leben bedeutet, sich auf dem Weg zu machen196
II.5. Krankheit und Heilung: Christus, unser Heiler208
II.5.1 Krankheit wird in Afrika als Störung der Schöpfung gesehen208
II.5.2 Krankheit und Hexerei214
II.5.3 Christus der Heiler Gottes217
II.5.4 Christus im afrikanischen Heilungsprozess223
II.6. Christus, unser Baum227
II.6.1. Christus, Baum Gottes, Baum des Lebens227
II.6.2 Der Baum, Ort der Mensch-Gott Begegnung229
II.6.3 Christus als Baum steht im Zentrum der Verkündigung des Evangeliums231
II.6.4 Christus, als Baum der Mitte, unterhält die Bindung zum Unsichtbaren236
II.6.5 Christus, Baum der Mitte, ist das Symbol der menschlichen Existenz239
II.6.6 Christus, Baum der Mitte, bedeutet Frieden und Brot für die Welt240
II.6.7 Christus, der Baum, der viel Frucht bringt244
Teil 3: Afrikanische Christologie und der Neuaufbruch in Afrika: Christus als Ferment der Freiheit und des Wiederaufbaus 247
III.1. Jesus Christus, Freund der Menschen Afrikas, unser Befreier248
III.1.1 Christus, unser Freund, der uns befreit248
III.1.2 Christus, der „Nga'nje“250
III.1.3 Christus, als Freund, ist keine Konstruktion des Geistes251
III.1.4 Christus, Freund einer integrativen Welt252
III.1.5 Christus, der große Freund der Armen254
III.1.6 Christus, unsere Hoffnung, eine Wirklichkeit im Herzen der Menschheit256
III.1.7 Christus, der Ahn unserer geschichtlichen Wirklichkeit257
III.1.8 Der Mann des Kreuzes bedeutet Liebe zur Welt und zu den Schwachen260
III.1.9 Liebe sei mit euch262
III.1.10 Gott des Alltags266
III.1.11 Das Kreuz der Liebe „verkleinert die Stössel der Frauen“268
III.1.12 Christus, freier Wille Gottes zur Welt273
III.2. Christus als Ferment des Wiederaufbaus Afrikas275
III.2.1. Christus, unser Anwalt im Widerstand gegen die Globalisierung.275
III.2.2 Ein Projekt der „Wiedergutmachung“280
III.2.3 Christus und die Zeit für eine Theologie der Entwicklung282
III.2.4 Von Exodus zu Nehemiah283
III.3. Christus als ägyptischer Prinz: die ägyptologische Forschung als Grundlage und Bestätigung einer authentischafrikanischen christologie287
III.3.1. Die Realität der ägyptologischen Forschung287
III.3.2. Die Revolution der Ägyptologie und ihre Verknüpfung mit der Christologie289
III.3.3. Die ägyptische Mythologie und die Bildung einer authentischen afrikanischen Christenheit295
III.3.4. Afrikanische Christologie und die mythologische Figur von Osiris297
III.3.5. Der Osiris-Mythos und die Realität der afrikanischen Christologie299
III.3.6. Der Mythos hilft, auf eigenen Beinen zu gehen302
III.3.7. Die Mythologie des Osiris vereint das Christenleben in Afrika304
III.3.8 Das pharaonische Ägypten ist Grundkraft unseres Bewusstseins308
III.3.9 Eine neue Lesart des Mythos bricht nicht mit dem ursprünglichen Christentum311
III.3.10 Die Legitimation seiner gebrochenen Geschichte314
III.3.11 Einflüsse der Maat auf Christus?315
III.4. Ausblick: Christologie und Wiederaufbau Afrikas, Christus unser Baumeister324
III.4.1 Christologie der Rekonstruktion ist Kampf gegen denAfro-Pessimismus324
III.4.2 Mit Christus am Kreuz wurde die Armut beendet, jetzt beginnt das Leben neu326
III.4.3 Afrika muss gebaut werden328
III.4.4 Der Wiederaufbau, eine Arbeit der Entschlossenheit329
III.4.5 Die Rekonstruktion, eine Aufgabe der Umsetzung unserer Verantwortung333
Schlussfolgerung335
Literaturverzeichnis341
Vorwort Liebe Leser und Leserinnen, ich freue mich Ihnen dieses Buch zum Thema „Afrikanische Christologie, Kontext und Aktualität“ vorzustellen. Dieses Thema ist sicherlich von nicht unbeträchtlichem theologischem Interesse, im Rahmen der allgemeinen Entwicklung der Theologie und des Interesses, das Theologen aus anderen theologischen Kulturen für die afrikanische Theologie zeigen. In der Tat ist die afrikanische Theologie schon lange eine Realität geworden. Es begann schon damals mit dem Unbehagen der afrikanischen Theologen, einen an dem theologischen Wissenstransfer von Missionaren zur Missionierten hin, an der Theologie als Einbahnstraße, an ihrer Rolle in diesem Geschehen. Sie fühlten sich wie in einer theologischen Sackgasse. Dies führte dann zur Infragestellung der Rolle afrikanischer Theologen bei dem Nach-denken über Gott und seine Handlung in der Welt. Befremdet durch diese Einbahnstraße, die die aus Europa gekommene Theologie nahm, fragten sie sich, ob sie sich nicht auf andere Wege begeben sollten als den von Kolonisation und Mission abgesteckten, und neue Wege suchen gehen, um Christus zu verstehen und in den Blick zu nehmen, wie er sich ihnen zeigen würde. Diese Arbeit hätte den Kontext ihres eigenen Lebens in den Blick nehmen müssen und ihre eigene Existenz, nicht zuletzt auch ihre eigene Geschichte. Von einer afrikanischen Christologie zu sprechen geht es also vor allem darum, Christus zu identifizieren und in ihm die Antwort auf das Schicksal der Afrikaner zu suchen, um ihre Rechte zu verteidigen als Menschen und Kinder Gottes, die in einer Welt der Domination leben. Der afrikanische Theologe und Philosoph Eboussi Boulaga zeigte schon, wie der kolonisierte Afrikaner, der Christ geworden war, unter der Fremdherrschaft lebte und glaubte. Deswegen war es schon klar, dass das geerbte „koloniale Christentum“ sich nicht der Notwendigkeit entziehen würde, neu interpretiert zu werden, besser gesagt, neu geformt zu werden, und wenn nötig, es sogar völlig abzulehnen, wenn der Afrikaner ernsthaft mit seinem christlichen Glauben sein will. So gesehen, war eine Suchen nach einem Christus-Modell schon notwendig. Es sollte sein, wie auf eine Entdeckungsreise zu gehen. Und es war wert, eine solche Reise zu beginnen. Die Belebung der Wurzeln der traditionellen Kultur Afrikas, in der Gott die Geschichte des Menschen in der Welt erzählt, war ein wichtiges Unternehmen. Man sollte die Gesichter Christi, die zu uns sprechen, nicht in dem suchen, wo man sich geirrt hat, in der sogenannten Missionstheologie. Die Bilder Christi im afrikanischen Kontext werden dann gesucht und gefunden, genau da wo sie von Anfang an geschrieben wurden, in der eigenen Geschichte. Hier wird Christus als Mokonzi, König der Welt entdeckt, als Fo-Mfo, Ober-Chef der Familie, Proto-Ahn des Lebens, Baum der Wahrheit, als Nga-nje der blinden Menschen, Heiler einer krankenden Welt voller Zerstörung, Ungerechtigkeit, Krieg und Hass. Die Suche nach einem Christus-Modell für Afrika lässt die Afri-kaner entdecken, dass sie mit Christus ein Produkt des Willens Gottes sind, der alles in seiner Zeit schafft, rettet, befreit und vollendet. Wissend, dass dieser Gott, der rettet, der Eine Gott ist, der Einzige, der aber seine Arbeit mit den Vorfahren der afrikanischen Kulturen und Geschichten tut. Wissend auch, dass der weiseste aller Vorfahren derjenige ist, der, von Gott kommend, das große Werk Gottes führt. Dieser hat einen Namen: Isu-Kisi, der Heiler, der Nga´nje, Weg der Liebe Gottes zur Welt. Er hat nun eine Identität. Er trägt einen Namen. So identifiziert ist Christus Afrikaner unter den Afrikanern, der Bruder und der Türöffner zur Gottes Welt, Meister des Lebens, der die Macht der Heilung der Menschen und der Welt besitzt. Eine solche Entdeckungsreise nimmt uns mit bis zur Zeit der Pharaonen. Denn seit Cheikh Anta Diop wissen wir, dass die Wurzeln des Christentums schon zur pharaonischen Zeit entstanden sind, da wo der „Mythos“ angefangen wurde, mit Osiris als Heiler und Hersteller der gesagten Harmonie der Welt, und bestätigt damit die Aussagen der Evangelien über Christus. Dies ist zwar schwierig anzunehmen, aber Wissen ist Wissen und wir können hier darüber reden. Wenn man davon ausgeht, wie afrikanischen Theologen und Ägyptologen es so sehen, dass hinter der Idee des Osiris und hinter der Gestalt Jesu Christi dieselbe Vorstellung steht, kommt man zu irritierenden Übereinstimmungen. Man muss nur die orthodoxen Bilder des Christus Pantokrator (Christus im Ruhm) betrachten, um die übereinstimmenden konsonantischen Wurzeln zu sehen, die den Namen Jesu Christi bilden, um den Einfluss zu verstehen, den Osiris auf die Benennung Christi als Retter und Heiler der Welt hatte. Übrigens, in den Hieroglyphen schreibt sich Osiris mit der Zeichnung eines Auges über einem Stuhl, gefolgt von einer königlichen Person im Schneidersitz. Ein Auge + ein Stuhl + ein sitzender König drückt also Osiris aus. In Lingala heißt das Auge (l)isu. Das Wort für Sitz ist kiti oder Kisi. Sich setzen heißt in Lingala kisa. Wenn dem Auge (isu) der Sitz (kiti) folgt, hat man in Lingala (Kongo) die Bezeichnung Isu-Kisi, die den bezeichnet, der das Auge heilt, der das Sehen gibt. Und das ist auch der Name Jesu Christi in dieser Sprache, eine hieroglyphische Umschreibung des Namens des Osiris. Das Auge über der Pyramide stellt die Sonne da, die sieht und die erleuchtet, und so es möglich macht, zu sehen und sich im Leben berechtigt zu orientieren. Es geht darum klar ins Angesicht oder nach vorne zu schauen, so wie im Kameruner Ewondo ossu (Gesicht) eine Variante des senegalesischen Pulaar yeeso (Gesicht), was man in den traditionellen Darstellungen des Osiris findet, und das dem hebräischen yeshua entspricht. So gesehen muss man in Afrika den Ursprung und den Sinn jener Bezeichnung des Messias suchen, wie der Forscher Dibombari Mbock es in seinen Büchern gezeigt hat . Denn die Phönizier (o-der Kanaanäer), die dem Hebräischen die grafische Darstellung des Namens Jesu gaben, kopierten die ägyptischen Hieroglyphen. Der Buchstabe Ayin (עַ), der wichtig ist im Namen Jesu, und die Buchstabengruppe Yod-Shin-Ayin bildet, kommt vom phönizischen Eyn, das „Auge“ bedeutet, wie das hebräische ayin „Auge“, Varianten des Fang (Südkamerun und Äquatorialguinea) a-yen „sehen“, in Medumba, meine Sprache in Westkamerun, „yene“ (sehen), aye´n (er sieht) das wieder eine Variante des Bassa „yèn“ „sich setzen“ von yeene „Sitz“, die beide den Namen des Osiris wie den Namen Christi beschreiben. In den Evangelien stellt sich Jesus übrigens als „N’ganga-Kisi“ (Isu-Kisi), der Heiler des Sehens, der Geber des Sehens, das Licht der Welt, dar. Der Heiler des Sehens wird in den Hieroglyphen mit dem Namen des Osiris dargestellt, durch den König, der auf dem königlichen Thron sitzt, um Licht zu schaffen über der Erde und der ganzen Welt. Er ist also n’Kosi, der Löwe in Lingala. Der Löwe ist jedoch in Afrika mit der Macht verbunden, die Christus zum Mokonzi, dem König in der Sprache der Zulu, so wie Christus im AT der Löwe von Juda genannt wird, der würdig ist der ko-sanjola, des Lobpreises und der Anbetung. Der Löwe von Juda ist Kosi na Jula, der sich in Lingala bezieht auf den angebeteten Kö-nig, was dieselbe Übersetzung des Löwen von Juda in dieser Sprache ist. Dieses Beispiel, beginnend bei Cheikh Anta Diop, von der Sprache Wolof im Senegal über andere afrikanische Sprachen weitergehend, zeigt lebhaft die schwarzen Ursprünge des pharaonischen Ägypten. Von hier aus kann man auf dem Weg des Mythus des Osiris ein besonders für Afrikaner wichtiges Element der Interpretation der Bedeutung Jesu Christi erkennen. Damit ist Christus in Afrika der neue Mokonzi und wird die Ant-wort auf die Erwartungen eines Volkes sein, das sich in ihm wiederfindet und Ihn erkennt als Isu-Kisi und als Kosa-Njola, der erhoben wurde, über die Himmel, von wo er herrscht zum Wohl der afrikanischen Menschheit im Leiden, verstoßen und misshandelt auf ihrem eigenen Land, die er aber gelehrt hat, die Situation infrage zu stellen. Dieser Christus ist kein Fremder in der Geschichte Afrikas, weil er vorher existiert und die Zivilisation zur Welt gebracht hat, von der auch Afrika profitiert oder zumindest profitieren sollte. In dieser Perspektive ist der Weg unseres Nachdenkens in den Zeilen dieses Buches zu verstehen. Er stellt die afrikanische Christologie in ihren wesentlichen Punkten dar. Und an dieser Stelle lade ich den Leser/die Leserin ein, sich mit mir auf dem Weg der Entdeckung der afrikanischen Figuren Christi zu machen. Sadrack Djiokou Wuppertal, im September 2021
Vorwort Liebe Leser und Leserinnen,ich freue mich Ihnen dieses Buch zum Thema "Afrikanische Christologie, Kontext und Aktualität" vorzustellen. Dieses Thema ist sicherlich von nicht unbeträchtlichem theologischem Interesse, im Rahmen der allgemeinen Entwicklung der Theologie und des Interesses, das Theologen aus anderen theologischen Kulturen für die afrikanische Theologie zeigen. In der Tat ist die afrikanische Theologie schon lange eine Realität geworden. Es begann schon damals mit dem Unbehagen der afrikanischen Theologen, einen an dem theologischen Wissenstransfer von Missionaren zur Missionierten hin, an der Theologie als Einbahnstraße, an ihrer Rolle in diesem Geschehen. Sie fühlten sich wie in einer theologischen Sackgasse. Dies führte dann zur Infragestellung der Rolle afrikanischer Theologen bei dem Nach-denken über Gott und seine Handlung in der Welt. Befremdet durch diese Einbahnstraße, die die aus Europa gekommene Theologie nahm, fragten sie sich, ob sie sich nicht auf andere Wege begeben sollten als den von Kolonisation und Mission abgesteckten, und neue Wege suchen gehen, um Christus zu verstehen und in den Blick zu nehmen, wie er sich ihnen zeigen würde. Diese Arbeit hätte den Kontext ihres eigenen Lebens in den Blick nehmen müssen und ihre eigene Existenz, nicht zuletzt auch ihre eigene Geschichte. Von einer afrikanischen Christologie zu sprechen geht es also vor allem darum, Christus zu identifizieren und in ihm die Antwort auf das Schicksal der Afrikaner zu suchen, um ihre Rechte zu verteidigen als Menschen und Kinder Gottes, die in einer Welt der Domination leben. Der afrikanische Theologe und Philosoph Eboussi Boulaga zeigte schon, wie der kolonisierte Afrikaner, der Christ geworden war, unter der Fremdherrschaft lebte und glaubte. Deswegen war es schon klar, dass das geerbte "koloniale Christentum" sich nicht der Notwendigkeit entziehen würde, neu interpretiert zu werden, besser gesagt, neu geformt zu werden, und wenn nötig, es sogar völlig abzulehnen, wenn der Afrikaner ernsthaft mit seinem christlichen Glauben sein will. So gesehen, war eine Suchen nach einem Christus-Modell schon notwendig. Es sollte sein, wie auf eine Entdeckungsreise zu gehen. Und es war wert, eine solche Reise zu beginnen. Die Belebung der Wurzeln der traditionellen Kultur Afrikas, in der Gott die Geschichte des Menschen in der Welt erzählt, war ein wichtiges Unternehmen. Man sollte die Gesichter Christi, die zu uns sprechen, nicht in dem suchen, wo man sich geirrt hat, in der sogenannten Missionstheologie. Die Bilder Christi im afrikanischen Kontext werden dann gesucht und gefunden, genau da wo sie von Anfang an geschrieben wurden, in der eigenen Geschichte. Hier wird Christus als Mokonzi, König der Welt entdeckt, als Fo-Mfo, Ober-Chef der Familie, Proto-Ahn des Lebens, Baum der Wahrheit, als Nga-nje der blinden Menschen, Heiler einer krankenden Welt voller Zerstörung, Ungerechtigkeit, Krieg und Hass.Die Suche nach einem Christus-Modell für Afrika lässt die Afri-kaner entdecken, dass sie mit Christus ein Produkt des Willens Gottes sind, der alles in seiner Zeit schafft, rettet, befreit und vollendet. Wissend, dass dieser Gott, der rettet, der Eine Gott ist, der Einzige, der aber seine Arbeit mit den Vorfahren der afrikanischen Kulturen und Geschichten tut. Wissend auch, dass der weiseste aller Vorfahren derjenige ist, der, von Gott kommend, das große Werk Gottes führt. Dieser hat einen Namen: Isu-Kisi, der Heiler, der Nga´nje, Weg der Liebe Gottes zur Welt. Er hat nun eine Identität. Er trägt einen Namen. So identifiziert ist Christus Afrikaner unter den Afrikanern, der Bruder und der Türöffner zur Gottes Welt, Meister des Lebens, der die Macht der Heilung der Menschen und der Welt besitzt.Eine solche Entdeckungsreise nimmt uns mit bis zur Zeit der Pharaonen. Denn seit Cheikh Anta Diop wissen wir, dass die Wurzeln des Christentums schon zur pharaonischen Zeit entstanden sind, da wo der "Mythos" angefangen wurde, mit Osiris a
Erscheinungsdatum | 16.12.2021 |
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Reihe/Serie | Schriften der Hans Ehrenberg Gesellschaft (SHEG) ; 27 |
Verlagsort | Kamen |
Sprache | deutsch |
Maße | 145 x 220 mm |
Gewicht | 498 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
Schlagworte | Afrika • Afrikanische Theologie • Christologie |
ISBN-10 | 3-89991-251-9 / 3899912519 |
ISBN-13 | 978-3-89991-251-7 / 9783899912517 |
Zustand | Neuware |
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