China liegt nah
Über chinesisches Denken und seine zeitgenössische westliche Rezeption
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Der Autor untersucht die Schriften maßgeblicher westlicher Sinologen des 20. Jahrhunderts (u.a. Roetz, Schwartz, Needham, Wagner, Jullien) auf ihre zum Teil sehr schmalen philosophischen Grundlagen. Das Ergebnis ist überraschend und ernüchternd zugleich, denn die zeitgenossischen Interpretationen des chinesischen Denkens haben - so der Autor - sehr wenig mit diesem, aber sehr viel mit der philosophischen Perspektive zu tun, aus der sie es betrachten.
Wie denken die Chinesen? Denken sie wie wir im Westen (das meinen die Universalisten) oder ganz anders (so behaupten es die »Differenzialisten«)? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, untersucht der Autor eine Reihe repräsentativer sinologischer Arbeiten (sowie Werke von Philosophen, die über chinesisches Denken geschrieben haben) auf ihre philosophischen Grundlagen. Das Ergebnis ist überraschend: Viele Darstellungen haben recht wenig mit den chinesischen Quellen, aber sehr viel mit der philosophischen Perspektive zu tun, aus der sie betrachtet werden.So banal eine solche Feststellung erscheinen mag, so gravierend sind ihre Implikationen, gemessen an der ursprünglichen Fragestellung. Denn die Sichtweise, die die westliche Sinologie bei ihrer Lektüre der chinesischen Klassiker jeweils einnimmt, ist Schauplatz einer sehr westlichen philosophischen Kontroverse zwischen Anhängern positivistischer Welt- und Erkenntnisauffassungen und Verfechtern eines antiaufklärerischen, antirationalistischen Weltverständnisses. Doch weder die Universalisten noch die »Differenzialisten« sind imstande, diskursiv haltbare Argumente für die Richtigkeit ihrer jeweiligen Interpretation zu bieten. Dies ist, so die These, auch nicht möglich, denn eine Wahrheit, die vom »konstruktiven« Beitrag des sie aussprechenden Subjekts unabhängig wäre, gibt es ebenso wenig wie den »wahren« Konfuzius, Laozi oder Zhuangzi.Mit besonderer Aufmerksamkeit wird die These der grundsätzlichen Andersartigkeit des chinesischen Denkens gegenüber dem westlichen behandelt. Es wird nicht nur gezeigt, dass diese Andersartigkeit eine Erfindung ihrer Verfechter ist, sondern auch, wie rational vorgehendes Denken in die selbstkritischen, autodestruktiven Überlegungen von Zhuangzis Skeptizismus übergehen kann. In diesem radikal kritischen Denkstil sieht der Autor eine Ähnlichkeit mit Hegels und Nietzsches Kritik des Verstandesdenkens.
Wie denken die Chinesen? Denken sie wie wir im Westen (das meinen die Universalisten) oder ganz anders (so behaupten es die »Differenzialisten«)? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, untersucht der Autor eine Reihe repräsentativer sinologischer Arbeiten (sowie Werke von Philosophen, die über chinesisches Denken geschrieben haben) auf ihre philosophischen Grundlagen. Das Ergebnis ist überraschend: Viele Darstellungen haben recht wenig mit den chinesischen Quellen, aber sehr viel mit der philosophischen Perspektive zu tun, aus der sie betrachtet werden.So banal eine solche Feststellung erscheinen mag, so gravierend sind ihre Implikationen, gemessen an der ursprünglichen Fragestellung. Denn die Sichtweise, die die westliche Sinologie bei ihrer Lektüre der chinesischen Klassiker jeweils einnimmt, ist Schauplatz einer sehr westlichen philosophischen Kontroverse zwischen Anhängern positivistischer Welt- und Erkenntnisauffassungen und Verfechtern eines antiaufklärerischen, antirationalistischen Weltverständnisses. Doch weder die Universalisten noch die »Differenzialisten« sind imstande, diskursiv haltbare Argumente für die Richtigkeit ihrer jeweiligen Interpretation zu bieten. Dies ist, so die These, auch nicht möglich, denn eine Wahrheit, die vom »konstruktiven« Beitrag des sie aussprechenden Subjekts unabhängig wäre, gibt es ebenso wenig wie den »wahren« Konfuzius, Laozi oder Zhuangzi.Mit besonderer Aufmerksamkeit wird die These der grundsätzlichen Andersartigkeit des chinesischen Denkens gegenüber dem westlichen behandelt. Es wird nicht nur gezeigt, dass diese Andersartigkeit eine Erfindung ihrer Verfechter ist, sondern auch, wie rational vorgehendes Denken in die selbstkritischen, autodestruktiven Überlegungen von Zhuangzis Skeptizismus übergehen kann. In diesem radikal kritischen Denkstil sieht der Autor eine Ähnlichkeit mit Hegels und Nietzsches Kritik des Verstandesdenkens.
Hermes Spiegel studierte in Turin (u.a. bei Gianni Vattimo), promovierte an der FU Berlin (über Althussers Gramsci-Rezeption) und ist seit 2003 ordentlicher Professor an der Staatlichen Hochschule für Übersetzer und Dolmetscher in Brüssel. 2001 veröffentlichte er die Studie »Zur Entstehung der Hegelschen Philosophie – Frühe Denkmotive«. Von 2010–2015 lehrte er an der Renmin Daxue (Volksuniversität) in Beijing.
Erscheinungsdatum | 06.05.2020 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 130 x 210 mm |
Gewicht | 898 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Östliche Philosophie |
Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Philosophie der Neuzeit | |
Schlagworte | Chinesische Philosophie • Interkulturelle Philosophie • Sinologie |
ISBN-10 | 3-7873-3714-8 / 3787337148 |
ISBN-13 | 978-3-7873-3714-9 / 9783787337149 |
Zustand | Neuware |
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