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Psychosomatik in der Schmerztherapie (Komplexe Krisen und Störungen, Bd. 1) (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
229 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-11090-6 (ISBN)

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Psychosomatik in der Schmerztherapie (Komplexe Krisen und Störungen, Bd. 1) -  Jonas Tesarz
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Dieses gut verständliche Arbeitsbuch vermittelt praxisnahes psychosomatisches Fachwissen für die Behandlung und Betreuung chronischer SchmerzpatientInnen. Es gibt Schritt für Schritt praktische Fertigkeiten für den klinischen Alltag an die Hand. Chronische Schmerzen sind schwer zu behandeln und führen bei den Betroffenen zu viel Leid. Obwohl inzwischen eine Vielzahl an medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapien zur Verfügung steht, zeigen rein somatisch orientierte Therapieansätze häufig unbefriedigende Behandlungsergebnisse. In den letzten Jahren ist daher das Interesse an psychosomatischen Vorgehensweisen stark angestiegen. Trotzdem gibt es bisher kaum konkrete Hilfestellungen für die Praxis. Dies will das Buch ändern: Es macht in gut nachvollziehbaren Schritten mit unterschiedlichen Aspekten einer psychosomatisch orientierten Schmerztherapie vertraut: • Diagnostische Grundlagen psychosomatischer Schmerzsyndrome • Einblicke in verschiedene Therapieverfahren • Konkrete Handlungsanleitung im therapeutischen Umgang: psychodynamisch - verhaltenstherapeutisch - systemisch • Patienteninformationsmaterial und Imaginationsübungen • Aktuelle Entwicklungen und innovative Therapieansätze • Praktische Empfehlungen für die medikamentöse Therapie

 Jonas Tesarz, Prof. Dr. med., ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Facharzt für Innere Medizin sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, EMDR-Supervisor und Gründer des Netzwerks für EMDR Schmerztherapie.. 

 Jonas Tesarz, Prof. Dr. med., ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Facharzt für Innere Medizin sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, EMDR-Supervisor und Gründer des Netzwerks für EMDR Schmerztherapie..  Prof. Dr. med. Günter H. Seidler war von 2002 bis zum Eintritt in den Ruhestand im Sommer 2015 Leiter der Sektion Psychotraumatologie im Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universitätsklinik Heidelberg. Er begann seine Laufbahn als Neurochirurg. Er ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Lehranalytiker, Gruppen-Lehranalytiker und EMDR-Supervisor. Er arbeitet freiberuflich als Autor, Coach, Berater, Lehrtherapeut und Lehranalytiker sowie Supervisor. Der Vorentwurf zu seinem ersten Buch ("Der Blick des Anderen. Eine Analyse der Scham") wurde 1989 mit dem Förderpreis der DPG (Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft) ausgezeichnet. Dessen amerikanische Ausgabe avancierte in Trauma-orientierten Kreisen der Psychotherapieszene in den USA zum Kultbuch. Die empirische Überprüfung des dort entwickelten Konstruktes in seiner Habilitationsschrift ("Stationäre Psychotherapie auf dem Prüfstand. Intersubjektivität und gesundheitliche Besserung", 1999) wurde mit dem "Forschungspreis Psychotherapie in der Medizin" ausgezeichnet. Seine Befunde veranlassten ihn zu einem Paradigmawechsel, und er wandte sich der Psychotraumatologie zu. Günter H. Seidler ist Gründungsherausgeber und war bis 2019 Leitender Herausgeber der Zeitschrift »Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder«. Günter Seidler hat zahlreiche wissenschaftliche Projekte zu den Folgen individueller Gewalt und zu Großschadensereignissen sowie zur Therapieentwicklung durchgeführt und gilt international als einer der führenden Psychotraumatherapeuten. In seiner praktischen Arbeit verbindet er eine wissenschaftliche Orientierung mit Kompetenzen in zahlreichen Therapieverfahren und mit eigenen Ansätzen. >> Weitere Informationen zu Günter H. Seidler (www.guenter-seidler.de)  Jonas Tesarz, Prof. Dr. med., ist Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er ist Facharzt für Innere Medizin sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, EMDR-Supervisor und Gründer des Netzwerks für EMDR Schmerztherapie..  Annette Streeck-Fischer, Prof. Dr. med. habil., Kinder- und Jugendpsychiaterin, Psychoanalytikerin, Hochschullehrerin an der International Psychoanalytic University Berlin (IPU). Von 1983 bis 2013 Chefärztin der Abteilung "Psychiatrie und Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen" des Akademischen Lehrkrankenhauses Tiefenbrunn bei Göttingen. Von 2011 bis 2015 Präsidentin der ISAPP (International Society of Adolescent Psychiatry), derzeit Past-Präsidentin. Mitherausgeberin der Zeitschrift "Adolescent Psychiatry"; bis 2013 verantwortliche Herausgeberin der Zeitschrift "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie". Ehem. Mitglied in wissenschaftlichen Beiräten verschiedener psychotherapeutischer Zeitschriften, seit 2016 Mitglied des wiss. Beirats der französischen Zeitschrift "Cliniques". Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. zu Psychotherapie von Jugendlichen, Adoleszenz, Rechtsextremismus, Gewalt, Trauma, Misshandlung, Missbrauch, Borderlinestörungen in der Adoleszenz.

Chronischer Schmerz im Kontext von ICD: Eine Kodierungshilfe


Neben den konzeptuellen und pathophysiologischen Überlegungen zur Genese und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzsyndrome stellt sich auf der anderen Seite die ganz pragmatische Frage, wie chronische Schmerzstörungen im klinischen Alltag zu kodieren sind. Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden ein kurzer Überblick über die unterschiedlichen Möglichkeiten gegeben werden, wie chronische Schmerzen im Klinikalltag angemessen verschlüsselt werden können. Denn obwohl für das Phänomen »Schmerz« in den Kodierrichtlinien der internationalen Klassifikation für Krankheiten (ICD-10, International Classification of Diseases) ein spezifischer Kriterienkatalog formuliert worden ist (siehe Kapitel 18 des ICD-10, »Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind«), können darin die psychosomatischen Aspekte chronischer Schmerzsyndrome oftmals nur unzureichend abgebildet werden.

Gerade das Wesen psychosomatischer Schmerzsyndrome, nicht notwendigerweise mit einer nozizeptiven Wahrnehmung einherzugehen, sowie die Tatsache, dass nahezu jede Schmerzempfindung unter dem ständigen Einfluss nicht-nozizeptiver, insbesondere psychosozialer Faktoren steht, ist in der aktuellen Version der international gültigen Krankheitsklassifikation nicht angemessen berücksichtigt. Während sich rein somatisch bedingte Schmerzen in der Regel gut und inhaltlich konsistent durch die ICD abdecken lassen, ist dies für psychosomatische Schmerzsyndrome oftmals nicht möglich. Sie sind meist schwer operationalisierbar und es fehlen valide neurobiologische Testparameter, anhand derer sich eindeutige Positivkriterien formulieren lassen. Umgekehrt finden sich in der aktuellen Version des diagnostischen und statistischen Leitfadens psychischer Störungen (DSM-IV, Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4th edition), dem Standardwerk zur Erfassung psychischer Krankheitsbilder, zwar umfassende Vorgaben zur Klassifikation psychischer Störungsbilder, welche mit körperlichen Symptomen einhergehen, die Komplexität psychosomatischer Schmerzsyndrome bleibt in der Regel jedoch unberücksichtigt. In Anbetracht dieser Situation verwundert es nicht, dass für die aktuellen und geplanten Neuauflagen einige substantielle Veränderungen vorgeschlagen worden sind. Im Folgenden soll kurz auf die unterschiedlichen Schmerzdiagnosen im ICD-10 eingegangen werden, um im Anschluss ein Ausblick auf die vorgeschlagenen Klassifikationssysteme im ICD-11 zu geben.

Psychosomatische Schmerzsyndrome im Rahmen von ICD-10


Die aktuellen Klassifikationsempfehlungen zur Kodierung von Schmerz im ICD-10 empfehlen, wenn ». . . ein Patient speziell zur Schmerzbehandlung aufgenommen« wird und wenn »ausschließlich der Schmerz behandelt wird, der Kode für die Lokalisation des Schmerzes als Hauptdiagnose anzugeben ist«. Allein die Schmerzlokalisation als Hauptdiagnose zu kodieren ist jedoch nicht nur problematisch, da mehr als 75 Prozent der Patienten mehr als eine Schmerzregion angeben, sondern auch weil dies der Heterogenität der unterschiedlichen psychosomatischen Schmerzsyndrome in vielerlei Hinsicht nicht gerecht wird. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, sich ein wenig differenzierter mit den unterschiedlichen im ICD-10 beschriebenen Krankheitsbildern auseinanderzusetzen, bei denen das Phänomen »Schmerz« als ein zentrales Element angesehen werden kann (Nilges & Rief, 2010; Tabelle 4):

Schmerzsyndrome ohne Krankheitswert


Vorneweg ist zu betonen, dass Schmerz ein allgegenwärtiges Symptom darstellt und als e physiologisches Signal nicht zwingend krankhaft ist. So erfüllen mehr als zwei Drittel aller Leistungssportler die Kriterien für eine chronische Schmerzstörung, meist ohne dass dies zu einer relevanten Einschränkung im Alltag führen würde. Viele Schmerzsyndrome sind zwar unangenehm, erreichen jedoch keinen relevanten Beeinträchtigungsgrad, der eine medizinische Diagnose mit Krankheitswert rechtfertigen würde. In solchen Fällen sollte von einer Kodierung abgesehen werden.

Isoliert somatisch-nozizeptiv bedingte Schmerzsyndrome


Angenommen, es liegt ein Schmerzsyndrom mit chronisch somatischem Trigger vor (beispielsweise eine nicht kontrollierte rheumatoide Arthritis oder eine chronische Osteomyelitis) und es sind keine relevanten psychosozialen Faktoren feststellbar. In solchen Fällen wird empfohlen, das Schmerzsyndrom unter der entsprechenden somatischen Erkrankung einzuordnen.

Gleichzeitig sei jedoch auch angemerkt, dass jeder chronische Schmerzzustand per se zu substantiellen Veränderungen in der zentralnervösen Prozessierung nozizeptiver Informationen führt, mit nachhaltigem Einfluss auf die kognitiven, affektiven und behavioralen Elemente der Schmerzverarbeitung.

Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren (F45.41)


Im Jahr 2009 wurde in der deutschen Ausgabe des ICD-10 erstmals die Diagnose »Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren« (F45.41) eingeführt, um dem komplexen Wechselspiel zwischen somatischen, psychischen und sozialen Faktoren besser gerecht werden zu können. Eine chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren liegt vor, wenn seit mindestens sechs Monaten Schmerzen in einer oder mehreren Körperregionen bestehen, die ihren Ausgangspunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Der Schmerz verursacht in bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. Psychosoziale Faktoren spielen eine wichtige Rolle für Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen, sind jedoch nicht ursächlich für deren Beginn, anders als bei der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung (F45.40), auf die weiter unten näher eingegangen werden soll. In der Praxis ist diese Unterscheidung jedoch häufig schwierig zu treffen, sodass die Diagnose einer chronischen Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren in der Regel dann vergeben wird, wenn den Schmerzen trotz hoher psychischer Überlagerung auch eine relevante somatische Komponente zugeschrieben werden kann.

Nilges und Rief (Nilges & Rief, 2010) empfehlen vor diesem Hintergrund, eine chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren insbesondere dann zu diagnostizieren, wenn ein ursprünglich auslösender somatischer Faktor (zum Beispiel ein Herpes zoster, ein Bandscheibenvorfall mit passender Schmerzlokalisation oder eine manifeste Arthrose) aufgrund von Anamnese und Untersuchungen eindeutig identifiziert und diagnostiziert werden kann und wenn mindestens zwei aufrechterhaltende psychische Faktoren vorliegen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Maladaptive Verhaltensmuster: Dies beinhaltet sowohl dysfunktionale Vermeidungsverhaltensweisen als auch Durchhaltestrategien. Übermäßiges Vermeidungsverhalten, beispielsweise aufgrund starker schmerzbezogener Ängste und einer daraus resultierenden körperlichen Dekonditionierung mit Schon- und Fehlhaltungen, kann genauso relevant zur Aufrechterhaltung chronischer Schmerzzustände beitragen wie dysfunktionale Durchhaltestrategien mit Überschreiten der eigenen körperlichen und mentalen Belastbarkeit und daraus resultierenden Überlastungsreaktionen (Hasenbring, 1993) des Bewegungsapparates und muskulären Verspannungen.

  • Dysfunktionale Kognitionen: Maladaptive Kognitionen in Form von gedanklicher Einengung auf das Schmerzerleben, Katastrophisieren von Körperempfindungen und Krankheitsfolgen, Grübeln und gedankliche Einengung auf schmerzassoziierte Inhalte und rigide Attribution der Ursachen auf somatische Faktoren können ebenfalls zu einer relevanten negativen Beeinflussung des Schmerzerlebens führen.

  • Emotionaler Distress:19 Ausgeprägte emotionale Belastungen, wie beispielsweise Verzweiflung oder Demoralisierung, ...

Erscheint lt. Verlag 26.11.2018
Reihe/Serie Komplexe Krisen und Störungen
Komplexe Krisen und Störungen
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Psychiatrie / Psychotherapie
Schlagworte Ärztliche Psychotherapie • Chronischer Schmerz • Fibromyalgie • FMS • Imagination • Kopfschmerz • Kopfschmerzen • Körperpsychotherapie • Körperübungen • Kröner-Herwig • Materialien Schmerz • Migräne • Muskuloskelettale Schmerzen • Neuropathie • Palliativtherapie • Patienteninformation Schmerz • Phantomschmerz • Psychoanalytische Therapie • Psychodynamische Therapie • Psychologie • Psychologische Beratung • Psychologische Psychotherapie • Psychosomatik • Psychosomatisch • Psychosomatische Medizin • Psychosomatische Schmerztherapie • Psychosomatische Therapie • Psychotherapie • Rückenschmerz • Rückenschmerzen • Schmerz • Schmerzanamnese • Schmerzbehandlung • Schmerzen • Schmerzpatient • Schmerzpsychotherapie • Schmerztherapeut • Schmerztherapie • Spannungskopfschmerz • Systemische Therapie • Tiefenpsychologie
ISBN-10 3-608-11090-9 / 3608110909
ISBN-13 978-3-608-11090-6 / 9783608110906
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