Der Kontakt zwischen Englisch und Französisch in Montréal
disserta Verlag
978-3-95935-080-8 (ISBN)
Im ersten Teil dieser Studie werden Hypothesen zu den historischen, sozialen und politischen Hintergründen des Zusammentreffens der beiden Sprachgemeinschaften in Québec und speziell in Montréal aufgestellt. Im praktischen Teil werden diese Hypothesen und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Sprachkontakts daraufhin mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens durchleuchtet, um ein Trendverhalten zur Sprachverwendung der Frankophonen in Montréal aufzuzeigen.
Weitere persönliche Beobachtungen im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes dienen dazu, festzustellen, inwiefern das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen in Montréal für eine neutrale Person sichtbar ist. Dieser Teil bezieht sich in erster Linie auf frankophone und anglophone Facetten der Stadt im Bereich Beschilderung und Architektur.
Textprobe:
Kapitel 2.2.4.5, Sprache und Identität:
Es ist festzustellen, dass die Reaktionen der Frankophonen auf die mit Loi 101 verbundenen Veränderungen überwiegend positiv sind, da diese ihnen die sprachliche und kulturelle Zukunft in der Provinz Québec sichern. Mehrere Untersuchungen ergeben eine deutliche Steigerung der Verwendung des Französischen auf der Straße, als Sprache des Handels und als Sprache der Arbeit (vgl. Bourhis 2002: 109). Somit würde Montréal ohne die Einführung von Loi 101 heute wohl bedeutend weniger französisch erscheinen. Nach Meinung vieler Frankophoner hat das Gesetz zum Erhalt der französischen Sprache und Kultur beigetragen und wird demnach als sinnvoll angesehen. Hier kann auf die Probleme anderer Provinzen wie z.B. Ontario verwiesen werden, in denen es Frankophone schwerer haben ihre Sprache zu erhalten.
Die gesetzlichen Bestimmungen der Sprachpolitik setzen das Englische mit allen weiteren Minderheitensprachen Québecs gleich, die als nichtoffizielle Sprachen im privaten Bereich verwendet werden dürfen (vgl. Razafimandimbimana 2005: 38). Für die Anglophonen bedeutet dies einerseits eine Gefährdung ihrer demographischen und institutionellen Zukunft in der Provinz, andererseits fühlen sie sich auch in symbolischer Hinsicht bedroht auf Grund der Bestimmungen der einsprachigen französischen Aushänge im Bereich Handel und spüren erstmals nach mehr als 300 Jahren, dass ihre Situation zunehmend prekärer wird (vgl. Bourhis 2002: 109). Gleichzeitig wird das Englische zu einem wichtigen Identitätssymbol für die Anglophonen Québecs, die sich 1982 mit der Gründung der Alliance Québec mobilisieren, einer Verbindung, die das Ziel verfolgt die sprachlichen Interessen der anglophonen Minderheit zu schützen und zu fördern. Es geht vor allem darum gegen einsprachige Aushänge im Handel sowie gegen die Obligation für anglophone Kinder aus anderen Provinzen und für die Kinder der Immigranten französischsprachige Schulen zu besuchen vorzugehen (vgl. ebd 110). Es herrscht demnach auch eine symbolische Rivalität zwischen dem Englischen und dem Französischen. Die Alliance Québec reagiert zwar im Interesse der Anglophonen in Québec mit einer Forderung nach Sprachgesetzen für Minoritäten, aber allgemein ist bei den meisten Anglophonen eine Anpassung an die Französisierung gemäß Loi 101 zu beobachten (vgl. Levine 1990: 127).
Langfristig gesehen führt die Sprachpolitik Québecs vor allem in Montréal zu einer Annäherung zwischen Frankophonen und Anglophonen, wobei ein erhöhter Bilingualismus auf der Seite der Anglophonen festzustellen ist, die dem Anschein nach ein französisches Québec zunehmend akzeptieren (vgl. Levine 1990: 214f). Andererseits besteht weiterhin ein Dualismus auf Grund zweier verschiedener Völker, die sich besonders in ihrer nationalen Identifikation voneinander abheben. Zahlreich Frankophone nennen sich Québécois bzw. davor Frankokanadier, die Anglophonen hingegen tendieren dazu sich kurzweg Kanadier zu nennen (vgl. ebd. 216). Man kann also von einer ideologischen Kluft sprechen, die aber durch regen Kontakt der beiden Seiten zunehmend geschmälert wird. So herrscht eine soziale Distanz zwischen den Sprachgemeinschaften um sich voneinander abzugrenzen, es kommt jedoch allmählich zu einer Annäherung. Der Slogan "Je me souviens" als nationale Devise der Provinz Québec erinnert noch heute auf den KFZ-Kennzeichen der Autos an das kulturelle Erbe und die Geschichte der Frankophonen.
2.2.5, Aktuelle sprachpolitische Angelegenheiten:
Trotz der gemeinsamen Gesetzgebung mit Kanada besitzt die Provinz Québec eine eigene Verfassung und befindet sich im Zentrum einer Polemik, die die Ergebnisse der Volksabstimmung im Jahre 1995 verdeutlichen, in der ca. 60 % der Bevölkerung für die Unabhängigkeit Québecs stimmen (vgl. Razafimandimbimana 2005: 33).
Erscheint lt. Verlag | 30.8.2017 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 177 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Anglistik / Amerikanistik |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie | |
Schlagworte | Linguistik (Englisch) • Linguistik (Französisch) • Quebec |
ISBN-10 | 3-95935-080-5 / 3959350805 |
ISBN-13 | 978-3-95935-080-8 / 9783959350808 |
Zustand | Neuware |
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