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Dampfnudelblues (eBook)

Der zweite Fall für den Eberhofer - Ein Provinzkrimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2012 | 1. Auflage
256 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-41345-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dampfnudelblues -  Rita Falk
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Der zweite Fall für den Eberhofer Franz Gerade läuft's für den Eberhofer Franz mit der Susi einwandfrei, sein heimischer Saustall ist so gut wie fertig eingerichtet, da überschlagen sich die Ereignisse in Niederkaltenkirchen: »Stirb, du Sau!« hat jemand mit roter Farbe an Realschulrektor Höpfls Eigenheim geschmiert, und kurz drauf liegt er auch noch tot auf den Gleisen! Selbstmord? Mord? Mal wieder Stress pur für den Franz ... 

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen >Hannes< und >Funkenflieger< hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben - weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  

Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus.  

Kapitel 1


STIRB, DU SAU!, steht auf dem Höpfl seiner Hauswand.

Ärgerlich. Und nicht nur für den Höpfl.

Weil, wenn am Montag in aller Herrgottsfrüh das verdammte Telefon läutet, noch dazu das dienstliche, dann ist das halt scheiße. Erst recht vor dem Frühstück.

Dran ist eben der Höpfl. Der Höpfl wohnt hier am Dorfrand, ist Rektor in der Realschule und er will jetzt, dass ich komm.

Sofort.

Weil es natürlich meine Aufgabe ist, bin ich quasi schon unterwegs.

Zwei Marmeladensemmeln und die Eier mit Speck, die mir die Oma brät, müssen dann leider reichen. Für den Früchtequark bleibt keine Zeit.

»Was ist jetzt mit dem Quark?«, schreit mir die Oma hinterher, grad wie ich zur Tür raus will. Weil sie schon seit Jahren nichts mehr hört, deut ich bloß auf die Uhr und meine Waffe und sie kapiert’s.

 

Wie ich dann mit dem Streifenwagen die kleine Anhöhe zu seinem Haus hinauffahr, kann ich es schon lesen:

STIRB, DU SAU!, steht da also in riesigen Buchstaben an seiner Rauputzwand. Groß und rot, und Farbnasen verlaufen nach unten wie Tränen über eine Backe. Der Höpfl rennt mir schon entgegen und deutet auf die Botschaft, als könnt ich die nicht selber finden.

»Da, schauen Sie her, Eberhofer!«

Er ist schweißgebadet und nervös, und offensichtlich hat sich sein gesamtes Blut in seinem Schädel versammelt. Er streicht eine irrsinnig lange Haarsträhne quer über die hohe Stirn und der Schweiß fixiert sie dort. Außer dem Geschwitze ist aber alles tipptopp. Hemd tipptopp, Hose tipptopp, Schuhe tipptopp. Nur das blöde Geschwitze macht natürlich das Gesamtbild zunichte, ganz klar. Da kannst du daherkommen wie ein Lagerfeld, wenn du schwitzt wie ein Schwein, ist alles dahin.

Aus der Hosentasche fummelt er eine Handvoll loser Tabletten und schmeißt sie sich in den Rachen. Mit einem routinierten Kopfschwung und komplett ohne Wasser versenkt er sie dann in der Gurgel.

»Baldrian«, murmelt er und grabscht erneut in seine Vorratstasche. Er hält mir die verschwitzten Pillen auffordernd unter die Nase, aber ich schüttele den Kopf. Mir graust es.

»Was wollen die denn von mir?«, sagt er, fingert ein Taschentuch hervor und tupft sich übers Gesicht.

»Wer genau sind die

»Ja, das weiß ich doch nicht! Die das halt geschrieben haben.«

»Vielleicht sind ja Sie gar nicht gemeint?«

»Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Schließlich steht’s auf meiner Mauer. Wen bitte sollten sie denn sonst wohl meinen, wenn nicht mich?«

Keine Ahnung. Vermutlich hat er recht.

»Irgendjemand mag Sie wohl nicht«, überleg ich jetzt so und mach ein erstklassiges Foto von dem Schriftzug.

Er seufzt.

»Stellen Sie sich doch kurz davor, Herr Höpfl«, sag ich und er platziert sich genau vor der Wand.

Erstklassiges Foto. »Und jetzt noch mal ein bisschen freundlicher, wenn’s keine Umstände macht«, sag ich und er lächelt.

Wunderbar.

»Haben Sie denn irgendeinen Verdacht?«

Er schüttelt den Kopf.

»Einer von Ihren Schülern vielleicht? Weil, sagen wir einmal so, Rektor ist jetzt auch nicht unbedingt der beliebteste Job. Grad so bei den Schülern.«

»Ja, aber als Polizist hat man doch auch nicht nur Freunde, oder?«

»Aber an meiner Hauswand steht halt jetzt nicht: STIRB, DU SAU!«

Er nickt.

»Und, was werden Sie jetzt unternehmen?«, will er wissen.

»Ja, nix.«

»Wie: nix?«

»Ja, soll ich vielleicht jetzt eine Großfahndung einleiten nach einem mutmaßlichen Wandbeschmierer? Womöglich noch mit SEK und Hubschrauberstaffel?« Ich muss lachen und geh zurück zum Auto. »Ich muss jedenfalls weiter. Schließlich sind Sie auch nicht der Einzige, der wo die Polizei benötigt, gell.«

 

Jetzt hab ich natürlich ein bisschen übertrieben, was meine polizeilichen Einsätze angeht. Weil, seien wir einmal ehrlich, so unbedingt der Teufel ist nicht los, hier bei uns in Niederkaltenkirchen. Da kann so eine Wandschmiererei schon gut der Höhepunkt einer ganzen Dienstwoche sein.

Natürlich ist das nicht immer so. Einmal hatten wir hier sogar einen hammermäßigen Vierfachmord. Erstklassige Sache. Eine ganze Familie wurde da niedergemetzelt. Und das alles nur wegen einem Grundstück! Völlig dubios das Ganze. Aber freilich hab ich den Fall geklärt. Na gut, nicht ich alleine direkt. Der Birkenberger Rudi war mit von der Partie. Großartige Teamarbeit, wirklich. Aber andererseits kann man ja bei einem Dorf von knapp tausend Einwohnern nicht ständig einen Vierfachmord erwarten. Ja, wie lang gäb’s uns denn dann wohl noch? Wenn man bedenkt, dass immer vier sterben und mindestens einer in den Knast muss. Und darum sollte man dann auch mit so unspektakulären Einsätzen wie bei einer Wandschmiererei zufrieden sein, gell.

 

Wie ich mittags daheim zur Tür reinkomm: ein Albtraum allererster Klasse. Kein würziger Essensduft im Hausgang, kein zischendes Brutzeln in den Pfannen, kein Geschirrklappern.

Gar nichts.

Stattdessen ein scharfbeißender Gestank nach Desinfektionsmittel und zwei Menschen in Ganzkörperschutzanzügen. Die Oma und der Papa, beide in geblümten Schürzen über den Overalls, Kopftücher im Nacken gebunden und Gummihandschuhe bis hinter zum Ellbogen.

»Um Gottes willen! Was ist denn passiert?«, frag ich jetzt, weil mir gleich ein Atomunfall im nahen KKI Ohu durchs Hirn schießt.

»Der Leopold kommt doch am Wochenende«, hör ich den Papa durch eine Sagrotanwolke frohlocken.

»Ja, und?«

»Und er bringt die Mädchen mit!«

Jetzt muss ich vielleicht kurz erklären, dass der Leopold erstens mein Bruder (worauf ich wirklich nicht stolz bin) und zweitens grad Vater geworden ist. Und wenn der Papa von den Mädchen redet, so ist das nicht ganz verkehrt. Weil nämlich die zukünftige Frau vom Leopold, übrigens dann seine dritte, die ist gerade erst volljährig geworden und schaut auch noch viel jünger aus. Wie er sie das erste Mal mitgebracht hat, hab ich ihn direkt gefragt, ob sie denn schon zur Schule geht. Sie ist übrigens Thailänderin und praktisch ein Souvenir aus seinem letzten Urlaub.

Das zweite Mädchen ist die gemeinsame Tochter der beiden, gerade mal zehn Wochen alt und ständig in Unmengen Tücher gewickelt. Sie heißt Uschi, nach ihrer Großmutter. Weil das aber der Name von meiner verstorbenen Mama ist, nenn ich sie lieber Sushi. Sushi passt ganz einwandfrei, weil es sich hierbei auch um ein kleines, asiatisches Röllchen handelt. Also, noch mal: Der Papa sagt, dass der Leopold die Mädchen mitbringt.

»Und deshalb macht ihr jetzt hier alles keimfrei, oder was?«

»Ja, freilich! Ja, was meinst denn du, wie empfindlich so ein kleines Kind überhaupt ist. Besonders so ein Mischling. Da weiß doch das Immunsystem noch gar nicht, auf was es jetzt reagieren soll. Auf asiatische oder europäische Keime. Brandgefährlich, sag ich dir.«

Ich geh zum Ofen und schau in die Töpfe. Leer.

»Ja, Franz, heut gibt’s nix zum Essen«, sagt die Oma, zieht mit den Zähnen einen der Gummihandschuhe aus und kramt dann in ihrer Schurztasche. Fingert einen Fünfer hervor und drückt ihn mir in die Hand.

»Da, schau her. Gehst rüber zum Simmerl und kaufst dir ein paar schöne Leberkässemmeln. Weißt, wir müssen da jetzt weitermachen. Weil, was glaubst denn du, wie empfindlich so ein Kleinkind ist. Besonders, wenn es ein Mischling ist!«

Vielleicht sollten wir die Sache mit dem Hörgerät für die Oma doch noch mal in Angriff nehmen.

»Aha«, sag ich und hol erst mal den Ludwig, der wie verreckt im Hof rumliegt, ganz benebelt vor lauter Sagrotan. Wie er mich sieht, wedelt er mit dem Schwanz und wir machen uns auf den Weg.

 

»Ein paar Warme gibst mir«, sag ich gleich, wie ich zur Metzgerei reinkomm und mein damit die Leberkässemmeln. Der Simmerl weiß genau, was ich will.

»Drei oder vier?«, fragt er und öffnet die heiße Vitrine.

»Zwei«, sag ich und greif körpermittig nach dem Winterspeck, der sich dort in den letzten Wochen angesammelt hat. Die Leberkäswolke findet auf Anhieb den Weg direkt in meine Nasenlöcher. Mir trieft der Zahn.

»Vier«, sag ich. »Mach vier, Simmerl!«

Der Metzger schneidet vier dicke Scheiben ab und legt sie jeweils zwischen die halbierten Semmeln.

Senf drauf – Händlmaier – fertig.

»Du sag einmal, Simmerl, den Höpfl, den kennst du doch auch? Dein Max geht doch zu dem in die Schule, oder?«, frag ich genau zwischen der ersten und zweiten Semmel.

»Den Höpfl-Arsch? Ja, den kenn ich schon. Ziemlich gut sogar, würd ich meinen. Wir haben so eine Art Standleitung direkt in sein Büro«, sagt der Simmerl.

Interessant.

»Eine Standleitung? Wie meinst du jetzt das?«

»Ja, weil wir halt ständig in Kontakt sind, der Höpfl und ich.«

»So speziell seid’s ihr mitnander?«

»Speziell könnte man es auch nennen«, sagt der Simmerl und dann schweigt er. Dass man dem jetzt ein jedes Wort aus der Nase ziehen muss!

»Herrschaft, dass man dir jetzt ein jedes Wort aus der Nase ziehen muss«, sag ich. Ich könnt niederknien vor dem Simmerl seinem Leberkäs.

»Er ist halt ein unglaubliches Arschloch, der Höpfl. Beschwert sich praktisch über alles, wirklich alles, was der Max tut. Oder nicht tut.«

»So ein Hund ist dein Max also? Ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«

Der Simmerl war seinerzeit auch ausgesprochen beliebt bei den Lehrern. Wir müssen grinsen.

»Ja, wegen was beschwert er sich denn so alles, der Höpfl?«, frag ich ziemlich exakt zwischen der zweiten und dritten Warmen.

»Ja, wegen...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2012
Reihe/Serie Franz Eberhofer
Franz Eberhofer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Geisteswissenschaften Philosophie Metaphysik / Ontologie
Schlagworte 2. Fall • bayerische Küche • Bayerische Rezepte • Bayern • Bayernkrimi • Bestseller • Deutschsprachige Krimis • Dorfpolizist • eBook • Ed Herzog • Franz Eberhofer • Heimatkrimi • Humor • Krimi • Krimiparodie • Krimis Deutschland • Kultkrimi • Kultkrimis • Niederbayern • Niederkaltenkirchen • Oma Eberhofer • Provinzkrimi • Regiokrimi • regiokrimi bayern • Regionalkrimi • Rezepte Bayern • Rudi Birkenberger • Sebastian Bezzel • Sigi Zimmerschied • Simon Schwarz • Unterhaltung • Verfilmte Bücher • verfilmte Romane • zweiter Fall
ISBN-10 3-423-41345-X / 342341345X
ISBN-13 978-3-423-41345-9 / 9783423413459
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