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Geist - Kultur - Gesellschaft. -  Bernward Grünewald

Geist - Kultur - Gesellschaft. (eBook)

Versuch einer Prinzipientheorie der Geisteswissenschaften auf transzendentalphilosophischer Grundlage.
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2009 | 1. Auflage
343 Seiten
Duncker & Humblot GmbH (Verlag)
978-3-428-53160-8 (ISBN)
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Nach Diltheys hilflosen Versuchen, mit einer »Kritik der historischen Vernunft« den Geisteswissenschaften den Status von Wissenschaften zu verleihen, und der von Gadamer verkündeten »Überwindung der erkenntnistheoretischen Fragestellung« wagt Bernward Grünewald mit dieser Abhandlung einen prinzipiellen Neubeginn in der Theorie der empirischen Geisteswissenschaften. Er entwickelt einen Begriff der geisteswissenschaftlichen Erfahrung, der es erlaubt, die zumeist pauschal unter dem Titel »Verstehen« gefassten Akte der Sinn-Rezeption und des geisteswissenschaftlichen Begreifens zu unterscheiden und nach den Bedingungen der Objektivität dieser Erfahrung in den hermeneutischen Werk- und Sozialwissenschaften zu fragen. Eine kritische Analyse der von Heidegger inspirierten Hermeneutik Gadamers und der Ansätze zu einer Theorie der verstehenden Soziologie Max Webers führen jeweils zu einer ersten Skizze der Prinzipien geisteswissenschaftlicher Erfahrung. Diese Prinzipien müssen, entgegen der Meinung Diltheys und der neukantianischen Tradition, auf die Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung überhaupt zurückführbar sein. Nach der Kritik der Interpretations-Tradition und einer Analyse der Kantischen Vorbehalte gegen eine »Wissenschaft von der denkenden Natur« zeigt der Autor, dass die Probleme dieser Vorbehalte unter Rückgriff auf eigene Einsichten Kants und die Ergebnisse der Husserlschen Phänomenologie überwindbar sind. Eine entscheidende Rolle spielen dabei der phänomenologische Begriff des Noema und der daraus zu entwickelnde Begriff des noematischen Systems, der eine konstruktive mathematische Behandlung von Sinn-Phänomenen erlaubt. Schließlich erbringt die Formulierung der theoretischen Prinzipien der Geisteswissenschaften in Analogie zu den »Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft« den Nachweis der Möglichkeit jener Wissenschaften, die seit Dilthey »Geisteswissenschaften« genannt werden.

Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 13
A. Der Begriff der Geisteswissenschaften 19
I. Der gängige Wortgebrauch und die Kriterien für einen wissenschaftstheoretischen Begriff der Geisteswissenschaften 19
II. Meta-Intentionalität – die Reflexionsstruktur der Geisteswissenschaften 20
1. Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften – einmal nicht (bloß) als Gegensatz betrachtet 20
2. Gegenstandsstruktur und Differenzierung der Geisteswissenschafte 22
III. Empirizität – empirische und geltungskritische Reflexion 26
IV. Abgrenzung der Geisteswissenschaften gegen drei nicht - empirisch bestimmte Disziplinen 28
1. Philosophie 28
2. Theologie 31
3. Rechtswissenschaft 33
B. Empirisches Bewusstsein, Rezeptivität und begriffliche Bestimmung in den Geisteswissenschaften 35
I. Empirisches und transzendentales Bewusstsein 39
II. Hermeneutik als Überwindung der erkenntnistheoretischen Fragestellung? 49
1. Zu Heideggers Rede vom ,hermeneutischen Zirkel‘ 52
2. Gadamers Anknüpfung an Heideggers ,hermeneutische Phänomenologie‘ 58
a) Die Perspektive des lebensweltlichen Verstehens 58
b) Abgrenzung gegen Schleiermacher und Dilthey 59
c) Hermeneutische Erfahrung als Folge eines Angesprochenseins 68
d) Hermeneutik und Applikation 71
3. Konsequenzen und Widersinn der Orientierung an Gespräch und Applikation 72
III. Die erkenntnistheoretische Fragestellung in den hermeneutischen Werkwissenschaften 75
1. Objektivität und Rezeptivität 75
2. Objektivität und begriffliche Bestimmung – Das Werk als zu begreifender Gegenstand, Kategorien empirischer Werkbestimmung 81
a) Propositionaler Gehalt 81
b) Poiematischer Gehalt 82
c) Subjektiv-hermeneutische und objektiv-hermeneutische Erfahrung 85
d) Das Werk als Produkt und die zugrundeliegende ,Konzeption‘ 92
Zwischenbetrachtung 97
IV. Gnoseologische Implikationen von Webers Kategorienlehre der verstehenden Soziologie 99
1. Kulturwissenschaftliche und soziologische Kategorien als Grundbegriffe und ihre korrelativen wissenschaftlichen Aufgaben (Deutung und Erklärung) 101
2. Beispiele von Spezifikationen fundamentalerer Kategorien und Grundsätze 103
3. Der Sinnbegriff als differentia specifica kulturwissenschaftlicher Begriffe und der Korrelatbegriff des Verstehens 104
a) Aktuelles Verstehen 105
b) Erklärendes Verstehen 114
4. Die Evidenz verstehen der Deutung und die Gültigkeit der Erklärung 116
5. Kausalität – Sinn – Geltung 123
a) Das Verhältnis von Kausalität und Geltungsgründen – die Funktion der Rationalität 123
b) Wertrationalität und Irrationalität 129
Exkurs zu einschlägigen moralphilosophischen Fragen 129
c) Gesetzlichkeit, Individualität und Geschichtlichkeit 133
d) Geschichtlichkeit und geschichtliches Bewusstsein der Handelnden 136
e) ,Subjektivität‘ und ,Objektivität‘ der Wertbeziehung 137
6. Erkenntnistheoretisches Resümee der Auseinandersetzung mit Webers Kategorienlehre 145
a) Sponaneität und Rezeptivität der Wissenschaft – erzeugte und verstandene Begriffe 145
b) Die Schematisierung der Kategorien durch die Differenzierung des Sinns 148
V. Die Frage nach Prinzipien geisteswissenschaftlicher Erfahrung und ihrem transzendentalphilosophischen Fundament 151
C. Rückgang auf die Kantische Transzendentalphilosophie und die Husserlsche Phänomenologie 154
I. Bisherige Einschätzungen der Philosophie Kants in der Theorie der Geisteswissenschaften 155
1. Die übliche negative Einschätzung der Bedeutung der „Kritik der reinen Vernunft“ für die Geisteswissenschaften 155
2. Die positivere Einschätzung der Bedeutung der zweiten und dritten ,Kritik‘ für die Geisteswissenschaften – und die Problematik dieser Einschätzung 156
3. Der generelle Begriff der Natur und der spezielle der denkenden Natur 158
4. Bestimmende und reflektierende Urteilskraft 162
5. Kants Geschichtsphilosophie als ,Empiriologie‘? 166
6. Rickerts werttheoretische Projektion des Irrationalen in die „Kritik der Urteilskraft“ 174
7. Die Problematik eines Rückgriffs auf die ästhetisch-reflektierende Urteilskraft 176
II. Die empirische Psychologie und die ,NATUR‘ des Geistes 182
1. Die Einschätzungen der Psychologie bei Dilthey und den Neukantianern 182
2. Kants Frage nach einer Wissenschaft von der denkenden NATUR und das Problem der Konstruktion in der reinen Anschauung 189
3. Kategoriengebrauch und innere Erfahrung 196
4. Die Frage nach Struktur und ,Grundbestimmung‘ der Phänomene der denkenden NATUR – Innere Erfahrung und die Differenz zwischen empirischem und transzendentalem Bewusstsein des Denkens 202
a) Anschauliche und begriffliche Vorstellungen 202
b) Logische und empirische Erforschung des Subjekts: ,Reflexion‘ und Apprehension 204
c) Die Erfahrbarkeit des Denkens: empirische und transzendentale Selbstaffektion 210
d) Denken als Reden mit sich selbst: Die Selbstobjektivation des Denkens durch die Sprache und das Verstehen 217
e) Die Struktur des zu Verstehenden, der bezeichneten Gedanken 219
f) Einbildungskraft und Schematismus 223
g) Das Verfügen über ein System von Sinnbeziehungen als Bedingung des Denkens und seiner Erfahrung 226
III. Der phänomenologische Begriff des Noema und der Begriff des noematischen Systems 229
1. Einige Bemerkungen zu Husserls Verhältnis zu Kant 231
2. Husserls phänomenologische Analyse der Intentionalitätin den ,Logischen Untersuchungen‘ 234
3. Husserls transzendentale Phänomenologie und die Einführung des Noema-Begriffs 239
4. Die Analyse des Zeitbewusstseins 242
5. Zeitbewusstsein, Regelbewusstsein, Verstehen 245
6. Konstitutionssysteme und noematische Systeme 249
7. Habitualitäten und konkretes Subjekt 253
8. Der Begriff eines noematischen Systems und die Idee des absoluten noematischen Systems 254
a) Das noematische System als formale Habitualität von Personen und Gemeinschaften 254
b) Die beiden ,Dimensionen‘ des noematischen Systems 256
c) Intersubjektivität der Sprache als Bedingung der Erfahrbarkeit von Gedanken und die Idee eines absoluten noematischen Systems 258
IV. Anschauungsformen und Mannigfaltigkeitsordnungen 265
1. Anschauungsformen und Mannigfaltigkeitsordnungen in Kants Theorie der Mathematik 267
2. Folgerungen für das Problem der mathematischen Behandlung von Noemata und die Möglichkeit einer Wissenschaft von der denkenden NATUR 275
D. Theoretische Prinzipien der Geisteswissenschaft 281
1. Zielsetzung 281
2. Anthropologische Vorbemerkungen: Die denkende NATUR und die NATUR des Menschen 282
I. Erstes Hauptstück: Formale Noetik 288
Erklärung 1 288
Erklärung 2 289
Erklärung 3 289
Erklärung 4 290
Grundsatz 290
Erklärung 5 290
Lehrsatz 290
Anmerkung 291
Beweis 291
Anmerkung 291
Erklärung 6 292
II. Zweites Hauptstück: Noetische Dynamik 292
Erklärung 1 292
Lehrsatz 1 292
Beweis 292
Erklärung 2 293
Lehrsatz 2 294
Beweis 294
Anmerkung 294
Erklärung 3 295
Lehrsatz 3 295
Beweis 295
Lehrsatz 4 295
Beweis 295
Allgemeine Anmerkung zur noetischen Dynamik 296
III. Drittes Hauptstück: noetische Praktik 302
Erklärung 1 302
Erklärung 2 302
Lehrsatz 1 302
Beweis 303
Anmerkung 303
Lehrsatz 2 304
Beweis 304
Anmerkung 305
Erklärung 3 306
Lehrsatz 3 306
Beweis 306
Anmerkung 307
Erklärung 4 307
Lehrsatz 4 307
Beweis 307
Anmerkung zur Wechselwirkung zwischen Personen 308
Anmerkung zur Komplikation von Handlungen 309
Anmerkung zur Wechselwirkung bei inneren Handlungen (Entscheidungen) 309
IV. Viertes Hauptstück: Noetische Phänomenologie 310
Erklärung 1 310
Lehrsatz 1 310
Beweis 310
Anmerkung 311
Lehrsatz 2 312
Beweis 312
Lehrsatz 3 312
Beweis 312
E. Freiheit zum Abschluss – Jenseits der Empirie 314
Anhang: Die speziellen modaltheoretischen Lehrsätze der MAdN 318
Literatur 324
Personenverzeichnis 337
Sachwortverzeichnis 339

Erscheint lt. Verlag 30.9.2009
Reihe/Serie Erfahrung und Denken
Zusatzinfo Abb.; 343 S.
Sprache deutsch
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Schlagworte Hermeneutik • Theorie der Geisteswissenschaften • Theorie der Sozialwissenschaften
ISBN-10 3-428-53160-4 / 3428531604
ISBN-13 978-3-428-53160-8 / 9783428531608
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