Fotografie und Geschichte (eBook)
230 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-40758-6 (ISBN)
Jens Jäger, Dr. phil., ist Heisenberg-Stipendiat und Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität zu Köln.
Jens Jäger, Dr. phil., ist Heisenberg-Stipendiat und Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität zu Köln.
Inhalt 6
1. Einleitung 8
1.1 Fotografie – Geschichte – Fotografiegeschichte? 8
1.2 Bilder und Fotografien als Quellen 9
2. Zum Forschungsstand 20
2.1 »Klassiker« 23
2.2 Geschichte der Wahrnehmung – Geschichte des Blicks 32
2.3 Fotografiegeschichte 36
2.4 Geschichtswissenschaft 41
2.5 Gegenwärtige Tendenz 44
3. Ein kurzer Abriss der Fotografiegeschichte 47
3.1 Technische und kulturelle Entfaltung des Mediums 47
3.2 Rezeption der Fotografie 56
3.3 Kommerzielle und angewandte Fotografie 61
3.4 Private Praxis 72
4. Methoden und theoretische Ansätze 75
4.1 Quellenkritik 80
4.2 Realienkunde und sozialgeschichtliche Betrachtung 84
4.3 Ikonologie und Ikonographie 87
4.4 Neuere kulturwissenschaftliche Ansätze 92
5. Themen, Ergebnisse und Problemfelder der Forschung 105
5.1 Entfaltung der Fotografie im 19. Jahrhundert 105
5.2 Fotografie von Arbeit und Industrie 114
5.3 Bildjournalismus und Propaganda 121
5.4 Fotografie von Körpern: »Rasse, »Klasse« und »Geschlecht« 155
5.5 Randgruppen: Fotografie in Gefängnis, Krankenhaus, »Irrenanstalt« 163
5.6 Das Andere und das Eigene: Reisefotografie, Kolonialfotografie, Fremde und Heimat 169
5.7 »Private Praxis«: Amateure, Knipser und populäre Fotografie 184
6. Bibliographie 195
Personenregister 228
5.2 Fotografie von Arbeit und Industrie Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wandelte sich die Arbeitswelt inklusive der Vorstellungen von Arbeit an sich. Diesen Wandel begleitete und prägte die Fotografie mit. Im Mittelpunkt der fotografischen Dokumentation stand zuerst jedoch nicht der arbeitende Mensch (Abb. 6), das wurde erst im 20. Jahrhundert eines der großen Themen der Fotografie. Wenngleich bereits früh Aufnahmen von Menschen gemacht wurden, die als Handwerker, Arbeiter oder Landarbeiter posierten, waren dies doch selten Bilder, die als Repräsentation von Arbeit und Industrie gedacht waren (vgl. zum Beispiel Briggs/Miles 1989: 92?ff.). Die Differenz zum Atelierporträt bestand darin, dass häufig die gesamte Person in Alltags- oder Arbeitskleidung ins Bild gesetzt wurde. Viele dieser Fotografien entstanden im Freien und manches Mal ließen mit aufgenommene Werkzeuge ahnen, welche Tätigkeit diese Menschen ausübten. Zwar gehen solche Bilder oft eher in die Richtung pittoresker Darstellungen oder Genreszenen, doch können sie durchaus als Aufnahmen der arbeitenden Bevölkerung angesehen werden. Die Industriefotografie unterscheidet sich von Bildern, die im weitesten Sinne arbeitende Menschen zum Thema haben, durch Provenienz, Inszenierung und (ursprüngliche) Intention (vgl. Zimmermann 2004). Hier ging es um die Selbstinszenierung von Unternehmen nach innen wie außen. Modernität, Größe, Ordnung und Leistungsfähigkeit kennzeichnen die Industriefotografie nach außen, das heißt gegenüber möglichen Kunden, aber auch gegenüber der Belegschaft. Betriebe und Fabriken wurden ebenfalls zum Nutzen eines besseren Überblicks in einer immer komplexer werdenden Firmenwelt fotografisch inventarisiert. Auch blieben die Folgen von Betriebsunfällen oder Testreihen neuer Produkte nicht undokumentiert (vgl. Lüdtke 1994). Oft wurden die Aufnahmen so inszeniert, dass für den Kenner ein Ausschnitt des tatsächlichen Arbeitsprozesses identifizierbar war, etwa das Drehen an einer Drehbank, das Walzen von Stahl oder ein Hochofenabstich. Die eben angeführten Beispiele deuten auch darauf hin, dass die überwiegende Mehrzahl der bisher analysierten Industriefotografie in großen Unternehmen, insbe-sondere der Eisen- und Stahlindustrie, entstand. Auf den Sonderfall der Bergwerksfotografie (vgl. Januarius 2008) sei nur kurz hingewiesen: Das Problem der Belichtung erschwerte Aufnahmen im Bergwerk. Tatsächlich ist Bergbau erst Ende des 19. Jahrhunderts Thema der Fotografie geworden. Anders als andere kapitalintensive Industrie gab es ohnehin seit der Frühen Neuzeit eine Abbildungstradition von Bergleuten und Stollensystemen, auf der aufgebaut wurde. So offenbaren die Aufnahmen mitunter nostalgisch-kulturgeschichtliche Absichten. Es ging nicht unbedingt um die Inszenierung einer wachsenden, dynamischen Industrie, sondern um die optische Archivierung einer jahrhundertealten Tradition (Photographieren im Bergwerk 1998). Insgesamt sind zunächst technische Großprojekte, etwa Eisenbahn- und Schiffbau und große Bauvorhaben, eher fotografisch dokumentiert als Büroarbeit, Nahrungs- und Genussmittelproduktion oder Handwerk. Landwirtschaft kam im Rahmen von Landschaftsfotografie mit in den Blick, ohne aber dass die Arbeit an sich das Sujet bildete.
Erscheint lt. Verlag | 14.9.2009 |
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Reihe/Serie | Historische Einführungen | Historische Einführungen |
Zusatzinfo | 15 sw Abb. |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Kulturgeschichte | |
Schlagworte | Bildjournalismus • Fotografie • Historische Bildforschung • Körper • Propaganda |
ISBN-10 | 3-593-40758-2 / 3593407582 |
ISBN-13 | 978-3-593-40758-6 / 9783593407586 |
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