Wir können Zukunft (eBook)
216 Seiten
Haufe Verlag
978-3-68951-016-9 (ISBN)
Vera Schneevoigt war bis Ende September 2022 Chief Digital Officer und Entwicklungsleiterin bei Bosch Building Technologies, einem der führenden Anbieter von Sicherheitstechnik mit ca. 9.000 Mitarbeiter:innen. 2018 gehörte Vera Schneevoigt zu den Preisträgerinnen des 25 Women Awards der Businessplattform Edition F, 2020 erhielt sie den Emotion-Award 'Frauen in Führung', 2023 wurde sie von der Zeitung Business Insider als 'Zukunftsmacherin' ausgezeichnet. Im Jahr 2022 kündigte sie ihren Job, um gemeinsam mit ihrem Mann ihre Eltern und Schwiegereltern zu betreuen. Vera Schneevoigt und ihr Mann sind Pflegeeltern von zwei syrischen Flüchtlingskindern, die unbegleitet nach Deutschland gekommen sind.
Vera Schneevoigt Vera Schneevoigt war bis Ende September 2022 Chief Digital Officer und Entwicklungsleiterin bei Bosch Building Technologies, einem der führenden Anbieter von Sicherheitstechnik mit ca. 9.000 Mitarbeiter:innen. 2018 gehörte Vera Schneevoigt zu den Preisträgerinnen des 25 Women Awards der Businessplattform Edition F, 2020 erhielt sie den Emotion-Award "Frauen in Führung", 2023 wurde sie von der Zeitung Business Insider als "Zukunftsmacherin" ausgezeichnet. Im Jahr 2022 kündigte sie ihren Job, um gemeinsam mit ihrem Mann ihre Eltern und Schwiegereltern zu betreuen. Vera Schneevoigt und ihr Mann sind Pflegeeltern von zwei syrischen Flüchtlingskindern, die unbegleitet nach Deutschland gekommen sind.
Warum nun also dieses Buch? Wegen des Titels! Das Thema »Wir können Zukunft« hat mich gereizt. Ich möchte von dem, was ich erlebt habe, das an Sie weitergeben, von dem ich hoffe, dass es Sie interessiert. Dieses Buch soll aber keine Autobiografie sein. Stattdessen möchte ich Ihnen gerne Impulse geben. Nicht, dass ich alles besser weiß – aber ich kann davon berichten, was in meiner Karriere als Managerin gut und was weniger gut funktioniert hat. Ich würde Sie sehr gerne auf andere Ideen bringen und Diskussionen anstoßen. Außerdem wollte ich mich nach meinem Abschied aus der Führungsposition nicht darüber grämen, dass ich langsam, aber sicher alt werde, sondern habe mich gefragt, was ich mit all meinen gesammelten Erfahrungen denn noch so machen kann. Also zum Beispiel: dieses Buch.
Ich glaube fest daran, dass wir eine gute Zukunft vor uns haben, wenn wir sie in die Hand nehmen. Sie fliegt uns nicht zu, der Weg zu ihr wird vermutlich ziemlich anstrengend, und bloß mit Beobachten, Nörgeln und Fürchten ist sie nicht zu bekommen, unsere gute Zukunft. Aber sie ist möglich. Mein erster Chef neigte dazu, bestimmte Sätze immer und immer zu wiederholen. Als ich ihn irgendwann etwas genervt darauf hinwies, meinte er: »Redundanz schafft Sicherheit.« Der Mann hat Recht und deshalb werden Sie es in diesem Buch auch wieder und wieder lesen: Wir können Zukunft.
Zugegeben: Es ist gerade nicht so einfach, optimistisch zu sein. Angesichts von Krisen, Kriegen, Klimawandel und zudem auch noch politischen Kräften, die versuchen, unsere Gesellschaft zu spalten, ist es völlig normal, dass wir im Moment ein bisschen straucheln. Es herrscht viel Veränderung von außen, auf die wir keinen oder kaum Einfluss haben. All das will ich gar nicht schönreden. Im Rückblick allerdings haben die Generationen vor uns deutlich härtere Zeiten erlebt – manche, wie mein im Jahr 1900 geborener Großvater, mussten zwei Weltkriege mitmachen. Und irgendwie ist das Leben auch für sie weitergegangen. Außerdem ist es ja nicht so, dass die heute bereits älteren Menschen nicht schon mit vielen Veränderungen klargekommen wären – von der Digitalisierung über die Wiedervereinigung bis hin zu einer globalisierten Wirtschaft.
Ich bin überzeugt, dass unsere Zukunft mit gebündelten Kräften und einer großen Portion Gemeinsinn gut werden kann. Wir sind mehr gut ausgebildete Menschen auf diesem Planeten als je zuvor. Wenn sich viele verschiedene Menschen mit einem gemeinsamen Ziel zusammentun, lassen sich Projekte ins Positive drehen, auf die vorher niemand mehr gewettet hätte – das habe ich im Laufe meines Berufslebens und auch im Ehrenamt oft erlebt.
Meine tiefste Überzeugung ist: Wir müssen neugierig, offen und lernwillig sein, wenn wir eine gute Zukunft haben wollen. Der Schlüssel dafür, dass es vielen Menschen gut oder besser als früher geht, liegt in der Bildung. Dazuzulernen ist keine Frage des Alters und auch keine Frage der Position in einem Unternehmen oder in der Gesellschaft. Es gibt immer Möglichkeiten, teilzuhaben. Der Zugang zu Wissen war noch nie so einfach wie heute.
Das Wichtigste ist: Wir sollten nicht gegeneinander denken und arbeiten, sondern miteinander. Das gilt auch mit Blick auf den Erhalt unserer Demokratie, in der es darauf ankommt, dass sich alle engagieren. Dieses Buch ist mein Appell an Sie, sich für unser Gemeinwohl einzusetzen. Und zwar nicht nur, weil das anderen hilft, sondern auch, weil es glücklich macht.
Ich jedenfalls habe durch ein Ehrenamt eine Wahlfamilie gewonnen: Mein Mann Thomas und ich haben uns 2015 mit vielen anderen Menschen dafür eingesetzt, Flüchtlingen ihr Ankommen und die Integration zu erleichtern. Im Zuge dessen lernten wir die beiden damals noch minderjährigen Brüder Ahmad und Mohamad aus Syrien kennen. Wir hatten regelmäßig Kontakt und beschlossen im Februar 2016 gemeinsam, eine Pflegefamilie zu gründen. Das war für alle Beteiligten zwar nicht immer einfach, aber ein großer Gewinn für unser Leben. Ahmad beendet gerade erfolgreich seine Ausbildung, sein Bruder Mohamad ist Anfang 2024 nach Dubai ausgewandert, wo er ein eigenes Unternehmen gegründet hat, das sich mit Renovierungen beschäftigen wird. Beide haben mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft. Diese Pflegeelternschaft war, glaube ich, das Lohnenswerteste, was Thomas und ich jemals gemacht haben. Geflüchteten Menschen einen guten Weg zu zeigen, wie sie sich in unsere Gesellschaft einbringen können, halte ich für zukunftsentscheidend. Sie müssen dabei nicht ihre Identität aufgeben, wohl aber die neuralgischen Punkte unseres Zusammenlebens kennen und akzeptieren. Menschen während der Integration zu begleiten und ihnen eine gute Bildung zukommen zu lassen, ist eine drängende gesellschaftliche Herausforderung. Ohne die Unterstützung im Ehrenamt wird die Integration nicht funktionieren. Wenn jede und jeder nur einen Menschen an die Hand nähme, würden viele Probleme gar nicht erst entstehen.
Was wir mit Gemeinsinn erreichen können, ist ein wichtiges Thema in diesem Buch. Das mit Abstand krasseste Erlebnis meines Lebens war die Flutkatastrophe an der Ahr, die in Minutenschnelle Leben entweder komplett vernichtet oder stark beeinträchtigt hat. Diese Naturkatastrophe führte zugleich zu einer beeindruckenden Solidarität, die weit über die Region hinaus sichtbar wurde. Sie hat gezeigt, was geht, wenn viele helfen.
Darüber hinaus möchte ich mit diesem Buch gerne ein paar Vorurteile widerlegen. Zum Beispiel, dass die junge Generation nicht mehr nach Führungspositionen strebt, dass Frauen sich mit Führen schwertun oder dass generell dem Führen von Menschen etwas Negatives anhaftet. Ich kann aus eigenem Erleben das Gegenteil berichten. Führung bringt Macht mit sich und eine große Verantwortung. Sie setzt voraus, dass man Menschen mag, sie in den Mittelpunkt des eigenen Handelns stellt und sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Führungspositionen sind im Leben eine temporäre Angelegenheit – wer führt, sollte also gut darauf aufpassen, sich nicht selbst zu überschätzen und zu überfordern. Ich kann nicht verstehen, warum in den Medien und der öffentlichen Wahrnehmung oft so ein verzerrtes und überwiegend negatives Bild von Managerinnen und Managern gezeichnet wird, ohne dass zugleich die positiven Beispiele gezeigt werden. Es fehlt ein differenziertes Bild und die Wertschätzung dafür, dass die Mehrheit der Managerinnen und Manager Verantwortung übernimmt und ihre Expertise einsetzt, um Unternehmen erfolgreich zu führen.
Was die junge Generation betrifft: Diese bringt ein anderes Verständnis von Arbeit mit, und das ist gut so. Wie viel jede und jeder arbeiten sollte, ist ein interessantes und gutes Thema zum Streiten. Es polarisiert. Als ich anfing, waren noch 40 Arbeitsstunden vertraglich vereinbart, bis die IG Metall die 35-Stunden-Woche durchgesetzt hat. Auf den Managementebenen wurde sowieso viel mehr gearbeitet, das gehörte in meiner Altersklasse quasi zum guten Ton. Heute wird die 4-Tage-Woche diskutiert. Ich finde diese Debatte legitim. Dieses Beharren, dass faul ist, wer nicht sehr viele Stunden arbeiten will, ist eine Selbstgefälligkeit meiner Generation, die mir ziemlich auf die Nerven geht. Schließlich sagt eine hohe Zahl an Arbeitsstunden nichts über die Qualität des Ergebnisses aus. Ich habe selbst sehr viel und intensiv in verschiedenen Zeitzonen an verschiedensten Projekten gearbeitet. Mir hat das Spaß gemacht. Ich kann jedoch verstehen, dass die Generation, die uns dabei beobachtet hat – also in der Regel unsere Kinder oder junge Leute, die mit meiner Generation zusammenarbeiten – das nicht möchte, weil sie andere Prioritäten setzt.
Wir müssen diskutieren, was wir unter Arbeit verstehen. Das ist ein perfektes Thema für einen generationenübergreifenden Dialog, und auch für einen gemeinsamen Blick auf Technologien und Innovationen. Schon angesichts der demografischen Entwicklung in unserem Land ist klar, dass wir Arbeit und auch Arbeitszeit neu betrachten müssen. Als 1965 Geborene gehöre ich zu diesen geburtenstarken Jahrgängen, die sofort nach der Schule mit irgendeiner Berufstätigkeit loslegen mussten. Angesichts der starken Konkurrenz kam gar nichts anderes infrage. Ich neige überhaupt nicht dazu, im Rückblick etwas zu bedauern, aber doch, in diesem Fall muss ich sagen: Es wäre schön gewesen, wenn ich damals mehr Zeit gehabt hätte, mich in der Welt umzusehen. Ich ermutige daher alle jungen Leute, nach ihrer Schulzeit unbedingt so viel zu reisen, so viele unterschiedliche Menschen kennenzulernen und so viel auszuprobieren, wie es ihnen möglich ist. Arbeiten werden sie in ihrem Leben noch genug.
Mein Start ins Leben war den damaligen Zeiten entsprechend grundsolide: Schule, Abitur, Ausbildung zur Industriekauffrau bei einer Siemens-Tochter. Damit hatte ich ein Fundament, von dem aus ich alles bewerkstelligen konnte. Mir war wichtig, mein eigenes Geld zu verdienen und mir damit...
Erscheint lt. Verlag | 9.9.2024 |
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Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Wirtschaft |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management | |
Schlagworte | Altern • Ausstieg • Betreuung • Biografie • Business Frauen • Care Arbeit • C-Level • Diversität • Diversity • Eltern • Entrepreneurship • Entscheiden • Festanstellung • Frauen in Führung • Frauen in Führungspositionen • führungskraft buch • Haltung • Impuls • Karriere • Laufbahn • management bücher • Moderne Führungsstile • Mut • Pflege • Resilienz • Unternehmenskultur • Vera Schneevoigt • Wirtschaftsbuch • Zukunft • Zukunft Arbeitswelt |
ISBN-10 | 3-68951-016-3 / 3689510163 |
ISBN-13 | 978-3-68951-016-9 / 9783689510169 |
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