Mainframe System z Computing (eBook)
551 Seiten
De Gruyter (Verlag)
978-3-11-101596-5 (ISBN)
In der Informatik sind einige Fachleute der Meinung, dass das Mainframe Computing seine bedeutende Zeit berschritten hat. In den letzten 10 Jahren ist die Mainframe-Ausbildung weiter eingeschränkt worden, d.h., Vorlesungen für interessierte Studenten an deutschen Universitten und Fachhochschulen existieren teilweise nur noch online im E-Learning. Das betrifft auch die dazugehrigen praktischen Übungen.
Diese Entwicklung widerspricht insgesamt dem Bedarf von Großrechner-Fachpersonal in mittleren und großen Unternehmen. In diesem Bereich ist das Problem dadurch gewachsen, dass Mitarbeiter in den Ruhestand gewechselt sind und nicht mehr zur Verfügung stehen.
In dem Buch Einführung in z/OS und OS/390 wurde bereits zu diesem Thema Stellung bezogen. Der Ist-Zustand von Mainframe-Fachpersonal auf dem IT-Arbeitsmarkt ist weiter geschrumpft. Die Universität Leipzig hat zusammen mit dem Institut für Informatik der Universitt Tübingen in der Vergangenheit versucht, diesen Prozess aufzuhalten. Es wurden Vorlesungen in Leipzig, Tübingen, Frankfurt (Frankfurt School of Finance & Management) zum Thema Mainframe Server gehalten in der Hoffnung, Studenten und Interessenten in das Mainframe Computing einzuführen. Die Universitt Leipzig verfügt seit August 2017 über einen IBM-z114-Server, auf dem im E-Learning-Lehrbetrieb die interessierten Studenten praktische Erfahrungen erhalten können.
Das vorliegende Lehrbuch Mainframe System z Computing enthält wesentliche Änderungen gegenüber der 3. Auflage des Buches Einführung in z/OS und OS/390. Dazu zählen vordergründig Kapitel zur Hardware aktueller IBM-System-z-Server (z12, z15, z16). Es gibt insbesondere praktische Erkenntnisse und Erfahrungen zu den Themen DB2, IMS, CICS, WebSphere MQ, SMF und z/OS Connect EE. Das betrifft z.T. Nutzer mit normalen und auch solche mit Administrator-Rechten.
Dr. rer. nat. Paul Herrmann
ist IBM Mainframe-Projekt-Verantwortlicher am Institut für Informatik der Universität Leipzig. Er ist zuständig für Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Großrechentechnik, für Hard- und Software des IBM zSeries Server z114. Seit 2000 ist er verantwortlicher System-Manager für IBM Großrechner-Systeme und wurde von der Firma IBM Deutschland mehrfach zum 'System-Manager des Jahres' ausgezeichnet. Er betreute zahlreiche Bachelor- und Master-Arbeiten in
diesem Bereich und veröffentlichte diverse Publikationen.
1 Einführung
1.1 Motivation
Client/Server Server bestimmen momentan maßgeblich unser Internet-Computing. Dabei spielt die Cloud eine übergeordnete Rolle. Server sind in unterschiedlichen Größenordnungen verfügbar. Kleine Server werden häufig auf der Basis von Intels x86-Architektur und eines Windows-Betriebssystems realisiert. Auf den meisten größeren Servern werden Unix-Betriebssysteme eingesetzt. Dabei findet auf der Hardware-Seite neben der x86-Architektur vor allem die IBM Power-Architektur Anwendung. In den Rechenzentren großer Unternehmen, vor allem bei Banken und Versicherungen, dominieren meist Mainframes, basierend auf IBM z/Architekturen.
IBM ist mit großem Abstand Marktführer im Mainframe-Bereich. Schätzungsweise 85–90% des Marktes werden von IBM beherrscht [1]. Ansonsten spielen vor allem Unisys mit den ClearPath Mainframes, Fujitsu mit der BS2000/OSD-Serie, HP mit den Integrity NonStop Servern und Bull mit der Novascale-Serie eine Rolle. Historisch bedingt sind unter anderem auch noch Systeme weiterer Firmen wie Hitachi im Einsatz. Im Gegensatz zu IBM setzen Unisys, Fujitsu, HP und Bull vor allem aus Kostengründen in ihren Mainframes Intel Xeon und Itanium Prozessoren ein.
IBM bezeichnet seine Hardware als System z. Die Vorgänger dieser Rechner waren die so genannten S/390-Systeme [68]. Derzeitige System z-Implementierungen werden als zEnterprise Edition (EE) bezeichnet. Als Betriebssystem wird meist z/OS Version 2.1/2.2 eingesetzt. System z und z/OS weisen gegenüber S/390-Rechnern und OS/390 eine 64 Bit-Unterstützung auf. Die Weiterentwicklung auf eine 64 Bit-Architektur ist in einigen Bereichen wie zum Beispiel in der Speicherverwaltung und bei Datenbank-Anwendungen ein sehr wichtiger Aspekt.
Zur Vereinheitlichung werden ausschließlich die aktuellen Bezeichnungen System z für die Hardware und z/OS für das Betriebssystem verwendet [74]. In vielen Fällen ist das Erläuterte jedoch ebenso für die ältere S/390-Architektur und OS/390 gültig. z/VSE (Virtual Storage Extended) ist ein weiteres Betriebssystem für IBM-Mainframe-Computer. Die Entwicklung findet hauptsächlich in Deutschland bei der IBM Deutschland Research & Development GmbH statt. Es ist nicht so weit verbreitet wie z/OS, es ist aber schlanker und schneller als z/OS und wird meist auf kleineren Systemen verwendet. z/VSE ist der Nachfolger von VSE/ESA, VSE/SP, DOS/VSE, DOS/VS und DOS/360. Die Wurzeln von z/VSE liegen also in den 1960er Jahren und dem System/360 [29]. Die neuste Version von z/VSE Release 6.2 ist seit 1. Dezember auf dem Markt verfügbar.Die Schnittstelle für Batch-Prozesse ist JCL (Job Control Language). Ebenso gibt es eine Schnittstelle für z/VSE-Konsole-Operatoren. CICS ist eines der am weitesten verbreiteten Transaktions-Monitore und ist sehr verbreitet bei z/VSE-Kunden. CICS unterstützt heute auch neueste Innovationen wie z. B. Web-Services. Mit z/VSE V6.1 wurde eine neue CICS Version eingeführt. DB2 ist auch für z/VSE verfügbar.
z/VSE unterstützt ebenso wie z/OS traditionelle 3270-Terminals als Benutzerschnittstelle. Die meisten Kunden haben aber inzwischen damit begonnen, Zugriffe mittels Webbrowser zu ihren Anwendungen zu realisieren. Die TCP/IP-Implementierung ist aus historischen Gründen ein separat zu bezahlendes Produkt und wird in zwei verschiedenen Versionen von zwei Softwareherstellern angeboten. Die meisten Kunden verwenden heute TCP/IP.
1.2 z-System
Großrechnern hängt noch immer das Image veralteter Technologie an. Es wird dabei die Renaissance ignoriert, die in den vergangenen Jahren stattgefunden hat. Zahlreiche Neuentwicklungen der Firma IBM haben dazu geführt, dass besonders Rechner der z/Architektur [44] eine technologische Spitzenposition einnehmen. Dies gilt sowohl für die Hardware als auch für das z/OS-Betriebssystem und seine Subsysteme. System z-Rechner spielen nach wie vor eine wichtige Rolle als Internet-Server.
Von den weltweit größten 2000 Unternehmen setzen weit über 90 % einen System z-Rechner als ihren zentralen Server ein. Der Rest verteilt sich auf Unix-Cluster der Firmen HP, IBM und Sun, Fujitsu BS2000/OSD-Rechner sowie einige Spezialanbieter. Genauso wie im Privatbereich der PC dominiert, kann man davon ausgehen, dass ab einer gewissen Unternehmensgröße der zentrale Server als z/OS-Rechner implementiert wird.
Etwa 2/3 aller weltweit relevanten wirtschaftlichen Daten werden im EBCDIC-Format auf Rechnern der z/Architektur gespeichert. 60 % aller vom Web aufrufbaren, wirtschaftlich relevanten Daten befinden sich auf Mainframes [2]. Es dominieren Datenbanken wie DB2, IMS, Adabas, Oracle und VSAM.
Führende Beratungsfirmen wie Gartner, Metagroup und IDC bescheinigen den System z-Rechnern eine Spitzenposition in Bezug auf Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit.
Ein-/Ausgabe-Datenraten- und Rechenleistung in kommerziellen Anwendungen sind in diesem Buch sinnvoll. Als Beispiel ist eine Analyse der Gartner Group wiedergegeben (siehe Abbildung 1.1). Die Bewertung für die einzelnen Eigenschaften erfolgte über eine Punkteskala von 1–15, wobei 1 das schlechteste und 15 das beste Ergebnis darstellt.
Abbildung 1.1: OLTP/DB Evaluation Model, Technology Comparision (Gartner Group6).
Kommerzielle Anwendungen auf Großrechnern sind durch ihre Zuverlässigkeit gekennzeichnet. Nicht selten besteht der Code bis zu 90 % aus (erprobten) Recovery-Routinen.
Es wird geschätzt, dass etwa 10 Millionen Mannjahre in die Entwicklung von unternehmenskritischen z/OS-Anwendungen investiert wurden. Das bedeutet eine Investition von etwa einer Billion US-Dollar in z/OS-Anwendungssoftware. Die so entstandenen Anwendungen laufen zuverlässig und problemlos. Es existieren weder die Motivation noch die finanziellen Mittel und das erforderliche Personal, um diese Anwendungen auf eine „moderne“ Sprachumgebung umzustellen. Im Zusammenhang mit der Jahr-2000-Umstellung bestand die Gelegenheit, die „Altlasten“ durch „moderne“ Hard- und Softwarestrukturen zu ersetzen. Hiervon wurde jedoch nur selten Gebrauch gemacht [3, 4].
Die Wartung und ständige Anpassung an sich ändernde Unternehmensbelange stellen einen erheblichen Kostenfaktor für die Unternehmen dar. Dabei stellt sich heraus, dass Wartungskosten für COBOL-Programme deutlich niedriger liegen als für C++-Programme. Die Jahr-2000-Umstellungs-Kosten pro Function Point betrugen im Durchschnitt für alle Sprachen 45 $; für Cobol-Programme lagen sie 28 $ [4]. Es werden deshalb auch sehr viele neue Anwendungen in COBOL geschrieben. Daneben hat Java eine wachsende Bedeutung im Großrechnerbereich erlangt.
Die existierende Menge an COBOL-Programmen besteht aus etwa 180 Milliarden Code-Zeilen mit einer jährlichen Zuwachsrate von 5 Milliarden Code-Zeilen [3]. Nach [5] sind derzeitig 200 Milliarden Zeilen CICS-Code in Benutzung.
Ab einer gewissen Anzahl angeschlossener Bildschirmarbeitsplätze sind für einen z/OS-Cluster die Kosten pro Benutzer deutlich geringer als bei einem Unix-Cluster. Mit wachsender Größe der Installation wächst dieser Kostenvorteil zugunsten von z/OS. Die Kosten setzen sich nicht nur aus denen für Hard- und Software zusammen. Besonders die Kosten für die Administration und die Wartung sind günstiger [6].
Bei einer Anfrage an den DV-Verantwortlichen einer deutschen Großbank, wann er seine z/OS-Anwendungen durch eine „moderne“ Technologie zu ersetzen gedenke, antwortete dieser, er glaube nicht, dass dies in den nächsten 50 Jahren geschehen werde.
1.3 Technologische Führungsposition
Die z/Architektur ist historisch-technologisch in Jahrzehnten gewachsen und hat Wurzeln, die bis in das Jahr 1964 zurückreichen. Während dieser Zeit wurde eine sehr gute Rückwärtskompatibilität bewahrt. Diese Wurzeln führten zu der weit verbreiteten Meinung, dass die System z Hard- und Software-Technologie veraltet sei und über kurz oder lang aussterben würde.
Die führende Marktposition der System z-Rechner im kommerziellen Großrechnerbereich ist vor allem auf Hardware- und Software-Technologie-Eigenschaften zurückzuführen, über die andere Rechner (noch) nicht verfügen. Auch in der Vergangenheit war System z gegenüber den Mitbewerbern technologisch immer um einiges voraus [46]. Beispiele für führende technologische Eigenschaften sind:
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Die sehr tragfähige z/Architektur, die heutigen Anforderungen gerecht wird und auf der dennoch auch Jahrzehnte alte Software noch problemlos läuft
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Fortschrittliche Hardware-Technologien, vor allem in der Ein-/Ausgabe-Architektur
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Das Parallel Sysplex-Konzept und die Skalierung mit Hilfe der Coupling Facility
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Weitreichende Partitionierungs- und Virtualisierungsmöglichkeiten
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Ein Goal-orientierter Workload-Manager
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Sehr leistungsfähige Business-Software wie der CICS-Transaktionsmonitor, der WebSphere Web Application...
Erscheint lt. Verlag | 24.7.2023 |
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Reihe/Serie | De Gruyter STEM | De Gruyter STEM |
Zusatzinfo | 199 b/w and 284 col. ill., 17 b/w tbl. |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Mathematik / Informatik ► Informatik ► Betriebssysteme / Server |
Mathematik / Informatik ► Informatik ► Datenbanken | |
Wirtschaft | |
Schlagworte | Cloud • Computer Architecture • Mainframe • Mainframe computers • REXX |
ISBN-10 | 3-11-101596-3 / 3111015963 |
ISBN-13 | 978-3-11-101596-5 / 9783111015965 |
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