Generationsdivers führen (eBook)
164 Seiten
Schäffer-Poeschel Verlag
978-3-7910-5914-3 (ISBN)
Dieter Kaiser, BWL-Studium mit Schwerpunkt Personalentwicklung, Betriebswirt-IHK, Leasingfachwirt-IHK, Train-the-Trainer (IHK-Zertifikat), Einzelhandelskaufmann-IHK; seit 2003 Seminarleitererfahrung in der Erwachsenenbildung bei privaten Weiterbildungsinstituten, 12-jährige Berufserfahrung im Vertriebsbereich der Bankenbranche (Leasing und Finanzierung), Projekttätigkeiten.
Dieter Kaiser Dieter Kaiser, BWL-Studium mit Schwerpunkt Personalentwicklung, Betriebswirt-IHK, Leasingfachwirt-IHK, Train-the-Trainer (IHK-Zertifikat), Einzelhandelskaufmann-IHK; seit 2003 Seminarleitererfahrung in der Erwachsenenbildung bei privaten Weiterbildungsinstituten, 12-jährige Berufserfahrung im Vertriebsbereich der Bankenbranche (Leasing und Finanzierung), Projekttätigkeiten.
1.5 Aktive Generationen in den Unternehmen
Das in Unternehmen beschäftigte Personal mit unterschiedlichem chronologischem Alter, Werten und Werdegängen (Prägungen) ist zukünftig durch ein altersdiverses Führungsverhalten der Young Professionals für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewinnen und zu einem Performanceteam zu verbinden. Die Unterschiede zwischen den in Unternehmen beschäftigten Personen sind nicht allein auf eine Ausprägung – das chronologische Alter – zurückzuführen. Vielmehr sind Young Professionals aufgefordert, ihr Führungsverhalten mit den individuellen Werten, Normen, Einstellungen und Erfahrungen der jeweiligen Person, unabhängig von deren chronologischem Alter, in Einklang zu bringen. Dennoch ist ein grundlegendes Verständnis der Ergebnisse der Generationsclusterforschung für Young Professionals unerlässlich, und die Übersicht an aktiv tätigen Generationen in Unternehmen und deren Prägung, Einstellung, Werte und Normen dienen als Orientierung.
1.5.1 Generationsclustermodell (Generationentypologie)
Zusammengefasst in Generationscluster (Kohorten oder Gruppen) bilden Personen (Mitarbeitende) dann eine Generation, wenn sie folgende Merkmale aufweisen:
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Ihr Geburtsdatum fällt in eine definierte Zeitspanne.
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Im Laufe ihrer persönlichen Entwicklung haben sie gemeinsam bedeutende gesellschaftliche Ereignisse oder technische Fortschritte erlebt.
Diese über verschiedene theoretische Definitionen hinweg formulierte Beschreibung des Begriffs »Generation« hat zur Folge, dass die Zeiträume zwischen den jeweiligen Generationsclustern in der Regel 15 Jahre betragen. Die Bezeichnungen der Generationscluster orientieren sich teils an bestimmenden Ereignissen (z. B. führte die hohe Geburtenrate in den 1960er-Jahren zur Bezeichnung »Babyboomer«) oder an Leitwerken (z. B. »Generation X: Tales for an Accelerated Culture« von Douglas Coupland), teils nutzen sie weiterführend das lateinische Alphabet und darauf aufbauend das griechische Alphabet, welche mit der Generation Alpha (kurz: Generation α) neu begonnen hat.7
Die aufgeführten Merkmale zur Bildung von Generationsclustern schaffen die Grundlage, Personen anhand ihres individuellen Geburtsjahres, generationsspezifischer Einstellungen sowie spezifischer Verhaltensweisen, Werte und Normen zuzuordnen und zu verankern.
Bei jedem Generationscluster ist jedoch zu berücksichtigen, dass die jeweilig getroffenen Zuordnungen über definierte Merkmale und Aussagen nicht automatisch auf alle Personen der jeweiligen Generation vollumfänglich zutreffen. Schließlich haben die in Generationscluster zusammengefassten Personen weder identische Geburtsdaten noch identische Prägungen.
1.5.2 Bezeichnung und Beschreibung der für Unternehmen relevanten Generationscluster
Für die Zuordnung von Personen zu einer bestimmten Generation bzw. zu einem Generationscluster bietet trotz der kulturellen Unterschiede zwischen Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika überwiegend die US-amerikanische Forschung ein in der Praxis bewährtes Generationsmodell.8 Auch die hiesige Fachwelt orientiert sich aufgrund fehlender europäischer Standards an diesen Generationsclustern. In Anlehnung an das von Bruch, Böhm und Kunze9 publizierte Generationsmodell werden nachstehend die folgenden, in Unternehmen aktiven Generationscluster dargestellt. Neben den Bezeichnungen für die jeweiligen Generationscluster wird
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die zugeordnete Zeitspanne an Geburtsjahren,
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das gesellschaftliche und wirtschaftliche Milieu,
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die Werte/Normen,
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die Arbeitseinstellung und
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unausgesprochene Ansprüche an eine Zusammenarbeit
zusammengefasst10 beschrieben. Auf die Beschreibung zur Nachkriegsgeneration bis 1955 wurde hier verzichtet, da die Vertreter diese Generation bis zum Jahr 2020 bereits das gesetzliche Renteneintrittsalter von 65 Jahren erreicht haben.
1.5.2.1 Generationscluster Babyboomer
In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verzeichnete man innerhalb der Zeitspanne von 1956 bis 1965 die höchsten Geburtenraten aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs in den frühen 1950er-Jahren. An der Gesamtbevölkerung von 83,2 Millionen Menschen betrug der prozentuale Anteil dieser Generation im Jahr 2021 leicht über 15 % oder 12,53 Millionen11 Personen. In anderen Generationsmodellen werden Geburtsjahrgänge bis 1970 berücksichtigt.
Gesellschaftliches und wirtschaftliches Milieu – Rahmenbedingungen
Prägend für die Generation der Babyboomer waren durch die Studentenbewegung und deren Auswirkungen angestoßene Veränderungen in der gesellschaftlichen und politischen Wertestruktur. Mit der Weiterentwicklung der Raumfahrttechnik – prominent durch die erfolgreiche Mondlandung vertreten – ergaben sich neue Einsatzmöglichkeiten für das gesellschaftliche Leben, z. B. Fernseh- und Wettersatelliten. Auf wirtschaftlichem Gebiet musste die Generation im Vergleich zur Vorgängergeneration, der Wirtschaftswundergeneration (Zeitspanne bis 1955), die graduelle Auflösung der bisher gewohnten Vollbeschäftigung erleben. Der gesellschaftliche Zusammenhalt sowie die Bildung von Interessenvertretungen und die Renaissance von Institutionen wie den Gewerkschaften wurden von der Generation der Babyboomer als stabilisierendes Gegengewicht zu den wirtschaftlichen Entwicklungen wahrgenommen.
Werte/Normen und Arbeitseinstellung
Diese Erfahrungen verschafften der Generation Babyboomer das Label einer ausgeprägten Kollaborationsbereitschaft und eines hohen Arbeitsengagements. Die umgangssprachliche Redewendung »Leben, um zu arbeiten« und die Bezeichnung »Workaholic« werden als Synonyme für den starken Leistungswillen herangezogen, der darauf zurückzuführen ist, dass die außergewöhnliche Geburtenstärke zu Konkurrenz um Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze für diese Generation führte. Diese Situation kann auch als »Fight for Jobs« bezeichnet werden. In späteren Zeitverlauf wird eine niedrige Affinität zu und im Umgang mit digitalen Medien dem Label »Babyboomer« angeheftet.
Unausgesprochene Ansprüche an eine Zusammenarbeit
Abgeleitet aus den Prägungen und den Arbeitseinstellungen der Generation Babyboomer ist eine deutliche Präferenz zu sicherheitsfördernden und stabilisierenden Regelungen der Zusammenarbeit gegeben, um die entstandene Konkurrenzsituation bewältigen zu können. Dies spiegelt sich in den Anforderungen an gemeinsames Arbeiten z. B. in Gruppen sowie in den hohen Ansprüchen an die eigene Person, was Fleiß und Disziplin betrifft. Die persönliche Kommunikation in Wort und Schrift wird gegenüber anderen Kommunikationsmöglichkeiten von der Generation Babyboomer bevorzugt und stärkt deren Loyalität gegenüber Führungskräften.
1.5.2.2 Generationscluster X (Generation Golf)
Die nachfolgende Generation mit der Bezeichnung X hat einen prozentualen Anteil von ca. 19 % an der Gesamtbevölkerung in Deutschland bzw. umfasst 16,5 Millionen12 Personen. Der Generation X werden meist die Geburtsjahrgänge zwischen 1966 und 1980 zugeordnet.
Gesellschaftliches und wirtschaftliches Milieu – Rahmenbedingungen
Für die Generation X stehen sowohl gesellschaftliche Ereignisse wie der Reaktorunfall von Tschernobyl, die Friedensverträge zur Abrüstung und der Zerfall der früheren Sowjetunion als auch die deutsche Wiedervereinigung und die Entstehung eines gesellschaftlichen Ökologiebewusstseins. Die Vertreter dieser Generation legen Wert auf eine individuelle Vermögensbildung durch Aktien, wofür der Privatisierungstrend von staatlichen Unternehmen und Strukturen als Auslöser zu betrachten ist, z. B. die Volksaktie der Telekom (T-Aktie). Das Ende der Aktien-Spekulationsblase in der gerade entstandenen New Economy (Dotcom) bescherte den Anlegern von Volksaktien spürbare Verluste und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben dadurch ihre bisher gewohnte Stabilität eingebüßt.
Werte/Normen und Arbeitseinstellungen
Der Generation X werden basierend auf den beschriebenen Erfahrungen und ihrer sozialen Prägung Label wie Wertschätzung beruflicher Qualifikation und wirtschaftlicher Individualität, Streben nach einer beruflichen Karriere und einer veränderten Balance zwischen Arbeit und Freizeit zugeschrieben, was auch in der Umkehr des Mottos der Vorgängergeneration in »Arbeiten, um zu leben« Niederschlag findet. Die weitere Bezeichnung »Generation Golf« spielt auf das typische Fahrzeug der Generation an und geht auf das gleichnamige Buch von Florian Illies zurück, in dem Konsumorientierung, Hedonismus und das Fehlen eines politischen Bewusstseins als generationstypisch geschildert werden.
Unausgesprochene Ansprüche an eine Zusammenarbeit
Die Präferenz für Individualismus – dem Narrativ der Selbstverantwortlichkeit für die eigene berufliche Entwicklung folgend –, der Wille zur Übernahme von abwechslungsreichen Aufgaben mit anderen Arbeitsformen – wie z. B. das Realisieren angestrebter Erfolge über selbstorganisierte Arbeitsgruppen oder über Projektarbeit – sowie eine leistungsbezogene Vergütungsform sind Anforderungen der Generation X...
Erscheint lt. Verlag | 6.10.2023 |
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Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management |
Schlagworte | Ageism • Altersdiversität • Altersstereotypen • Babyboomer • Generationskonflikte • Generation X • Generation Y • Generation Z • junge Führungskräfte • Personalentwicklun • Umkehr Senioritätsprinzip • unconscious bias |
ISBN-10 | 3-7910-5914-9 / 3791059149 |
ISBN-13 | 978-3-7910-5914-3 / 9783791059143 |
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