Professionelle Gesprächsführung (eBook)
487 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-80119-8 (ISBN)
Der Bestseller zur Gesprächsführung
Zum Autor
Prof. Dr. Christian-Rainer Weisbach, Universitäten Hohenheim und Tübingen, arbeitet seit mehr als dreißig Jahren in der Fort- und Weiterbildung als Personalentwickler, Coach und Trainer/Referent.
172. Kapitel
Erkennen der eigenen Gesprächshaltung
Mit Gesprächshaltung wird ein Verhalten bezeichnet, das aufgrund von Einstellungen und inneren Überzeugungen zustande kommt; es ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und unterliegt kaum situativen Faktoren. Bei vielen Menschen ist das Gesprächsverhalten spontan. Wenn Sie genau hinhören, werden Sie feststellen, dass die einzelnen Gesprächsreaktionen einander ähneln, unabhängig vom jeweiligen Gesprächspartner oder Thema.
Vielleicht sind Sie nun neugierig geworden und möchten Ihre spontane Gesprächshaltung erfahren. Dafür habe ich in Anlehnung an Roger Mucchielli (Roger Mucchielli: Das nicht-direktive Beratungsgespräch. Otto Müller Verlag, Salzburg 1972.) einen kleinen Test zusammengestellt, mit dem Sie entdecken können, wie flexibel Sie auf unterschiedliche Gesprächsanfänge reagieren.
Im Folgenden finden Sie zehn Gesprächsausschnitte, wie sie so oder ähnlich im Alltag vorkommen. Zu jeder Einstiegsäußerung des Gesprächspartners finden Sie sechs unterschiedliche Gesprächsreaktionen formuliert, die jede für sich genommen das Gespräch in eine bestimmte Richtung führen können. Wenn Sie sich die sechs Äußerungen durchgelesen haben, kreuzen Sie bitte die Antwort an, die Ihrer eigenen Reaktion am ehesten entspricht. Sollte Ihnen gar keine Äußerung gefallen – was bei der Vielzahl der individuellen Möglichkeiten durchaus der Fall sein kann –, so kreuzen Sie einfach die Erwiderung an, die der, die Sie gegeben hätten, zumindest inhaltlich 18nahe kommt. Wenn Sie die Antworten spontan ankreuzen, werden Sie etwa 15 Minuten benötigen. Im Anschluss daran finden Sie eine Anleitung, wie Sie diesen Test selbst auswerten können.
Gesprächsausschnitt Fall 1
Sie arbeiten gerade im Vorgarten. Ein Nachbar kommt vorbei und bleibt für ein kurzes Gespräch stehen. Er deutet mit dem Kopf auf den Korb mit den zusammengefegten Blättern und sagt mit Nachdruck:
„Egal, was die anderen sagen, ich habe mir jedenfalls so einen Laubsauger geholt. Sonst wächst mir das einfach über den Kopf, und das Laub muss weg von der Einfahrt, damit man sich das nicht jedes Mal alles ins Haus trägt. Natürlich ist das laut, aber eben auch viel schneller.“
Ihre Antwort (1) Wieviele Dezibel erzeugt denn so ein Laubsauger?
(2) Das finde ich jetzt aber nicht so toll! Ich hoffe, Sie halten dann wenigstens die Ruhezeiten ein.
(3) Ach, das kann ich doch für Sie mitmachen, wenn ich bei mir fege. Am besten, Sie bringen das Gerät zurück. Dann hat auch niemand unter dem Lärm zu leiden.
(4) Ich weiß ja, wie gern Sie neue technische Geräte mögen. Da konnten Sie wahrscheinlich trotz des Geräuschpegels nicht widerstehen.
(5) Sie finden so ein Gerät praktisch, aber wegen des Lärms machen Sie sich Gedanken.
(6) Na, so schlimm wird das mit dem Lärm ja nicht sein. Hier mäht doch jeder mal Rasen oder schreddert was oder so.
Gesprächsausschnitt Fall 2
Eine Freundin ist durch eine wichtige Prüfung gefallen und völlig frustriert. Sie erzählt Ihnen von dem Prüfungsgespräch:
„… und er hat ewig und ewig auf dieser Zeichnung herumgeritten. Ich hab sonst alles erklären können, und er sagt einfach nur, ich hätte ja nicht mal den Versuchsaufbau verstanden.“
19Ihre Antwort (1) Das ist doch total unfair. Allein an der Skizze kann es doch nicht gelegen haben. Der hat Dir wahrscheinlich gar nicht richtig zugehört.
(2) Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht auch Deine Erklärungen nicht alle richtig waren. Du hattest ja auch nur so kurze Zeit zum Lernen.
(3) Du hast das Gefühl, der Prüfer war ganz schön ungerecht und hat die Skizze völlig überbewertet.
(4) Was hat ihm denn an der Zeichnung genau nicht gefallen? Hat er was dazu gesagt?
(5) Ach Mensch, jetzt lass mal den Kopf nicht hängen. Du hast ja noch eine Chance in der Nachprüfung, und beim zweiten Mal hat es noch jeder von uns geschafft.
(6) Vielleicht suchst Du Dir jemand, mit dem Du Deine Unterlagen bis zur Nachprüfung nochmal durchgehst, damit Dir sowas nicht wieder passiert.
Gesprächsausschnitt Fall 3
Sie telefonieren mit Ihrer Mutter, deren Geburtstag bald ansteht. Sie stöhnt:
„Ich weiß noch gar nicht, was ich machen soll. Am liebsten würde ich ganz viele Freunde und Bekannte zum Brunch einladen. Dann müsste ich allerdings Freitag einkaufen, damit ich Samstag Zeit habe, das alles vorzubereiten. Und wenn ich daran nur denke, ist mir das gleich wieder zu viel.“
Ihre Antwort (1) Wahrscheinlich möchtest Du jetzt, dass ich Dir meine Hilfe anbiete.
(2) Du würdest am liebsten alle einladen, aber Du machst Dir Sorgen, dass Du dich damit übernimmst.
(3) Wen willst Du denn einladen? Und was soll es zum Essen geben?
(4) Dann geh doch lieber in den „Grünen Baum“, wie Tante Ursel das gemacht hat. Dann hast Du gar nichts zu tun, und die Welt kostet das auch nicht. Wenn Du willst, ruf ich da gleich mal an, ob die noch etwas frei haben an dem Wochenende.
(5) Also, ich finde das super, dass Du immer noch so viele Leute kennst.
(6) Ach, jetzt entspann dich mal. Das wird schon. Du stehst ja damit nicht allein da.
20Gesprächsausschnitt Fall 4
Einer Ihrer Mitarbeiter, Anfang Dreißig, kommt gleich nach dem Betriebsbeginn zu Ihnen und fragt in etwas aufgeregtem Ton:
„Chef, kann ich ’ne Woche Urlaub nehmen. Am liebsten wäre mir ab sofort, zur Not ab morgen. Nächste Woche bin ich dann wieder voll da.“
Ihre Antwort
(1) Na, bei Ihnen scheint’s ja wohl zu brennen, wenn Sie’s so eilig haben. Nun machen Sie sich mal keine Sorgen. Sie haben meines Wissens noch einigen Resturlaub, also eine Woche, aber erst ab morgen, klar?!
(2) Da wollen wir mal schauen, wie viel Urlaub Ihnen noch zusteht. (Schaut nach.) Sie haben noch 16 Tage, wenn Sie wollen, können Sie eine Woche oder mehr nehmen, nur heute und morgen geht’s auf keinen Fall, wohin mit der Arbeit? Ich denke, Sie nehmen sich ab Mittwoch Urlaub, sagen Sie mir nur rechtzeitig, bis wann Sie wieder da sind.
(3) Was ist denn bei Ihnen los? Geht’s Ihrer Frau nicht gut? Ärger mit den Kindern? Menschenskind, darüber können wir doch sprechen, wir sind doch keine Unmenschen.
(4) Sie scheinen im Moment in einer Notlage zu sein und hoffen mit einer Woche Urlaub da wieder rauszukommen. Am liebsten wäre es Ihnen, wenn Sie gleich wieder gehen könnten.
(5) Na, wenn Sie so aufgeregt sind, dann scheint ja irgendetwas nicht zu stimmen. Ehe ich Sie gehen lasse, möchte ich doch vorher mal hören, was Ihre Kollegen dazu meinen.
(6) Sagen Sie, wie stellen Sie sich das eigentlich vor? Malen Sie sich mal aus, da wollte jeder so mir nichts, Dir nichts hier hereinplatzen und Urlaub ab sofort haben. Ich habe nichts gegen Ihren Urlaub, aber es gibt schließlich gewisse Regeln im Betrieb, an die wir uns alle halten müssen.
Gesprächsausschnitt Fall 5
Sie besitzen eine Fahrschule. Eines Vormittags erscheint in Ihren Geschäftsräumen eine ältere Dame, die verlegen in der Tür stehenbleibt.
21 „Guten Tag. Ich weiß nicht, ob Sie vielleicht ein paar Minuten für mich Zeit haben. Ich überlege, ob ich noch den Führerschein machen soll oder ob das in meinem Alter nicht schon zu spät ist.“
Ihre Antwort
(1) Wie alt sind Sie denn, wenn ich fragen darf?
(2) Ich glaube, dass es Ihnen hauptsächlich unangenehm wäre, sich noch einmal auf die Schulbank zu setzen.
(3) Sie möchten gern einmal ungestört mit mir darüber reden und das Für und Wider abwägen.
(4) Ach, das ist doch kein Thema. Am besten, Sie probieren es einfach mal aus. In einer Stunde ist einer meiner Fahrlehrer frei, dann können Sie direkt loslegen.
(5) Nun machen Sie sich mal keine Sorgen. Das werden wir schon schaukeln.
(6) Wir haben ab und zu ältere Kunden. Ich finde das immer wahnsinnig mutig. Und ein Fahrzeug braucht man heutzutage einfach, das macht viel unabhängiger.
Gesprächsausschnitt Fall 6
Eine Ihrer Führungskräfte, Mitte Vierzig, erledigt alle Aufgaben in ihrem Bereich zu Ihrer vollsten Zufriedenheit. Sie können sich allerdings nicht erinnern, dass sie irgendwann in den vergangenen Jahren einmal eine Fortbildung besucht hat. Nachdem Sie ihr vorgeschlagen haben, auf ein mehrtägiges Führungskräftetraining zu gehen, antwortet sie knapp:
„Das ist doch nun wirklich nichts für mich. Ne, ne, lassen Sie da mal die Jüngeren hin, die können da noch was lernen, aber mich lassen Sie mal hier im Betrieb. Wer soll denn den Laden in meiner Abwesenheit führen?“
Ihre Antwort
(1) Ich denke, dass mir das nicht schlecht bekäme, wenn ich mal wieder in Ihrem Bereich arbeite, Sie gehen auf das Training und ich vertrete Sie, einverstanden?
(2) Das scheint mir mehr eine Ausrede zu sein, was Sie da sagen. Ich denke, dass es Ihnen gut anstünde, sich auch einmal fortzubilden. Ich...
Erscheint lt. Verlag | 24.1.2023 |
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Reihe/Serie | Beck-Wirtschaftsberater im dtv | Beck-Wirtschaftsberater im dtv |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Briefe / Präsentation / Rhetorik |
Wirtschaft ► Betriebswirtschaft / Management ► Unternehmensführung / Management | |
Schlagworte | Argumentieren • Gesprächshaltung • Gesprächsleitung • Gesprächspausen • Gesprächstechniken • Kommunikation • Transaktionsanalyse • Unternehmensführung • Wertschätzung • Zuhören |
ISBN-10 | 3-406-80119-6 / 3406801196 |
ISBN-13 | 978-3-406-80119-8 / 9783406801198 |
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