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Crashkurs Betriebliches Eingliederungsmanagement (eBook)

Strategie - Organisation - Gesprächsführung
eBook Download: EPUB
2022 | 2. Auflage
271 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-16048-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Viele Mitarbeitende übernehmen neben ihrer eigentlichen Rolle Aufgaben im Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) und im Integrationsteam. Gespräche nach einer längeren Krankheit von Mitarbeitenden sind dabei eine Herausforderung. Dieses Buch beschreibt leicht verständlich, worum es im BEM geht, wie Teilnehmer:innen eines Integrationsteams ihre Rolle finden und darauf aufbauend für alle Seiten erfolgversprechend und wenig belastend Gespräche führen können. Dabei geht die Autorin sowohl auf die Gesprächsformen wie auf die Besonderheiten des Gespräches nach Krankheit, Konflikten etc. ein. Mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis. Inhalte: - Einführung und Grundlagen in das Betriebliche Eingliederungsmanagement - Wirtschaftliche Bedeutung von Krankheitszeiten für Unternehmen und Mitarbeiter:innen - Gesetzliche Grundlage, rechtliche Bedeutung und Grundprinzipien des BEM - Erfolgreiche Einführung und Umsetzung von BEM im Unternehmen - Krankheitsbedingte Kündigung - Die BEM-Akte - Beteiligte und AufgabenverteilungNeu in der 2. Auflage: - Externes Fallmanagement - Gesetzliche Änderungen zur Person des Vertrauens - Folgen der Pandemie: Datensicherheit, Sicherstellung der Schweigepflicht, Umgang mit Distanz, Vertrauensaufbau , Beispiel zu Long-Covid (Fatigue-Syndrom), Homeoffice mit SuchtproblematikDigitale Extras: - Fragebögen - Checklisten - Formulare     

Susanne Weiß ist Fallmanagerin für Betriebliches Eingliederungsmanagement seit 2008 im öffentlichen Dienst. Sie ist als Beraterin für Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik tätig und hat langjährige Erfahrung in der Personalentwicklung. Ab November 2019 arbeitet sie im Betrieblichen Eingliederungsmanagement bei Airbus. Zusätzlich ist sie als Gutachterin für Betriebsvereinbarungen BEM sowie als Trainerin tätig.

Susanne Weiß Susanne Weiß ist Fallmanagerin für Betriebliches Eingliederungsmanagement seit 2008 im öffentlichen Dienst. Sie ist als Beraterin für Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik tätig und hat langjährige Erfahrung in der Personalentwicklung. Ab November 2019 arbeitet sie im Betrieblichen Eingliederungsmanagement bei Airbus. Zusätzlich ist sie als Gutachterin für Betriebsvereinbarungen BEM sowie als Trainerin tätig.

2 Implementierung von BEM in Unternehmen


Die Initiative für die Einführung von BEM geht in den meisten Unternehmen und Verwaltungen vom Personalwesen als Arbeitgebervertreter und der Arbeitnehmervertretung aus. Deren Vorstellung von der Umsetzung des BEM im Unternehmen kann durchaus unterschiedlich sein. Beliebte Streitpunkte sind die Beteiligung der Arbeitnehmervertretung an den Gesprächen, der Ausschluss krankheitsbedingter Kündigungen, eine Beendigung von BEM nach einem Zeitraum x etc. Sollte es zum grundsätzlichen Verfahren dauerhaft keine Einigung geben, kann die Einigungsstelle angerufen werden.61

Häufig gibt es zu Beginn auf beiden Seiten noch Wissenslücken und kaum Praxiserfahrung. Die Schulungen zum Thema BEM werden dann oft von den Verbänden oder Gewerkschaften selbst übernommen. Um ein gemeinsames Verständnis zum BEM zu entwickeln, haben sich aber insbesondere gemeinsame Workshops der Betriebsparteien mit einem zertifizierten und erfahrenen Disability-Manager bewährt. Er ist neutral und kann in allen Fragen der praktischen Umsetzung unterstützen. Hier können Ziele vereinbart werden und die Differenzen treten dadurch in den Hintergrund.

Als Teilnehmer dieses Workshops kommen infrage:

  • vonseiten der Arbeitgebervertretung:
    • Arbeitgeberbeauftragter mit Entscheidungskompetenz
    • Verantwortlicher für die AU-Zeitenerfassung, mit Systemkenntnissen
    • Leiter Abteilung BGM (falls die Stelle des Fallmanagers dort angesiedelt ist)
    • Fallmanager
    • Betrieblicher Sozialberater
    • Rechtsberater Arbeitgeberverband
    • Datenschutzbeauftragter
    • Vertreter der Führungskräfte62
  • vonseiten der Arbeitnehmervertretung:
    • Betriebsrats-/Personalratsvorsitzender, Vertreter
    • Schwerbehindertenvertreter
    • Rechtsbeistand63

2.1 Projektteam


Diese Teilnehmer sollten im Anschluss ebenfalls als Projektteam gemeinsam die Einführung von BEM planen und begleiten. Das Projektteam sollte möglichst klein gehalten werden und doch alle relevanten Professionen abdecken. Wenn weitere Experteninformationen benötigt werden, sollten die Experten zu den jeweiligen Meetings eingeladen werden.

Wichtig

Der Vertreter der Führungskräfte wird häufig nicht involviert, obwohl er ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Er informiert die Führungskräfte des Unternehmens über die aktuellen Veränderungen, sodass diese später die Mitarbeiter auf das BEM verweisen können. Führungskräfte sind wichtige Fürsprecher für BEM im Unternehmen. Sie einzubinden und zu informieren ist daher für den Erfolg sehr wichtig.

Nachdem ein gemeinsames Verständnis zum BEM entwickelt wurde, wird sich dieses Gremium über die weiteren Punkte, die zur Einführung von BEM zu klären sind, verständigen.

Nachfolgend finden Sie einen Überblick über die Aufgaben der einzelnen Funktionen des Projektteams:

  • Der Verantwortliche für die AU-Erfassung informiert über die aktuellen Daten und Fakten, wie z. B. die korrekten AU-Zahlen der Mitarbeiter etc.
  • Der Arbeitgeberbeauftragte informiert die Geschäftsführung und stellt deren Unterstützung auch bei der Finanzierung von entstehenden Kosten sicher.
  • Der oder die teilnehmenden Arbeitnehmervertreter informieren den Betriebsrat/Personalrat, informieren über den Projektstand und stellen sicher, dass sowohl mitbestimmungspflichtige als auch anhörungspflichtige Abläufe als solche berücksichtigt werden.
  • Der Datenschutzbeauftragte überprüft, welche Daten erhoben werden dürfen, wie dokumentiert wird und ob bzw. wo (handschriftlich/elektronisch) Daten gespeichert werden.
  • Die Schwerbehindertenvertretung bringt ihre Erfahrung in der Beratung und Unterstützung von chronisch Kranken und Menschen mit Behinderungen ein. Hier bestehen meist schon Kontakte zu den Inklusionsämtern, Integrationsfachdiensten und Rehabilitationsträgern vor Ort, die im BEM genutzt werden sollten.
  • Die betriebliche Sozialberatung verfügt über viel Routine in der Gesprächsführung mit Mitarbeitern, die sich in schwierigen Situationen befinden. Von dieser Stelle aus sollte in Zukunft bei Bedarf auf das BEM verwiesen werden.
  • Der Führungskräftevertreter hält seine Kollegen über den Fortschritt des Projektes auf dem Laufenden, da diese später für das BEM werben sollten.

In diesem Team versammelt sich sehr viel Fachwissen und Kompetenz, hier wird geplant, entschieden und kommuniziert.64 Bei Bedarf können immer wieder auch weitere Teilnehmer eingebunden werden.

2.2 Ablauf der Implementierungsphase


In der Implementierungsphase sind mehrere Schritte umzusetzen, die teilweise parallel ablaufen und im Einzelnen nicht immer zeitlich voneinander abgrenzbar sind:

  1. Informationsveranstaltungen zum BEM für Führungskräfte, Interessenvertretungen, Betriebsarzt, Fachkraft für Arbeitssicherheit, BKK usw.
  2. Festlegung und Qualifizierung des späteren BEM-Teams und der Fallmanager
  3. Entwicklung aller Dokumente und Formulare (Einladungen, Gesprächsdokumentation, Maßnahmenpläne, Einverständniserklärungen sowie Checklisten und Gesprächsleitfäden)
  4. Erstellen der Unterlagen und Materialien für die interne Öffentlichkeitsarbeit
  5. Anschaffung der benötigten abschließbaren Schränke, ausgestattet mit Hängeregistern
  6. Festlegung eines Prozessablaufes mitsamt den Verantwortlichen und den Zeitabfolgen und Fristen
  7. Abschluss einer Betriebs-/Dienstvereinbarung (BV/DV) zum BEM, alternativ eine befristete Geschäftsordnung, wobei das erste Jahr als Probe- und Lernphase betrachtet wird
  8. Umfassende Information, Überzeugung und Werbung bei der gesamten Belegschaft zu BEM, z. B. Vorstellung auf Betriebsversammlung etc.65

Die Komplexität der Implementierung von BEM sollte von einem Projektmanager gesteuert werden.

2.3 Betriebs- oder Dienstvereinbarung zum BEM


Das BEM wird selten mit einem gegenseitigen Vertrauen der Betriebsparteien durchgeführt. Daher ist eine schriftliche rechtsgültige Vereinbarung für die Beteiligten vor der Einführung von BEM ein übliches Vorgehen.66 Damit wird die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gelegt. Insbesondere beim Datenschutz ist eine gemeinsame Vorabregelung wichtig: »Da kein Mitbestimmungsrecht im Einzelfall besteht, sollte der Betriebsrat vor der Speicherung von Daten im Rahmen des BEM eine Betriebsvereinbarung, notfalls über die Einigungsstelle, erzwingen.«67

Im Vorfeld des BEM sollten sich die Beteiligten bei der gemeinsamen Erarbeitung der BV/DV die Frage stellen, wann der richtige Zeitpunkt für das schriftliche Festhalten der Vereinbarung ist. Von einer gemeinsam abgeschlossenen BV/DV können die Beteiligten nicht mehr einfach abweichen, ohne dies mit den weiteren Beteiligten abzustimmen, auch wenn es dem Verfahren zuträglich wäre.68 Viele Betriebsvereinbarungen konzentrieren sich anfänglich sehr stark auf den Schutz der Rechte der BEM-Berechtigten und lassen dabei andere wichtige Fragen außer Acht. Im Laufe der Zeit gibt es dann Veränderungen, bei denen die praktische Umsetzbarkeit des Verfahrens mehr Beachtung findet.

BEISPIEL:

In der Vor-BEM GmbH wurde in einem der ersten Entwürfe für die Betriebsvereinbarung festgelegt, dass der BEM-Berechtigte eine Genehmigung vom Arzt benötigt, wenn er an einem BEM-Gespräch teilnimmt. Hierfür gibt es keinen sachlichen Grund: Die Befreiung von der Pflicht zur Arbeitsleistung hat nichts mit der Frage zu tun, ob der Arbeitnehmer zu einem Gespräch hinsichtlich der Vermeidung zukünftiger Fehlzeiten erscheinen kann – solange ihn die Erkrankung nicht tatsächlich am Erscheinen hindert. In der Praxis hätten die BEM-Berechtigten diese Bescheinigung allerdings bringen müssen, wenn es so vereinbart worden wäre.

Daher empfiehlt es sich, mit der schriftlichen Betriebsvereinbarung bis mindestens nach der Implementierungsphase und besser noch nach einer Testphase zu warten. In dieser Testphase können die Prozessabläufe aus der operativen Erfahrung heraus immer wieder verändert, ggf. verbessert und angepasst werden. Das Gleiche gilt für die vorab entwickelten Dokumente, die eventuell nochmals vom BEM-Team überarbeitet werden müssen, weil sie sich als wenig praktikabel herausstellen.69

Wichtig ist, bei der Entwicklung der...

Erscheint lt. Verlag 7.6.2022
Reihe/Serie Haufe Fachbuch
Haufe Fachbuch
Verlagsort Freiburg
Sprache deutsch
Themenwelt Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management Unternehmensführung / Management
Schlagworte BEM • Dienst • Eingliederung • Fallmanager • Gesprächsführung • Gesprächslösung • Gesundheitsvorsorge • Integration • integrationsteam • Krankheit • krankheitsbedingt • Krankheitsfall • Krankheitszeit • Kündigung • öffentlicher • Personalentwicklung • Wiedereingliederung
ISBN-10 3-648-16048-6 / 3648160486
ISBN-13 978-3-648-16048-0 / 9783648160480
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